Zurück in der Küche, riss er Maria das iPad aus den Händen, worauf sie wie von der Tarantel gestochen aufsprang.
»Das ist meins. Du hast kein Recht …«
Ihre dunkelbraunen Mandelaugen, die sich deutlich von Lenes grünen und seinen tiefblauen Augen unterschieden, funkelten ihn wuterfüllt an. Die kleinen Hände waren zu Fäusten geballt. Der Hund wedelte vermittelnd mit dem Schwanz und schaute unglücklich von einem zum anderen. Er hasste Streit.
Skipper betrachtete Michael vorbehaltlos als despotischen Leithund, Lene als seine alles vergebende und grenzenlos gutmütige Mutter und Maria als eine Schwester, die er bis zum letzten Blutstropfen verteidigen würde.
Michael hielt dem Blick seiner Tochter stand.
»Wieso kannst du dich nicht einfach normal benehmen, wenn Georgina hier ist, du kleiner Rotzlöffel? Sie reißt dir ja wohl kaum die Fingernägel aus, oder?«
Maria verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Mundwinkel zitterten – aber so leicht ließ sie sich nicht unterkriegen.
Der Hund fiepte.
Michael war völlig klar, dass er sich ihr gegenüber nicht wirklich behaupten würde. Maria verfügte von Geburt an über ein festes Fundament aus Selbstbewusstsein und einer bemerkenswerten Selbstgenügsamkeit. Sie brauchte nicht die Anerkennung anderer, etwas, worauf Michael stolz war – und was ihn grenzenlos provozierte.
Man hatte keine Chance gegen sie.
»Sie ist so langweilig«, sagte seine fünfjährige hyperintelligente Tochter. »Sie will draußen im Garten spielen, obwohl es regnet!«
»Du weißt schon, dass Kinder, die mehr als zwei Stunden pro Tag ihre Mobiltelefone und iPads benutzen, farbenblind werden, oder? Ihre Gehirne werden schrumpelig wie Rosinen.«
Marias Gesicht wurde dunkelrot.
»Das stimmt nicht!«
»Doch, genau so ist es«, sagte Michael.
»Das sage ich Mama!«
Der Hund verließ mit eingezogenem Schwanz die Küche.
Auf der Einfahrt war das Geräusch von Autoreifen zu hören.
»Mamaaaaaa!«
Maria stürmte zur Tür, die in den Garten führte, und beklagte sich lauthals über Michaels unwissenschaftliche Behauptung zur Farbenblindheit, über die blöde Kuh Georgina und darüber, dass ihre Mutter so einen wie Michael geheiratet hatte.