KAPITEL FÜNFZEHN

Gideon hatte Rosie gegenüber zugegeben, dass er sowohl seine Kameraden als auch Karmen im Stich gelassen hatte. Doch Rosie hatte ihn dafür nicht gehasst. Er hatte Recht gehabt: Seine Geschichte mit ihr zu teilen, war eine Befreiung gewesen, die seine innere Spannung gelockert hatte. Der Schmerz würde niemals verschwinden – aber sein Körper fühlte sich jetzt lockerer an. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte er sich nicht wie eine zusammengerollte Schlange, die bereit war, anzugreifen.

Nachdem sich die Jungs endlich bereit erklärt hatten, aus dem Pool zu steigen und sich abzutrocknen, machte Gideon Spaghetti mit selbstgemachter Soße zum Abendessen. Rosie bereitete den Salat vor, während die Jungen Knoblauchbutter auf das Brot schmierten und zusahen, wie es von den Heizstäben im Ofen getoastet wurde.

Nachdem die vier gegessen hatten, spielten sie Monopoly. Eine kurze Weile dachte er an nichts anderes als an Spiele und die Jungs. Und natürlich an Rosie, was selbstverständlich war, da er sie nicht aus dem Kopf bekam, egal wie sehr er es auch versuchte.

Um acht Uhr sagte Rosie zu Jorge: „Zeit zu gehen. Lasst uns das Spielbrett abräumen, Leute.“

„Kann Jorge hier übernachten?“ Noah hatte den Bitte-Bitte-Schmollmund perfektioniert, seine Hände waren bettelnd gefaltet. Jorge ahmte ihn nach.

Gideon war sich sicher, dass sie nachgeben würde, aber sie schüttelte den Kopf.

„Nein, Schatz, du musst mit mir nach Hause kommen.“

„Ich werde nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert.“ Hatte sie stärker auf seine Geschichte reagiert, als er gedacht hatte? War ihr nicht klar, dass er die Fehler seiner Vergangenheit nie mehr machen würde, nicht mit den Jungs?

„Das ist es nicht“, sagte sie und sah ihm in die Augen. „Ich würde nie an dir zweifeln.“

Sein Herz fühlte sich durch ihre lieben Worte mindestens zwei Größen größer an. „Was ist es dann?“ Die Jungen trugen die Monopoly-Schachtel in Noahs Zimmer und ließen die Erwachsenen das Ganze klären. Kluge Kinder. „Ich dachte, wir hätten den Jungs für diese zwei Wochen Übernachtungen versprochen.“ Ha. Vor drei Tagen war er derjenige gewesen, der gegen diese Idee angekämpft hatte.

Sie sammelte ihre Sachen zusammen, warf ihr iPad in die Tasche. „Es ist nichts. Es klappt nur heute Abend einfach nicht.“

Nichts bedeutete, dass da etwas war. Wenn irgendjemand das wusste, dann er. „Dann erzähl doch über das Nichts.“

Sie zog das Haargummi aus ihrem Pferdeschwanz und fuhr sich mit den Fingern durch ihr seidiges Haar. Und plötzlich war er wieder am Pool, mit Sonnencreme auf seinen Handflächen und ihrer glatten Haut unter seinen Fingern.

„Rosie … rede mit mir.“ Er hatte seine Last mit ihr geteilt, nun hoffte er, dass sie das Gleiche mit ihm tun würde. „Bitte.“

Sie verschränkte die Arme über der Brust und neigte sich auf eine Weise in sich selbst, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte. „Ich habe ein paar Anrufe bekommen, keiner war dran, dann legte derjenige auf.“

„Meinst du obszöne Anrufe?“ Seine Haut kribbelte und seine Finger ballten sich zu Fäusten.

Sie schüttelte den Kopf. „Am anderen Ende der Leitung hat nur jemand geatmet. Und ich …“ Sie hielt inne, ihr Gesicht wurde blass. „Ich glaube, ich weiß, wer es ist.“ Sie blickte den Flur hinab in Richtung des Zimmers von Noah. Die Tür war geschlossen. „Ich glaube, es ist Jorges Vater.“

Er hatte schon mehr als einmal über Jorges Vater nachgedacht, aber er hatte nie das Gefühl gehabt, dass es angemessen sei, Rosie oder Ari um Informationen über Rosies Vergangenheit zu bitten. Nicht, wo er nicht bereit gewesen war, seine Vergangenheit über die unerlässlichen Details hinaus zu teilen.

Sie senkte ihre Stimme trotz geschlossener Tür. „Wir haben uns vor Jorges Geburt getrennt. Obwohl ich erst neunzehn Jahre alt war, waren Jorge und ich ohne ihn viel besser dran.“

„War er gewalttätig?“ Erneut ballten sich Gideons Hände an den Seiten zu Fäusten.

Ihre Lippen wurden ganz flach. „Nein, er wollte nur kein Vater werden.“

„Und du hast den Kerl seitdem nicht mehr gesehen?“

Sie atmete durch die Nase aus, teils angeekelt, teils wütend, teils mir doch egal . „Wie gesagt, er war nicht daran interessiert, ein Kind zu bekommen. Er verließ mich, als ich ihm sagte, dass ich schwanger war.“

Was für ein Arschloch. Aber es musste noch mehr dahinterstecken, was sie heute so beunruhigte, etwas, das er nicht verstand. „Wie kommst du darauf, dass er es ist, der anruft?“

„Es ist nur so ein Gefühl.“

Bis jetzt war er immer der Zurückhaltende gewesen. Aber das Blatt hatte sich gewendet und er fischte nach Informationen. Zumindest genug, um zu wissen, ob er den Kerl mit bloßen Händen auseinandernehmen musste. Oder schlimmer. „Aber er sagt nichts, wenn er anruft?“

Sie schnitt eine Grimasse. „Ich bin nicht sicher, aber ich habe vielleicht meinen Namen gehört.“

„Deinen Namen ?“

„Ja, nur ein Flüstern.“ Ihre Lippen verzerrten sich. „Als ob er mich verspottet. Ro-o-o-o-o-sie  …“

Das war nicht gut, wirklich nicht gut. „Was denkst du, warum er nach all der Zeit zurückgekommen ist?“, fragte er. Er hatte schon eine Ahnung.

Sie atmete tief ein, atmete stoßartig aus und bestätigte dann seinen Verdacht. „Ich glaube, er will Jorge.“

Nein. Gideons Herz wurde heftig gepackt, als hätte es jemand in einen Schraubstock gepresst. „Aber du hast doch gesagt, er wollte kein Vater werden.“

In den nächsten Minuten erzählte sie ihm die ganze Geschichte, wie sie ihren Ex in einem TV-Interview mit seiner Frau gesehen hatte, bei dem sie über Babys und Unfruchtbarkeit gesprochen hatten. Rosie war sich fast sicher, dass seine Frau unfruchtbar war.

„Und du glaubst, dass dieser Typ nach sieben Jahren“, sagte er, „heiratet und sich plötzlich entscheidet, Kinder zu wollen?“

„Ja. Oder vielleicht hat seine Frau es für ihn entschieden.“

„Also hat er dich verlassen, als es ihm passte, und jetzt stürzt er sich, weil es ihm passt, wieder in dein Leben, weil er deinen Sohn haben will.“

„Ja.“ Sie schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. „Ich kenne meinen Ex. Weil seine Frau kein eigenes Kind bekommen kann, hält er es für eine gute Idee, sich mein Kind zu nehmen. Er denkt dabei nur an sich selbst – so tickt er einfach. Was ich erst viel zu spät herausgefunden habe.“

Gideon wollte Rosie in seine Arme schließen und alles besser machen. Er wollte mit den Fingern schnippen und all ihren Schmerz und ihre Ängste wegwischen. Er wollte ihren Ex niederschlagen. Vor allem aber wollte er Jorge für immer in Sicherheit bringen.

„Als ich ihn kennenlernte“, sagte sie mit leiser Stimme, „dachte ich, er sei klug und charmant. Er war älter als ich und ich ließ mich von ihm dazu verleiten, zu glauben, dass er meiner Kunstkarriere helfen könnte. Ich glaubte alles, was er mir sagte. Ich hielt ihn für etwas Besonderes. Aber das war er nicht. Meine Kunst war ihm egal. Ich war ihm egal. Und Jorge war ihm sowas von verdammt egal.“ Ihre Stimme erhob sich leicht, angefüllt mit Frustration und Wut.

Seine Fäuste verengten sich angesichts des Bedürfnisses, den Kerl zu zerquetschen. Und sein Herz schmerzte vor dem Bedürfnis, Rosie an sich zu ziehen, sie zu halten, zu fühlen, wie sie sich an ihn lehnte, ihr zu geben, was sie brauchte.

Vorerst konnte er jedoch nur so viele Details wie möglich sammeln. „War er eine Art Kunstprofessor?“

„Archie war ein Galerist.“ Sie lachte, aber es lag kein Humor darin. „Er hat es gehasst, wenn ich ihn so nannte. Er bestand immer auf Archibald. Archibald Findley.“

Archibald Findley. Gideon hasste den Mann, hasste den hochtrabenden Namen, hasste jeden, der Rosie und Jorge so behandeln konnte, wie er es getan hatte, als wären sie Wegwerfartikel.

„Er besaß eine angesehene Kunstgalerie in San Francisco namens Impressions “, fuhr sie fort. „Jeder wollte seine Arbeit dort ausstellen. Wenn man in seine Galerie kam, hatte man es geschafft.“

Während sie sprach, konnte Gideon sehen, wie es vor all den Jahren für sie gewesen sein musste. Ein Mädchen direkt nach dem Highschool-Abschluss, dass sich nach Bestätigung von einer großen, wichtigen Person sehnt, die ihr vermittelt, dass auch sie großartig sein könnte.

„Er sagte mir, meine Bilder seien fantastisch. Er sagte mir, ich sei talentiert. Er sagte mir, dass aus mir ein großer Erfolg werden würde. Und ich habe ihm geglaubt. Er wollte eine große Ausstellung nur für mich abhalten. Aber es gab bei meinen Bildern jedes Mal immer noch eine Kleinigkeit, die geändert werden musste.“ Sie seufzte. „Dann erfuhr ich, dass ich schwanger war. Und es gab keinen Archie mehr, und es gab keine Ausstellung mehr, und ich war allein. Wäre er ein guter Mann gewesen, hätte ich gewollt, dass er Teil von Jorges Leben wäre. Ich hätte meinen Sohn nie von seinem Vater ferngehalten, es sei denn, es wäre absolut notwendig gewesen.“ Ihr Ausdruck verhärtete sich. „Archie machte mir klar, dass es absolut notwendig war, dass sowohl ich als auch das Baby verschwinden mussten, damit wir nicht das schöne Leben ruinierten, das er sich so aufwendig aufgebaut hatte.“ Sie schluckte hart. „Er sagte mir, ich solle nie den Fehler machen, ihn noch einmal zu kontaktieren. Oder um zu versuchen, Unterhaltszahlungen zu bekommen. Er sagte, das Beste, was ich tun könnte, wäre …“ Es war offensichtlich, dass sie die Worte kaum aussprechen konnte. „Er wollte, dass ich Jorge loswerde.“

Gideon konnte sich nicht davon abhalten, seine Hand auf ihre Wange zu legen. „Es tut mir so leid, Rosie.“

Sie bedeckte seine Hand mit ihrer eigenen, als wolle sie Kraft von ihm schöpfen, bevor sie sagte: „Ich war zum Glück nicht allein. Denn ich hatte Ari und Chi. Sie haben mir durchs College geholfen. Sie haben mir mit Jorge geholfen. Sie waren immer da, wenn ich irgendetwas brauchte. Ohne die beiden hätten Jorge und ich es nie geschafft.“

Ihre Haut fühlte sich unter seiner Handfläche warm an – und ihre Hand über seiner versengte in völlig. „Ich verstehe jetzt, warum du meine Schwester so sehr liebst.“

Sie lächelte voller Erinnerungen. „Ich hatte sie schon vorher geliebt. Chi und Ari und ich, es war, als wären wir Schwestern, die bis zu unserem dreizehnten Lebensjahr getrennt gewesen waren.“

Er hatte sich Ari immer als allein vorgestellt, allein da draußen gegen die große böse Welt. Aber sie war nie wirklich allein gewesen. Sie hatte Rosie und Chi an ihrer Seite gehabt. Es erleichterte ihm ein kleines Stück seiner Seele, zu wissen, dass die drei sich während seiner Abwesenheit so nahe gestanden und sich gegenseitig unterstützt hatten.

Leider änderte das die Situation mit Rosies Ex nicht. Er war immer noch die schlimmste Art von Mann und er musste immer noch ausgeschaltet werden. „Ich sage, wir machen einen Ausflug zu Impressions …“ Er hielt den abfälligen Ton in seiner Stimme bei dem dummen Namen nicht zurück. „… in San Francisco und jagen dem Kerl die Gottesfurcht ein.“

Sie zog sich zurück und schüttelte gleichzeitig den Kopf. „Nein. Auf keinen Fall. Das wäre so, als würde man mit einem Schlauch in ein Hornissennest spritzen. Wir sollten die ganze Sache einfach auf sich beruhen lassen. Solange ich Jorge in meiner Nähe habe, fühle ich mich deutlich besser.“

Er wollte sie nicht noch mehr in Aufruhr versetzen als sie es bereits war, aber er musste ihr die Realität aufzeigen. „Aber was machst du, wenn Jorge wieder zur Schule geht und du wieder arbeitest? Denn wenn es wirklich dein Ex ist und er wirklich hinter Jorge her ist, dann wartet er wahrscheinlich nur darauf, dass ihr beide an zwei verschiedenen Orten seid, wodurch Jorge verwundbar wird.“ Es stand zu viel auf dem Spiel, um das Gegenteil behaupten zu können.

Ihr Gesicht wurde bleich und verletzlich.

„Es tut mir leid“, sagte er. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber wir müssen auf alles vorbereitet sein.“ Zumal Gideon aus erster Hand wusste, dass das Schlimmste manchmal wirklich passierte. „Lass mich das für dich erledigen, Rosie.“

Er würde alles tun, um sie und Jorge zu schützen.

Und dieses Mal würde er absolut nicht versagen.

* * *

Was hatte sie getan?

Gideon war ein großer Beschützer, mit viel Muskelkraft, ganz im militärischen Stil. Sie hätte wissen müssen, dass er das nicht würde auf sich beruhen lassen können. Sie vertraute ihm und respektierte seine Meinung – was auch sonst? Wenn Gideon allerdings herumstocherte, könnte Archie sehr wohl Vergeltung üben, nicht nur an ihr, sondern auch an Jorge und Gideon. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn ihrem Sohn oder dem Mann etwas zustieß, den sie so zu mögen begann.

„Archie lebt nicht mehr in San Francisco“, sagte sie ihm. „Als er die Stadt verließ, schloss er die Galerie in der Stadt. Er ist jetzt irgendwo in Las Vegas.“

Gideons Augen bekamen diesen dunklen, stürmischen Anblick. „Las Vegas bedeutet nicht, dass du sicher bist.“

Für jemanden, der sonst nicht viel redete, sprach er plötzlich richtig viel. „Hör mal, ich kann damit umgehen, wirklich.“

„Rosie …“

„Ich hole Jorge und bringe ihn nach Hause. Wir kommen schon klar.“ Sie wich Gideon aus und begab sich zur Schlafzimmertür.

Aber als sie die Tür öffnete, schliefen die Jungen bereits fest in den zwei Einzelbetten, ihre Gesichter engelsgleich.

Ihr Plan war in jeder Hinsicht vereitelt. Sie seufzte, als sie die Tür zu ihnen schloss. „Na gut, du hast gewonnen. Er kann bleiben.“ Tatsächlich konnte sie jetzt, da sie sich etwas beruhigt hatte, sehen, dass Jorge hier vielleicht sogar noch besser geschützt war. Denn wenn Archie etwas plante, dann war der sicherste Ort, an dem ihr Sohn sein konnte, der an dem auch der großes, starke Gideon war. „Ich gehe jetzt los und bin dann früh zurück, bevor sie aufwachen.“

Aber Gideon schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du allein nach Hause gehen solltest. Nicht, wenn du hier sicherer wärst.“

„Das geht wirklich nicht.“ Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren, um eine passende Ausrede zu finden. „Ich meine, ich habe keine Kleidung zum Wechseln. Oder eine Zahnbürste.“

Während sie sprach, drängte ihr Herz: bleib .

„Ich habe eine Zahnbürste für dich“, konterte er. „Brandneu. Und ich kann dir ein sauberes T-Shirt leihen, bis wir morgen früh wieder bei dir zu Hause sind.“

„Du hast auf alles eine Antwort, oder?“

Er grinste. Gideon Jones hatte tatsächlich gegrinst. In ihrer Gegenwart. Und ohne die Jungs in der Nähe. Es war erstaunlich.

Vielleicht sogar ein Wunder.

Außerdem hatte er damit Recht, dass sie hier sicherer sein würde. Sie schauderte bei dem Gedanken an Archie, der vor ihrem Haus herumschlich. Was wäre, wenn er heute Abend auftauchen würde und sie allein wäre? Was würde sie tun? Was könnte sie tun?

Die Wahrheit war, dass sie nicht genau wusste, wozu Archie fähig war oder wie weit er gehen würde, um das zu bekommen, was er von ihr wollte. Sie wusste nur, dass er viel mehr Geld hatte als sie. Wenn es zu einem Streit vor Gericht käme, könnte er gewinnen. Egal was passierte, sie musste ihren Sohn aus einem potentiell unschönen Gerichtsverfahren heraushalten.

Dann fügte Gideon einen weiteren Anreiz hinzu. „Wenn du gehst, sorge ich mich die ganze Nacht nur um euch. Bitte bleib.“

Ihren übrigen Protestversuchen war nun endgültig der Wind aus den Segeln genommen worden. Ja, sie wollte unabhängig sein, aber sie war nicht dumm. Und bei dem Gedanken, dass Gideon sich um sie sorgte, zog sich ihr Herz zusammen.

„Okay“, sagte sie schließlich. „Ich bleibe über Nacht. Danke.“ Sie streckte ihre Hand aus, um ihm die Hand zu schütteln, als würden sie eine Art Abmachung treffen. Als seien sie Geschäftspartner, statt …

Sie wusste nicht was sie waren. Selbst Freunde schien nicht mehr ganz richtig zu sein.

Als er ihre Hand in seine nahm, war nichts daran auch nur annähernd geschäftlich. Sie spürte, wie die Erde sich bewegte, spürte, wie sie bebte, spürte ihre Welt aus den Fugen geraten. Wie als sie mit ihm getanzt hatte. Und wie als er ihr nur wenige Minuten zuvor die Hand auf die Wange gelegt hatte.

„Du kannst mein Schlafzimmer haben“, sagte er mit leiser Stimme, „und ich schlafe hier draußen auf dem Sofa.“

„Das kann ich nicht zulassen.“ Sie stricht mit der Hand über das Zweiersofa und ließ ihren Blick dann über seine lange, große, wunderschöne Gestalt wandern. „Da passt du gar nicht drauf.“

„Es ist ein ausziehbares Sofa. Das klappt schon.“

„Es macht mir nichts aus, auf dem Sofa zu schlafen.“

„Nein. Ari würde mir ordentlich die Leviten lesen, wenn ich dich nicht richtig behandle.“ Seine Worte ergänzte er um ein weiteres Lächeln.

Sie ja war schon vorher überzeugt gewesen. Aber jetzt, wo er so charmant war? Und lächelte? Und sie alle fünf Minuten berührte?

Keine Frau hätte da eine Chance gehabt, zu widerstehen.

Sie hielt kapitulierend ihre Hände hoch. „In Ordnung, du hast mich überzeugt.“ Ich nehme dein Bett. Aber dafür mache ich dir morgen ein wirklich schönes Frühstück.“

„Abgemacht.“

Wer hätte gedacht, dass sie heute Nacht in Gideons Bett schlafen würde?

Das Einzige, was noch besser wäre, wäre wenn er mit ihr darin schlafen würde.