16. Wochenende:

Immer dasselbe

Freitag

Moderne Hirnforschung hat sichtbar gemacht, wie unser Gehirn funktioniert – oder eben nicht funktioniert. Reale Konflikte, der Verlust von Fähigkeiten oder Beziehungen können bei allen höheren Lebewesen zur Störung des inneren Gleichgewichts führen. Beim Menschen kommt aber noch hinzu, dass die Vorstellung allein ausreicht, um im Gehirn dieselbe Reaktion auszulösen wie z. B. der Konflikt selbst. Vermutlich kennen Sie das: Wir liegen abends im Bett, oder wachen frühmorgens auf, und die Gedanken kreisen, vor dem inneren Auge tauchen Belastungen auf, Situationen, in denen wir uns ohnmächtig oder überfordert fühlen, und schon nimmt uns dies die Ruhe zum Einschlafen oder die Kraft für den Tag.

Diese Fähigkeit des Menschen, dass die Vorstellung von Situationen in unserem Gehirn dieselben neurobiologischen Prozesse auslöst wie das Erleben der Situation selbst, ist eine Stärke und eine Belastung zugleich. Die inneren Bilder können Stress verstärken oder sie können positiv wirken, uns stärken, Sicherheit und Vertrauen geben.

Am Ende einer Woche kann ich an all das denken, was schwierig war, und die dazu gehörenden Gefühle werden mich begleiten. Ich kann aber auch an all das denken, was mich gefreut hat, was gelungen ist, wo wir gelacht haben. Ich kann auch die mir lieben Menschen nach dem fragen, was in den vergangenen Tagen oder am heutigen Tag positiv war. Ich kann mir auch für das beginnende Wochenende vorstellen, was ich bis Sonntag gerne tun würde: lesen oder Musik hören, ein bisschen spazieren gehen oder mit dem Rad eine Tour machen. Bereits in der Vorstellung lösen diese Gedanken in uns positive Gefühle aus.

Wenn Sie die positiven inneren Bilder zu nutzen lernen, kann es äußerlich ruhig, vielleicht sogar langweilig sein, und zugleich ist in Ihren inneren Bildern eine bunte, anregende Welt lebendig.