Auch Zelda hat Träume.
Sie trägt schlichtes, locker sitzendes Weiß und liegt im Dunkeln in einem aufgemalten Kreis mitten in einem Feld. Das Kleid ist quer über ihrer Brust und bis zur Hüfte zerrissen, sodass sie annähernd entblößt ist. Um sie herum stehen die Ältesten mit ihren Bibeln in den Händen und zitieren im Singsang Stellen aus der Schrift, während sie ihren Kopf mit glühenden Kohlen überhäufen. Zur Besserung, sagen sie. Das reinigt die Seele. Ihre Mutter darf den Kreis nicht betreten. Frauen müssen stets ein Stück abseitsstehen. Sie selbst ist die Ausnahme, die Außenseiterin, und erhält Trost nur von Männern.
Die Ältesten trösten sie mit ihren Händen. Sie lassen die Kohlen fallen und betatschen sie. Sie verschlingen sie mit ihren Blicken und fordern sie kopfschüttelnd auf, sich zu bedecken. Schwester, sagen sie. Schwester. Das hast du allein dir selbst zu verdanken. Und dann vergehen sie sich abwechselnd an ihr. Niemand glaubt ihr, weil sie einen Vorhang vorgezogen haben, sodass es keinen zweiten Zeugen gibt.
Als sie mit ihr fertig sind, greifen sie zu ihren Schaufeln, und mehr Kohlen landen auf ihrem Kopf. Ich kann nicht atmen, schreit sie, aber entweder ignorieren sie die Hilferufe oder können sie nicht hören. Ihre Stimme geht unter.
Sie wacht auf. Obwohl es mitten in der Nacht ist, muss sie sich den Schweiß abduschen. Sie dreht das warme Wasser auf, bis die Rohre rattern und der Raum voller Dampf ist. So viele Jahre später, trotzdem erinnert sie sich noch an die Gesichter, die sie genötigt haben, es wieder und immer wieder neu zu erzählen.
Sie redet sich ein, dass sie ihr nicht geglaubt haben. Das ist leichter zu akzeptieren als das, was sie insgeheim für die Wahrheit hält.
Dass sie in ihr den eigenen Sündenfall erkannt und sich deshalb für die Hexenverbrennung entschieden haben.