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D er Defender war kein Wagen zum Rasen, und Olav Thorn fuhr zurückhaltend, da er sich mit dem Fahrzeug nicht auskannte.
Rica störte das nicht, ganz im Gegenteil. Mal abgesehen von Ragna zog sie im Moment nichts nach Hause. Ganz im Gegenteil schrie ihre Seele ihr andauernd zu, sie würde sich in die verkehrte Richtung bewegen, weg von dem Mann, an dessen Seite sie in diesen Stunden kämpfen sollte. Ihr Verstand jedoch hatte begriffen, dass sie Jan in ihrem Zustand keine Hilfe sein konnte. Also musste sie tun, was sie am besten konnte: Online-Recherche.
Es gab so gut wie nichts, was Rica online nicht herausbekam, und stieß sie auf Hindernisse, spornten diese ihren Ehrgeiz erst recht an.
Sie hatte noch zwei Stunden bis nach Hammertal vor sich, und es gab viel zu tun. Rica war froh um ihre rollende Einsatzzentrale, gerade jetzt, da Jan ihr immer wieder Informationen schickte, die es zu recherchieren galt.
Wie zum Beispiel die Fotos des Transporters mit der Aufschrift auf der Flanke.
Pujčení auta – Lkw-Verleih
Přepravce – Transport
Přestěhování – Umzugsservice
Allerdings gab es keine Firmenadresse oder Telefonnummer, sondern nur eine Internet- und Mailadresse.
»Sie haben ihre Opfer über den Umzugsservice gefunden?«, fragte Olav ungläubig.
»Sieht danach aus.«
»Aber wie soll das gehen?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Rica und tippte weiter auf der Tastatur ihres Laptops herum.
»Und was denkst du?«, fragte Olav.
Eigentlich nervte sie die Fragerei, wenn sie online war, aber sie wollte Olav gegenüber auch nicht unfreundlich sein. Also lehnte Rica sich einen Moment zurück, schaute durch die Windschutzscheibe auf die Rücklichter der vorausfahrenden Fahrzeuge und betrachtete, was sie dachte.
»Tja«, sagte sie schließlich. »Heutzutage hat jeder Fuhrpark Tracker in seinen Fahrzeugen, dann weiß man schon mal, wo die Wagen so hinfahren. Und es ist kinderleicht, ein Mikro darin zu installieren und die Gespräche während der Fahrt aufzuzeichnen. Vielleicht sogar noch eine Minikamera, das merkt niemand.«
Olav nickte. »In Zeiten, in denen öffentliche Toiletten, Hotelzimmer und Umkleidekabinen heimlich mit Kameras ausgestattet sind und die Videos ins Netz gestellt werden, ist alles vorstellbar. Du denkst also, sie belauschen die Personen, die sich so einen Umzugstransporter leihen?«
»Kann ich mir zumindest vorstellen. Und mittels einer Minikamera bekommen sie Bilder von den Mädchen, treffen eine erste Auswahl, finden heraus, ob die Mädchen lohnenswerte Ziele sind, ob die Polizei aufgrund der Umstände eher mit mäßigem Einsatz nach ihnen suchen wird.«
»Ich will keinen Kollegen schlechtreden, aber leider kann ich mir das sehr gut vorstellen. Es gab eben zu viele dieser Fälle. Groß angelegte Suchaktionen, die Unsummen verschlingen, und drei Tage später taucht der beleidigte Nachwuchs wieder auf, weil es im ach so furchtbaren Elternhaus ja doch am bequemsten ist. Was ich nur nicht kapiere: Wie kommen sie später an die Mädchen heran?«
»Indem sie die Häuser observieren? Oder über diese speziellen Gruppen bei WhatsApp und Facebook.«
»Okay, ich weiß also, da gibt es ein hübsches Mädchen, das Gründe hat, von zu Hause abzuhauen, eine Ausreißerin, nach der die Polizei eventuell nur halbherzig sucht. Ich kenne ihre Probleme, ihre Adresse … aber wie finde ich sie im Netz? Zumal die dort meistens Scheinidentitäten haben?«
»Ich weiß es nicht …«, sagte Rica ein wenig abwesend. Sie hatte Olav nur mit einem halben Ohr zugehört, denn was sie gerade im Internet recherchierte, war interessant.
»Diese Firma … Autocraft … das scheint ein selbstständiger Subunternehmer zu sein, der an eine europaweit tätige Autovermietung gekoppelt ist … jedenfalls laufen die Buchungen über BestPreisCar.«
»Sobald du zu Hause bist, werde ich dafür sorgen, dass wir denen auf den Zahn fühlen«, sagte Olav.
»BestPreisCar ist wiederum auch nur eine Kette, die zu einer Investmentgesellschaft gehört …«, fuhr Rica fort, während sie tiefer in die Strukturen vordrang, die sie im Internet fand. Die meisten waren nicht öffentlich zugänglich, sie musste sich dafür in die Seiten der Hosting-Provider einhacken, die für BestPreisCar die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellte. Das sagte sie Olav aber nicht.
Und dann stieß sie auf einen Namen, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.