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Bis zum Haus Nummer 12 sind es nur einige hundert Meter, und Jusuf beschließt, zu Fuß hinzugehen. Im warmen Auto sind ihm Mütze und Handschuhe überflüssig erschienen, aber nach fünf Minuten im eisigen Wind sehnt er sich nach ihnen. Es war ein Fehler, sie im Auto zu lassen.
Unterwegs begegnet ihm ein dicker Mann in einer schwarzrot karierten Holzfällerjacke, der sich die Leine seines kleinen Hundes um das Handgelenk gewickelt hat. Auf der rechten Straßenseite liegt ein großes Grundstück, an dessen Ende ein Backsteinhaus aufragt. Jusuf bleibt stehen und hebt die Hand, als der Mann mit seinem Hund an ihm vorbeikommt.
»Entschuldigung.« Wieder holt er seinen Dienstausweis hervor. »Polizei.«
Der Mann zieht den Hund näher zu sich, runzelt die Stirn, greift begierig nach dem Ausweis, den Jusuf hochhält, und betrachtet ihn lange und gründlich. Nein, du Arschloch. Er ist nicht gefälscht
.
»Unter normalen Umständen wäre ich nicht stehen geblieben, aber das hier ist eine Ausnahme«, sagt der Mann dann. Jusuf weiß nicht, was er meint. Dass Jusuf Polizist ist oder dass an dieser Straße gerade zwei Kapitalverbrechen geschehen sind?
»Schreckliche Geschichte. Haben Sie schon was rausgefunden?«
»Wohnen Sie hier in der Gegend?«, fragt Jusuf.
»In der Nähe«, sagt der Mann und deutet mit dem Kopf in die Richtung, aus der er gekommen ist.
»Sie verfolgen die Nachrichten.«
»Kulosaari ist klein. Es gibt hier keinen solchen Zusammenhalt mehr wie früher, man grüßt sich gerade noch. Aber natürlich kannten alle die Koponens. Das Haus stand eine Weile leer, bevor sie es gekauft haben. Wie lange ist das jetzt her? Zwei Jahre? Drei?«
»Wie lange stand es leer?«
»Seit es gebaut wurde. Ein hiesiger Architekt hatte es für sich selbst gebaut, aber er wurde dann fast sofort geschieden und hat das Haus zum Verkauf angeboten. Ein großes Ufergrundstück in so einer Lage, ein großes Haus … Soweit ich mich erinnere, war der Preis, den er forderte, lange völlig übertrieben. Vielleicht vier.«
»Millionen?«
»Nee, tausend«, lacht der Mann und zieht den Hund wieder näher. »Natürlich Millionen. Und dann ist er eine halbe Million runtergegangen. Und später noch einmal. Ich glaube nicht, dass die Koponens drei Millionen bezahlt haben. Aber wer weiß …«
»Verstehe«, sagt Jusuf und überlegt, ob er die Auskünfte notieren soll. Der Mann in der Holzfällerjacke wirkt unangenehm. Wie einer, der glaubt, allerhand zu wissen. Der in Wirklichkeit aber – und diesmal zu Jusufs Verdruss – nichts Interessantes zu wissen scheint.
»Das ist die Hotline für Hinweise aus der Öffentlichkeit. Rufen Sie an, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Egal was.« Jusuf reicht dem Mann eine Karte, seine vorletzte.
Der Mann betrachtet die Karte und lacht lauthals. Jusuf hat keine Ahnung, warum. Dann wird der Mann wieder ernst, holt einen Hundekotbeutel aus der Tasche und wünscht Jusuf überraschend höflich einen schönen Abend. Was für Bekloppte. Man sollte die ganze Insel einzäunen
.