Die Drohne beschrieb
eine träge Acht über der todgeweihten Missionsstation. Die seelenlosen Digitalkameras unter ihrem Bauch zeichneten alles in peinlicher Präzision auf. Ein Dutzend Rebellen in aus verschiedenen Armeen zusammengeklaubten Uniformen taumelten betrunken herum und schossen auf alles, was sich bewegte. Einige von ihnen konnten höchstens fünfzehn sein. Inmitten des Blutbades stolzierten zwei weiße Männer in frisch gebügelten Uniformen umher, als machten sie einen Spaziergang vor dem Frühstück in einer Safari-Lodge. Der eine war barhäuptig und gut zu erkennen, der andere trug eine Oakley-Sonnenbrille und einen breitkrempigen Militärhut.
Kurz nach der Hinrichtung Danachews und des korpulenten Narkosearztes Kobus Weismann, die mit hinterm Rücken gefesselten Händen und im roten Staub kniend einen Nackenschuss von dem barhäuptigen Mann empfingen, der breit grinste und in abgestumpftem Triumph gestikulierte, setzte der Begleiter des Henkers Hut und Sonnenbrille ab, wischte sich mit dem Hemdärmel den Schweiß von der Stirn und schaute nach oben.
Michael richtete sich ruckartig auf, als er das Gesicht des bärtigen Mannes sah. Eine Serie längst vergessener oder verdrängter Erinnerungen zog an seinem inneren Auge vorbei
.
»Das ist unmöglich …«, flüsterte er.
Er spulte zurück. Sah sich die Bildsequenz immer wieder an. Der Hut, die Sonnenbrille, das relativ junge, bärtige und ruhige Gesicht. Gletscherblaue Augen, die direkt in seine zu schauen schienen.
Nein, kein Zweifel. Das war er. Das einzige lose Fadenende, das Michael jemals hinterlassen hatte.
Er fuhr den Computer runter.