Mein Kind ist fromm!
Es gibt Momente im Leben, in denen tauchen Fragen auf, mit denen wir nicht rechnen: Was ist mir wichtig? Was ist mir wertvoll? Was ist für mich von Bedeutung? Diese Fragen suchen wir uns nicht aus, sie brechen über uns herein und fordern uns heraus, sie sind oftmals nur schwer zu beantworten. »Religion« heißt vom Wort her: Bindung, Rückbindung. Religion, also mich gebunden wissen, heißt nicht, auf alle Fragen eine Antwort zu haben, es heißt nicht, alles erklären zu können. Religion zielt auf Bindung, auf die Fähigkeit des Menschen, sich zu binden und gebunden zu sein. Menschen können sich an Materielles binden, an Geld und Besitz. Menschen können sich mit anderen Menschen verbinden und gewiss sein, dass sie geborgen und getragen sind, auch wenn geliebte Menschen äußerlich gar nicht da sind. Bindung – so sagt die moderne Psychologie – ist ein Hauptnahrungsmittel für den Menschen. Diese Fähigkeit zur Bindung können Menschen auch über sich selbst hinaus entwickeln und leben – im Sinne einer religiösen Bindung. Diese religiöse Bindung, diese »Rückbindung«, wie Religion meist übersetzt wird, kann sich auf »Gott« richten, auf »Göttliches«, das auf unterschiedliche Art ausgedrückt werden kann.
Vielleicht kennen Sie auch die Situation, dass das, was Ihnen wertvoll ist, für Ihre nächsten Angehörigen, für Ihre eigenen Kinder anders ist. Teilweise leiden Eltern darunter, dass ihnen selbst Religion und Glaube sehr wichtig sind, ihre Kinder aber nichts davon wissen wollen. Teilweise aber sind Eltern auch damit konfrontiert, dass ein Kind großes Interesse an Glaube und Religion hat, obwohl sie diesen religiösen Fragen distanziert oder ablehnend gegenüberstehen. Vermutlich ist es unumgänglich auszuhalten, dass Menschen, die uns nahe stehen eigene Interessen haben, eigene Wege gehen.
Also: Was ist Ihnen wichtig? Was würden Sie gerne weitergeben?