Ich habe keine Lust!
Es ist schon hell, die Sonne scheint in Michaels Zimmer. Aber in der Wohnung ist alles noch still. Michael wundert sich. Er geht ins Elternschlafzimmer, seine Mama liegt noch im Bett. Als er sie wecken will, sagt sie zu ihm: »Mach dir dein Frühstück selbst, Micha, ich habe heute keine Lust.« Michael geht in die Küche. Hm, ein Frühstück selbst machen? Das hat er noch gar nie gemacht. Er nimmt Milch aus dem Kühlschrank, gießt sie in seine Tasse. Aber sie ist zu kalt zum Trinken, er stellt die Tasse wieder ab. »Mama!«, ruft er. Schließlich kommt seine Mama müde angeschlappt, macht ihm die Milch warm, schneidet ihm ein Stück Kuchen vom Wochenende ab (Kuchen zum Frühstück? Das gibt es sonst nie!), legt ihm frische Sachen zum Anziehen hin, und bringt ihn in den Kindergarten.
Michael wird heute von der Mutter seines Kindergartenfreundes abgeholt. Als Michael nach Hause kommt, öffnet seine Mutter ihm die Türe. Sie hat ein Buch in der Hand, murmelt ein kurzes »Hallo« und geht wieder ins Wohnzimmer. Dort kuschelt sie sich auf die Couch und liest weiter. In der Wohnung riecht es gar nicht nach Essen. Michael geht in die Küche, aber da steht immer noch das Geschirr vom Frühstück herum. Der Herd ist kalt. »Mama, ich habe Hunger!«, ruft er. Seine Mutter sagt: »Ich habe keine Lust heute zu kochen! Nimm dir was aus dem Kühlschrank.« Michael versteht die Welt nicht mehr.
Frau Mai weckt morgens ihre vierjährige Tochter. »Ich mag nicht«, sagt Susanne. »Ich will heute nicht in den Kindergarten gehen. Ich stehe nicht auf.« Frau Mai versucht es mit liebevollem Zureden, irgendwann wird sie streng, droht Fernsehverbot an, dann wird sie richtig sauer. Aber Susanne dreht sich um und bleibt liegen.
Zum Mittagessen kommt Susanne aus dem Zimmer. Sie setzt sich im Schlafanzug an den Tisch, schaut auf ihr Essen. »Bäh, schon wieder so eine Suppe«, sagt sie, und spuckt ihr Essen aus, dann geht sie wieder in ihr Zimmer.
Später kommt Susanne doch wieder ins Wohnzimmer. Mittlerweile hat sie immerhin einen Pulli und eine Hose statt des Schlafanzugs an. Ihr kleiner Bruder Simon sitzt auf dem Teppich und spielt mit Duplo-Steinen. Susanne tritt gegen seinen Turm. Als er anfängt zu weinen, sagt sie: »Heul doch nicht, er war sowieso nicht schön, dein Turm.«
Susannes Mutter schimpft und fordert sie auf, Simon zu helfen, einen neuen Turm aufzubauen. Susanne stampft wütend mit dem Fuß auf den Boden und schreit: »Ich habe keine Lust! Immer soll ich machen, was DU willst! Lass mich einfach in Ruhe!« Dann rennt sie in ihr Zimmer und knallt die Türe zu.
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