Prinzessin und Räuber
Für manche Menschen sind es die intensivsten Tage im Jahr – die Fastnachts-, die Karnevals-Tage. Manchen Menschen sind sie lästig, diese ausgelassenen Zeiten, in denen Regeln teilweise verändert, teilweise außer Kraft gesetzt sind. Dennoch, es hat etwas: sich verwandeln, sich verändern dürfen – für ein paar Stunden, für ein paar Tage im Jahr. Wieder einmal Prinzessin sein oder Pippi Langstrumpf, Räuber oder Cowboy oder Pirat.
Vermutlich lässt Ihr Alltag das nicht zu – sich verändern, einfach so. Und vermutlich lehrt Ihr Alltag Sie auch, dass Sie keine Prinzessin sind, kein Pirat sein dürfen, auch wenn Sie es vielleicht manchmal gerne wären. Fasching erlaubt einen Rollenwechsel, den wir uns im Alltag, in Familienarbeit und Beruf nicht erlauben dürfen. Im Fasching ist es »erlaubt«, manchmal wenigstens in Gedanken: Wer wäre ich denn gerne? Wie würde ich mich verkleiden? In welche Rolle würde ich gerne schlüpfen? Ich muss ja nicht gleich ausmalen, was vielleicht meine Mutter oder meine Schwiegermutter, mein Vorgesetzter oder mein Team zu meiner Verkleidung sagen würden.
Einmal im Jahr probehalber in ein anderes Gewand, in eine andere Rolle schlüpfen: als Kartoffelsack – ein relativ einfach zu erstellendes Gewand –, als Senftube, ein Hut aus Pappe in entsprechender Form und die dazu gehörende Farbe sind sicherlich schnell gefunden, als Pierrot, als lachender und weinender Clown zugleich, oder wie auch immer. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, wenigstens in Gedanken …