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Quinn

 

Ich sitze am Fenster und warte darauf, dass Mic und Maci nach Hause kommen. Heute ist ihr erster Tag in der Schule, seit sie beinahe entführt wurde. Wenn ich nur daran denke, wird mir übel.

Am Morgen nach dem Vorfall bemerkte ich blaue Flecken auf ihren Oberarmen. Ich machte mehrere Fotos mit dem Handy und schickte sie an July mit der Bitte, sie an Nico weiterzuleiten.

Mic habe ich davon nichts erzählt, weil ich Angst hatte, dass er durchdreht. Ich musste mich fast übergeben, als ich sie sah. Wie hätte Mic darauf reagiert?

Nach zwei Tagen zu Hause hat Maci uns angefleht, wieder zur Schule gehen zu dürfen. Mic willigte ein, und ich habe letztlich auch zugestimmt, obwohl ich sie lieber länger bei mir behalten hätte. Jetzt ist Maci in der Schule, und ich bin ein nervöses Wrack. Ich will einfach nur, dass mein kleines Mädchen in Sicherheit ist.

Cobi Mayson kam gestern vorbei und bestätigte eigentlich nur, was wir bereits wussten. Neu war, dass der schwarze Wagen eine Limousine ist.

Es ist meine Schuld, dass mir meine Kleine beinahe weggenommen wurde. Hätte ich nicht als Tänzerin gearbeitet, gäbe es diesen Mistkerl in unserem Leben nicht.

Die Übelkeit verstärkt sich. Ich laufe ins Gästebad und schaffe es gerade noch rechtzeitig zur Toilette. Mich wundert es nicht, dass mein Magen auf die Ereignisse der letzten Tage so reagiert.

Auf wackeligen Beinen putze ich mir die Zähne und betrachte mein fahles Gesicht im Spiegelbild. Zurück im Wohnzimmer gehe ich wieder auf und ab, während ich aus dem Fenster starre. Ich kann mich auf nichts anderes konzentrieren und denke nur an Maci. Die Anspannung legt sich erst, als ich Mics Wagen sehe. Er hat sie heute von der Schule abgeholt.

Ich bleibe mitten im Wohnzimmer stehen und warte darauf, dass die beiden reinkommen. Als sie durch die Tür treten, läuft mein Mädchen in meine Arme.

»Hallo Baby. Wie war dein Tag?« Ich betrachte prüfend ihr Gesicht.

Ihr Kinn zittert. »Ich durfte in der Pause nicht nach draußen gehen und nicht einmal alleine auf die Toilette.«

»Du weißt, dass es zu deiner Sicherheit ist. Sie wollen dich nur beschützen.« Ich streiche über ihr Haar.

»Ich weiß, aber es war trotzdem doof.« Maci krault Lolas Kopf, bevor sie mit der Hündin in ihrem Zimmer verschwindet.

»Wenigstens nimmt die Schulleitung die Sache ernst«, sage ich, als Mic seine Arme um mich legt.

»Hoffentlich dauert es nicht mehr lange, bis wir den Kerl erwischen.« Er sieht mich genau an. »Du bist blass. Fühlst du dich nicht gut?«

Wir haben in den vergangenen Nächten nur wenig und schlecht geschlafen. Maci verbrachte nur die erste bei uns im Bett, danach wollte sie wieder mit Lola in ihrem Zimmer bleiben. Wir beide haben mehrmals nach ihr gesehen.

»Ich bin einfach nur müde.« Ich halte mich an ihm fest.

»Mach ein Nickerchen. Wir kommen schon klar.« Mic küsst mich sanft auf die Lippen, dann dreht er mich um und schiebt mich in Richtung Schlafzimmer.

Ich gehe nur widerwillig, schlafe aber ein, sobald mein Kopf das Kissen berührt.

 

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Langsam werde ich verrückt. Seit zwei Wochen bin ich in Mics Haus eingesperrt, und der Kerl, der mich bedroht, läuft immer noch frei herum.

Maci und ich sind nie allein. Wenn Mic arbeitet, ist immer einer seiner Brüder aus dem Clubhaus oder einer von Jax’ Männern bei uns. Ich bin dankbar, dass sie hier sind und uns beschützen. Trotzdem drehe ich durch, wenn ich nicht bald rauskomme.

Ich nehme mein Handy und wähle Mics Nummer. Er geht sofort ran. »Hey Babe, was gibt’s?«

»Ich will mit Maci zu meinem Haus und noch ein paar Sachen holen. Ist es okay, wenn Chris uns begleitet?«

»Ja, das ist gut. Ich habe gestern nach den kleinen Fallen gesehen. Sie waren unberührt. Wenn ihr schon mal da seid, solltet ihr entscheiden, welche Sachen ihr zu uns bringen und welche ihr einlagern oder abgeben wollt. Es ist an der Zeit, dass ihr offiziell bei mir einzieht.« Er sagt das, als wäre es eine beschlossene Sache.

»Du kannst nicht einfach über mein Leben bestimmen und ohne mich entscheiden. Zuerst beschließt du, dass mein Auto nicht sicher genug ist. Hallo … Was ist damit passiert? Und jetzt soll ich mein Zuhause aufgeben. Du hast Glück, dass ich dich liebe.« Ich erstarre und schließe die Augen. Mist, das hätte ich nicht sagen sollen. »Ähm … ich muss los.« Ich lege auf und stelle mein Telefon auf lautlos.

Ich gehe zu Macis Zimmer und werfe einen Blick hinein. Sie liegt auf ihrem Bett und liest, Lola ist wie immer an ihrer Seite. »Hey, mein Mädchen. Zieh dir deine Schuhe an. Wir holen noch ein paar Sachen aus unserem Haus. Und es ist gut, mal ein bisschen raus zu kommen.«

Sie springt auf und schlüpft in ihre Schuhe. Hand in Hand gehen wir nach draußen zu Chris, der vor der Garage steht. »Hey, hat Mic dich angerufen?«

»Ja, ich begleite euch.«

Wir setzen uns in seinen Truck und fahren zu mir. Chris parkt in der Einfahrt und stellt den Motor ab. Ich helfe Maci beim Aussteigen. Gemeinsam folgen wir Chris.

Vor der Haustür hält er uns zurück. »Bleibt hinter mir. Ich schaue mich nur kurz um.«

Ich nicke und gebe ihm meine Schlüssel.

Sobald wir eintreten, beschleicht mich ein merkwürdiges Gefühl, das ich schnell abschüttle. Seit wir bei Mic wohnen, wirkt unser Zuhause verlassen. Ich schließe die Tür hinter mir und drücke Maci an meine Seite, während Chris im Flur verschwindet.

»Sollen wir Dad heute etwas Besonderes zum Abendessen kochen?«, frage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.

»Aubergine Parmigiana.« Natürlich wählt sie ein Gericht, das mir nie so richtig gelingen will. Aber für sie würde ich alles tun.

»Klar doch. Während ich die Sachen zusammenpacke, kannst du eine Einkaufsliste schreiben.« Ich höre ein dumpfes Geräusch, das ich mir nicht erklären kann. Dann ein Grunzen. Ich tippe Maci an und gebärde, dass irgendetwas nicht stimmt und sie ihren Dad anrufen soll.

Mit zitternden Händen antwortet sie, dass sie Angst hat.

Ich erwidere, dass sie ein mutiges Mädchen ist. Sie solle sich verstecken und Mic anrufen.

Maci läuft in die Küche. Sobald sie verschwunden ist, nehme ich eine Vase von der Anrichte und halte sie hoch über dem Kopf.

»Chris?«, rufe ich und gehe ein paar Schritte auf mein Schlafzimmer zu. Die Tür ist halb geschlossen. Ich versuche, sie aufzuschieben, doch sie lässt sich nur schwer bewegen. Vorsichtig spähe ich um die Ecke und finde Chris auf dem Boden liegend vor.

Ich prüfe seinen Puls. Glücklicherweise scheint er nicht ernsthaft verletzt zu sein. Ich zittere am ganzen Körper. Wie aus dem Nichts legt sich ein Arm um meine Taille und eine Hand bedeckt meinen Mund, um meinen Schrei zu dämpfen.

»Ich war eine Woche lang jeden Tag hier und habe auf dich gewartet. Ich wusste, dass du zu mir kommen würdest.« Ich spüre, wie er seine Lippen an mein Ohr presst. »Mic dachte, er wäre schlau, wenn er diese kleinen Fallen aufstellt. Ich bin viel schlauer und habe sie in der ersten Nacht gefunden. Als ich ging, habe ich sie einfach wieder aufgestellt.« Er drückt seine Nase an meinen Hals, atmet ein und küsst mich hinter dem Ohr. »Fuck, ob du wohl genauso süß schmeckst, wie du riechst?«

Ich erschaudere bei dem Gedanken. »Bitte, lass mich gehen«, murmle ich gegen seine Handfläche.

»Ich nehme meine Hand weg. Aber wenn du schreist, wird es dir leidtun.« Er gibt meinen Mund frei, und ich atme tief ein.

»Warum tust du das? Ich kenne dich doch gar nicht.«

Diese Antwort gefällt ihm nicht, denn er wirbelt mich herum und schlägt mir auf den Mund. Als ich ihm ins Gesicht spucke, holt er erneut aus. Die Wucht lässt mich gegen die Wand prallen.

Er packt mich an den Haaren und zieht mich wieder auf die Beine. »Du gehörst mir. Du tanzt für mich und nur für mich. Ich sehe doch, wie du mich ansiehst, als wäre ich der einzige Mann im Club. Ich war so traurig, als du das Joker’s verlassen hast, und musste lange suchen, bis ich dich endlich gefunden habe.«

»Du wolltest mir meine Tochter wegnehmen.« Ich trete ihm auf den Fuß und verpasse ihm einen Kopfstoß. Blut spritzt aus seiner Nase, und er heult vor Schmerz auf.

Plötzlich ist er wie eine Bestie. Er ballt die Fäuste, und ich kann mich nicht gegen sie wehren.