KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

In dem Moment, als Gideon die Wohnungstür zumachte, küsste Rosie ihn mit all der unausgesprochenen Liebe, all den unterdrückten Emotionen, all dem aufgestauten Begehren, die sie seit Monaten empfunden hatte. Gideons Kuss war genauso gierig, genauso verzweifelt, seine Hände waren überall.

Er zog sich lange genug zurück, um zu sagen: „Ich hatte heute schreckliche Angst.“ Dann war sein Mund wieder auf ihrem und stahl jede Antwort, die sie ihm hätte geben können. Bis er sich zurückzog, um Luft zu holen, und sagte: „Ich weiß, dass du immer tun wirst, was getan werden muss, egal wie hart es auch sein mag. Aber ich werde immer ein bisschen verrückt werden, während du das tust.“

Das zuzugeben, war eine bemerkenswerte Sache für einen so starken Mann. Aber sie verstand es. Er würde immer das Bedürfnis haben, sie und Jorge zu beschützen. Genauso wie sie immer das Bedürfnis haben würde, ihren Sohn und jetzt auch Gideon zu schützen. Ihr unersättliches Begehren für den jeweils anderen, war eine Bestätigung aller Ängste, aber auch ein Zelebrieren ihrer Liebe.

„Ich werde keine törichten Risiken eingehen“, sagte sie. „Das verspreche ich dir.“

Er nahm ihr Gesicht in seine schwieligen Hände. „Das weiß ich. Aber du musst wissen, dass du mir alles bedeutest.“

„Das weiß ich. Denn du bist auch alles für mich. Du und Jorge.“

„Ich möchte sein Vater sein“, sagte Gideon, sein Gesicht hatte einen feierlichen Ausdruck, seine Stimme war ernsthaft und bedeutungsvoll. „Ich möchte der Vater für ihn sein, den er nie hatte. Die Art von Vater, die ich nie hatte.“

„Das brauche ich auch“, antwortete sie, wobei die Emotionen in ihrer Stimme hervorkamen. „Und noch mehr als das: Jorge braucht dich.“

Er nahm sie in die Arme, trug sie ins Schlafzimmer, legte sie auf das Bett. Dann bedeckte er sie mit seinem Körper. „Ich möchte dich jeden Tag, jede Nacht, jede Stunde und jede Minute lieben.“

Ja. Bitte. “ Denn beim Liebesspiel ging es nicht nur um das Körperliche. Es waren all die kleinen Dinge, die er tun wollte, um sie jeden Tag, jede Stunde, jede Minute glücklich zu machen. Und alles, was sie tun würde, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte.

Er schob seine Hände unter die Bluse, die sie getragen hatte, um ihren Ex zu konfrontieren. Sie war nicht sexy. Sie war zweckmäßig. Genau wie der BH und alles andere, das sie anhatte. Jetzt wollte sie alles ausziehen, zerfetzen, weg damit, es nie wieder tragen. „Reiß alles runter, Gideon. Alles.“

Er nahm den Saum der Bluse in beide Hände und riss sie auseinander. Die Knöpfe flogen davon. Sie lachte, liebte es zu wissen, dass sie nun ihm gehörte – dass es kein Zurück mehr gab. Nie wieder.

Er machte sich schnell an die vordere Schließe des BHs. Die Plastiklasche knackte, als er sie auseinander brach. „Du bist so wunderschön.“ Es war, als würde er sie völlig von Neuem ansehen, als sei alles neu.

Als er sich bückte, um die Spitze einer Brust in den Mund zu nehmen, erbebte sie vor Freude, vor Ekstase, vor Verlangen, vor Liebe – und vor dem starken Wissen, dass dieser wunderschöne Mann, dieser mutige Mann, dieser loyale, fürsorgliche, starke Mann nun ihr gehörte.

* * *

Sie küsste ihn, bis ihrer beider Welt nur noch aus Empfindung bestand. Es gab nur noch Rosie. Sie hatte ihm nicht nur geholfen, sich daran zu erinnern, wie man lachte, sie hatte ihn wieder zum Leben erweckt und ihm gezeigt, dass er wieder in der Lage dazu war, zu lieben. Dass er ihrer Liebe würdig war.

Er hatte ihr bereits die Bluse zerrissen, und als er ihre weiße Jeans herunterzog und in eine Ecke warf, wusste er genau, warum sie alles zerfetzt haben wollte. Sie wollte die letzten Spuren der Verbindung zu ihrem Ex zerstören, sogar die Kleidung, die sie im Kampf getragen hatte.

Dann lag sie nackt auf ihm. „Es gab niemanden für mich seit Jorge geboren wurde und ich nehme die Pille für meinen Zyklus. Und du hattest ja gesagt, dass es schon lange niemanden mehr bei dir gab …“

„Ja“, sagte er und ließ sie den Gedanken nicht zu Ende führen lassen, weil er so vollkommen dafür war. „Tausendmal ja .“ Dann fing er ihren Mund mit einem Kuss ein, und gemeinsam zogen sie ihm Hemd und Hose aus.

Ihre Haut an seiner, ihr Mund auf ihm, als sie jeden Zentimeter nackten Fleisches küsste, entlang seines Kiefers, den Hals hinab, über seine Brust – jedes Gefühl war herrlich und trieb ihn weiter nach oben, an Orte, an denen er noch nie zuvor gewesen war. Bis sie ihn in ihre Hände nahm und ihm durch die gefährlichen Spielereien, die sie ihm antat, völlig die Sinne raubte, streichelnd, liebkosend, vergötternd.

Augenblicke später drehte er sie so schnell auf den Rücken, dass sie nach Luft schnappte. Er küsste ihr Haar, ihre Stirn, ihre Augenbrauen, ihre Augenlider und hielt für einen langen süßen Kuss an ihrem Mund an, bevor er sich an ihrem schönen Körper herunterarbeitete und keinen Quadratzentimeter ausließ.

An einigen Punkten verweilte er. An der empfindlichen Stelle direkt unter ihrem Ohr. An der Krümmung ihres Halses. An ihren Brüsten. An ihrem Bauch. Und gerade als sie gedacht haben musste – und vielleicht gehofft und gebetet hatte –, dass er endlich von ihrer Mitte kosten würde, drehte er sie um und begann mit ihrem Rücken. Er liebte die Art und Weise, wie sie sich unter ihm wand, liebte die kleinen Lustgeräusche, die sie machte, als er auf jeden Kuss einen langen Zungenschlag folgen ließ.

Gideon.

Ah, ja, sie bettelte schon fast. Und er kam ihrer Bitte nach, indem er ihr die Hand zwischen ihre Beine schob und unter ihr nach oben wanderte, um ihren zartesten Punkt zu finden. Sein Name fiel ihr immer wieder von den Lippen, als sie ihren Höhepunkt erreichte – ihre Stimme war durchtränkt von Leidenschaft und Liebe.

Als Gideon sie schließlich in seine Arme nahm und in die Regendusche trug, waren ihre schönen Züge noch immer vor Freude benommen. Das war der Luxus, den er an dieser Wohnung am meisten liebte, die eine Sache, die er wirklich hatte haben müssen. Vielleicht, weil er eine Vorahnung gehabt hatte, dass er eines Tages Rosie an sich gedrückt halten würde, unter der Regenbrause stehend. Das Wasser war sofort warm. Gideon ließ sie an seinem Körper hinabgleiten, bis sie auf ihren eigenen Füßen stand. Sie lehnte ihren Kopf mit geschlossenen Augen nach hinten, und genoss den über sie herabstürzenden Regen.

Sein Herz klopfte härter als je zuvor – er gab etwas Duschgel in seine Handfläche, schäumte ihren Körper ein und massierte damit ihren Nacken, den Rücken und ihre Brüste.

Er ging in die Knie und seifte ihre Oberschenkel und Waden ein, hob einen Fuß an, um ihn zu bearbeiten, dann den anderen, während sie sich an seinen Schultern festhielt. Er stand wieder auf, um ihr Haar mit seinem Shampoo zu waschen, und wollte, dass sein Duft überall auf ihr verteilt war.

Als er die Seife wegwusch, öffnete sie endlich die Augen. „Du bist dran.“ Ihre Stimme klang tief, sexy und verführerisch.

Seine Beine zitterten, als sie seine Erektion einseifte und abspülte, dann leckte sie seine Spitze, während sie seine Beine wusch. Sie stand auf, um seine Brust, seine Arme, seinen Rücken und seine Schultern einzuseifen.

Ihre Berührung, ihre Küsse trieben ihn an den Rand des Abgrunds. Er konnte keine Sekunde länger warten und zog sie hoch, bis sie ihre Beine um seine Taille und ihre Arme um seinen Hals schlang.

Obwohl sein Körper ihn dazu aufrief, mit einem harten Stoß in sie zu dringen, wusste sein Herz es besser. Er wusste, wie süß es sein würde, ganz langsam und sanft in sie einzudringen, während sie ihren Mund öffnete und er sie mit seiner Zunge nahm.

Und oh  … es war ein reines, süßes, berauschendes Gefühl. Wie Rosie sich anfühlte, als sie eins wurden, alle Barrieren zwischen ihnen abgebaut, war wie nichts, was er je gekannt hatte, nichts, was er sich je hätte vorstellen können.

Sie schloss die Augen, lehnte ihren Kopf gegen die Duschwand und stöhnte, als er sie nahm – und er gehörte ihr in jeder Hinsicht. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Nasenlöcher weit geöffnet, ihre Lippen gespreizt, als ihr Körper ihn fest umschloss. Er stieß Luft durch seine Zähne aus, seine Kontrolle hing am seidenen Faden. Bis er fühlte, wie sich ihre Beine strafften, ihre Muskeln arbeiteten, ihre Haut sich erhitzte.

Endlich ließ er alles los, stöhnte laut auf und versank in ihren Armen. Dann hörte er ihre sanfte Stimme: „Ich brauche dich, Gideon. Alles von dir.“

Es war all die Ermutigung, die er gebraucht hatte. Und so gab er ihnen beiden, was sie so dringend brauchten, eine gemeinsame Fahrt in den Himmel. Für immer und ewig zusammen.

* * *

Gideon war so zärtlich, als er jeden Wassertropfen von Rosies Körper tupfte, ihr Haar dann mit einem Handtuch trocknete und den Kamm durchzog, ohne an einer einzigen Strähne hängenzubleiben.

„Ich habe vergessen, mehr Kleidung mitzubringen.“ Sie hatte nicht für einen längeren Aufenthalt gepackt.

„Wieso glaubst du, dass du heute Abend Kleidung brauchst?“ Er wickelte sie in seinen großen, flauschigen Bademantel, und sie sog seinen Duft ein, den sie so liebte. Sie liebte ihn.

„Nur während ich dir ein Rosie-Spezial zum Abendessen koche“, sagte sie ihm. Bei all den Kalorien, die sie gerade verbrannt hatten, musste er genauso ausgehungert sein wie sie.

Er lächelte in den Spiegel, hielt sie an sich gedrückt, ihr Rücken ruhte an seiner Vorderseite. „Was ist ein Rosie-Spezial?“

„Das wirst du sehen. Und es wird dir gefallen“, versprach sie. Ihr Vater hatte ihr viel beigebracht, aber für Jorge hatte sie eine anständige Köchin werden müssen. Auf keinen Fall wollte sie ihn nur mit Fast Food versorgen.

„Natürlich werde ich das.“

Er stand nackt hinter ihr. Sie musste sich wirklich beherrschen, ihn nicht gleich wieder zu nehmen. Ihre Erfahrung mit Männern – dem einen Mann – hatte nie Spaß gemacht. Sie hatte sich immer gehemmt gefühlt, war stets besorgt und beurteilte fortwährend ihre Leistung, ihr Aussehen, was sie sagte und wie. Aber Gideon ließ sie genau so sein, wie sie sein wollte. Bei ihm konnte sie sich treu bleiben. Dafür liebte sie ihn. Und sie würde nie aufhören, ihn zu wollen.

„Danke, dass du mich befreit hast“, sagte sie leise.

„Es ist genau umgekehrt, Rosie. Du hast mich befreit.“

Die Wahrheit war, dass sie sich gegenseitig auf unterschiedliche Weise befreit hatten. Er hatte sie aus dem Käfig des Bedauerns befreit, als sie mit Jorges Vater die falsche Wahl getroffen hatte, und ihr die Angst genommen, ihr Herz erneut mit einer falschen Entscheidung aufs Spiel zu setzen. Und sie hatte ihn davon befreit, sich die Schuld für das zu geben, was Karmen und seinen Kameraden passiert war.

„Jetzt brauchen wir was zum Essen.“ Sie wackelte mit den Augenbrauen wie ein lüsterner alter Mann. „Damit wir die Energie haben, das nochmal zu machen. Und nochmal. Und nochmal.“

Er schnappte sich eine Jogginghose und so sehr Rosie es auch hasste, dass er all diese herrlichen Muskeln bedeckte, war es absolut notwendig, wenn sie jemals Essen auf den Tisch bekommen wollten.

In seinem Kühlschrank fand sie Spinat, Paprika, Pilze, Käse, Eier und etwas Hackfleisch, was sich perfekt für ihr spezielles Rührei eignete. „Du schneidest Paprika und Pilze“, sagte sie, „und ich reibe den Käse.“

„Ich habe noch nie mit jemandem zusammen gekocht.“ Er sagte es ohne große Verwunderung.

In den nächsten Minuten tauschten sie sich Dinge aus, die sie noch nie zuvor mit jemandem geteilt hatten. Er war noch nie mit dem Fahrrad an einem Flussweg entlang gefahren. Er war noch nie mit einem Ruderboot auf einem See gefahren. Hatte noch nie einen Hund oder eine Katze gehabt. Und sie war noch nie bei einem Eishockeyspiel der San Jose Sharks gewesen. Oder bei einem Rennen an der berühmten Laguna Seca Rennstrecke in Monterey. Oder auf einem Campingtrip im Yosemite Nationalpark.

Zusammen mit Jorge würden sie all das unternehmen. Und jede Sekunde, die sie zusammen verbrachten, würde kostbar sein.

„Kannst du mir die Eier reichen?“, fragte sie.

Er bewegte sich hinter ihr, um sich die Hände im Spülbecken zu waschen, dann wieder zurück, wobei sein Duft sie sehr verlockte, als er an ihr vorbeiging, um den Kühlschrank zu öffnen. Er legte die Eier neben ihr ab, dann lehnte er sich gegen sie mit seinem Kinn auf ihrem Kopf, als sie ein Ei in eine Schüssel zerbrach. Dann noch eines. Und noch eines.

Bis er den Bademantel anhob und mit den Fingern die Außenseite ihrer Oberschenkel streichelte. Und dann weiter wanderte, nach innen. Sie stöhnte und hätte fast die Schale mit den Eiern umgestoßen.

Er schob seinen Fuß zwischen ihre und schob ihre Beine weiter auseinander. „Du machst das wirklich gut“, sagte er mit leiser Stimme, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. „Diese Eier werden so gut sein. Ich kann es kaum erwarten, sie zu essen.“

Und plötzlich zog er ihre Hüfte zurück, beugte sie nach vorne und bewegte sich zwischen ihren Beinen, während sie den Tresen umgriff.

Er drückte ihr einen Kuss in den Nacken, sein warmer Atem strich über ihre Haut, als er sagte: „Da gibt es noch etwas, was ich noch nie getan habe. Ich habe noch nie Liebe gemacht. Nicht bis ich dich traf.“

Gideon. “ Sie brachte kaum seinen Namen heraus, als er in sie eindrang. „Ich auch nicht.“

* * *

Eine Weile später, nach gutem Essen und mehr Liebesspiel, als er sich faul und gesättigt und glücklich mit ihr in seinen Armen fühlte, gab es noch eine weitere Sache, die er ihr sagen musste. Nicht morgen, sondern heute Abend. Jetzt.

Langsam bewegte er sich aus ihren Armen und kniete sich neben dem Bett nieder. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie setzte sich überrascht auf, als er ihre beiden Hände in seine nahm. „Ich liebe dich so sehr, dass es mir weh tut. Ich liebe Jorge, als wäre er mein eigener Sohn. Heirate mich, Rosie, und mach mich noch glücklicher, als ich es mir jemals erhofft habe.“

Er hätte nie gedacht, dass er so etwas wollen könnte. Er hätte nie gedacht, dass er sich einmal nicht mehr davor fürchten würde, sich so eng an eine andere Person zu binden. Das Risiko einzugehen, sie eines Tages zu verlieren, so wie er so viele Menschen verloren hat, die ihm wichtig waren. Aber Rosie hatte all seine Ängste ausgelöscht. Rosie hatte ihn dazu gebracht, das zu wollen. Er liebte sie so sehr, dass er vor Bedürfnis brannte, sie für immer zu seiner Frau zu machen.

„Oh, Gideon.“ Ihre Augen glitzerten. „Ich schwöre dir, ich wollte dich gerade dasselbe fragen.“ Sie zerrte ihn zurück auf das Bett, beide saßen sich auf den Knien gegenüber. „Auch wenn wir erst seit einer Woche so viel Zeit miteinander verbracht haben, ist die Wahrheit, dass ich dich von dem Moment an geliebt habe, als Ari mir all die Geschichten über ihren großen, schönen Bruder erzählt hat. Schon bevor ich dich kennengelernt habe, gehörte mein Herz für immer dir.“

„Wenn du darum bittest“, sagte er mit einer Stimme voller Emotionen, „würde ich alles dafür geben, dein Ehemann zu sein.“

„Und ich möchte nichts mehr, als deine Frau zu sein.“