EPILOG
BRON
»Was tust du da?«
Interessiert linste Bron über Noéls Schulter auf den Bildschirm des Laptops. Jetzt saß der Kodiakbär schon seit über einer Stunde hier auf der Couch, auf der sie den Rest der Nacht zusammen verbracht hatten, und tippte unermüdlich vor sich hin.
»Ich schreibe mein Entlassungsgesuch an den Admiral«, brummte Noél abgelenkt.
Bron runzelte die Stirn und schaute irritiert auf die untere Zeile des Schreibprogramms, wo die Anzahl der Seiten und Wörter angezeigt wurde.
»Drei Seiten?«, stieß er verwundert hervor.
Noél schnaubte genervt, drehte aber den Kopf und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange.
»Sei doch nicht immer so neugierig!«, beschwerte er sich jedoch gleich darauf. »Ich habe auch ein paar Zeilen an die anderen Teammitglieder geschrieben. Sie sollen verstehen, warum ich den Entschluss gefasst habe, die Wild Forces zu verlassen.« Er atmete durch und rieb sich über die Stirn. »Außerdem habe ich auch eine Nachricht an Jordan verfasst. Ben und ich haben nie viel mit dem Puma zu tun gehabt, trotzdem hat er alles geopfert, um ihm beizustehen. Ich kann mir vorstellen, dass er sich jetzt schuldig fühlt, weil er Ben nicht retten konnte – aber genau das würde dein Bruder nicht wollen.«
Intuitiv legte Bron Noél beide Arme um den Hals und zwickte ihn mit den Zähnen sanft ins Ohr. Er grinste breit, als der Bär sofort zusammenzuckte.
Ha, diese empfindliche Stelle hatte er in der gestrigen Nacht als erste herausgefunden. Einige andere anschließend ebenfalls, nachdem sie sich ausgesprochen hatten, aber es war aufregend und machte immens viel Spaß, den Navy Seal Stück für Stück kennenzulernen. Ex-Navy-Seal , verbesserte er sich gedanklich.
»Noél, mein Zuckerstück, es ist einfach herzallerliebst, dass du dir so viele Gedanken um deine Freunde machst«, frotzelte er ausgelassen und sprang blitzschnell zur Seite, falls Noél ihm für den nicht ernst gemeinten Spruch eine verpassen wollte.
Oh Mann, er war einfach supergut drauf und heute Morgen mit einem Lächeln neben dem Bären aufgewacht. Der prustete jedoch lediglich amüsiert und bedachte ihn mit einem merkwürdigen Seitenblick.
»Bron, mein Herzchen, geh mir nicht auf den Sack«, konterte er dann mit einem Lachen in der Stimme. »Lass mich das noch fertig schreiben und die Mail an den Admiral senden, dann bin ich wieder voll und ganz für dich da. Was hast du denn eigentlich vor?«
»Nichts. Was soll ich denn vorhaben?«, erwiderte Bron scheinbar gelassen.
Gottverdammter Mist, diese komische Hitze, die in ihm hochstieg, ließ ihn vermuten, dass er eben knallrot anlief. Warum fiel es ihm Noél gegenüber so schwer, zu flunkern?
»Na, du planst doch irgendwas«, stellte Noél verblüffend treffsicher fest. »Sonst würdest du nicht schon mehr als eine halbe Stunde um mich herumschleichen und auf mich warten.«
»Ich? Quatsch nicht, ich schleich doch nicht um dich rum.«
Im Stillen verfluchte sich Bron dafür, dass seine Stimme in die Höhe gerutscht war und eindeutig wiedergab, wie ertappt er sich gerade fühlte.
»Mach ruhig weiter. Ich bin unten am See, wenn du mich suchst.«
Entspannt schob er die Hände in die Hosentaschen, verließ das Haus und schlenderte zu dem Waldweg hinüber, der direkt zum See führte. Dabei summte er einen Song vor sich hin, den er vorhin im Radio gehört und sofort seiner Playlist zugefügt hatte, weil er ihm nicht aus dem Kopf ging.
Sieh, die Sonne geht auf,
halte die Zeit an,
halte dich an mir fest.
Ich weiß, dein Herz ist schwer,
dabei will ich alles für dich sein
und alles für dich geben.
Ich will der Sonnenstrahl sein,
der als Licht auf deinem Haar tanzt,
ich will der Regenbogen sein,
der dir Hoffnung gibt …
Er seufzte angetan.
Verdammte Hacke, in so einer gefühlsduseligen Stimmung war er schon lange nicht mehr gewesen. Dabei kannte er Noél erst seit wenigen Tagen, aber er hatte bislang noch nie einen Mann getroffen, der ihn in so kurzer Zeit für sich eingenommen hatte. Anscheinend war er bis über beide Bärenohren in den Lieutenant verknallt, anders konnte er es sich kaum erklären, warum er derart gute Laune hatte und gerade die gesamte Welt umarmen könnte.
Plötzlich blitzte das Bild seines Bruders vor seinem geistigen Auge auf und er stockte mitten im Schritt, um es festzuhalten. Nein, es war zu flüchtig, so schnell, wie es gekommen war, verschwand es auch wieder. Trotzdem blieb erstmals seit langer Zeit ein liebevolles, friedliches Gefühl zurück, wenn er an ihn dachte. Urplötzlich kam der Verdacht in ihm auf, dass Ben geahnt haben musste, wie gut er sich mit Noél verstehen würde, und es vielleicht sogar mit seiner Bitte an seinen besten Freund, ihn aufzusuchen, darauf angelegt hatte, dass sie sich näherkommen würden. So ein Verkupplungsversuch würde jedenfalls zu seinem Bruder passen. Doch egal, wie oder warum er auf Noél getroffen war – er würde sich sicherlich nicht darüber beschweren.
Danke, Ben , sagte er in Gedanken und setzte den Weg zum See fort.
Noél
Jordan, egal wo du jetzt bist, ich hoffe, es geht dir gut. Ich bin dankbar dafür, dass du in den letzten Minuten seines Lebens an der Seite meines besten Freundes warst und ich weiß, dass du alles getan hast, um seinen Tod zu verhindern.
Ich kann mir vorstellen, dass du mit dem haderst, was passiert ist, deshalb schreibe ich dir jetzt das, was Ben in dieser Situation ganz bestimmt zu dir sagen würde: Du hast keine Schuld.
Es gibt Dinge im Leben, die müssen einfach so kommen und können nicht anders verlaufen. Manche nennen das Schicksal, Ben nannte es das Buch des Lebens. Es gibt darin Kapitel, die bringen dich zum Lachen, andere enden mit einem herben Verlust …
Noél überflog nochmals den Teil seines Briefes, den er an Jordan gerichtet hatte. Es war ihm wichtig, diese Zeilen seinem Entlassungsgesuch hinzuzufügen, denn nichts wäre für ihn schlimmer, als wenn sich der Puma für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen würde, weil er Bens Tod nicht hatte verhindern können. Seltsamerweise konnte er sich kaum vorstellen, dass die Wild Forces den Kameraden im Gefängnis verrotten lassen würden. Hoffentlich fiel Miles etwas ein, wie er Jordan helfen konnte.
Bevor er zögern oder irgendwelche Zweifel ihn von einer Übermittlung des Schreibens an Admiral Dunford abhalten konnten, drückte er auf Senden und schickte die E-Mail ab.
So, das war’s. Wider Erwarten blieb das Gefühl aus, irgendetwas Dummes getan und seine Zukunft bei den Seals weggeworfen zu haben. Nein, sein Entschluss, die Wild Forces zu verlassen, hatte mehr mit ihm selbst als mit Bens Tod zu tun, so viel hatte er mittlerweile begriffen.
Und vielleicht auch mit einem hyperaktiven, unkonventionellen, sturköpfigen und aufbrausenden Grizzly, der ihn mit seiner Art manchmal wahnsinnig machte, sich jedoch irgendwie in sein Herz geschlichen hatte.
Noél seufzte wohlig, klappte den Laptop zu und stand von der Couch auf.
Was hatte Bron gesagt? Er wäre unten am See?
Nun, vielleicht wollte er fischen und ihr Abendessen um einen fetten Karpfen bereichern. Sein Instinkt hatte ihm nämlich letzte Nacht verraten, dass es in dem dunklen Gewässer einige wohlschmeckende Fische geben musste, die meistens extra für Angler in solche Seen eingesetzt wurden.
Außerdem hatten ihm seine Sinne noch etwas anderes verraten: Bron stand eindeutig auf ihn. Warum dieser dann die gelöste und zugegeben sehr emotionale Stimmung der letzten Nacht nicht ausgenutzt hatte, um Sex mit ihm zu haben, das wusste der Himmel. Feinfühlig oder zurückhaltend standen jedenfalls nicht auf der Liste, die er über Brons Eigenschaften anlegen könnte. Nun, jedenfalls bis jetzt nicht. Vielleicht würde sich das noch ändern, sobald sie sich näher kennenlernten.
Noél verließ das Haus und schlenderte gemächlich den Pfad im Wald entlang. Es würde ein warmer Tag werden und die Sonne stand bereits hoch am Himmel, doch das dichte Blattwerk der Bäume spendete Schatten und ließ nur einige wenige Sonnenstrahlen hindurch. Die vereinzelten Sonnenflecken auf dem Waldboden wirkten auf ihn wie helle, intensiv leuchtende Punkte, wie Spotlights auf den sehenswerten Bildausschnitten.
Ohne es zu bemerken, atmete Noél tief durch und entspannte sich immer mehr. Seine Sinne konzentrierten sich auf das, was er hören, sehen und riechen konnte, auf das Gefühl des Waldbodens, der unter seinen Turnschuhen nachgab, und den kühlen Luftzug, der über seine Haut strich. Er wusste, wenn er sich jetzt wandeln würde, würde der herrlich würzige Duft des Waldes noch intensiver und die Geräusche um ihn herum noch klarer, noch differenzierter werden, dennoch hielt ihn irgendetwas zurück, das jetzt schon zu tun.
In diesem Moment erreichte er den Waldrand – und sah Bron, der in seiner Bärengestalt gerade ans Ufer schwamm, sich auf den Hinterbeinen aufrichtete und sich mit einer Bewegung, die im Nacken begann und sich bis zu seinem runden Bärenhintern fortsetzte, das Wasser aus dem Fell schüttelte.
Mit einem Mal stockte Noél der Atem. Die Wassertropfen stoben in einer Wolke aus Brons dichtem Pelz und die Sonnenstrahlen zauberten für einen kurzen Augenblick einen Regenbogen hinein, der wirkte, als würde er den Grizzly berühren, als würden die bunten Farben direkt aus ihm heraussprühen.
Eine Sekunde später war das faszinierende Schauspiel verschwunden, doch es hallte noch immer in Noél nach.
Nun aber drehte sich Bron zu ihm um, entdeckte ihn und brummte erfreut. Mit der Pfote deutete er zur Mitte des Sees und watete einige Meter hinein, bevor er sich mit einer geschickten Drehung erneut ins Wasser warf, sodass sein Bärenkörper eine kleine Flutwelle vor sich herschob.
Noél grinste. Das sah verlockend und nach jeder Menge Spaß aus. Und nein, gegen eine kleine Erfrischung hatte er nichts einzuwenden.
Rasch entledigte er sich seiner Kleidung, ließ sie auf dem Steg zurück, verwandelte sich gleich darauf und folgte dem Grizzly. Das Wasser war kühler als erwartet, vielleicht wurde der See vom Gletscherwasser der umliegenden Berge gespeist. Sein dichter Pelz verhinderte, dass er fror, weshalb er die Kälte lediglich als äußerst wohltuend und erfrischend wahrnahm.
Gemächlich watete er ins Wasser, das an dieser Stelle nur langsam tiefer wurde, und näherte sich Bron, der ihn schon erwartete. Plötzlich wurde er mit einer blitzschnellen Bewegung gepackt, ihm wurden die Hinterbeine weggezogen und er unter Wasser gedrückt. Spielend leicht befreite sich Noél aus Brons Griff, tauchte mit einem amüsierten Prusten wieder auf und ging direkt zum Gegenangriff über. Eine Zeit lang rangelten sie im hüfthohen Wasser, warfen sich gegenseitig um, bissen auch mal spielerisch zu, ließen auf Bärenart ihre weit geöffneten Kiefer aufeinanderprallen und lieferten sich mit den langen, scharfen Reißzähnen ein kleines Gefecht, bis ihre Kräfte langsam nachließen und Bron sich unvermittelt zurückverwandelte. Er lachte über das ganze Gesicht, legte beide Arme um Noél, reckte sich zu ihm hoch und drückte ihm einen nassen Kuss auf die Schnauze.
Die dunklen Augen des Bärenwandlers funkelten vergnügt und Noél betrachtete ihn entrückt.
Wasser tropfte aus Brons Haaren, rann an seiner Stirn hinab und einzelne, schillernde Tropfen hatten sich in seinen dichten, dunklen Wimpern verfangen. Plötzlich lag so viel Zuneigung in Brons sanftem Blick, dass sich ein warmes Gefühl in Noéls Brustkorb bildete.
Eines, das ihm zu Kopf stieg und sich dort ausbreitete, ihn in eine watteweiche Leichtigkeit einhüllte. Ohne großartig darüber nachzudenken, verwandelte sich Noél ebenfalls zurück und küsste ihn fest.
Der Kuss wurde umgehend erwidert, doch anders als zuvor lag in diesem plötzlich viel mehr Leidenschaft, ein Feuer, das von einem unerwarteten Gefühl der Vertrautheit genährt und immer heftiger wurde. Noél stöhnte entrückt. Umgehend wurde er hart und spürte, wie sich auch Brons steifer Schwanz an ihn drängte.
Kurzentschlossen drückte er Bron von sich, stieß ihn zurück, setzte aber sofort nach und dirigierte den Grizzly auf diese Art ans Ufer. Bron stolperte rückwärts, wurde aber sofort von Noél aufgefangen. Hart zog er den Bären an sich und küsste ihn erneut, dieses Mal noch fordernder. Ein erregtes Brummen entwich Brons Kehle und Noél spürte, wie er in seinen Armen für einen winzigen Augenblick einknickte und sich seiner Führung ergab, sich gleich darauf aber wieder straffte und versuchte diese zurückzuerlangen. Ihre kleine Rangelei im Wasser hatte sie beide aufgeputscht, der natürliche Instinkt, sich gegenüber dem anderen Bärenwandler zu behaupten, setzte sie beide unter Strom und fachte das Verlangen weiter an.
Mit einer geschickten Drehung warf Bron ihn auf den Rücken und war blitzschnell über ihm. Noél keuchte überrascht. Trotz seines schlanken Körpers mit den sehnigen Muskeln war Bron ebenso stark wie er selbst, in dieser Beziehung waren sie offenbar einander ebenbürtig.
Intuitiv unterwarf sich Noél, nahm sich zurück und betrachtete Bron aufmerksam. Erstmals konnte er dessen Tattoos aus unmittelbarer Nähe in Augenschein nehmen. Über die linke Schulter ringelte sich ein Drache mit einem schlangenähnlichen Körper. Eine kunstvolle Arbeit, die Noél immer besser gefiel.
Sanft fuhr er mit den Fingerspitzen die Konturen des Drachenkopfes nach, stockte dann aber. Erst jetzt fiel ihm eine unebene Stelle auf Brons Haut auf, die durch den Drachen fast unkenntlich geworden war. Behutsam tastete er darüber, merkte aber sogleich, dass Bron zusammenzuckte und sich anspannte.
»Eine Schusswunde?«, fragte Noél mit rauer Stimme. Nichts anderes konnte eine solche, nahezu kreisrunde Narbe verursachen.
Bron nickte lediglich, ließ aber kommentarlos zu, dass Noél ihn auf den Rücken drehte und sich über ihn beugte. Langsam glitt Noél mit den Lippen über Brons Oberkörper, spürte so jeder Unebenheit und jeder Vertiefung nach. Er entdeckte nach und nach mehrere Narben auf dessen Körper, die allesamt von Tattoos überdeckt waren. Lange Schnitte, die wohl von einem Messer stammten, breitere Spuren eines Streifschusses, feine Linien mit vertikalen Unterbrechungen, die von einer genähten Platzwunde zeugten. Sie alle gingen in bunten Ranken, Rosen, Ornamenten und Totenköpfen unter, waren kaum noch zu erkennen.
Ein leises Grummeln schlich durch Noéls Magengegend.
Er trug ähnliche Narben auf seinem Körper, aber er hatte sie bislang kaum beachtet. Die Stellen waren verheilt, also kümmerte er sich nicht weiter darum. Jetzt aber wurde ihm klar, wie viel solche Narben über sein und Brons Leben erzählten, wie viel sie über die Verwundungen preisgaben, die sie beide erlitten hatten. Im Gegensatz zu ihm schien Bron diese jedoch verstecken zu wollen, damit sie nicht jeder sofort bemerkte. Warum auch immer. Jetzt war allerdings kaum der richtige Zeitpunkt, ihn darauf anzusprechen.
Noél hob den Kopf, sein forschender Blick wurde umgehend von Bron erwidert. Dieser hatte die ausführliche Erkundung seines Körpers bereitwillig über sich ergehen lassen, atmete jetzt aber schwer und strahlte eine nervöse Unruhe aus. Brons Finger gruben sich fest in Noéls muskelbepackte Oberarme, er drängte sich ihm entgegen, rieb sich an ihm, suchte offenkundig Erlösung.
Umgehend ging Noél darauf ein, senkte den Kopf und glitt mit den Lippen erneut über Brons Oberkörper, ging allmählich tiefer und ließ dessen pralle Eichel in seinen Mund gleiten.
Sie stöhnten beide im Gleichklang auf. Dem herben, salzigen Geschmack von Brons Schwanz haftete eine winzige Spur des Seewassers an, die austretenden Lusttropfen verrieten Noél, dass sich Bron kaum noch zurückhalten konnte. Anstatt abzusetzen und ihnen beiden eine Verschnaufpause zu gönnen, intensivierte Noél seine Bemühungen, wurde schneller, heftiger.
Gleichzeitig griff er nach unten und umschloss Brons Hoden, massierte sie sanft, strich mit dem Zeigefinger über seinen empfindsamen Eingang und schlüpfte mit dem ersten Fingerglied hinein.
Augenblicklich spannte sich Bron an, hob sich ihm entgegen – und entlud sich mit einem tiefen Stöhnen in Noéls Mund. Mehrere Schübe fluteten seinen Rachen, ließen ihn endlich Bron schmecken, ihn mit allen Sinnen genießen.
Seine eigene Lust hatte Noél so gut es ging ignoriert, sie gedanklich zur Seite geschoben. Jetzt aber ließ er sich von Brons Ekstase mitreißen, bedeckte dessen zuckenden und sich windenden Körper mit dem seinen, drängte sich ihm entgegen, rieb sich fieberhaft an ihm. Plötzlich umschloss eine warme, große Männerhand seinen Schaft, half ihm über die Klippe.
Kaum eine Sekunde später spürte Noél, wie sich das elektrisierende Gefühl in ihm verdichtete, ihn in ungeahnte Höhen schleuderte. Er knurrte erregt, kniff die Augen zusammen – und ließ los. Inmitten des gewaltigen Höhepunktes verschob sich sein Fokus, richtete sich unerwartet auf Brons Hals, auf den Übergang zu seiner linken Schulter. Mühsam riss sich Noél von dem Anblick los, schloss erneut die Augen und genoss die letzten Wellen seines Orgasmus.
Nein, ein Biss in die Halsbeuge kam jetzt wirklich nicht infrage, doch es kostete ihn all seine mentale Stärke, zu widerstehen und Bron nicht zu markieren. In dieser Deutlichkeit, mit einer solchen Heftigkeit seines Verlangens, Bron an sich zu binden, hatte er nicht gerechnet. In dieser Intensität hatte er es nie zuvor verspürt, alles in ihm zog mit Macht in Brons Richtung. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als würde es sich bemerkbar machen, sich von ihm lösen und dem Bären entgegenfliegen wollen.
Noél gab den kraftlos gewordenen Armen nach, ließ sich neben Bron ins Gras sinken und drehte sich auf den Rücken. Erst jetzt bemerkte er, dass sie von den Knien abwärts noch im Wasser lagen. Ermattet bedeckte Noél seine Augen mit dem rechten Unterarm und lachte leise.
In ihrem Sinnestaumel hatten sie es wohl nicht ganz bis ans Ufer geschafft.
Er spürte, wie Bron sich neben ihm hochstemmte, sich über ihn beugte und die Lippen in einem zarten Kuss auf seine legte.
Ohne weiter nachzudenken, schloss Noél die Arme um Bron und zog ihn an sich. Ein träges, zufriedenes Gefühl breitete sich in ihm aus. Es fühlte sich einfach fantastisch an, Bron so nahe zu sein, seinen schlanken Körper an seinem zu fühlen und gemeinsam den Nachhall dieses einzigartigen Rausches zu genießen. Ohne etwas zu sagen, ohne alles zerreden zu müssen, waren sie sich wohl einig. Das, was sich zwischen ihnen zu entwickeln begann, hatte definitiv eine Zukunft.
Es war erwartungsgemäß Bron, der diesen ruhigen, innigen Moment voller Zufriedenheit als Erster unterbrach. Der Grizzly räusperte sich vernehmlich.
»Halt mich jetzt nicht für prüde oder verklemmt. Ich hatte schon jede Menge Sex«, begann Bron leise, »aber ich hab so etwas noch nie erlebt. Nicht in dieser einzigartigen Heftigkeit. Liegt allerdings auch schon lange zurück, dass ich zuletzt mit jemandem zusammen war.«
Noél blinzelte gegen das helle Sonnenlicht, er konnte Bron, der über ihm aufragte, nur als Schemen wahrnehmen und daher seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen.
»Dito«, gab er zurück. »Bei mir ist es auch verdammt lange her.«
Er brummte behaglich. Das, was Bron gesagt hatte, hörte sich für ihn nach einer Entschuldigung an, weil er so früh gekommen war und sich nicht zurückhalten konnte, daher setzte Noél noch vorsichtig hinterher: »Ich weiß, was du meinst. Das zwischen uns fühlt sich gut an.«
»Es fühlt sich bloß gut an?«, wiederholte Bron betont ungläubig und knuffte ihn fest in die Rippen.
Noél zuckte zusammen und lachte laut auf.
»Okay, okay. Ich geb’s zu: Es fühlt sich nicht nur gut an, sondern eher saugeil. Umwerfend und einzigartig. Aufregend und süchtig machend.« Er stemmte sich auf seinem Unterarm in die Höhe und legte die Bron die andere Hand an den Nacken. »Genau das bist du für mich.«
Bron schnaubte belustigt. »Lass ich gelten«, erwiderte er schlicht.
Noél beließ es bei einem Lächeln und einem langen, zärtlichen Kuss. Dabei genoss er den Augenblick und die Gewissheit, sich mit Bron einig zu sein.
In ihrer für sie typischen Bärenart hatten sie mit wenigen Worten alles geklärt. Sie fühlten sich zueinander hingezogen und ergänzten sich, sowohl körperlich als auch intellektuell.
Mehr brauchten sie beide nicht, um es miteinander zu versuchen.
Mehr benötigte ein Bär nicht, um sich voll und ganz auf den anderen einzulassen, alles von ihm zu verlangen und gleichzeitig ihm alles von sich zu geben.
Inklusive eines starken, treuen Bärenherzens, das sich danach sehnte, irgendwann mit dem Gefährten verbunden zu sein und ihn fühlen zu lassen, was man selbst in sich spürte.
Eine allumfassende Vertrautheit.
Grenzenloses Glück.
Wärme und Nähe.
Oder einfach ausgedrückt: Liebe.
ENDE