Tom fuhr langsamer, als sie in einen Ortsteil einbogen, den man nicht anders als „das Armenviertel“ nennen konnte. Nur mit Mühe gelang es Isabelle, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie bei dem Anblick erschrak. Heruntergekommene Hütten, überall Müll auf den Straßen, Wäsche, die auf improvisierten Leinen zwischen den Gebäuden hing, und Kinder, die mitten unter frei umherlaufenden Hühnern spielten.
Was war das hier nur für eine Welt? Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie meinen, Tom hätte sie in ein fremdes, verarmtes Land entführt. Unruhig griff Marissa nach Isabelles Hand und zeigte ihr damit, dass sie das Ganze genauso abschreckte.
Wo um alles in der Welt lebte Fionas Tante? Sie wusste zwar, dass Rosemary nicht viel Geld zur Verfügung hatte, weshalb Fiona ihr bei ihren Besuchen oftmals übrig gebliebenes Essen mitgenommen hatte. Aber so unverhohlener Armut wie hier war Isabelle noch nie zuvor begegnet.
„Tante Rosie lebt in den Ausläufen dieses Viertels“, erklärte Fiona entschuldigend mit einem Blick über die Schulter. „Ihre Wohnung ist … nicht so baufällig wie diese hier.“
Da Isabelle nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte, schwieg sie und hoffte, dass sie und Marissa sich gut an die neue Situation gewöhnen würden – wie auch immer diese aussehen mochte.
Vor beinahe jedem Hauseingang saß eine Familie auf dem Bürgersteig, die ganz Kleinen auf dem Schoß der Mütter und die krabbelnden Kinder um sie herum. Ungläubig starrten sie den schwarzen Wagen an, als hätten sie so einen noch nie zuvor gesehen. Unbehaglich rutschte Isabelle etwas tiefer auf dem Rücksitz. Sie hasste es, beobachtet zu werden und wollte auf keinen Fall wohlhabend wirken, denn das war nun Vergangenheit. Schließlich zeigte Fiona zu einem eher maroden Gebäude mit schiefen Fensterläden und abblätternder Fassade. „Das da vorne ist es, Tom. Danke schön.“
Er brachte den Wagen zum Stehen und stieg aus, um die Taschen und Koffer aus dem Kofferraum zu holen. Fiona öffnete Isabelle und Marissa die Wagentür.
Mit zittrigen Händen sah Isabelle zu, wie Tom ihre Sachen auf der wackligen Holztreppe abstellte.
Anstandsgemäß nahm er seine Chauffeurmütze vom Kopf und stellte sich zu ihnen. Ein leichter Windzug fuhr durch sein graues Stirnhaar. „Das war dann wohl meine letzte Fahrt für Sie, Miss Isabelle“, sagte er mit feuchten Augen. „Es tut mir leid, Sie hier absetzen zu müssen, aber … bei Fiona sind Sie in guten Händen.“
Isabelle trat einen Schritt auf ihn zu und reichte Tom die Hand. „Vielen Dank für alles, Tom. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.“
Kräftig schüttelte er die Hand und nickte. „Und ich Ihnen, Miss. Gott segne Sie beide“, sagte er mit einem kurzen Lächeln, bevor er zum Wagen zurückkehrte. Er würde das Fahrzeug nun zurück zum Anwesen bringen, schließlich gehörte er genau wie alles andere jetzt der Bank.
Wenigstens war es ein kleiner Trost, dass sowohl Mrs Barton als auch Tom neue Anstellungen gefunden hatten. Sie wären gut versorgt.
Wenn sie das doch auch über sich und Marissa sagen könnte …
Tapfer stand Isabelle neben ihrer Schwester und unterdrückte jede Träne, während die beiden dem fortfahrenden Wagen nachsahen. Abgesehen von Fiona war Tom die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben gewesen. Als ihr das klar wurde, begann ihr Kinn zu beben und ihre Sicht verschwamm. Die Angst lag ihr so schwer im Magen, dass sie erneut die Hände an den Bauch legte. So mussten sich Waisenkinder vor ihrem unbekannten neuen Zuhause fühlen.
Isabelle holte tief Luft und hörte ihre Mutter sagen: „Du bist eine starke Frau, Chéri. Du stehst das durch … hab nur Geduld.“
Hoffentlich behältst du recht, Mama.
Mit gestrafften Schultern drehte Isabelle sich um und begutachtete ihre vorübergehende Unterkunft. Sie entschied sich, dankbar auf alles zu blicken, was sie hatten, und nicht weiter an das zu denken, was nun verloren war. Tante Rosie hatte nicht eine Sekunde gezögert, die beiden bei sich aufzunehmen, bis sie auf eigenen Beinen stehen würden. Obwohl auch dieses Haus recht baufällig schien, wirkte es deutlich sauberer als all die anderen. Die Fensterscheiben schienen frisch gewischt und der Treppenaufgang gekehrt. Von außen sah man, dass es drei Stockwerke mit je einer Wohnung über und unter der von Tante Rosie gab.
„Na los, kommen Sie“, sagte Fiona am Treppenaufgang.
Arm in Arm stiegen Isabelle und Marissa die wenigen Treppen hoch bis zur geöffneten Tür. Mit einem Lächeln betrat Isabelle den Wohnbereich, der aus einer kleinen Küche und einer Sitzgarnitur bestand. In einer Ecke stand ein schwarzer Kanonenofen, nicht weit davon eine Küchenzeile mit Waschbecken. Gab es hier wohl fließend Wasser? Hoffentlich befand sich die Toilette nicht außerhalb der Wohnung. Bei diesem Gedanken erschauderte sie.
„Herzlich willkommen“, erklang eine heitere Stimme. „Bitte fühlen Sie sich wie zu Hause.“ Eine Frau trat aus einem Zimmer, sicher ein Schlafzimmer. Das graue Haar hatte sie zu einem ordentlichen Dutt zusammengebunden und ansonsten trug sie ein einfaches, braunes Kleid und feste Schuhe. „Ich bin Rosemary, aber die meisten nennen mich Rosie oder Tante Rosie“, sagte sie fröhlich und kam auf sie zu.
„Ich bin Isabelle und das ist meine Schwester Marissa“, stellte Isabelle sich vor, als sie sich wieder an ihre Manieren erinnerte, und versuchte zu lächeln. „Vielen Dank, dass wir vorerst hier wohnen können.“
„Aber nicht doch. Es ist mir eine Freude, mich so für Ihre Freundlichkeit über die letzten Jahren bedanken zu können.“
Gerade wollte Isabelle widersprechen, da hob Rosie die Hand. „Ich weiß sehr wohl, dass Ihnen die guten Lebensmittel zu verdanken sind, die Fiona oft mitgebracht hat. Ich habe mich immer sehr gefreut. Aber jetzt mache ich uns erst mal eine Tasse Tee“, erklärte sie mit der Teekanne in der Hand. „Die können wir alle gut vertragen.“
„Nur keine Umstände, bitte.“
Fiona lachte. „Das ist doch kein Umstand, Miss. Tee gibt es hier einfach immer“, erklärte sie Isabelle und wies in Richtung einer Tür. „Kommen Sie, wir bringen das Gepäck in das Zimmer meiner Cousine. Ich schlafe bei Tante Rosie, so können Sie beiden sich das alte Zimmer von Noreen teilen.“
Wie in Trance durchquerte Isabelle den Wohnbereich und steuerte eine der drei Türen an, die von einem kleinen Flur abgingen. Dahinter lag ein schlichtes Zimmer mit zwei Einzelbetten, einem Nachttischchen und einer Lampe. An der Decke begann sich die verblasste Blumentapete zu lösen und der hölzerne Fensterrahmen wies hier und da morsche Stellen auf. Die Betten hingegen wirkten sauber und einladend.
Nach allem, was sie auf dem Weg hierher in dem Elendsviertel gesehen hatte, dankte Isabelle Gott, dass sie hier doch so gut aufgehoben waren.
„Am Ende des Flurs gibt es ein kleines Bad“, fuhr Fiona fort. „Es ist nichts Besonderes, aber auf jeden Fall besser als eine Außentoilette.“ Und mit einem entschuldigenden Schulterzucken fügte sie hinzu: „Es tut mir leid, dass es so ganz anders ist als das, was Sie eigentlich gewöhnt sind.“
„O bitte, Fiona, du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Es wird schon gehen, vielen Dank.“
Wenige Minuten später saßen alle zusammen am runden Küchentisch.
„Das mit Ihren Eltern tut mir schrecklich leid“, sagte Tante Rosie, nachdem sie ihnen Tee eingeschenkt hatte. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Sie sich fühlen müssen.“
„Danke sehr“, entgegnete Isabelle, die Hände um die warme Tasse geschlungen. „Es ist … nicht leicht gerade.“
„Nun, was auch immer ich für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen. Sie und Ihre Familie waren immer so gut zu Fiona“, sagte sie und reichte einen Teller mit Keksen herum.
Marissa hob den Blick. „Natürlich. Fiona ist wie eine Schwester für uns. Ich weiß gar nicht, was wir ohne sie tun würden“, sagte sie mit bebenden Lippen.
Einfühlsam drückte Tante Rosie ihre Hand. „Sie sind nicht allein, vergessen Sie das nicht. Unser guter Gott wacht über Sie. Und er wird Sie durchtragen“, sagte sie und der irische Tonfall machte ihre Stimme noch zarter.
„Morgen gehen Fiona und ich auf Arbeitssuche. Mit etwas Glück haben wir sicher schon bald etwas“, verkündete Isabelle möglichst zuversichtlich.
Neugierig stellte Tante Rosie die Tasse ab. „Und was für eine Art Arbeit haben Sie im Sinn, Miss Isabelle?“
„O bitte, einfach nur Isabelle. Wir alle sollten nun zum Du übergehen, nicht? Die alten Zeiten sind vorbei“, sagte sie.
Zustimmendes Nicken. Isabelle nahm sich einen Keks und überlegte kurz. „Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau, wo ich arbeiten möchte. Ich bin gut mit Zahlen, vielleicht kann ich ja in einer Bank anfangen.“
„Das klingt wunderbar. Und was ist mit dir, Fiona Liebling?“
Mit einem verlegenen Lächeln hob diese eine Schulter.
„Was heißt das? Hast du etwa schon etwas in Aussicht?“
„Nun, zumindest ein Vorstellungsgespräch.“
„Tatsächlich?“ Isabelles Kopf schoss zu ihrer Freundin. „Das ist ja großartig. Und wo?“ Bei diesem Hoffnungsschimmer wurde ihr das Herz leichter.
„Ich hoffe, es stört dich nicht …“, begann Fiona vorsichtig und errötete. „Einer von Mr Wardrops Bekannten ist letzte Woche vorbeigekommen, als du außer Haus warst. Ich habe ihm nur mitgeteilt, dass du nicht da bist, aber als er die vielen Kisten gesehen hat, hat er mich gefragt, ob ich zufällig Arbeit suche. Offensichtlich braucht er ein neues Dienstmädchen.“
Ein Hauch von Ärger stieg in Isabelle auf. Wer von Vaters Freunden würde sich direkt an Fiona wenden, ohne sie zunächst um Erlaubnis zu bitten? „Und wer?“
„Mr Templeton.“
Adam? Das sah ihm gar nicht ähnlich, aber vermutlich hatte es sich einfach so ergeben. „Das hast du gar nicht erwähnt, Fiona.“
„Habe ich nicht?“, fragte sie zerknirscht. „Das tut mir leid. In all dem Chaos muss ich das vergessen haben. Er hat mich gefragt, ob ihr auszieht und als ich das bejaht habe, wollte er wissen, ob ich mit euch gehe“, erklärte sie und hielt kurz inne. „Ich fand es sehr freundlich, dass er überhaupt an mich gedacht hat.“
Mit einem Blick auf Fionas strahlend grüne Augen und das rote Haar wusste sie sofort, warum sie Adams Aufmerksamkeit erregt hatte. Doch soweit Isabelle ihn kannte, war er ein anständiger Mann. Sollte Fiona für ihn arbeiten, wäre das eine sichere Anstellung.
„Du hast doch nichts dagegen, oder?“, riss Fionas Frage Isabelle aus den Gedanken.
„Nein, ganz im Gegenteil.“
„Ganz sicher?“
„Natürlich“, bekräftigte Isabelle ihre Worte mit einem Lächeln.
Erleichterung überkam Fiona. „Gut. Ich würde dir auf keinen Fall noch mehr Unwohlsein bereiten wollen.“
Freundschaftlich drückte Isabelle ihr die Hand. „Mach dir nur keine Sorgen wegen mir. Du und deine Tante tun schon jetzt mehr für uns, als wir hätten erwarten können. Dank euch haben wir ein Dach über dem Kopf und sind erst einmal versorgt.“
„Aber natürlich. Es ist genau wie Marissa vorhin gesagt hat, für mich seid ihr wie Schwestern“, sagte sie und umarmte Isabelle.
Tante Rosie nickte. „Und ich bete, dass Gott euch beschützt und euch den Weg bereitet.“
Isabelle lächelte. Eine neue Entschlossenheit erfasste sie und sie wusste: Mit Gottes Hilfe würden sie diese Krise nicht bloß überstehen, sie würden gestärkt daraus hervorgehen – allen Widerständen zum Trotz!
Mark stellte den Wagen in der Einfahrt ab und stieg aus. Irgendwie wirkte das Anwesen heute ganz anders, beinahe trist. Als wäre ihm mit dem Tod von Mr und Mrs Wardrop auch ein Stück Lebensfreude verloren gegangen.
Schnell schüttelte er den makabren Gedanken wieder ab und wappnete sich für die Begegnung mit Isabelle. Ursprünglich hatte er sich an ihre Worte halten und ihr fernbleiben wollen, doch dass die beiden jungen Frauen nun ganz auf sich allein gestellt waren, missfiel ihm. Er hatte ein ungutes Gefühl, was die ganze Situation anging.
Nur eins schenkte Mark Trost: Hugh Wardrop war zweifelsohne vorausschauend genug gewesen, für den Fall seines Todes vorzusorgen. Sicherlich hatte er eine stolze Lebensversicherung abgeschlossen, mit der die beiden bis zur Ehe gut versorgt wären.
Die Vorstellung von Isabelles Heirat versetzte seinem Herzen einen Stich. Wie dem auch sei – die Hoffnung, dass sie ihn eines Tages vielleicht mit anderen Augen sah, war längst gestorben. Und natürlich verdiente Isabelle einen anständigen Mann, der ihr ein gutes und glückliches Leben versprach.
Auch, wenn dieser Jemand nicht er war.
Er nahm die wenigen Treppenstufen bis zur doppelflügeligen Eingangstür und wollte gerade anklopfen, da fiel sein Blick auf ein Stück Papier: Zwangsvollstreckung. Bank-Eigentum hieß es in großen roten Lettern.
Ungläubig blinzelte Mark. Natürlich hatte er von dem Niedergang von Wardrop Realty gelesen, aber dass die Schwestern Gefahr liefen, ihr Zuhause zu verlieren, hatte er nicht erwartet.
Lautstark klopfte er mehrmals an die Tür, doch vergeblich. Waren die Bediensteten auch schon fort? Enttäuscht seufzte er und drehte sich um. Gerade rechtzeitig, um den Chauffeur der Wardrops Richtung Garage fahren zu sehen. Vielleicht wusste ja Tom Genaueres.
Eilig stieg Mark die Treppen hinab und ging die lange Einfahrt entlang bis zur Garage.
Beim Aussteigen erblickte Tom ihn. „Dr. Henshaw. Was machen Sie denn hier?“
„Ich wollte gerade nach Isabelle und Marissa sehen, mich erkundigen, ob es ihnen gut geht. Aber es macht niemand auf und an der Tür klebt eine Notiz über eine Zwangsvollstreckung.“
Tom zog seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf. „Aye. Eine Schande. Fast zwanzig Jahre habe ich für Mr Wardrop gearbeitet. Ich kann immer noch nicht glauben, dass es so weit gekommen ist.“
Mark trat einen Schritt näher. „Aber … wieso hat die Bank Anspruch auf das Haus? Sein berufliches Vermögen hat Mr Wardrop doch sicher von seinem Privatbesitz getrennt.“
Langsam öffnete Tom das doppelflügelige Garagentor, eine Seite nach der anderen, bevor er sich wieder zu Mark drehte. „Wie es aussieht hat Mr Wardrop eine saftige Hypothek auf das Haus aufgenommen. Und als die beiden die Summe nicht zurückzahlen konnten, haben sie alles verloren.“
Die Nachricht setzte Mark schwer zu. „Das ist ja fürchterlich. Hätte die Bank ihnen nicht wenigstens mehr Zeit geben können?“
„Sie wissen doch, wie unpersönlich Banken sind. Denen geht es immer nur ums Geld.“
„Und was haben Marissa und Isabelle jetzt vor?“
Tom zuckte mit den Schultern und wich seinem Blick aus. „Erst einmal sind sie bei einer Freundin untergekommen, bis Isabelle eine Arbeit gefunden hat und sie sich etwas Eigenes leisten können.“
Dass Isabelle eine Arbeit aufnahm, konnte Mark sich partout nicht vorstellen. Soweit er wusste, hatte sie in ihrem Leben noch nicht einen einzigen Tag arbeiten müssen. Zugegeben, sie hatte ihre Mutter bei der Wohltätigkeitsarbeit unterstützt – doch das war etwas völlig anderes gewesen, als täglich vor einen anspruchsvollen Arbeitgeber zu treten. Dieser würde das Verhalten einer leicht empfindlichen und etwas verhätschelten jungen Dame niemals dulden. Mark wusste nur zu gut, wie aufbrausend und stur Isabelle manchmal sein konnte. Trotzdem hatte sie ein großes Herz und war mehr als intelligent. Wenn man ihr eine Chance gäbe, wäre sie sicher eine vorbildliche Angestellte, daran hegte er keine Zweifel.
„Wissen Sie, wie ich sie erreichen kann? Ich würde ihnen gern meine Hilfe anbieten.“
Entschuldigend schüttelte Tom den Kopf. „Miss Isabelle hat mich vorerst gebeten, ihren neuen Wohnort für mich zu behalten. Ich weiß, dass Sie nur ihr Bestes wollen, aber – tut mir leid, Dr. Henshaw.“
„Hm, ich verstehe“, sagte er. Die Vorstellung, sie vielleicht nie wieder zu sehen, setzte ihm zu. Doch ihm waren die Hände gebunden. „Also gut. Sollten Sie etwas von ihr hören, richten Sie Isabelle doch bitte aus, dass sie mich im Krankenhaus findet, wenn etwas sein sollte.“
„Sehr gern.“
„Und Ihnen alles Gute, Tom“, sagte Mark und reichte ihm die Hand.
„Danke, Sir. Für Sie auch.“
Während Tom den Wagen in die Garage setzte, machte sich Mark auf den Heimweg. Unterwegs sann er darüber nach, wie schnell ein Leben aus den Fugen geraten konnte. Das hatten er und Josh vor einigen Jahren erfahren und nun erging es Isabelle und Marissa ähnlich. Er bereute es, nichts weiter für sie tun zu können.
Nichts, außer sie in seine abendlichen Gebete einzuschließen und Gott um Trost und Bewahrung für sie zu bitten.