7. Wochenende (Fastenzeit):

Asche auf mein Haupt

Freitag

»Memento mori« heißt die alte Tradition des sich Erinnerns, dass wir sterblich sind. »Sei eingedenk, dass du sterben musst, dass du sterben wirst«, so lauten meist die Übersetzungen dieses spätlateinischen Spruchs.

Einmal im Jahr sich an diese Sterblichkeit zu erinnern, kann heilsam sein. »Memento mori« – nur für einen Moment: Was wäre wichtig für mich? Was würde ich verändern? Wenigstens probehalber in Gedanken. Dieser Gedanke kann helfen, Prioritäten zu setzen: Natürlich weiß ich um die dringende Hausarbeit, die ich erledigen sollte, aber ich finde plötzlich die Freiheit, auch einen Spaziergang mit meinem Partner oder einer Freundin zu machen, weil ich mich freue, dass wir uns gefunden haben. »Memento mori« macht keinen Druck und keinen Stress, wir wissen als Erwachsene sowieso, dass wir irgendwann sterben werden. »Memento mori« hilft uns, nicht zu vergessen, was zwischen so vielen Aufgaben und Ansprüchen und Erwartungen, die auf uns zukommen, für uns selbst wichtig ist. Und so kann ich für einen Moment mit diesem Gedanken ins Wochenende gehen: weil es mich erinnert, dass ich mich freue, einen mir lieben Menschen zu sehen, weil es mich erinnert, dass meine Kinder zwar manchmal anstrengend, aber zugleich meine »Schätze« sind.

Religiöse Geschichten ebenso wie Märchen erzählen von dieser Erfahrung, dass jemand in Gefahr war, sein Liebstes zu opfern, dass jemand im Trott des Alltags vergessen hat, was wichtig ist. »Memento mori« will verhindern, dass wir in all den Anforderungen, den Belastungen und den Stresssituationen vergessen, was unser Liebstes ist. Mögen Sie an diesem Wochenende ein bisschen Zeit haben für das, was Ihnen lieb ist.