In den nächsten Tagen stürzte Mark sich in die Arbeit und suchte mit großem Eifer nach Räumlichkeiten für seine Praxis. Dafür hatte er einen Immobilienmakler beauftragt, dem er seine Standortpräferenzen sowie die sonstigen Erwartungen genannt hatte. Zudem nahm Mark noch mehr Hausbesuche wahr als gewöhnlich, sodass er abends stets todmüde ins Bett fiel. Im Moment kam ihm alles gelegen, das ihn von der schrecklichen Wahrheit ablenkte, Isabelle verloren zu haben.
All seinen Bemühungen zum Trotz hatte er bei der Immobiliensuche bisher kein Glück gehabt. Heute Nachmittag wollte Mr Remington ihm noch ein paar Vorschläge zeigen. Da Marks Urlaubswoche sich dem Ende zuneigte, wünschte er sich, heute fündig zu werden. Außerdem hoffte er bald wieder von Ruth zu hören, denn ohne finanzielle Unterstützung konnte er ohnehin keinen Vertrag unterzeichnen.
„Und Sie sind sich ganz sicher, dass Sie sich nur auf diesen Stadtteil konzentrieren wollen? Im Stadtzentrum hätte ich deutlich schönere Praxisräume im Angebot“, versuchte der Makler ihn verzweifelt umzustimmen. Nelson Remington war ein untersetzter Mann mittleren Alters. Das immer lichter werdende, graue Haar trug er streng zu einer Seite gekämmt.
Bisher hatten sie sich drei verschiedene Gebäude angesehen, die in Marks Augen zu sanierungsbedürftig gewesen waren. Sein Geld würde nicht reichen, um sie wiederherzurichten.
„Ja, ich bin mir sicher. Hier werde ich gebraucht“, erklärte Mark und warf einen Blick die Straße entlang. „Aber wir könnten noch ein paar Straßen weiter Richtung Osten gehen, solange wir uns nicht zu weit vom Armenviertel entfernen.“
„Also gut“, sagte Mr Remington mit einem Seufzen. „Aber ich habe ja noch zwei Vorschläge. Kommen Sie.“
Als Nächstes sahen sie sich Räumlichkeiten oberhalb eines Metzgers im jüdischen Viertel an. An sich war die Immobilie nicht schlecht, aber die steile Treppe bis in den ersten Stock würde für viele seiner Patienten eine große Hürde darstellen.
„Ich fürchte, es muss im Erdgeschoss sein“, erklärte er deshalb.
„Nun denn. Vielleicht sagt Ihnen ja das letzte Objekt zu.“
Dieses Mal gingen sie vier Straßen weiter, bis Mr Remington vor einem Haus stehen blieb, das allem Anschein nach einst ein Delikatessengeschäft gewesen war.
„Hier ist jetzt ein wenig Fantasie gefragt“, warnte Mr Remington Mark vor, als er den Schlüssel in die Tür steckte. „Aber dieses Objekt halte ich für sehr vielversprechend.“
Allmählich entwickelte Mark eine Abneigung gegen dieses Wort.
Doch schon nach dem ersten Schritt hatte Mark ein gutes Gefühl. Es roch zwar noch etwas nach gepökeltem Fleisch, aber ansonsten befand sich die Immobilie in einem sehr guten Zustand. Auf der einen Seite des Raumes gab es eine große Holztheke, auf der anderen einige Tische und Stühle. Am Ende eines kleinen Flurs entdeckte Mark zwei weitere Räume, die sich gut als Behandlungszimmer eignen würden, sowie ein Zimmer, das er zu seinem Büro umgestalten könnte. Und allzu viel Arbeit bedurfte es nicht – bloß eine gründliche Reinigung und ein neuer Anstrich.
Neugierig ging er weiter und kam in die einstige Küche. In dem Kühlschrank könnte man Medikamente lagern und dank des großen Waschbeckens und des metallenen Tischs würde er hier sogar kleinere chirurgische Eingriffe durchführen können.
„Und, was sagen Sie?“, fragte Mr Remington hoffnungsvoll, als sie wieder im Eingangsbereich vor der Holztheke standen. „Dieser Bereich hier könnte zum Beispiel die Rezeption werden. Die Stühle stellen Sie an die Wände dort hinten und dann brauchen Sie nur noch ein Tischchen für Zeitschriften und Magazine, hier und da eine Pflanze und fertig wäre das Wartezimmer.“
Mark nickte. Er hatte recht, dieses Objekt passte gut. Es lag zwar mitten in einem Gewerbegebiet, aber noch nahe genug am Armenviertel. Solange die Miete nicht zu teuer war, wären das die idealen Praxisräume.
Plötzlich wurde das Ganze real. Nachdenklich ließ Mark noch einmal den Blick durch den Raum wandern. Konnte das hier funktionieren? Zweifelsohne bräuchte er noch jemanden für den Empfang und vermutlich auch eine Krankenschwester. Aber wie sollte er das alles bezahlen?
Kurz schloss er die Augen und holte tief Luft. Eins nach dem anderen. „Ja, mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt. Bitte bringen Sie die Miete und die sonstigen Vertragsbedingungen für mich in Erfahrung.“
„Natürlich.“
„Gut. Und in der Zwischenzeit spreche ich noch einmal mit meinem potenziellen Geschäftspartner.“
Jetzt strahlte der Makler geradezu. „Hervorragend. Ich melde mich so bald wie möglich.“
Noch einmal fuhr Mark mit der Hand über die Holztheke und ließ den Blick schweifen, bevor er hinausging.
Wenig später kam er gedankenversunken zu Hause an. Er ging in die Küche und wollte sich gerade ein Glas Limonade einschenken, da klingelte das Telefon.
„Dr. Henshaw? Hier spricht Rosie O`Grady“, sagte die Frau am anderen Ende und klang dabei ungewöhnlich angespannt. „Ich störe Sie nur ungern, aber … könnten Sie vielleicht kommen? Marissa geht es nicht gut und ich würde mich wohler fühlen, wenn ein Arzt nach ihr sehen könnte.“
Sofort begann sein Herz wie wild zu rasen. In den letzten Tagen hatte Mark sein Bestes gegeben, nicht an Isabelle zu denken, doch mit Rosies Anruf stiegen all die unterdrückten Gefühle erneut an die Oberfläche. Aus Eigenschutz sollte er ihr raten, dass sie besser einen anderen Arzt anriefe – doch das würde wiederum bedeuten, dass er seine eigenen Bedürfnisse höher stellte als die einer Patientin. Und das könnte er niemals mit seinem Gewissen vereinbaren“
„Natürlich. Ich fahre sofort los.“
Isabelles Füße schmerzten. Der Heimweg von der Bushaltestelle am Ende eines Arbeitstages hatte sich zu einer wahren Qual entwickelt. Wie lange musste sie das noch aushalten? Bis zur Hochzeit waren es noch ein paar Wochen, erst danach könnte sie sich den Aufgaben einer Ehefrau widmen.
Sie dachte an Marissa und legte die Stirn in Falten. Seit sie von der Verlobung wusste, wirkte sie nur umso launischer. Dass Elias’ Chauffeur sie zur Schule brachte, gefiel ihr gar nicht, stets klagte sie über diese Freiheitseinschränkung. Und nicht einmal die Aussicht, bald in das wunderschöne Anwesen der Wheaterbys zu ziehen, munterte sie auf. Dabei hatte Isabelle immer gedacht, Marissa würde sich freuen, zu ihrem gewohnten Lebensstil zurückzukehren. Leider schien Marissa niedergeschlagener denn je.
War es richtig, was Isabelle tat?
O Herr, in letzter Zeit scheine ich viele falsche Entscheidungen zu treffen. Bitte hilf mir, das Beste für meine Schwester zu tun. Und bitte nimm Marissa die Sorgen, die sie so sehr belasten. Schenk, dass sie sich mir anvertraut, damit wir gemeinsam nach einer Lösung suchen können.
Trotz ihrer müden Füße mochte Isabelle den Weg, der sich insgeheim zu ihrer liebsten Gebetszeit entwickelt hatte. Auf diesem Spaziergang konnte sie sich Gott ganz öffnen und ihm alle ihre Sorgen bringen. Sie wollte unbedingt stark bleiben und darauf vertrauen, dass Gott einen guten Plan für sie und ihre Schwester hatte. Wenngleich ihr das in letzter Zeit ausgesprochen schwerfiel.
Als sie gerade in die Gerrard Street einbog, blieb ihr Blick an einem Wagen hängen. Sofort beschleunigte sich ihr Puls und sie wurde unruhig. Seit sie Mark von der Verlobung mit Elias berichtet hatte, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und jetzt stand sein Wagen auf einmal hier. Was hatte das zu bedeuten?
Sie konnte nicht leugnen, wie sehr sie sich darauf freute, Mark wiederzusehen. Vielleicht hatte sein Bruder ihm endlich mehr über den Vorfall im Gartenhaus erzählt? Und vielleicht würde das auch ein wenig Licht ins Dunkel bringen, was Marissas merkwürdiges Verhalten anging.
Mit einem vorfreudigen Lächeln öffnete Isabelle die Tür. Als sie jedoch Tante Rosies ernstes Gesicht erblickte, erstarrte sie. „Rosie, was ist los?“
An der Garderobe hing Marks Jackett und auch sein Hut, doch von ihm fehlte jede Spur.
Rosie seufzte. „Marissa ist krank von der Schule nach Hause gekommen. Ich habe mir Sorgen gemacht und bin sofort zu Sweeney’s gegangen, um Dr. Henshaw zu rufen.“
„Ist es die Grippe? Hat sie Fieber?“
„Ich weiß es nicht. Ihr war schwindlig, so als verlor sie jeden Moment das Bewusstsein. Und in der Schule hat sie sich übergeben. Anscheinend hat sie schon seit einigen Tagen mit Übelkeit zu kämpfen, vielleicht hat sie sich ein Virus eingefangen?“
„Mark wird sicher wissen, was zu tun ist“, beruhigte Isabelle sie und bemerkte, dass sie trotz ihrer Sorge volles Vertrauen in Mark hatte.
Leise machte Isabelle sich auf den Weg in Marissas Zimmer. Die Tür stand einen Spaltbreit offen.
„Bist du dir sicher, Mark?“ In diesem Moment klang Marissa schrecklich jung und erinnerte Isabelle daran, wie sie früher immer geweint hatte, wenn es ihrer Mutter nicht gut ging.
Mark räusperte sich. „Recht sicher, ja. Da du weder Fieber noch Gliederschmerzen hast und auch sonst keine beunruhigenden Symptome zeigst, kann ich eine Grippe ausschließen.“
Ein leises Schluchzen.
„Lass es die nächsten Tage etwas langsamer angehen“, fuhr Mark in beruhigendem Ton weiter. „Am besten nimmst du vorerst nur Weißbrot und Tee zu dir, bis dein Magen sich wieder beruhigt hat. Und mach langsam, wenn du aufstehst oder dich aufsetzt. Dein Blutdruck ist etwas niedrig.“
War das vielleicht der Grund für Marissas Unwohlsein? Hatte sie bloß verborgen, dass es ihr nicht gut ging? Als Isabelle von der Tür aus ins Zimmer linste, verstaute Mark gerade sein Stethoskop im Arztkoffer.
„Ich komme in ein paar Tagen wieder, um noch mal nach dir zu sehen. Aber wenn es dir schlechter gehen sollte, bitte Isabelle oder Rosie einfach, mich anzurufen“, erklärte er und beugte sich ein Stück vor, um Marissa die Schulter zu tätscheln. „Du hast ein paar sehr herausfordernde Monate hinter dir. Vielleicht will dein Körper dir damit sagen, dass du mehr Ruhe brauchst.“
„Danke.“
„Keine Ursache.“
Schnell trat Isabelle wieder ein paar Schritte von der Tür weg und wartete im Flur auf Mark. Wie es aussah, schien Marissa nichts Schlimmes zu plagen – doch beruhigt war sie erst, wenn sie das von ihm hörte.
Als er sie erblickte, hob er die Brauen. „Isabelle. Hallo“, grüßte er und errötete.
Mit einer Handbewegung bat sie ihn, ihr zu folgen.
Im Wohnzimmer wandte sie sich besorgt an ihn. „Und, wie geht es Marissa?“
Mark ließ sich etwas Zeit mit der Antwort und stellte zunächst seine Arzttasche ab. „Bald schon wieder besser.“
„Also ist es nichts Schlimmes, richtig?“, hakte Isabelle nach und biss sich auf die Unterlippe. Wenn doch, wüsste sie nicht weiter. Marissa war doch die einzige Familie, die sie noch hatte!
Doch Marks sonst so heitere Augen verdunkelten sich und sein Gesicht wurde ernst.
Sofort läuteten alle Alarmglocken bei Isabelle und sie packte Mark beim Arm. „Bitte, Mark. Du musst es mir sagen, wenn irgendetwas nicht mit ihr stimmt.“
Mark verließ jeglicher Mut, als er in Isabelles Augen blickte. Angst und Besorgnis trübte ihren sonst so lebhaften Blick und der feste Griff um seinen Arm unterstrich, wie verunsichert sie war.
Wenn er ihre Frage doch einfach abtun könnte oder sie mit einer ausweichenden Bemerkung zumindest vorerst zufriedenstellen könnte. Doch das wäre nicht gerecht, damit würde er das gerade gewonnene Vertrauen aufs Spiel setzen. Er war ihr eine ehrliche Antwort schuldig.
„Vielleicht begleitest du mich kurz zum Wagen?“
Isabelle nickte.
Während er Tasche und Jacke auf dem Beifahrersitz ablegte, spürte er ein flaues Gefühl im Bauch. Wie sollte er Isabelle seine Vermutung mitteilen? Wenn es sich doch bloß vermeiden ließe … Mit einem Seufzen drehte er sich zu ihr.
„Bitte, Mark, sag mir, was los ist.“ Ihr ängstlicher Gesichtsausdruck machte das Ganze umso schwerer.
Zu gern würde er ihr diese Katastrophe ersparen, doch die Neuigkeit ließ sich nicht verharmlosen. Sie musste es erfahren!
„Wenn ich mich nicht irre“, begann er vorsichtig, „ist Marissa wahrscheinlich … schwanger.“
„Wie bitte?“ Alle Farbe verschwand aus Isabelles Gesicht. „Nein, das kann nicht sein.“
„Ich wünschte, ich läge falsch! Aber die Symptome und ihre Erscheinung sprechen eindeutig dafür.“
Aufgewühlt tigerte Isabelle vor den Treppen auf und ab, die Stirn von tiefen Falten übersät. Direkt vor ihm blieb sie stehen. „Aber wir haben die beiden doch erst vor wenigen Tagen im Gartenhaus erwischt. So schnell würde man doch noch nichts Genaues sagen können, oder?“
„Nein, so schnell nicht“, erwiderte Mark so professionell wie möglich. Doch schönreden konnte er es auch nicht. „Meinen Einschätzungen nach ist sie bereits im vierten Monat.“
Ungläubig öffnete Isabelle den Mund und sah ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an. „Das … das wäre genau nach dem Tod unserer Mutter gewesen. Noch bevor Vater …“ Sie schluckte und man sah ihr an, wie ihre Welt zusammenbrach. „Nein“, flüsterte sie. „Das kann nicht sein …“
Mark konnte nicht mitansehen, wie sehr Isabelle diese Nachricht aufwühlte, und zog sie sanft an seine Brust. „Es tut mir so leid, Isabelle. Nach allem, was du in den letzten Monaten durchmachen musstest … jetzt auch noch das.“ Er wollte ihr so gerne helfen, ihre Probleme lösen – stattdessen fügte er noch welche hinzu.
Isabelle zitterte am ganzen Körper und Mark spürte durch sein Hemd warme Tränen an seiner Brust.
„Es wird alles gut werden. Wir finden einen Weg“, versuchte er sie zu trösten. Doch bei dem Gedanken an seinen Bruder biss er die Zähne zusammen. Wie konnte er nur?
Isabelle schluchzte und trat einen Schritt zurück. Er bot ihr ein Taschentuch an.
„Weiß Marissa Bescheid?“
„Ja. Wie es scheint, hat sie es auch schon vermutet.“
„Nun … Jetzt wird mir auch klar, warum sie sich in letzter Zeit so merkwürdig verhalten hat“, sagte Isabelle und hob den Blick. Ihre traurigen Augen versetzten Marks Herzen einen Stich. „Offensichtlich sehen sich die beiden schon eine ganze Weile. Wie kann das nur so an uns vorübergegangen sein?“
„Ich weiß es nicht …“, räumte Mark ein und sah auf die andere Straßenseite, wo drei Kinder im Matsch Hüpfekästchen spielten. „Was mich betrifft: Ich habe einfach zu viel gearbeitet.“
„Und ich war wie benommen vor Trauer. Obwohl ich eigentlich gedacht habe, alles im Blick zu haben.“
„Wenn die beiden es darauf angelegt haben, die Beziehung vor uns geheim zu halten, hätten wir ohnehin nicht viel tun können“, sagte er und griff nach ihrer Hand. „Aber ich verspreche dir, dass Josh sich nicht vor seiner Verantwortung drücken wird.“
Isabelle nickte. „Ich weiß, dass du dich darum kümmern wirst. Du bist ein anständiger Mensch und hältst dein Wort.“
„Danke, Isabelle“, erwiderte Mark. „Das aus deinem Mund zu hören, bedeutet mir viel.“
Beschämt senkte sie wieder den Blick. „Es tut mir immer noch so leid, was ich dir nach dem Tod meiner Mutter an den Kopf geworfen habe. Seither hat uns niemand so treu und unterstützend zur Seite gestanden wie du, im Gegenteil, viele haben uns sogar absichtlich gemieden.“ Eine Mischung unterschiedlicher Gefühle lag in ihrem Blick. Schmerz, Bedauern und … Zuneigung? Konnte das sein?
Mark spürte, wie gern er Isabelle hatte. Mit einem Finger wischte er ihr eine Träne aus dem Gesicht. „Du bist eine faszinierende Frau, Isabelle. Das denke ich schon länger, als du ahnst. Und dass du in diesen schwierigen Zeiten so viel Mut bewiesen hast, lässt mich nur umso mehr staunen.“
Fast unmerklich kam Mark ihr näher und Isabelles Mund öffnete sich leicht. Im nächsten Moment schrak sie aber zurück und presste eine Hand gegen seine Brust. „Nicht. Ich darf nicht vergessen, dass ich bald heiraten werde.“
Bedauern traf Mark wie eine scharfe Messerspitze. Hatte er etwa genauso wenig Selbstbeherrschung wie sein Bruder?
Als Isabelle einen Schritt zurücktrat, empfand Mark die Distanz zwischen ihnen wie einen tiefen Abgrund.
„Bitte verzeih mir. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht“, sagte er frustriert.
Isabelle schüttelte den Kopf. „Es ist ja nichts passiert. Du wolltest mich nur trösten.“
Mark straffte die Schultern. „Ich melde mich, soweit ich weiß, wie es weitergehen kann. Und bis dahin … solltest du versuchen, dir nicht zu viele Sorgen zu machen.“
Mit einem gezwungenen Lächeln nickte er kurz zur Verabschiedung und stieg in den Wagen. Während er davonfuhr, bemühte er sich, sich auf die schwierige Aufgabe vor ihm zu konzentrieren. Seine größter Albtraum für seinen Bruder war wahr geworden: Josh hatte sich so weit auf ein Mädchen eingelassen, dass ihre Leben nun auf ewig aneinander gebunden waren. Wie würde er die Nachricht aufnehmen? Und wie um alles auf der Welt sollte ein siebzehnjähriger Junge die Verantwortung für ein Baby tragen?