Samstag

Wir misten mal das Kinderzimmer aus!

»Komm, wir misten mal das Kinderzimmer aus!«, dieser Satz verheißt nicht immer Gutes. Viele Kinder stehen diesem Vorhaben kritisch gegenüber, da sie sich von vielen ihrer geliebten Spielsachen einfach nicht trennen wollen oder können. Dann kommt es zwischen Eltern und Kindern zu Diskussionen, zu zähen Verhandlungen um jedes einzelne Stück oder auch zum Streit.

Für die Eltern ist das genauso anstrengend wie für die Kinder, weshalb manche Väter und Mütter das nicht mehr genutzte Spielzeug ohne Kinder aussortieren und sie dann vor vollendete Tatsachen stellen. Das mag zwar für den Moment als gute Lösung erscheinen, weil die Eltern sich in Ruhe dieser Aufgabe widmen können, und sich zunächst nicht mit dem kindlichen Widerstand auseinandersetzen müssen. Aber erstens bleibt dieser Widerstand häufig nicht aus, denn sobald die Kinder das »Werk« der Eltern entdecken, oder ein bestimmtes, nicht mehr vorhandenes Spielzeug suchen, kommt es zu Enttäuschung, Widerstand und Streit. Zweitens ist es sehr fragwürdig, wenn Eltern so über ihre Kinder hinweg entscheiden. Oder würden Sie, liebe Eltern, es wollen, dass jemand ohne Absprache mit Ihnen Ihren Kleiderschrank, Ihre Schuhe, Ihre Bücher oder anderes »ausmistet«?

Dieses Vorgehen entmündigt und schafft Misstrauen.

Wie aber können sich Eltern und Kinder gemeinsam dieser Aufgabe widmen?

Es ist wichtig, dass Kinder einen Sinn darin erkennen, sich von Spielsachen zu trennen. Kinder entwickeln sich schnell, und ihre Interessen verändern sich. So verändern sich auch die Bedürfnisse hinsichtlich der Spielsachen. Kindern sollte dieser Aspekt klar gemacht werden: Selbst wenn das Babyspielzeug und die Kleinkinder-Fahrzeuge noch schön sind, es spielt ja doch keiner mehr damit. Und dann ist es doch sinnvoller, sie weiterzugeben, damit andere Kinder damit spielen können, und überdies wird auch wieder Platz für Neues im Kinderzimmer. Kinder können viel lernen, wenn solche Überlegungen der Eltern mit ihnen geteilt werden, und sie als Partner in diese Aufgabe eingebunden werden.

Es gibt in jeder größeren Stadt gemeinnützige Einrichtungen, die Sachspenden – etwa gut erhaltene Kinderkleidung und Spielsachen – gerne entgegennehmen und auf solche Spenden angewiesen sind, um damit Familien zu unterstützen, denen es materiell nicht so gut geht.

Vielleicht hilft ja auch dies, wenn Kinder sich nicht so gut trennen können: Bei einer unserer »Touren« zu einer caritativen Einrichtung haben wir beim Entladen unseres Autos ein kleines Rutschauto unter den Spenden gesehen. Es hing ein Zettel daran mit einem Bild von einem kleinen Jungen, auf eben diesem Rutschauto sitzend, lachend und darunter stand, von Erwachsenenhand geschrieben: »Wir wünschen dem neuen Besitzer so viel Spaß mit diesem Auto, wie Max ihn immer hatte! Liebe Grüße!«

Da hat sich wohl auch jemand schwer trennen können und eine gute Möglichkeit gefunden, den Abschiedsschmerz zu lindern.

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