2. Wochenende:

Segen

Freitag

Es gibt Freitage, an denen man zufrieden auf die Woche zurückschaut, auf eine Woche, die erfreulich und gut war. Vielleicht haben Sie gerade eine solche Woche erlebt, vielleicht war ein Tag dabei, oder zwei, an die Sie gerne denken. Und dann gibt es die Wochen, bei denen man einfach froh ist, sie überstanden zu haben.

Unabhängig davon, ob die Tage gelungen waren oder nicht, sind wir gefordert, das Erlebte gut zu heißen, es als unsere Tage anzunehmen, sagen zu können »es war o.k.«.

Das bedeutet nicht, Erlebtes im Nachhinein positiver wahrzunehmen, als es im Erleben selbst war. Es bedeutet nicht, Erlebtes nachträglich umzudeuten – schwierige Erfahrungen in der vergangenen Woche bleiben belastend, schöne Erlebnisse bleiben erfreulich. Etwas »gut heißen« heißt auch annehmen, dass die Woche so war, wie sie war. Dass wir das Erlebte nicht nachträglich beschönigen oder dramatisieren müssen. Wir nehmen für einen Moment wahr, wie diese Woche gelaufen ist – um sie dann »gut zu heißen«.

In den religiösen Traditionen wird dies »segnen« genannt, benedicere im Lateinischen, die wörtliche Übersetzung ist »gut heißen«. Es klingt vermutlich ungewohnt: Am Abend einen Tag segnen, am Freitag die vergangene Arbeitswoche segnen, nicht weil sie so super und wunderbar war, sondern weil es meine Woche war, mit all ihren Höhen und ihren Tiefen, mit allem Schweren und allem Erfreulichen.

Probieren Sie es doch einfach mal aus, nur für diesen Freitag: Segnen Sie Ihre Woche, heißen Sie Ihre Woche gut, wie immer sie war. Sie werden erleben, dass das auch Ihnen guttut.