Michael erhaschte noch
einen kurzen Blick auf den flüchtenden Kastenwagen, der zwischen äußerer Spur und Randstreifen Richtung Hans Knudsens Plads weiterraste, bevor er voll in die Eisen treten musste. Er blieb in einer vorbeitreibenden Wolke verbrannten Gummis stehen – zwei Zentimeter neben einem Touristenbus, der vom Bordstein ausscherte.
Der Mund der Busfahrerin bildete ein großes, schwarzes Loch, ihre Augen waren groß wie Suppenteller.
Michael winkte entschuldigend.
Als er die Jagd wieder aufnahm, waren der Kastenwagen und Thomas Schmidt natürlich verschwunden.
Wie in Luft aufgelöst. Schon wieder.
Der Verkehr auf dem Lyngbyvejen stockte in beide Richtungen. Thomas Schmidt hatte offensichtlich die letzte offene Lücke erwischt.
Im nächsten klaren Augenblick erinnerte Michael sich, dass er ein schwedisches Kennzeichen an dem Kastenwagen gesehen hatte. Und endlich kam der Verkehr auf der äußeren Spur wieder zum Fließen. Er flog über den Lyngbyvejen, am Vintappersee vorbei zur Ringstraße 3, dem Ausgangspunkt zum europäischen Fernverkehr. Thomas Schmidt konnte jede Richtung genommen haben, aber
Michael wählte die Seelandbrücke, danach die Øresundbrücke – und Schweden.
Zum ersten Mal, seit sie ihren Verfolgern um Haaresbreite entwischt waren, lockerte Thomas den Griff um das Lenkrad und lehnte sich gegen das löchrige Rückenpolster seines Sitzes. Die eleganten Pylonen der Øresundbrücke ragten über ihnen auf.
Er versuchte vergeblich, Iskanders Blick zu fangen, der stur aus dem Fenster sah.
»Du hast die Drohne abgeschossen, Papa. Musste das wirklich sein? Die sind echt teuer. Ich wünschte, ich hätte eine.«
»Sie hätten uns gefunden … uns eingeholt, meine ich, wenn ich das nicht getan hätte.«
»Wer?«
Thomas schüttelte ihre letzte Wasserflasche. Die Papiertüte mit Frank Lindens gebündelten Geldscheinen lag warm vor seinem Bauch. Er leerte die Flasche.
»Böse Menschen.«
Dem Jungen standen neue Fragen ins Gesicht geschrieben, aber er schwieg.
Thomas zog die Papiertüte unter dem Shirt hervor und reichte sie Iskander.
»Zähl das Geld und sieh nach, ob es noch mehr von den lächerlichen GPS-Trackern gibt.«