52. Wochenende:

Bilanz ziehen

Freitag

Max Frisch hat in seinen Tagebüchern Ende der 1960er-Jahre »Fragebögen« veröffentlicht. Seine Fragen sind überraschend, anregend, aber auch ein bisschen provozierend:

Viele solcher Fragen fügt Max Frisch an. Sie regen an, darüber nachzudenken, was mich beschäftigt, welche Themen ich ausspare, worüber ich nicht gerne nachdenke und schon gar nicht gerne rede.

Am Ende eines Jahres können wir Bilanz ziehen: Was war in diesem Jahr gut, was belastend, was hat mich gefreut und was Sorgen und Kummer bereitet? Am Ende eines Jahres können wir auch auf manches dankbar zurückschauen. Was ist gelungen, worauf bin ich stolz und worüber habe ich mich gefreut? Vielleicht tauchen auch schwere Erinnerungen auf, der Verlust eines Menschen, Verunsicherungen in der Familie oder schwierige Veränderungen am Arbeitsplatz. Am Ende eines Jahres ist es gut, sich an all das Schwere, aber auch an all das Gute nochmals zu erinnern, um dann loszulassen und »frei« in das neue Jahr zu gehen.

An Übergängen ist es gut, für manches »Dank« zu sagen, manches loszulassen – damit sich der Blick öffnen kann auf das Kommende, damit wir bereit sind für das, was kommen wird. Es ist ein alter Wunsch, an diesen Übergängen begleitet zu sein. Die Worte von Dietrich Bonhoeffer drücken diesen Wunsch aus: »Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag …« Hoffentlich auch für das kommende Jahr.