Es regnete den ganzen Tag, und Isobel putzte die Küche. Insgeheim liebte sie solche Tage, an denen der Predigtdienst abgesagt wurde und sie im Duft von Bleichmittel schwelgen konnte. Steven hatte wiederholt vorgeschlagen, dass sie sich eine Putzhilfe nehmen sollten, aber warum jemanden für eine Arbeit bezahlen, die sie mochte? Außerdem hätte es ihr ohnehin niemand recht machen können. Vielleicht hast du einfach zu hohe Ansprüche , hatte Steven gesagt. Und wenn schon. Was war an Perfektion so verkehrt?
Sie hatte Steven ein Lunchpaket gepackt, bevor er zur Arbeit gefahren war, und in den darauffolgenden zwei Stunden Kuchen gebacken. In der Versammlung wäre tags darauf Einsatz – Unkraut jäten, putzen, Wände streichen. Da freuten die Brüder sich über Kuchen, und sie bildete sich gern ein, dass ihr Früchtebrot zu einer Art Tradition geworden war. Es würde fehlen, wenn es nicht dastünde. Tonis Beitrag war immer irgendwie unpassend – mit Ganache, klebrig, nur mit Besteck zu essen. Das ist doch kein Wettbewerb , hatte Steven einmal gesagt, als sie sich auf dem Heimweg darüber mokiert hatte. Außerdem fand ich ihren Kuchen köstlich.
Sie schaltete den Fernseher ein, ein Historiendrama, und sah flüchtig hin, während sie den Wasserkocher reinigte. Kauf einfach Wasserfilter, hatte Cassandra vor Jahren gesagt, als sie ihre Mutter dabei erwischt hatte, wie sie den Kalkbelag rausschrubbte. Aber dann müsste ich ihn nicht mehr putzen, hatte sie erwidert. Cassandra hatte die Hände gehoben und die Küche verlassen.
Die Oberflächen glänzten, als Steven nach Hause kam. Sie hatte Lasagne zum Abendessen gemacht und erzählte ihm während des Abwaschs von ihrem Tag. Ihr Autohändler habe erneut angerufen und gefragt, ob sie vorbeikommen wollten. Ob er schon darüber nachgedacht habe? Und Toni habe sie fürs kommende Wochenende zum Essen eingeladen, Isobel habe schon in den Kalender geguckt und zugesagt. Oh, und ob er sich noch an die komische Frau erinnern könne, die ein Stück weiter wohne? Die ihren Nachkriegsbungalow mit Paneelen habe verkleiden lassen, damit er wie neu aussehe? Obwohl doch jeder wisse, dass schnöder alter Betonstein darunterliege … Tja, irgendwer aus der Neighbourhood Watch habe online gefragt, wo genau sie denn wohne, und da habe diese Frau geantwortet: in dem hübschen Haus an der Kreuzung. Als Steven nicht antwortete, fuchtelte sie mit dem Löffel nach ihm. »Was sagt man dazu?«
Er blickte auf. »Was war daran verkehrt?«
Isobel fiel die Kinnlade runter. »Man bezeichnet sein eigenes Haus doch wohl nicht als hübsch!«
Steven legte die Hände an die Tischkante und schob seinen Stuhl nach hinten. So blieb er noch kurz sitzen, starrte zu Boden, und Isobel fragte sich schon, ob er irgendetwas hatte fallen lassen. Regen trommelte auf die Terrasse.
»Ich verlasse dich, Isobel.«