XIX

Den Zug aus Paris hatte sie in Auray verlassen und war von dort aus mit dem Bus nach Quiberon weitergefahren. Sie saß ganz hinten am Fenster und schaute hinaus in den klaren Sommertag. Im Golf von Morbihan waren bunte Segel zu sehen, und an den Stränden rannten Kinder und Hunde um die Wette. Am Ortsschild Quiberon schon begann der Stau. Der Badeort, den sie nur aus den toten Zeiten des Winters kannte, war fremd in dieser bunten Betriebsamkeit, und als sie am Bahnhof ausstieg und mit ihrer kleinen Tasche zum Hafen ging, versuchte sie vergebens, die Stimmung jener seltsamen Nächte zu erinnern, die sie mit Romy Schneider bei einer ihrer zahlreichen Diätkuren in Quiberon verbracht hatte. Das war zwar erst vor ein paar Jahren gewesen, aber es schien Anna Wendtlin ein Leben weit entfernt. In der Kneipe, in der »Madame Sissi« mit dem alten bärtigen Bretonen getanzt hatte, fand Anna Wendtlin keinen freien Tisch mehr, sie trank ihren Kaffee im Stehen. Zwischen den Flaschen hinten an der Theke entdeckte sie ein Foto von Romy Schneider, mit Widmung. Das Bild ihres Walzers mit dem Fischer auf der leeren Tanzfläche, das Foto aus jener Nacht, das Foto, das Anna von vielen Veröffentlichungen kannte.

Bevor sie mit der Fähre hinüberfuhr nach Belle-Ile, deren Häuser am Horizont über dem funkelnden Wasser wie Spielzeug aussahen, hatte sie noch eine Stunde Zeit. Sie machte einen Spaziergang, entlang am Strand, zum Kurhotel Sofitel, in dem Romy Schneider oft gewohnt hatte. Anna wußte immer noch nicht so recht, warum sie spontan von Paris hierher gefahren war; es gab weder Interviewtermine noch irgend etwas zu recherchieren. Der Masseur, der Romy Schneider heimlich mit Alkohol versorgt hatte, arbeitete inzwischen in der Normandie. Außerdem brauchte sie ihn nicht mehr fiir ihre Serie. War es also nur eine nostalgische Reise in eine fremde Vergangenheit, wie alles, was sie bisher geschrieben hatte? War es schon die Resignation im Wissen, letztlich gescheitert zu sein, letztlich nichts von dem gefunden zu haben, was man in ihrer Branche einen Scoop nannte? Wen auch soll ich rächen, dachte sie, Romy etwa? Die hat doch endlich ihre Ruhe, der ist es doch jetzt auch egal. In Wahrheit ist das nur mein Ehrgeiz, dafür zu sorgen, daß ein paar Herren unruhige Nächte haben werden, wenn sie lesen, was in der Serie als »Der Fall Romy Schneider« angekündigt worden war.

Sie kam rechtzeitig zur Fähre und blieb die Dreiviertelstunde der Überfährt auf dem Vorderdeck sitzen, bis die Festung über dem Hafen immer näher rückte und das Schiff in Le Palais anlegte. Mit den Menschenmassen, die als Tagestouristen auf die Insel gekommen waren, ließ sie sich treiben, vorbeischieben an den vielen kleinen Geschäften und fuhr dann mit dem Bus weiter ins Land hinein, hinüber zum großen Leuchtturm. Am Grand Phare stieg Anna Wendtlin aus und wanderte an die Felsenküste, wo das Meer begann, das bis nach Amerika reichte. Vor einem kleinen Restaurant waren ein paar Tische und ein Sonnenschirm aufgestellt, sie bestellte eine Platte Fruits de mer und eine Flasche Sancerre. Sie aß mit den Fingern, knackte die Hummerscheren und holte mit spitzen Nadeln die Schnecken aus ihren Gehäusen. Anna war allein auf der Terrasse, doch bevor sie das letzte Glas mit einem stummen Sante in die Wolken hob, blickte sie sich vorsichtig um, ob auch keiner sie beobachtete. Nachdem sie bezahlt hatte, bat sie um ein Taxi, aber der Wirt mußte in die Stadt und nahm sie in seinem verrosteten Renault mit zur Anlegestelle der Fähre. Sie fuhren durch Orte, die so seltsame Namen hatten wie Kervilahouen oder Bangor oder Calastrene und in der Nachmittagshitze vor sich hinträumten. In den Ritzen ihrer bretonischen Steinhäuser blinzelten Eidechsen in die Sonne und warteten auf die Dämmerung, um auf Jagd zu gehen.

Auf dem Schiff war sie noch vor der Abfahrt in der warmen Sonne eingenickt und erst wieder aufgewacht, als die Fähre in den Hafen von Quiberon einfuhr. Sie schüttelte ihre wirren Träume ab, in denen sich Romy Schneider und Biasini am Strand von Donnant auf Belle-Ile durch den Sand gejagt hatten, während Delon, Meyen und Pétin stumm als Preisrichter auf einem Felsen standen und ab und zu Tafeln mit Nummern hochhielten. Mit einem Taxi ließ sie sich zum Bahnhof fahren. Die grimmige Miene des Fahrers, der über die kurze Strecke geflucht hatte, hellte sich erst wieder auf, als sie ihm ein großzügiges Trinkgeld gab. In ihrem Abteil schlief Anna Wendtlin gleich wieder ein, zuviel Wein und zuviel Sonne…

In Paris stieg sie um in den Nachtzug nach Frankfurt. Sie fühlte sich zerschlagen und mutlos, erschöpft von einer langen Reise, bei der sich das Ziel immer weiter entfernte, je näher man ihm zu kommen schien. In einer Zeitung, die sie sich gekauft hatte, las sie ein Interview mit Peter O’Toole. Dämliche Fragen, das Übliche. Aber gute Antworten: »Jenseits der Leinwand haben Schauspieler überhaupt kein Ego. Sie sind nur Gefäße imaginärer Wesen. Sie müssen eine Rolle spielen, um die Wirklichkeit zu spüren, und brauchen Aufmerksamkeit, um sich lebendig zu fühlen. Der ständige Zwiespalt, in dem sich Stars befinden: sie müssen einerseits glauben, daß sie etwas Besonderes sind, und sich andererseits gegen diesen Unsinn auflehnen. Sie bestehen auf Privatsphäre, aber nur, solange noch jemand an ihre Tür klopft.«

Sie legte die Zeitung weg und blickte hinaus in die Nacht, in der nur ab und zu Lichter aufblitzen, wenn der Zug in der Nähe eines Dorfes vorbeidonnerte. War es bei dir nicht auch so, Romy? Deine Wirklichkeit war doch eigentlich auch nur das Kino, du hast es gehaßt, und du hast es gebraucht. Aber für eine andere Wirklichkeit warst du nicht stark genug. Am Ende bist du so unwirklich wie im Kino, Romy, und so unerreichbar. Meine Suche nach dir kommt mir vor wie die Suche von Mastroianni in einem deiner letzten Filme. Immer, wenn er glaubte, dich gefunden zu haben, bist du im Nebel verschwunden. Mal warst du jung und schön, und mal warst du alt und verbraucht. Nur deine Augen blieben gleich. Stumpf, gehetzt, verschreckt. Das hätte ein Freund sehen müssen, doch wer kannte dich schon so gut, um das zu erkennen… Nein, Romy, dir kann ja keiner mehr etwas tun. Du bist ja tot. Diese Typen, die dein Leben auf dem Gewissen haben, sind einfach nicht zu fassen. Die machen immer weiter. Mit der nächsten Romy. Mit einer neuen Sissi. Und wenn sie auch die überleben, werden sie wieder in Nachrufen ihre verlogene »Betroffenheit« ausbreiten. Wie bei dir. Aber du hast auch mitgespielt, in jeder Beziehung. Du hast dich doch freiwillig benutzen lassen. Du hast ja nicht aufhören können. Du hast immer nur geredet von Timbuktu, aber du bist nie hingefahren. Warum warst du auch so verdammt deutsch? Immer nur arbeiten und arbeiten und sich quälen, den Sinn des Lebens suchen, daß ich nicht lache, deine blaue Blume suchen, du unheilbar romantische Gans, statt einfach mal nichts zu tun, zu träumen, dich treiben zu lassen und zu warten, was passiert.

Irgendwann in diesem stummen Zwiegespräch war sie dann doch eingeschlafen auf ihrem muffigen Bett. Nach der Ankunft in Frankfurt fuhr sie direkt in die Redaktion, weil sie wußte, daß Karsten Schuler auch um diese Zeit, früh am Morgen, schon an seinem Schreibtisch sitzen würde. Als sie sein Zimmer betrat, warf er ihr nur einen kurzen Blick zu, sagte aber nichts, sondern stand auf und reichte ihr wortlos einen Kaffee. Dann wartete er, bis sie sich eine Zigarette angesteckt hatte.

»Was ist los mit dir? Ist irgend etwas passiert? Den ganzen Tag über haben wir gestern versucht, dich zu erreichen. Sogar bei Pétin im Büro angerufen. Aber keiner wußte, wo du warst…«

»Ich habe einen Tag lang nachgedacht, nur so. Ich war in Quiberon und auf Belle-I1e, einfach ganz spontan. Nein, passiert ist eigentlich nichts, außer…«

»Außer?« fragte er.

Und da brach alles aus ihr heraus, der Frust, weil sie in ihren Recherchen nicht weitergekommen war, der Frust, weil sie nicht die letzten Beweise gefunden hatte, daß Romy Schneider betrogen worden war, daß sie immer noch nicht das Gefühl hatte, eine richtig gute Serie schreiben zu können, in der nicht nur alle Einzelheiten stimmten, sondern auch wirklich deutlich wurde, warum dieses Leben so und nicht anders hatte enden müssen. Und daß sie einfach keine Lust mehr hatte, wie eine Bekloppte durch die Gegend zu fliegen und immer wieder auf Mauern zu stoßen. Und sich anlügen zu lassen von Figuren, die angaben, die besten Freunde von Romy Schneider gewesen zu sein, und in Wirklichkeit keine Ahnung gehabt hatten, wie es um sie stand. Am schlimmsten sei das Gequatsche von dieser entsetzlichen Maria Schell, von wegen mütterliche Freundin seit achtundzwanzig Jahren und ähnlicher Schmonzes. Nichts davon stimmt, einfach nichts.

Schuler unterbrach sie grob.

»Dein Zustand ist ganz normal, bilde dir nichts ein. Als ich noch richtig geschrieben habe, nicht nur Hausmitteilungen, sondern richtige Geschichten, da war ich auch immer verzweifelt, wenn ich nicht alles herausbekommen habe, und das auch noch wußte, und mein Artikel irgendwann einfach fertig sein mußte. Vergiß nicht, du bist kein Detektiv, du suchst keine Indizien, nach denen ein Gericht verurteilen würde oder freisprechen. Du sollst so genau wie möglich und so gut wie möglich über das Leben eines Stars schreiben, das so ganz anders war, als sich das Lieschen Müller vorgestellt hat. Und so ganz anders, als es bisher beschrieben worden ist. Du sollst keine neue Legende erfinden, sondern die alten widerlegen, so weit das geht. Das ist dein Job, nichts sonst. Wenn du dabei auch noch erklären kannst, wer die Finsterlinge in ihrem Leben waren und wer sich auf ihre Kosten einen feinen Lenz gemacht hat, um so besser. Aber du mußt nicht die letzte Überweisung auf ihrem Konto und die letzte Auseinandersetzung mit der Steuer belegen können, das interessiert im Zweifelsfall keinen so genau. Du bist nicht der Testamentsvollstrecker, ganz bestimmt nicht. Wir sind hier nicht im Kino, wo am Schluß immer das Gute siegt und die Bösen hinter Gittern sitzen.«

Er lehnte sich zurück und trank einen Schluck Kaffee. Anna Wendtlin schwieg. Dann holte sie einen kleinen Spiegel aus ihrer Tasche, schminkte sich die Lippen und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare.

»Entschuldige, aber das mußte sein. Ich seh’ ja schrecklich aus nach dieser Nacht… Wahrscheinlich hast du recht, wahrscheinlich habe ich mich verrannt, vielleicht weiß ich auch schon zuviel und sehe das Naheliegende nicht mehr. Also los, was gibt es Neues? Warum habt ihr mich gestern gesucht?«

Er blätterte in einem Stapel von Zeitschriften und Zetteln und Manuskripten auf seinem Schreibtisch, reichte ihr dann einen Brief und wartete, bis sie ihn gelesen hatte.

»Das ist das Schreiben eines Anwalts, der Henrik Kaestlin vertritt. Er will aufgrund deiner ersten Andeutungen den Abdruck eines Leserbriefs, in dem steht, daß der brave Mann bereits 1978 seine Geschäftsbeziehungen zu Romy Schneider abgebrochen hat, also die von Romy zu seiner Firma Cinecustodia, und daß sie sich gegen seinen Rat in Frankreich ein Haus gekauft hat und damit ja wohl bewiesen sei, daß er nicht mitschuldig ist an ihren Steuerschwierigkeiten.«

Anna nickte nachdenklich, und dann begann sie zu lächeln. Sie stand auf und wedelte mit dem Brief vor seinem Gesicht herum. »Aber das ist ja wunderbar, das ist ja endlich mal etwas Handfestes, das ist ja geradezu eine Sensation, auf die Idee wäre ich ja nie gekommen, nie.«

»Das mußt du mir erklären«, knurrte Schuler, »ich sehe darin nur einen juristischen Quatsch, den wir vielleicht sogar drucken müssen und der keine Sau interessiert.«

»Aber Karsten, genau das Gegenteil. Denn ich kann beweisen, daß er sowohl 1979 als auch noch 1980 mit Romy Schneider in Geschäftsverbindung stand. Und wie. In beiden Jahren wurden Gagen auf das Konto der Cinecustodia überwiesen, und zwar nicht zu wenig. 1979 waren es etwa 300 000 französische Francs und 1980 fast 600000. Das muß ich noch genau nachschauen. Wenn er nun angeblich bereits 1978 die Beziehungen beendet hat, dann verschweigt er etwas, oder er wird uns wohl die Frage beantworten müssen, warum er auch noch zwei Jahre später Geld bekommen hat und was mit diesem Geld geschehen ist.«

»Er muß nicht, denk dran, er muß gar nicht. Du bist nur eine lästige Journalistin und kannst ihn nicht zwingen, mit dir zu reden. Allerdings wird man ihn öffentlich mal fragen können, wo dieses Geld geblieben ist und warum er in den beiden Jahren noch kassierte, als angeblich der Vertrag ja schon erloschen war. Jetzt ruf ihn mal an und versuch, einen Termin in Zürich zu bekommen. Erzähl einfach, daß du soviel Gutes von ihm gehört hast und deshalb mit ihm über seine Freundschaft zu Romy Schneider reden willst. Vielleicht fällt er darauf herein, kannst dich ja unter anderem Namen anmelden.«

Anna steckte den Brief in ihre Manteltasche und schmatzte Schuler einen Kuß auf seine nur noch von wenigen Haaren umkränzte Glatze. »Danke«, sagte sie, »danke für dieses Gespräch« und rannte fast aus dem Zimmer, als warte Kaestlin schon draußen auf sie. Verblüfft rieb sich Schuler über seine Stirn, nahm dann ein Papiertaschentuch und wischte sich über den Kopf. Betont angewidert betrachtete er die Reste von Lippenstift und warf den Fetzen in den Papierkorb. Als seine Sekretärin kam, wunderte sie sich, daß ihr Chef so gute Laune hatte. Sogar den morgendlichen Telefonanruf von Kaptiva aus dem Auto nahm er geradezu strahlend entgegen.

»Nein, wir haben noch nichts aus Bonn, das man drucken könnte. Ja, leider. Nein, vielen Dank für das Angebot. Aber falls es etwas gibt, schaffen wir das auch allein. Wir wollen doch immer daran denken, daß wir Verlag und Redaktion fein säuberlich trennen, nicht wahr? Haben Sie doch neulich erst wieder in einem Interview gesagt, warten Sie, irgendwo hier muß es liegen…«

»Hören Sie auf mit dem Quatsch. Ich weiß, was ich gesagt habe«, antwortete Kaptiva ärgerlich und legte ohne Gruß auf. Schade, sagte Schuler in die tote Leitung, schade, daß du nicht mehr dran bist, ich hätte doch so gern auch mal gewußt, was an den anderen Gerüchten aus Bonn dran ist. Daß du irgendeine Politnase aus dem Fernsehen engagiert hast. Fürs Image. Dann zuckte er mit den Schultern und dachte, am Ende ist es egal, wer die Frankfurter Illustrierte macht. Nach Meinung von Kaptiva gab es eh nur einen, der es wirklich konnte. Kaptiva. Schuler ging ins Vorzimmer und ließ sich den Zettel mit der neuesten Auflage geben. Dann brummte er zufrieden. Na bitte, läuft doch, unsere Romy, läuft doch.

Anna Wendtlin war nach Hause gefahren, hatte sich heiß geduscht und dann umgezogen. Noch einmal ordnete sie alle Papiere und Aufzeichnungen, noch einmal las sie alle Zettel und Briefe durch. Sie machte sich Notizen und schrieb die Fragen auf, die sie noch klären und mit Laurent besprechen wollte. Zum Beispiel, welche Tabletten außer Optalidon und Staurodorm sie noch geschluckt hatte und wie die Nebenwirkungen waren und ob ihr Bruder, der ja Arzt war, davon gewußt hatte, und…

Das Telefon klingelte. Laurent. Vorwurfsvoll, er hatte sie gesucht. Sie erzählte von ihrem Ausflug nach Quiberon und nach Belle-Ile, aber nichts von ihren seltsamen Träumen und auch nichts von ihren Zweifeln, je die Wahrheit zu finden. Ja, heute abend bin ich wieder da, bestimmt, ich ruf’ dich an. Sie packte die Papiere zusammen und legte den Brief, den Schuler ihr gegeben hatte, oben auf den Stapel. Die Sache mit Kaestlin war die einzige Spur, die sie noch verfolgen mußte, aber auch da konnte es ja eine ganz einfache Erklärung geben, die alle Spekulationen beendete. Sie wußte zwar, daß Romy Schneider ein paar Wochen vor ihrem Tod in Zürich gewesen war, und Laurent, der sie begleitet hatte, erinnerte sich genau an ein Treffen mit einem Anwalt namens Kaestlin. Sie hatte vor dieser Begegnung in Zürich ihr Testament gemacht, und in dem standen ihre Tochter Sarah und Pétin als einzige Erben. Nein, eine Todesahnung kann sie nicht gehabt haben, dachte Anna. Es war wohl mehr eine Laune des Augenblicks. Aber warum hatte sie ihr Testament ausgerechnet in Zürich gemacht?

Sie rief in der Kanzlei von Kaestlin an und verlangte den Anwalt. Er war bei einem Termin, aber die Sekretärin versprach, ihm eine Nachricht zu hinterlassen.

»Wo können wir Sie erreichen und zurückrufen?«

Anna Wendtlin zögerte einen Moment lang und gab ihr dann die Telefonnummer des Hotels in Paris, in dem sie abends wieder eintreffen würde. Dann wählte sie die Nummer des Reisebüros und ließ sich einen Platz reservieren für die Nachmittagsmaschine. Rückflug offen.

»Du blöde Kuh«, sagte sie laut zu sich selbst, »Rückflug offen. Du hoffst ja immer noch, daß irgend etwas passiert und du doch noch deine Sensation bekommst.«