Hätte man Mephisto vor die Aufgabe gestellt, eine möglichst destruktive Wirtschaftsordnung zu entwickeln, wäre ihm wohl nicht viel anderes als die real existierende kapitalistische Marktwirtschaft eingefallen. Die Zwickmühle Kapitalismus von Klaus Simon stellt eine vorzügliche Analyse der Grundpfeiler dieses Systems dar – gut recherchiert und dennoch für den Laien leicht lesbar.
Gleichzeitig ist das Buch ein Kompendium an alternativen Denkrichtungen zur kapitalistischen Marktwirtschaft. Diese setzen vor allem an der Eigentums- und Geldordnung, aber auch dem Finanz- und Steuerwesen an. Der Verfasser zeigt, dass die gegenwärtige Form des Wirtschaftens nicht „enkeltauglich“ ist. Unserer Einstellung zum Wirtschaftswachstum kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Doch es geht nicht nur um institutionelle Reformen; auch ein kultureller Wandel ist notwendig, um den Planeten nicht zu Lasten kommender Generationen zu plündern. Simon illustriert, wie sich die verschiedenen Denkrichtungen nicht ausschließen, sondern ergänzen können, um dieses Ziel zu erreichen.
Betrachtet man den täglichen Tanz ums Goldene Kalb und verfolgt man die Aneinanderreihung von Desastern und Katastrophen in den Nachrichten, mag man in Resignation und Depression verfallen. Doch gerade hier setzt das Buch ein Zeichen und verweist auf die Silberstreifen am Horizont. Und wann, wenn nicht heute, ist die Zeit gekommen, sich mit den dargestellten „konkreten Utopien“ (Ernst Bloch) ernsthaft auseinanderzusetzen? Und so bleibt Simon nicht bei Analysen stehen: Zwar gibt es, wie er Friedericke Habermann zitiert, keine „Inseln im Falschen“ – wohl aber Halbinseln, „also Räume, in denen Menschen sich ein Stück weit eine andere Wirklichkeit erschaffen und ausprobieren, wohin es gehen könnte.“ Insofern ist das Buch auch eine Aufforderung zum Handeln.
Die Zwickmühle Kapitalismus füllt eine Lücke im Bücherregal des kritischen Bürgers; eine weite Verbreitung ist dem Buch zu wünschen.