21. Wochenende:

Dicke Luft

Freitag

Streit – natürlich gehört er dazu. Wir wissen, dass es kein Zusammenleben ohne Auseinandersetzung gibt. Dennoch sind sie mühsam, diese Streitereien. In der Antike wurde von den Priestern versucht, Unglückstage vorherzusagen. Solche Tage wurden dann von den Machthabenden, vom Kaiser aus dem Kalender gestrichen, ausgesetzt, weggelassen. Damals war das möglich, weil nur der Kaiser und die Priester den Kalender kannten. Diese Idee aber ist auch für uns heute erfrischend, sie könnte auch für Streittage passen.

Denn es gibt sie bei jedem Menschen, diese mühsamen Tage, an denen wir nicht so recht in Stimmung kommen, an denen manches misslingt und vieles schwerfällt, zumindest mehr Kraft kostet als an anderen Tagen. Es gibt sie, diese Tage, an denen ein Wort das andere gibt, Streit an Punkten entsteht, die wir schon kennen, immer wieder – wegen des Aufräumens oder der Hausaufgaben, wegen mangelnder Beachtung und und und. Schön wäre, solche mühsamen Stunden einfach streichen zu können wie damals in der Antike.

Doch ist das wirklich gut, diese Tage zu streichen? »Konflikt« heißt übersetzt: »zusammentreffen, kämpfen«. Dass Menschen zusammentreffen, dass Menschen sich auseinandersetzen, ihre unterschiedlichen Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse miteinander klären müssen, das darf nicht fehlen. »Kämpfen« muss nicht zerstörerisch werden. Wir kämpfen manchmal um ein Anliegen, weil es uns wichtig ist, weil wir andere überzeugen wollen, wir kämpfen manchmal mit allem Nachdruck um einen Menschen, um die Beziehung zu ihm. Miteinander »zusammentreffen« – das braucht unser Zusammenleben, hoffentlich ohne, dass dieses Zusammentreffen im Streit stecken bleibt.