Lernen sich zu wehren
Meine Oma sagte immer zu mir: »Wenn sie dich schlagen, darfst du nicht zurückschlagen. Jesus hat sich auch schlagen lassen und hat nicht zurückgeschlagen.«
Als ich in die Grundschule kam, hat sich dann schnell herumgesprochen, dass man den kleinen Albert schlagen kann und er nicht mal zurückschlägt. Dies habe ich einige Wochen mitgemacht, bis meine Klassenkameraden mir auf dem Heimweg von der Schule die Mütze vom Kopf gerissen und in den Fluss geworfen haben. In diesem Moment war ich so wütend, dass ich zurückgeschlagen habe. Danach ging es mir aber nicht besser.
Wir tun gut daran, das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das uns Jesus als etwas sehr Wichtiges vorgelebt hat, konsequent umzusetzen. Wer aber nur die anderen liebt und sich selbst vergisst, der erfüllt das Gebot der Nächstenliebe nicht. Denn Jesus sagte deutlich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Markus 12,31).
Es geht um einen Ausgleich zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe. Sich durchzusetzen kann man lernen. Sich mit Worten, durch Diskussionen und Abgrenzung durchzusetzen, ist ein anderer Weg als mit der Faust.
Michael deutet, als Antowrt auf die Frage seiner Erzieherin: »Michael, was ist für dich ein starkes Kind?«, heftig mit der Hand auf seinen Oberarm und sagt: »Nicht hier«, und dann auf seinen Kopf, »sondern hier!«
Eine Lösung des Konflikts gelingt eben nicht, indem man einfach zuschlägt, sondern indem man darüber nachdenkt und das Gespräch sucht.