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Jessica fühlt sich wie eine Gefangene. Sie ist nicht frei. Aber gleich am Morgen wird sie gehen und ihr Leben weiterführen, als wäre nichts geschehen. Zur Arbeit zurückkehren, an ihren Schreibtisch in Pasila. Gehen, wohin sie will, und allen Gehörnten, die ihr Angst einjagen wollen, den Stinkefinger zeigen.
Jessica betrachtet die weiße Decke ihrer Einzimmerwohnung, die einige kleine Risse aufweist, obwohl Fubu sie im Januar gestrichen hat. Obwohl er mit seiner Schreinerausbildung prahlt, hat er zwei volle Tage dafür gebraucht, und obwohl er darauf bestand, nur mit Essen und Sex entlohnt zu werden, hat Jessica ihm zum Schluss einen Gutschein über hundert Euro für das Kaufhaus Stockmann zugesteckt, den sie angeblich bei einer Verlosung am Arbeitsplatz gewonnen hatte. Letzten Endes hat Fubus Arbeitseinsatz mehr Schaden als Nutzen gebracht, wenn man sich die weißen Farbspritzer auf den gebeizten Dielen ansieht.
Das Telefon klingelt. Erne ruft endlich zurück.
»Verdammt nochmal, was soll das, Erne? Ich hab mindestens viermal angerufen!«
»Ich musste eine kurze Pressekonferenz zum Fall von Bunsdorf halten. Hast du mit Jusuf gesprochen?«
Ernes Stimme klingt müde. Beinahe ausgehöhlt.
»Ja. Er kommt gleich her.«
»Hast du etwas Neues?«
»Ich hab nachgedacht, Erne«, antwortet Jessica und steht vom Sofa auf. »Wenn die Totenstarre auf dem Höhepunkt war, als das Opfer gefunden wurde, bedeutet das, dass der Tod vor …«
»Neun bis vierundzwanzig Stunden eingetreten ist. Und?«
»Roger Koponen«, sagt Jessica. »Jusuf hat das Opfer gegen 18:30 Uhr gefunden. Roger Koponen ist um 8:16 Uhr in Kulosaari aus der Metro gestiegen.«
»Meinst du, Koponen hätte geklingelt und von Bunsdorf beiläufig gesteinigt?«
»Wer weiß. Vielleicht ist das Gespräch auf die Politik gekommen.«
»Das ist immer riskant.«
»Der Autor ist verdammt nochmal am Leben und bis über die Ohren in den Fall verwickelt. Wer sagt, dass es nicht Koponen war, der mit einer Ziegenmaske auf dem Eis gewinkt oder Laura Helminen in dem Keller Angst eingejagt hat?«
»Du hast recht. Außerdem ist es gut möglich, dass Koponen von Bunsdorf gekannt hat. Immerhin haben sie zwei Jahre lang nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt gewohnt.«
»Vielleicht hat von Bunsdorf ihn deshalb ins Haus gelassen.«
»Obwohl es am selben Morgen in den Nachrichten hieß, dass er und seine Frau tot sind?«
»Der jüngsten Theorie nach glaubte der Medizinalrat an den Ziegengott der Fruchtbarkeit. Warum sollte er nicht auch an Gespenster und Engel glauben? An den Club der toten Schriftsteller?«
»Dichter … Auch wieder wahr«, sagt Erne, und obwohl Jessica ihn nicht sieht, weiß sie, dass er sich nachdenklich die Stirn reibt.
»Und du? Ist alles in Ordnung?«, fragt er dann.
Jessica seufzt und tritt ans Fenster. Sie hört, wie Erne durch eine Tür hinausgeht und wie der Wind im Mikrofon seines Handys rauscht.
»Auf der Töölönkatu sind keine Gehörnten zu sehen, wenn du das meinst.«
»Genau das meine ich.«
»Ich könnte wieder an die Arbeit gehen.«
»Tust du aber nicht«, erwidert Erne. Eine Zigarette wird angezündet. Der Verschluss des Feuerzeugs schnappt zu. Jessica schließt die Augen.
»Du klingst nicht gut, Erne.«
»Ich klinge nicht gut? Sind wir hier bei Voice of Finland , oder was? Dreht Niemi ihren Stuhl nicht um?«
»War nur so gesagt. Bis bald«, murmelt Jessica und legt auf.
Sie fährt ihren Laptop hoch und ruft zwei Nachrichtenseiten auf. Die Schlagzeilen feuern drauflos und versuchen sich an Schlagkräftigkeit und Gewitztheit zu übertreffen.
Die Hexenbande schlägt wieder zu – Kulosaari, der Ort des Schreckens – Jetzt aktuell: Das neueste Opfer des Serienmörders .
Es ist unfassbar, wie viel Sozialporno aus den Ereignissen gezogen wird. Aber wenn man an die Verbrechen denkt, die in den letzten vierundzwanzig Stunden geschehen sind, könnte man andererseits auch sagen, dass dem breiten Publikum manches noch verborgen geblieben ist.
Jessica reißt ein Blatt von ihrem Notizblock und spitzt einen Bleistift. Obwohl iPads und andere elektronische Geräte bei der Arbeit der Ermittler immer mehr Raum einnehmen, verlässt sie sich nach wie vor auf traditionelle Mittel. Sie legt Lea Blomqvists Dissertation, die Jusuf ihr gemailt und die sie gerade ausgedruckt hat, auf den Tisch und sieht nach, wie viele Seiten es sind. 230. Verdammt.
Das Klingeln an der Haustür hört sich an wie das Krächzen einer Krähe. Jessica überlegt, ob die Männer von der Sicherheitspolizei Jusuf erkennen oder ob gleich wieder das Telefon läutet. Oder haben sie ihm sofort Handschellen angelegt, liegt er auf dem schneebedeckten Asphalt?
Jessica geht durch das Zimmer zum Türöffner.
»Hallo?«
»Malleus Maleficarum, motherfucker«, flüstert jemand, prustet aber los, bevor Jessica ganz begreift, was sie gehört hat.
»Blödmann«, sagt Jessica und drückt auf den Türöffner.
Jusuf setzt sich an den Tisch, legt eine grüne Mappe vor sich hin und betrachtet seine Hände. Er wirkt müde und abwesend.
»Alles in Ordnung?«, fragt Jessica und stellt zwei Tassen auf den Tisch. Kaffee für Jusuf, Hagebuttentee für sich selbst.
»Nein. Guck dir die mal an«, antwortet Jusuf und klappt die Mappe auf. Jessica greift nach den Fotos und breitet sie auf dem Tisch aus. Die Bilder zeigen einen Sessel mit einer Gestalt, die von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt ist. Das Gesicht ist nur noch eine blutige Masse.
»Um Himmels willen«, flüstert Jessica, weil man so reagieren muss, wenn man etwas Furchtbares sieht. In Wahrheit bringen die Fotos von dem gesteinigten Mann sie nicht aus der Fassung. Die schrecklichen Bilder sind eher eine natürliche Fortsetzung nicht nur der Verbrechensserie, die am vorigen Tag begonnen hat, sondern auch aller Kapitalverbrechen, die Jessica im Lauf der Jahre untersucht hat.
Der entsetzlich zugerichtete Mann trägt einen dunkelblauen Bademantel. Zwischen seiner Schulter und der Rücklehne liegen ein paar Steine.
»Woher stammen die Steine? Vom Grundstück?«
»Schwer zu sagen, da liegt ja Schnee. Aber ich weiß eine Stelle, wo man eimerweise solche Steine sammeln könnte.«
»Am Ufer der Koponens. Wenn da kein Eis wäre.«
»Genau.« Jusuf lehnt sich zurück.
»Was meinst du, hat Roger Koponen selbst den Mann gesteinigt?«
»Daran habe ich sofort gedacht. Koponen wurde am Morgen in Kulosaari gesehen, was ihn zum potenziellen Verdächtigen macht.«
»Ich begreif bloß immer noch nicht, warum«, sagt Jessica und nimmt einen großen Schluck Tee. »Was will Koponen erreichen? Er weiß, dass er früher oder später gefasst wird. Er kann sich nicht einfach totstellen, mit uns Verstecken spielen und untertauchen. Immerhin ist er prominent, sein Gesicht ist bekannt. Sogar im Ausland.«
»Vielleicht hat er keine Wahl. Vielleicht erpressen die Täter ihn mit irgendwas.«
»Womit? Sie haben als Erstes seine Frau getötet. Eine ziemlich beschissene Strategie, wenn man jemanden erpressen will. Als Erstes den besten Hebel absägen.«
»Und Geld? Koponen ist Multimillionär.«
»Wie soll das gehen? Wenn du den Nachbarn nicht steinigst, musst du eine Million zahlen?«
»Ich weiß nicht.«
»Man würde meinen, dass selbst ein Kerl wie Koponen seine Frau höher schätzt als seine Millionen«, sagt Jessica und denkt über ihre eigenen Worte nach. Darüber, dass sie von Geld spricht, als würde sein Besitz einen Menschen weniger menschlich machen. Das tut sie oft, es ist Teil ihrer Maskerade und führt immer dazu, dass sie sich scheinheilig vorkommt.
»Meiner Meinung nach gibt es trotzdem zwei Möglichkeiten. Entweder gehört Koponen selbst zu den Tätern, oder irgendwer steuert ihn …«
»Das heißt, er ist beteiligt. Freiwillig oder gegen seinen Willen.«
»Sonst hätte er sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt.«
»Zweifellos«, sagt Jessica und versinkt sekundenlang in ihren Gedanken. »Es sei denn, er hätte sich für den Tod seiner Frau gerächt?«
»Dann hätte also von Bunsdorf Maria Koponen ermordet?«
»Ja. Und Roger hätte es irgendwie erfahren. Und wäre zu dem Kerl marschiert und …«
Jessica schließt die Augen, und Jusuf scheint es ihr gleichzutun. Sie sitzen mehrere Minuten schweigend da und sammeln ihre Gedanken. Dann schreibt Jessica die Namen der Opfer auf, die Tatorte und anderes, was ihr einfällt. Ihre Hand zeichnet überraschend gerade Linien sowie symmetrische Kreise und Rechtecke.
»Allmählich stimme ich Micke zu«, sagt Jusuf schließlich. Jessica legt den Bleistift auf den Tisch.
»Worin?«
»Vielleicht sollten wir Karlstedt und Lehtinen festnehmen.«
»Darüber brauchen wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Entscheidung trifft Erne.«
»Was in diesem Fall heißt, dass er sich nicht entscheidet.«
»Erne ist nicht entscheidungsunfähig, Jusuf. Im Gegenteil. Er hat ausdrücklich entschieden, dass wir noch warten. Vielleicht ergibt sich aus den abgehörten Telefonaten irgendwas.«
Jusuf schüttelt fast unmerklich den Kopf. Er ist offenkundig anderer Meinung. Schweigend blättern sie die Fotos durch und trommeln mit den Fingern auf den lackierten Holztisch. Jusuf holt einen Stapel Protokolle aus der Mappe: Berichte und Abschriften von den Befragungen der Angehörigen der Opfer.
»Hast du darin was gefunden?«, fragt Jusuf und nickt zu der Dissertation hin.
»Seltsamerweise ja, glaube ich«, sagt Jessica und schlägt eine der Seiten auf, die sie markiert hat. »Alles in dieser Doktorarbeit läuft auf Katzen hinaus.«
»Auf Katzen? Wieso hab ich das nicht gemerkt?«, lacht Jusuf.
»Dieser Untersuchung nach hatten Familien, bei deren Kindern ernsthafte psychische Probleme festgestellt wurden, verblüffend oft eine Katze als Haustier.«
»Na ja, ich bin ja selbst eher ein Hundemensch, aber Katzen machen doch wohl keinen verrückt?«
»Die Gleichung ist simpel. Der Toxoplasmose-Parasit geht durch Katzenkot auf den Menschen über, und Infizierte haben ein doppelt so hohes Risiko, zum Beispiel an Schizophrenie zu erkranken.«
»An Schizophrenie?«
»Eine Krankheit, die mit den von Neuropharm hergestellten Antipsychotika behandelt wird.«
»Die Verbindung wird stärker. Aber sie ist immer noch wacklig. Hat Albert von Bunsdorf Schizophreniepatienten behandelt?«
»Bisher gibt es keine Hinweise darauf. Aber wir müssen es abklären.«
»Nach Rasses Ausführungen dachte ich, dieser Albert von Bunsdorf mit seinen Bocksstatuen wäre ein klarer Fall … Das Motiv wäre der Irrglaube des Opfers. Aber Maria Koponen und Lea Blomqvist hatten allem Anschein nach keine seltsamen Hobbys oder Glaubensvorstellungen. Ganz zu schweigen von der Kommissarin aus Savonlinna, Sanna Porkka, die offenbar nur zur falschen Zeit am falschen Ort war. Porkka passt obendrein vom Äußeren her nicht zu den anderen Opfern.« Jusuf holt einen Umschlag mit weiteren Fotos aus der Mappe. Sie zeigen eine verkohlte Gestalt, die an einen Baum gebunden ist. »Und er?«
»Unser Unbekannter. Mister X.«
»Nach dem Bericht von Sissi Sarvilinna ein Mann um die vierzig.«
»Den bisher niemand vermisst.«
»Vierundzwanzig Stunden sind eine kurze Zeit. Besonders, wenn er allein gelebt hat.«
»Mister X war wohl nicht zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Tatort ist so abgelegen, dass man der größte Pechvogel unter allen Beerensammlern der Welt sein müsste, um sich gerade zu der Uhrzeit dorthin zu verirren.«
»Und der dümmste. Um diese Jahreszeit sind die Walderdbeeren ziemlich klein.«
»Genau.«
»Er muss die ganze Zeit in Karlstedts Cayenne gewesen sein«, meint Jusuf.
»Oder bei Roger Koponen im Kofferraum.« Jessicas Einwurf scheint Jusuf zu irritieren.
»Die wahrscheinliche Todesursache bei Mister X«, fährt sie mit einem Blick auf Sarvilinnas Bericht fort, »ist ein Herzinfarkt infolge des Adrenalinstoßes, den der Schmerz ausgelöst hat. Außerdem ist seine Lunge verkohlt. Der Mann war also noch am Leben, als er am Tatort ankam, und wurde bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Zähne wurden offenbar erst danach entfernt.«
»Vielleicht kam das Ganze überraschend für X. Vielleicht saß er die ganze Zeit mit Karlstedt und Lehtinen im Cayenne und glaubte, dass sie gemeinsam Koponen an den Kragen wollen. Aber dann beschloss der Dirigent, die beiden Männer ihren Platz tauschen zu lassen. Wer weiß, womöglich kam das auch für Koponen überraschend.«
»Der Gedanke ist gar nicht so weit hergeholt. Vielleicht wurde Koponen gezwungen, zuzusehen, als Porkka und X an die Bäume gefesselt und verbrannt wurden. Und dann hat man ihm erklärt, dass ihm das gleiche Schicksal droht, wenn er nicht mitspielt«, überlegt Jessica laut und dehnt ihren steifen Nacken.
»Man hat Koponen zu einer Marionette gemacht, die tut, was man ihr befiehlt. Das würde erklären, wieso er sich nicht vor den Überwachungskameras an der Metrostation in Acht genommen hat. Kann sein, dass er Angst hatte und gar nicht auf die Idee kam, dass die Polizei sein Handy orten könnte.«
»Das klingt ansonsten einleuchtend, aber Koponen sieht auf den Aufnahmen der Überwachungskameras ruhig aus. Keine zitternden Hände, eine Miene wie Mona Lisa«, sagt Jessica und klickt die Videoaufnahme aus der Metrostation an.
»Du hast recht, Jessi. Er ist kühl bis ans Herz. Obwohl seine Frau am Abend zuvor gestorben ist. Und obwohl er vermutlich den Doppelmord in Juva aus nächster Nähe miterlebt hat.«
»Allerdings kann ein Mensch, der unter Schock steht, sich genauso verhalten«, brummt Jessica frustriert, lehnt sich zurück und streckt die Arme über den Kopf. Ihr T-Shirt zieht sich bis zum Nabel hoch. Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie Jusuf einen raschen Blick auf ihren nackten Bauch wirft.
»Fährst du noch nach Pasila?«, fragt sie nach einer Weile.
»Sollte ich?« Jusuf gähnt.
»Ja. Sprich mit Rasse, der hört ja die Telefone ab. Ich hätte gern ein genaueres Bild von Torsten Karlstedt und Kai Lehtinen«, sagt Jessica und schiebt ihren Stuhl vom Tisch zurück.
Jusuf steht langsam auf. Er betrachtet die Sachen, die auf dem Sofa liegen.
»Ach ja. Meine Karte.«
»Was?« Jessica schluckt. Sie weiß, wovon Jusuf spricht, aber das Portemonnaie, in dem die Karte steckt, ist nicht in dieser Wohnung. Es liegt auf der Arbeitsfläche in der Küche der Nachbarwohnung. Verdammt .
»Die Karte, die ich dir im Krankenhaus geliehen habe.«
»Äh … Sorry, Jusuf …«, sagt Jessica und merkt, dass ihre Notlüge schon jetzt hinkt.
»Du hast sie doch noch?«, lacht Jusuf.
»Ich hab sie im Kommissariat gelassen. Sorry. Wahrscheinlich liegt sie auf deinem Schreibtisch.«
»Mist. Ich müsste tanken und auch was essen.«
Jessica presst die Lippen zusammen. Wenn sie Jusuf dazu bringt zu gehen, könnte sie in aller Eile die Karte holen, ihn anrufen und behaupten, sie hätte sie doch in ihrer Tasche gefunden.
»Wenn du sowieso hierbleibst, kannst du mir ja deine leihen …«
Wieder läuft eine kalte Welle über Jessica hinweg.
»Nein.«
»Häh?«
»Es klingt verrückt, aber … meine Karte funktioniert nicht. Keine Ahnung, weshalb.«
»Funktioniert nicht?«
»Nein. Ich hab eine neue bestellt.«
»Hast du Bargeld?«
»Nein. Sorry.«
Jusuf hebt die Augenbrauen, zuckt dann mit den Schultern und nimmt seine Jacke von der Stuhllehne. Jessica ist sich nicht sicher, ob ihre Story glaubhaft klingt, findet aber auch keinen Grund, weshalb Jusuf annehmen sollte, dass sie lügt. Niemand würde erraten, dass sich hinter der Wand ihre zweite Wohnung befindet. Jusuf geht langsam zur Tür und zieht die Schuhe an.
»War da irgendwas Merkwürdiges?«, fragt er.
»Wo?«
»In deinem Portemonnaie«, sagt Jusuf. Die Frage ist logisch, begründet und kann zu Unannehmlichkeiten führen.
Jessica holt tief Luft und steht auf.
»Verdammt nochmal, ich hätte es dir doch längst erzählt, wenn da was Merkwürdiges gewesen wäre.«
»Hast du genau nachgesehen? Wenn jemand es geschafft hat, in dein Heft zu schreiben …«
»Hab ich«, faucht Jessica, und der Tonfall tut etwas, was sie seit Langem nicht mehr nötig hatte. Schon gar nicht gegenüber Jusuf: Er erinnert an die Befehlshierarchie.
»All right . Bis später«, sagt er, öffnet die Tür und verschwindet im Treppenhaus.