NIRO
»Hey, du ziehst ’ne Schnute, als wärst du auf Trüffelsuche!«, ertönte Ramis neckende Stimme und riss Niro aus seinen Gedanken.
Seine beste Freundin lachte keckernd, wie es die Art der Hyänen war, und stellte das eben polierte Glas ins Regal zurück.
Niro unterdrückte einen tiefen Seufzer. Hoffentlich hatte außer Rami niemand hier im Club bemerkt, dass er soeben geistig völlig weggetreten war und den Sohn des Chefs angeschmachtet hatte – wahrscheinlich mit einem ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck, wie er aus dem Kommentar der Freundin schloss.
»Schlag dir den Kleinen besser ganz schnell wieder aus dem Kopf«, fügte Rami etwas leiser an und stützte sich mit beiden Armen auf dem Tresen der Bar ab, der ihr Arbeitsbereich war. »Solche Leute wie er geben sich nicht mit unseresgleichen ab. Schon gar nicht diese versnobten Raubkatzen. Für die sind wir Hyänen nichts anderes als Aasfresser. Oder was dich betrifft – Beute.«
Sie schaute dabei ebenfalls zu Levis hinüber, der die Musikanlage checkte und Kopfhörer aufsetzte, um sich irgendeinen Song anzuhören. Die schmalen Hüften des Gepardenwandlers wiegten sich zu den Klängen der Musik, die in diesem Moment ausschließlich er selbst hören konnte. Sein Blick war geistesabwesend in die Ferne gerichtet und seine Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln, bei dessen Anblick sich ein merkwürdig flaues Gefühl in Niros Magengegend bildete.
»Niro! Beweg deinen fetten, faulen Arsch und hilf gefälligst beim Abladen!«
Oh je. Niro schreckte erneut aus der versonnenen Betrachtung hoch und zuckte zusammen. Mr. Summers, sein Boss, stand an
der Tür zum Hinterausgang und fuchtelte wild mit den Armen in seine Richtung.
»Soll ihn doch der Blitz beim Scheißen treffen! Wir sind seine Angestellten, nicht seine Sklaven«, grummelte Rami leise vor sich hin, griff jedoch auf der Stelle zu einem Handtuch und fuhr hastig damit fort, die Gläser auf Hochglanz zu bringen.
Insgeheim gab Niro ihr recht, hütete sich aber, ihr beizupflichten. Es war sicherlich nicht besonders clever, der impulsiven Barfrau Zündstoff für neue Hasstiraden auf Summers zu liefern. Manchmal steigerte sie sich unnötig in irgendetwas hinein, was sie hinterher Kopf und Kragen kosten könnte. Oder zumindest den Arbeitsplatz.
Trotzdem nickte er Rami mit einem angedeuteten Lächeln zu, dann beeilte er sich, der Aufforderung ihres Chefs nachzukommen. Der erwartete ihn bereits, stemmte die Hände in die Hüften und deutete mit dem Kinn auf die Hintertür.
»Die Lieferung vom Getränkehandel ist eben angekommen. Stell die Bierfässer ins Kühlhaus«, wies er ihn mit eisiger Stimme an.
Mühsam verkniff sich Niro einen Protest.
Hey, Summers hatte ihn als Türsteher angestellt und nicht als Laufbursche! Die schweren Fässer wegzuräumen, gehörte definitiv nicht zu seinen Aufgaben. Trotzdem hielt er den Mund. Das brachte schließlich nichts.
Jedenfalls nichts als Ärger und er brauchte den Job.
Er wollte sich kommentarlos an Summers vorbeischieben, da reckte dieser die Nase in die Luft und schnupperte hörbar.
»Du stinkst, als hättest du dich in irgendeinem Gülleloch gesuhlt! Hast du dich heute nicht gewaschen?«, fauchte der Gepard ihn unvermittelt an.
»Doch. Hab vorhin geduscht«, widersprach Niro leise, spürte aber sogleich, wie Hitze in ihm hochstieg und sich gleich einem Waldbrand in seinem Gesicht ausbreitete.
Scheiße, er wurde soeben garantiert knallrot.
»Hat wohl nicht ausgereicht, um deinen Wildschweingestank zu übertünchen«, knurrte Summers böse. »Dann gehst du gleich noch mal duschen. Natürlich erst, nachdem du die Fässer reingebracht hast. Ich dulde es nicht, dass meine Angestellten wie eine Horde Wildsäue zehn Meter gegen den Wind müffeln! Da traut sich ja kein Gast in den Club!«
Unbewusst zog Niro den Kopf ein. Ein Prickeln in seinem Nacken verriet ihm, dass alle Blicke der Anwesenden auf ihn gerichtet waren, mit Sicherheit einschließlich Levis’ goldbraunem Augenpaar.
Ohne sich umzudrehen, hastete er weiter und hielt erst an, als er den Hinterhof erreichte. Scham und Wut stiegen in ihm hoch und er biss die Zähne zusammen, um ein frustriertes Quieken zu unterdrücken.
Scheiße, das tat weh!
Warum zur Hölle machte es ihn jedes Mal aufs Neue fix und fertig, wenn er mit Hohn und Spott überzogen wurde?
Warum konnte er die blöden Sprüche nicht einfach an sich abprallen lassen?
Schließlich war er es gewohnt, als Wildschwein-Wandler für die bescheuertsten Witze und völlig unzutreffende Vergleiche herhalten zu müssen. In den Augen der anderen war er nichts weiter als dumm, fett und übel riechend. Dabei waren es eher die Raubtiere, die Löwen, Wölfe und vor allem die Bären, die für seine Begriffe einen ziemlich penetranten Geruch verströmten.
Der Kühlwagen des Getränkehandels parkte direkt vor der Hintertür des Clubs und der Lieferant öffnete soeben die Tür zum Laderaum. Wortlos machte sich Niro ans Werk und nahm die Bierfässer entgegen, die der Fahrer ihm mühsam bis zur Ladekante schob, und trug sie ins Kühlhaus. Wenigstens half die körperliche Arbeit, ein wenig herunterzufahren.
Sobald alle Fässer an ihrem Platz verstaut waren, schloss er
sorgfältig die Tür zum Lagerraum, kehrte anschließend jedoch zurück in den Hof und kletterte über die Mülltonnen hinweg auf die hohe Ziegelsteinmauer, die das Gelände des Clubs umschloss.
Geschickt balancierte er den Mauerfirst entlang, bis dieser an der Außenwand des Gebäudes endete. Dort setzte er sich, ließ die Beine in die Tiefe baumeln und atmete auf. Im Schatten der Hauswand sah ihn niemand und er konnte ein paar Minuten erübrigen, bevor der Club öffnete und er seinen Dienst antreten musste.
Hier, in seinem Versteck, fühlte er sich sicher. Kaum jemand betrat den Hinterhof und selbst wenn, kam keiner auf die Idee, nach oben zu schauen.
Über ihm wölbte sich der Abendhimmel, an dem erste Sterne aufleuchteten. Im Schein der Laterne, die vorn an der Straße stand, tanzten ein paar Motten.
Die dunkle Silhouette einer Fledermaus huschte kurz durch den Lichtkegel und Niro konnte die hellen Pfeiftöne hören, mit denen sie ihre Beute ortete.
Die Rufe des kleinen Jägers änderten sich plötzlich, kamen im schnelleren Abstand und wirkten aufgeregt. Niro merkte auf.
Ah, okay, eine zweite Fledermaus hatte sich genähert, die wohl ebenso auf die Insekten aufmerksam geworden war. Wehmütig betrachtete er den Tanz der beiden fliegenden Räuber, die enge Kreise umeinander zogen. Es sah nicht danach aus, als wären sie Feinde. Im Gegenteil. Allem Anschein nach war es eine vorsichtige Annäherung, vielleicht sogar ein spielerischer Paarungstanz.
So schön das anzusehen war, rief es lediglich Traurigkeit in ihm hervor. Ein bohrendes Gefühl, das sich noch verstärkte, sobald er an seine Familie dachte. An seine Eltern, die ihn mit sanftem Nachdruck in die Welt hinaus gescheucht hatten, nachdem seine Mutter erneut schwanger geworden war.
Unwillkürlich seufzte Niro.
Es war bei ihnen üblich, dass die erwachsenen Keiler irgendwann die Familie verließen, um auf eigenen Beinen zu stehen, damit die Eltern sich vollends auf den nächsten Nachwuchs konzentrieren konnten. Dennoch vermisste er sie schrecklich, die plötzliche Einsamkeit war ein Schock für ihn gewesen. Seine beiden Brüder, Jore und Brick, hatten sich zur selben Zeit von der Rotte getrennt, aber kurz darauf zwei Mädchen gefunden, mit denen sie eine eigene Familie gründen wollten.
Niro kniff die Augen zusammen, um dem Schmerz in seinem Inneren zu trotzen. Eine eigene Familie würde er nie haben. Als schwuler Keiler war er dazu verdammt, abseits einer Rotte ein einsames Leben zu führen. Er war nichts weiter als ein Niemand, ein Außenseiter, was ihn die Leute immer wieder spüren ließen. Manche vielleicht unbewusst, andere hingegen vollkommen offen.
So wie Mr. Summers.
»Dad, bitte … tu das nicht!«
Erschrocken riss Niro die Augen auf.
Keine fünf Meter von ihm entfernt lief sein Chef über den Hof, stoppte vor einem der großen Müllcontainer und pfefferte zornentbrannt irgendetwas hinein, das klappernd dort landete.
Dem wütenden Geparden folgte Levis, der aufgebracht die Hände rang.
»Dad …«, hob dieser erneut an, blieb aber in einiger Entfernung zu seinem Vater stehen und starrte sichtlich geschockt auf die Mülltonne.
Niro hielt automatisch die Luft an. Scheiße, wenn Summers ihn jetzt hier oben erwischte, würde es Ärger geben, weil er untätig herumsaß und in die Sterne glotzte.
Riesengroßen Ärger.
Der Gepard schien ihn jedoch zum Glück nicht zu wittern, er
wirbelte herum und baute sich wütend vor seinem Sohn auf.
»Ich sag dir das jetzt zum letzten Mal: Schlag dir das aus dem Kopf!«, fauchte er jähzornig. »Du wirst deine Zeit nicht mit einem hirnrissigen Musikstudium vergeuden.«
»Das ist nicht hirnrissig«, widersprach Levis heftig, aber Niro meinte, aus seiner Stimme einen winzigen Funken Unsicherheit herauszuhören. »Das ist das, was ich machen möchte. Die Musik bedeutet mir viel, sie ist …«
»Musik ist bloß ein hirnloser Zeitvertreib für irgendwelche zugedröhnten Yuppies, aber kein richtiger Beruf«, schnauzte ihn sein Vater barsch an. »Vergiss das ganz schnell wieder. Du wirst Wirtschaft studieren, um irgendwann diesen Club zu übernehmen. Und damit basta!«
Seine letzten Worte brüllte der Gepard so laut, dass selbst Niro instinktiv den Kopf einzog. Dann schnaubte Summers abfällig und stürmte wütend an Levis vorbei. Die Hausmauer an Niros Seite erzitterte durch die Wucht, mit der die Tür ins Schloss geworfen wurde.
Unbeherrscht zuckte Niro zusammen und hielt die Luft an, damit ihm kein verräterisches Ächzen entwischte. Levis stand wie erstarrt am selben Fleck und rang hörbar nach Atem. Mit einem Mal aber sackten seine Schultern herab und er schüttelte den Kopf, bevor er sich umdrehte und langsam ins Haus zurückging.
Es tat Niro in der Seele weh, seinen Schwarm leiden zu sehen. Dabei war es Levis’ musikalisches Talent, das ihn derart für sich eingenommen hatte: Dessen Gespür, wummernde Bässe mit einzelnen Tönen und Akkorden des Keyboards zu kombinieren und damit eine Melodie herbeizuzaubern, die einem unter die Haut ging.
Niro hatte überhaupt keine Ahnung von Musik, aber das, was Levis an manchen Abenden am Mischpult zum Besten gab, sobald sein Vater aus dem Club verschwunden war und
er freie Hand hatte, war ohne Zweifel einzigartig. Manchmal melancholisch und berührend, dann wieder energiegeladen und kraftvoll, aber immer unwahrscheinlich eingängig und mitreißend.
Vorsichtig sicherte Niro die Umgebung, bevor er sich von der Mauer abstieß und die zweieinhalb Meter bis zum Boden mit einem Satz überwand.
Er schlich zum Müllcontainer hinüber und schob behutsam den Deckel zurück, um kein verräterisches Geräusch zu verursachen. Die Tonnen waren heute Morgen erst geleert worden, trotzdem waren bereits ein paar schwarze Müllsäcke in ihnen gelandet. Umgehend hielt er die Luft an, um den widerlichen Gestank nach Küchenabfällen nicht einatmen zu müssen.
Dort, neben einem der Säcke, lag eine durchsichtige CD-Hülle. Sie war zerbrochen, aber eine silberglänzende Disc lag daneben.
Gott sei Dank, sie schien heil geblieben zu sein.
Kurzentschlossen beugte sich Niro kopfüber in den Container, musste sich jedoch gehörig strecken und sich sogar weit über den Rand lehnen, um mit den Fingerspitzen die CD zu erreichen.
Mühsam angelte er sie aus dem Müll heraus und schnaufte erleichtert, als er endlich wieder beide Füße auf dem Boden hatte – und die CD in Händen hielt.
Niro betrachtete sie nachdenklich, dann verstaute er sie umsichtig unter seinem Hemd.
Später würde er Levis die Disc zurückgeben.
Das war das Einzige, was er für ihn tun konnte.
LEVIS
»Hey, Lee!«
Levis unterdrückte ein genervtes Stöhnen und drehte sich um.
Ausgerechnet Lionel! Auf den hatte er im Moment überhaupt keinen Bock. Was wollte dieser wandelnde Vollpfosten denn von ihm?
Lionel Tamsen, von Beruf Sohn und Erbe des riesigen Tamsen-Vermögens, das sein Vater mit Diamanten-Minen in Südafrika gescheffelt hatte, steuerte direkt auf ihn zu.
Der Löwenwandler grinste dümmlich und zeigte dabei eine Reihe strahlend weißer Beißerchen. Seine langen, muskulösen Arme hatte er um die Schultern zweier aufgetakelter Schnepfen gelegt, die ihn anhimmelten und wie Kletten an ihm hingen.
»Hey, Lee«, wiederholte Lionel wie eine Schallplatte, die einen Kratzer hatte. »Was geht ab?«
Gedanklich verdrehte Levis die Augen. Jedes Klischee über verblödete, einfältige Muskelprotze, die ihre einzigen funktionierenden Gehirnzellen hauptsächlich fürs Atmen und Furzen verwendeten, war von Lionel buchstäblich zusammen mit der Muttermilch aufgesogen worden. Jedenfalls verkörperte er diese bis ins kleinste Detail.
Mühsam zwang sich Levis zu einem höflichen Lächeln. Der Löwe schien wie immer keine Antwort auf seine Frage zu erwarten, sondern wandte sich der blonden Tussi zu, die er im rechten Arm hielt.
»Kitty-Schätzchen, das ist Levis Summers, von dem ich dir erzählt habe. Der Sohn des Clubbesitzers«, erklärte er mit volltönender Stimme, in der sogar ein dunkles Schnurren mitschwang.
Kitty?
Verhalten schnupperte Levis in die Richtung des Mädchens.
Himmel, wenn Lionel der ungekrönte König des Dumpfbacken-Klischees war, hatte er wohl eine ebenbürtige Braut gefunden.
Kitty hieß nicht nur so, sie war tatsächlich ein Kätzchen. Unverkennbar eine Löwin. Selbst das süße Parfüm, mit dem sie
sich eingenebelt hatte, konnte ihren herben Raubkatzengeruch nicht vollständig überdecken.
Levis musste sich beherrschen, um nicht angewidert das Gesicht zu verziehen.
Herrje, warum sprühten sich die Mädchen bloß immer mit einem anderen Duft ein?
Er fand diesen neumodischen Trend, den eigenen Körpergeruch, der anderen Wandlern Auskunft über Art, Herkunft und Rasse gab, mit fremden Geruchsstoffen zu kaschieren, völlig blödsinnig. Geradezu widernatürlich.
Die Blondine kicherte albern.
»Miau«, raunte sie und blinzelte ihm keck zu.
Ihre unerwartet tiefe Stimme hatte einen rauchigen, leicht kratzigen Klang, der vielleicht sexy wirken sollte. Tatsächlich aber verursachte er bei Levis Zahnschmerzen und bewirkte, dass sich ihm spontan die Nackenhaare aufstellten.
»Ich will was trinken«, maulte die Tussi an Lionels anderer Seite, die sich offenbar nicht gebührend beachtet fühlte.
Levis streifte sie mit einem desinteressierten Blick. Die Kleine war wohl ein Jaguar, dem runden Gesicht mit den grünen Augen und den kräftigen Oberschenkeln nach zu urteilen, über die sich der Stoff ihres knappen Kleidchens spannte. So genau wollte er es momentan nicht wissen, die Parfümwolke der Löwin stach ihm noch immer unangenehm in die Nase, sodass er bewusst flach atmete.
»Klar, meine Süße«, beschwichtigte Lionel sie sofort. »Ich wollte euch gerade einladen. Aber bei so viel geballter weiblicher Eleganz braucht selbst ein Kerl wie ich Verstärkung.«
Er zwinkerte Levis verschwörerisch zu und schob nachdrücklich die Jaguar-Tussi in seine Richtung. »Komm schon, Lee, ich geb einen aus. Dann kannst du dich in aller Ruhe mit Melisande unterhalten. Sie brennt nämlich regelrecht darauf, dich kennenzulernen.«
Vollkommen überrumpelt wollte Levis einen Schritt zurückweichen, doch das Jaguarmädchen hatte sich bereits bei ihm eingehakt und zog ihn kurzerhand zur Bar hinüber, bevor er überhaupt protestieren konnte.
Oh Mann, warum machte Lionel das nur immer?
Nie hatte Levis ein Geheimnis daraus gemacht, dass er sich ausschließlich zu Männern hingezogen fühlte – aber der Löwe schien das vollkommen zu ignorieren. Im Gegenteil, ständig versuchte er Levis an irgendwelche Mädchen zu verkuppeln.
»Ähm … ich muss gleich wieder weg und …«, wollte er sich möglichst taktvoll aus der Affäre ziehen, doch da wurde er jäh unterbrochen.
»Nein, musst du nicht«, ertönte in diesem Moment die harte Stimme seines Vaters hinter ihren Rücken.
Überrascht drehte sich Levis um, aber sein Dad hatte bereits eine Hand auf seine, die andere auf Melisandes Schulter gelegt und dirigierte sie beide zusammen an den Tresen.
»Du wirst heute Abend keine Musik machen, das übernimmt jemand anderes. Du kümmerst dich um unsere Gäste.« Sein bestimmender Tonfall schloss jeglichen Widerspruch von vornherein aus.
Levis schluckte den Rest seines Protestes hinunter, der ihm sowieso im Hals stecken geblieben war. Stumm erwiderte er den mahnenden Blick seines Vaters, dann schlug er die Augen nieder und starrte auf den Boden.
»Okay, Dad«, murmelte er bedrückt.
Was blieb ihm auch anderes übrig?
NIRO
Niro verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte zur Abwechslung das Gewicht auf das linke Bein.
Der Club war berstend voll und für ihn begann nun der
langweiligere Teil des Abends, an dem er lediglich einigen Nachzüglern den Eintritt verwehren musste, solange nicht andere Gäste wieder herauskamen und Platz für neue Besucher machten.
Hier draußen konnte er von der Musik im Club nur die wummernden Bässe wahrnehmen, aber mehr war auch nicht nötig. Allein ihre Abfolge, ihr Takt und die unharmonischen Übergänge zum nächsten Titel verdeutlichten ihm, dass es nicht Levis war, der als DJ am Mischpult stand.
»Niro?«
Ramis Stimme drang plötzlich über sein Headset zu ihm vor und wurde begleitet von einem leisen Rauschen und Knistern, trotzdem erkannte Niro am hektischen Tonfall der Freundin, dass etwas nicht stimmte.
»Komm schnell, du wirst hier gebraucht!«
»Bin auf dem Weg«, bestätigte er knapp.
Geflissentlich sah er sich zunächst um, ob er gefahrlos seinen Posten verlassen konnte, doch ihr gemurmelter Fluch »Verfickte Alligatorenscheiße!« mahnte ihn zur Eile.
Alarmiert stürmte Niro in den Club. Einige Leute versperrten ihm die Sicht auf den Bereich mit der Tanzfläche, sodass er trotz seiner Größe nicht alles überblicken konnte. Ein durchdringendes Fauchen wies ihm allerdings den Weg. Er schnaufte missmutig.
Lionel Tomsen!
Das war doch so klar gewesen.
Der Sonnyboy war wohl mal wieder betrunken, jedenfalls hatte er sich in seine Löwengestalt verwandelt und baute sich gerade vor einer jungen Frau auf, die starr vor Schreck stehen geblieben war und sich keinen Millimeter bewegte.
Automatisch schnüffelte Niro und bekam einen Hauch ihres Duftes in die empfindliche Nase, der aufgrund des ausgeschütteten Adrenalins eine bittere Note hatte.
Oh je, die Brünette war dem Geruch nach eine Antilope oder Gazelle. Ihr langer, schlanker Hals und die dürren Beine unter dem roten Minirock deuteten ebenfalls darauf hin. Ein gefundenes Fressen für die riesige Raubkatze.
Keiner der anderen Clubbesucher machte Anstalten, das Mädchen vor dem Löwen zu retten, aber auch das kannte Niro zur Genüge. Entweder waren es Raubtiere, die fasziniert das Blutbad erwarteten und hofften, einen Teil der Beute zu ergattern, oder es waren harmlose Grasfresser.
Letztere wagten es instinktiv nicht, sich zu bewegen, und bauten eher darauf, dass der Löwe sie nicht bemerken würde und sie im Schutz der Menge entkommen könnten.
Furchtlos schob sich Niro zwischen die blonde Frau und den Löwen, der seine eindrucksvolle Mähne aufgerichtet hatte und sich anspannte, um zum Sprung anzusetzen.
»Tomsen, lass sie in Ruhe und verwandle dich auf der Stelle zurück, sonst …«, knurrte Niro drohend, ließ aber den angefangenen Satz effektvoll unvollendet.
Hinter ihm lachte jemand keckernd.
»Was sonst? Ausgerechnet du willst dem King den Spaß verderben? Wie willst du das anstellen, du blöde Sau?«
Niro brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Steve Stamps war, ein junger Schakalwandler, der sowieso immer an Lionels Rockzipfel hing und ihm nacheiferte. Kein ernst zu nehmender Gegner.
Ebenso wenig wie der Löwe, der sich zwar in voller Größe vor ihm aufbaute, aber durch minimale Anzeichen zu erkennen gab, dass er tatsächlich sturzbetrunken war. Sein mächtiger Schädel pendelte hin und her und er schien Mühe zu haben, seine auserkorene Beute zu fokussieren.
Anders war zudem nicht erklärbar, warum Lionel die wichtigste Regel des Clubs missachtete:
Das Attackieren, Töten
und Auffressen von Gästen
ist verboten
.
Auch nicht ein kleines bisschen
, fügte Niro gedanklich hinzu.
»Lionel, lass den Blödsinn. Willst du etwa ein lebenslanges Hausverbot bekommen?«
Wie aus dem Nichts tauchte Levis neben ihm auf, der beschwichtigend die Hände hob und ebenfalls versuchte die Situation zu entschärfen. Niro spannte sich unwillkürlich an.
Verdammt, Levis stand ungünstig, wenn der Löwe jetzt …
Im nächsten Augenblick fuhr Lionel trotz der Warnung die Krallen aus und setzte zum Sprung an. Niro hatte keine andere Wahl. Blitzschnell stieß er Levis zur Seite, während er sich dem Löwen entgegenwarf.
Er erwischte Lionel mitten im Satz. Seine Schulter krachte in die Flanke der Raubkatze, die von der Wucht des Aufpralls zur Seite geschleudert wurde. Lionel fing sich jedoch rasch wieder, schneller, als es ihm Niro aufgrund seines Alkoholpegels zugetraut hätte.
Auf der Stelle griff der Löwe an. Einem gezielten Prankenhieb konnte Niro mit Mühe und Not ausweichen, trotzdem stellte er sich Lionel ohne Zögern erneut entgegen.
Der Keiler in ihm rebellierte, wollte mit aller Macht hervorbrechen, den Löwen mit den scharfen Hauern bekämpfen und ihn töten, aber Niro riss sich mühsam zusammen. Nein, eine Wandlung war weder nötig, noch hatte er vor, dem Löwen einen echten Kampf zu bieten, den dieser offenkundig provozieren wollte.
Behände wich er Lionels nächstem Angriff aus, täuschte eine Attacke gegen dessen Hinterhand vor und nahm ihn in den Schwitzkasten. Dabei packte er Lionel am Schopf, verflocht die Finger fest in der Mähne und riss seinen Kopf ruckartig zurück,
um ihn unter Kontrolle zu bekommen und zu verhindern, dass er ihn beißen konnte. Kurz schaute er auf und scannte die Umgebung.
Ah, prima, das Gazellen-Mädchen hatte sich endlich aus der Schockstarre gelöst und die Flucht ergriffen.
»Lass es gut sein, Tomsen«, grollte Niro.
Der Löwe fauchte wütend und wand sich unter seinem harten Griff. Nach und nach erlahmten jedoch Lionels Kräfte, seine Bewegungen wurden langsamer, die Attacken wirkten mittlerweile weniger gezielt.
Dennoch war Niro auf der Hut. Löwen waren hinterhältige Gegner, die eines garantiert nicht verkrafteten: vor aller Augen bloßgestellt und öffentlich in ihre Schranken verwiesen zu werden. Besser war es, dem Löwen einen kleinen Teilsieg und damit einen würdevollen Abgang zu verschaffen.
Plötzlich spürte Niro eine Hand auf seiner Schulter.
»Okay, das reicht. Lass ihn los«, befahl Levis.
Schnell wechselte Niro mit ihm einen Blick – und er erstarrte auf der Stelle. Der unerwartet weiche, eher bittende Ausdruck in Levis’ Augen bannte ihn, ließ ihn den angespannt angehaltenen Atem mit einem leisen Ächzen ausstoßen.
Langsam und vorsichtig lockerte er den Griff um Hals und Nacken des Löwen und gab ihn frei.
Lionel nutzte die unvermittelte Bewegungsfreiheit, rappelte sich wieder hoch und torkelte einen Schritt zur Seite, bevor er sich vor ihm aufplusterte, tief Luft holte und seinen Frust und Zorn über das Entkommen der Beute mit einem lauten Brüllen kundtat.
Lässig trat Levis an den Löwenwandler heran und klopfte ihm auf den Rücken.
»Komm schon, Lionel, du kennst die Regeln. Hier im
Club wird niemand gejagt«, meinte er scheinbar locker, wobei seine Betonung auf diesem Ort lag und er keinen Zweifel daran ließ,
was der Löwe außerhalb des Hauses mit der jungen Frau hätte tun dürfen.
Niro unterdrückte einen unglücklichen Seufzer.
Ja, hier drinnen waren sie durch Summers Gnaden alle gleich. Dem Boss ging es ausschließlich um den Profit, der natürlich wesentlich höher war, wenn auch Beutetiere hier verkehren durften.
Für die war es ein besonderer Nervenkitzel, sich in Summers Club zu zeigen – und ihn hoffentlich lebend wieder zu verlassen.
Ab und zu hörte man, dass jemand von einem Clubbesuch nicht nach Hause gekommen war, aber das konnte schließlich überall und jederzeit passieren, niemand konnte dem Club dafür die Schuld zusprechen. Das war der Lauf der Dinge. Die Raubtiere brauchten zwar heutzutage nicht mehr zu jagen, um etwas zu fressen zu haben, doch dabei ging es wohl eher um den Kick, die Aufregung und die Freude an der Jagd. Ein ganz natürlicher Prozess, an dem sich keiner störte.
Möglichst unauffällig zog sich Niro zurück.
Lionel Tomsen sah aus, als wäre er mordsmäßig angefressen, weil er ihm für einen winzigen Augenblick unterlegen gewesen war und ausgerechnet durch ihn um seine Beute gebracht wurde.
Heute Nacht sollte er auf dem Heimweg doppelt so vorsichtig wie sonst sein, um nicht mit dem Löwen zusammenzutreffen.
Besser war das.
***
Der Sonnenaufgang stand kurz bevor und es dämmerte, als Niro durch die Hintertür des Clubs auf den Hof trat. Ihm folgte Rami, die die schwere Tür nachdrücklich ins Schloss zog und sie absperrte.
»So, mein Süßer, das war’s für heute«, verkündete sie fröhlich und tätschelte ihm den Rücken. »Ich verschwinde jetzt in
meinen Bau und hau mich aufs Ohr. Wir sehen uns heute Nachmittag.«
»Schlaf gut«, wünschte Niro ihr freundlich, blieb jedoch stehen und wartete ab, bis seine Freundin um die Ecke verschwunden war.
Tief atmete er ein. Der ekelhafte und durchdringende Gestank der Müllcontainer verhinderte, dass er andere Gerüche in der näheren Umgebung wahrnehmen konnte, deshalb prüfte er sorgfältig das Umfeld.
Ob der Löwe noch immer sauer auf ihn war und ihm auflauerte? Dann hätte er jetzt die beste Gelegenheit, ihn zu überfallen. Bestimmt war es besser, ein paar Minuten verstreichen zu lassen, um sicher zu sein, dass die Luft rein war und keine Gefahr drohte.
Lautlos bewegte sich Niro zur Mauer, zog sich hinauf und balancierte über den First zur Hauswand hinüber. Auf halbem Weg blieb er wie angewurzelt stehen.
Scheiße, da saß jemand!
Im grauen Licht des erwachenden Tages wäre ihm fast entgangen, dass dort eine schlanke Gestalt mit angezogenen Beinen gegen die Hausmauer gelehnt hockte und seinen geheimen Lieblingsplatz belegte.
»Hallo, Niro.«
Levis! Vor Überraschung wäre Niro beinahe vom schmalen Mauerfirst abgerutscht und in den Hof gestürzt.
Was machte der denn hier?
Unentschlossen schaute er sich um und wollte schon den Rückzug antreten, als Levis plötzlich seine zusammengekauerte Haltung aufgab, sich aufsetzte und seine Beine herabbaumeln ließ. Auffordernd klopfte er auf die Mauer an seiner Seite.
»Sorry, ich wollte nicht deinen Stammplatz blockieren. Du kannst dich gerne zu mir setzen«, bot Levis ihm vollkommen unerwartet an.
Niro zögerte dennoch.
»Woher weißt du …«, stieß er verblüfft hervor, unterbrach sich dann jedoch selbst.
»Was? Dass du oft hier oben bist, um deine Ruhe vor den anderen zu haben?«
Levis lächelte müde.
»Ich habe dich ein paar Mal hier sitzen sehen. Ich habe auch niemandem davon erzählt«, versicherte er hastig, als er offenbar bemerkte, wie Niro ertappt das Gesicht verzog. »Ich verstehe es voll und ganz, dass du manchmal allein sein und bestimmten Leuten aus dem Weg gehen willst. Geht mir ja nicht anders.«
Levis wirkte mit einem Mal dermaßen traurig und erschöpft, dass Niros Herz sich in seiner Brust schmerzhaft zusammenzog. Er gab sich innerlich einen Ruck und setzte sich in angemessener Entfernung zu dem Geparden auf die Mauer.
Sie schwiegen beide, aber Niro eigentlich nur, weil ihm partout kein passender Gesprächsbeginn einfallen wollte.
»Warum bist du hier?«, fragte Levis nach einer Weile.
Für einige Sekunden rang Niro um eine Antwort, entschied sich dann jedoch, bei der Wahrheit zu bleiben.
»Ich wollte lieber ein bisschen abwarten und nachschauen, ob die Luft rein ist«, gab er zu.
»Und du?«, wagte er es leise hinterherzusetzen.
»Ich auch.« Levis seufzte abgrundtief.
Neugierig sah Niro ihn von der Seite her an. Die feinen Gesichtszüge des Geparden wirkten angespannt, die goldbraunen Augen waren auf irgendeinen Punkt am Boden gerichtet.
»Versteckst du dich vor deinem Dad?«, platzte es aus ihm heraus – um gleich darauf rot anzulaufen.
Verdammt, es stand ihm nicht zu, Levis so etwas zu fragen, zumal es ziemlich aufdringlich wirken musste.
Levis verzog jedoch lediglich den Mund und nickte schwach.
»Er wollte vorhin mit mir reden, aber ich bin einfach abgehauen«, erzählte er dann freimütig. »Ziemlich feige, ich weiß.«
»Du bist nicht feige«, wandte Niro umgehend ein.
»Oh doch, das bin ich.«
Levis presste die Lippen für einen Moment aufeinander. »Ich gehe der Konfrontation lieber aus dem Weg, anstatt mich ihr zu stellen und mich durchzusetzen.«
Gedankenverloren knetete er seine Hände und zog die Schultern nach oben. »Ich wünschte manchmal, ich wäre mutig genug, um für etwas zu kämpfen. So wie du.«
»Ich bin alles andere als mutig«, widersprach Niro auf der Stelle.
»Für meine Begriffe bist du das«, entgegnete Levis jedoch. »Du hast dich, ohne zu zögern, gegen Lionel gestellt. Ich finde, das war sehr mutig.«
»Weil es mein Job ist, im Club aufzupassen, dass nichts passiert und die Regeln eingehalten werden«, wehrte Niro verlegen ab.
»Aber du hast keine Angst vor Lionel gehabt«, stellte Levis fest.
»Nein.« Niro lächelte unwillkürlich. »Es stimmt, ich hatte keine Angst. Aber ich glaube, du verwechselst das mit Mut. Eben weil ich mich in dem Moment nicht fürchtete, musste ich nicht mutig sein. Wahren Mut zeigt man dann, wenn man trotz der Angst handelt und für seine Ansichten und Überzeugungen einsteht. Aus dem Grund weiß ich, dass ich ganz sicher nicht zu den mutigen Vertretern meiner Rasse gehöre.«
Irritiert runzelte Levis die Stirn. »Dann gibt es etwas, wovor sogar du Angst hast?«
»Aber hallo.« Niro lachte trocken auf.
»Und das wäre?«, fragte Levis wie aus der Pistole geschossen.
Niro zögerte. Er hatte sich nie zuvor mit Levis dermaßen ungezwungen unterhalten können. Es wäre schön, jetzt ehrlich
zu sein und ihm die Wahrheit sagen zu können – aber exakt dafür fehlte ihm der Mut.
Entschlossen schüttelte er den Kopf.
»Ist nicht weiter wichtig.«
Wohlüberlegt wich er Levis’ Frage aus, zog aber dennoch die CD aus seinem Hemd hervor und hielt sie ihm entgegen.
»Hier, die habe ich aus dem Müllcontainer gerettet. Du hast ein großartiges Talent, die Leute mit deiner Musik zu begeistern. Wenn das dein Traum ist, dann verwirkliche ihn und geh deinen Weg. Das ist genau das, wofür es sich lohnt, mutig zu sein und zu kämpfen.«
Hastig drückte er die CD dem vollkommen verdutzt wirkenden Levis in die Hand und sprang mit einem Satz von der Mauer.
Er wollte gerade mit langen Schritten aus dem Hof verschwinden, als plötzlich eine große Gestalt am Tor auftauchte und ihm den Weg versperrte. Niro bremste abrupt und hielt überrascht inne.
Lionel!
Der Löwe wirkte wieder halbwegs nüchtern und baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. Hinter ihm postierten sich nicht weniger als drei seiner Freunde, ebenfalls Löwen.
Verdammt, die hatte er nicht kommen hören!
Lionels Miene war grimmig, er sah reichlich angepisst aus.
Nicht nur ein bisschen sauer, sondern richtig, richtig wütend.
LEVIS
»Wo will denn mein kleines, süßes Schweinchen hin?«, säuselte Lionel betont liebenswürdig.
»Hau ab und lass mich in Ruhe«, knurrte Niro drohend.
Schnell sprang Levis von der Mauer hinunter und eilte an seine Seite.
»Lionel, jetzt reicht es«, herrschte er den Löwen an.
»Halt dich da raus, Summers, das ist allein eine Sache zwischen mir und diesem dreckigen Schwein«, tönte Lionel angefressen. »Die Sau hat mich vor allen anderen lächerlich gemacht!«
»Du lässt Niro unbehelligt nach Hause gehen«, verlangte Levis entschlossen. »Bist du wütend, weil dir endlich mal jemand die Grenzen aufgezeigt hat? Das hast du allein dir selbst zuzuschreiben!«
»Du verteidigst das stinkende Vieh?« Lionel riss erstaunt die Augen auf. »Das ist bloß ein Keiler! Nichts weiter als eine blöde, wertlose Wildsau!«
Levis merkte, wie sich Niro neben ihm fluchtbereit anspannte, gleichzeitig einen halben Schritt rückwärtsging und sich unwillkürlich kleiner machte.
Augenblicklich stieg Zorn in ihm hoch.
Wer zur Hölle gab dem Löwen das Recht, Niro als dumm oder gar als wertlos zu bezeichnen?
»Das ist er nicht! Tomsen, wenn du ihn nicht in Ruhe lässt, bekommst du es mit mir zu tun«, schleuderte er Lionel entgegen und hob trotzig das Kinn.
Dem Löwen entglitten kurzzeitig die Gesichtszüge, ungläubig starrte er ihn an.
»Was? Das ist doch lächerlich«, fauchte er und fuchtelte wild mit den Händen durch die Luft. »Du hast echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Was versprichst du dir davon? Der Schutz des Clubs hört an der Grundstücksgrenze auf. Dahinter ist er ohnehin Freiwild.«
»Mag sein.« Levis lächelte zynisch. »Dann ist es ja gut, dass wir uns hier auf unserem Grund und Boden befinden und Niro auch nicht vorhat, ihn so schnell zu verlassen. Aber wenn du deine Zeit vergeuden und den ganzen Tag hier rumstehen willst … bitte, ich halte dich von nichts ab.«
Für einen kurzen Augenblick zögerte der Löwe und es hatte den Anschein, als würde er nachgeben wollen. Lionel sah ihn
fest an, atmete tief ein, dann schnaubte er verächtlich – und wechselte blitzartig in seine Löwengestalt. Die Luft sirrte und flimmerte wegen des explosiven Anstiegs der Magie, die ihre Wandlungen ermöglichte und bei der sich sämtliche Kleidung in nichts auflöste.
Der riesige Löwenkörper spannte sich, kauerte sich für den Bruchteil einer Sekunde am Boden zusammen, um im nächsten Moment mit einem gewaltigen Sprung auf Niro zuzusetzen.
Levis reagierte instinktiv. Noch bevor er überhaupt einen klaren Gedanken gefasst hatte, durchströmte ihn das Kribbeln der Magie vom Kopf bis in die Fingerspitzen hinein. Vor seinen Augen erschienen grelle Lichtpunkte, als er in die Gestalt seines Geparden wechselte. Schlagartig änderten sich die Farben seiner Umgebung, sein Sichtfeld erweiterte sich erheblich.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Lionels Kumpanen sich ebenfalls wandelten, aber davon nahm er kaum Notiz. Reflexartig sprang er zwischen Niro und Lionel und erwischte den Löwen mitten im Sprung. Hart krachte er in dessen Flanke.
Lionel taumelte zur Seite, fing sich aber direkt wieder und fuhr fauchend zu ihm herum.
Die Wucht des Aufpralls hatte Levis straucheln lassen, er stürzte ungebremst zu Boden und kugelte über den Asphalt. Ein glühender Schmerz durchzuckte seine Schulter, mit der er den Sturz hatte auffangen wollen. Er keuchte, rappelte sich jedoch mühsam hoch, um Lionels erneutem Angriff auszuweichen.
Hinter ihm ertönte ein lautes, heiseres Quieken, im selben Moment schoss ein dunkler Schatten an ihm vorbei. Im ersten Augenblick vermutete Levis, dass Niro sich ebenfalls gewandelt hatte, um die Flucht anzutreten, doch der Keiler senkte den Kopf – und hielt direkt auf Lionel zu.
Dem Löwen gelang es mit knapper Not, sich durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit zu bringen. Blitzschnell änderte Niro die Richtung und warf sich wie eine
Dampframme den anderen drei Löwen entgegen, die erschreckt auseinanderstoben.
Niros Attacke hatte Levis genügend Zeit verschafft, um wenigstens wieder auf die Beine zu kommen und sich zu sammeln. Er fauchte aufgebracht, drückte sich nahe an den Boden und spannte sich an.
Dieser bescheuerte Löwe sollte was erleben!
Lionel hatte eine gehörige Abreibung verdient und Levis war nicht bereit, auch nur einen einzigen Millimeter zurückzuweichen. So ungleich die Kräfte des Kampfes verteilt sein mochten, zumindest würde er sich bis zur letzten Sekunde wehren. Die Löwen mochten vielleicht stärker sein, dafür war er schneller.
Doch mit Niro hatte wohl keiner gerechnet, er selbst am allerwenigsten. Der Keiler schnellte herum, sobald er feststellte, dass von den drei anderen Löwen keiner Anstalten machte, sich gegen ihn zu stellen – und rannte direkt auf Lionel zu. Sein wütendes Quieken schrillte in Levis’ Ohren, die scharfen Hauer erstrahlten im matten Licht des beginnenden Tages in einem blendenden Weiß.
Lionel schnaubte überrascht. Durch einen beherzten Sprung zur Seite konnte er dem Angriff des Keilers im allerletzten Moment entgehen. Sofort bremste Niro ab und kam zwischen Levis und dem Löwen zum Stehen.
Seine dunklen Augen funkelten angriffslustig.
Ein zorniges Schnauben ließ kleine Dampfwölkchen aus seinen Nüstern in die kalte Morgenluft emporsteigen, was seine Gefährlichkeit zusätzlich effektvoll unterstrich.
Bewundernd glitt Levis’ Blick über die imposante Gestalt des Keilers. Als Mensch war Niro riesengroß und muskulös, doch als Wildschwein glich er einer monströsen Kampfmaschine auf vier Beinen. Die kräftige Nackenmuskulatur bebte vor Anspannung, die Flanken hoben und senkten sich unter den heftigen
Atemzügen und der mächtige Schädel neigte sich erneut, um zum nächsten Angriff anzusetzen.
Vollkommen unerwartet wandelte sich Lionel in diesem Moment zurück und richtete sich vor ihnen in seiner menschlichen Gestalt auf zwei Beine auf.
»Ihr zwei habt doch echt einen an der Waffel«, motzte der Löwenwandler sauer, schnaubte abfällig – und wandte ihnen scheinbar gleichgültig und selbstbewusst den Rücken zu.
Mit raschen Schritten verschwand Lionel samt seiner Löwenfreunde um die Hausecke.
Levis atmete erleichtert auf.
Keine Frage, mit Niro an seiner Seite hätten ihre Chancen, gegen die vier Löwen zu bestehen, gar nicht mal so schlecht ausgesehen und seine tierische Natur hätte einen offenen Kampf durchaus begrüßt – aber Lionels unerwarteter Rückzug fühlte sich ebenfalls wie ein Sieg an.
Auch Niro schnaubte entrüstet, dann wandelte er sich zurück, drehte Levis den Kopf zu und betrachtete ihn besorgt.
»Bist du okay?«, war seine erste Frage.
Levis wechselte ebenfalls in die menschliche Gestalt über und kam taumelnd wieder auf die Füße.
»Ja. Ist nichts passiert«, wiegelte er ab.
Die Schulter schmerzte zwar noch immer, aber das war sicherlich bloß eine leichte Prellung, nichts Ernstes. Das hätte bedeutend schlimmer ausgehen können. Sein Blick flog zurück zur Hofeinfahrt, die verlassen vor ihnen lag. Beunruhigt runzelte er die Stirn und rieb sich geistesabwesend über den Nacken.
Hatte Lionel tatsächlich nachgegeben?
Irgendwie schien das nicht zu dem stolzen und eitlen Löwen passen. Lauerte er vielleicht jenseits der Grundstücksgrenze des Clubs, um Niro erneut anzugreifen?
Nein, das würde er nicht zulassen! Ihm lag viel daran, den großen, eher zurückhaltenden und schweigsamen Keiler zu
schützen, sofern das überhaupt in seiner Macht stand.
Kurzentschlossen packte Levis Niro am Arm und dirigierte ihn zurück zur Hintertür des Clubs. Mit zitternden Fingern zog er die Schlüssel aus der Hosentasche, sperrte auf und schob den reichlich verdutzt aussehenden Keiler ins Haus, bevor er die Tür von innen wieder sorgfältig verriegelte. Erleichtert atmete er auf.
»Okay, hier drinnen bist du erst einmal sicher.«
»Na toll. Das bringt doch nichts«, murmelte Niro vor sich hin.
Der Wildschweinwandler lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und sah alles andere als glücklich aus, der bedrohlichen Situation entronnen zu sein.
»Irgendwann muss ich den Club verlassen. Und es ist doch völlig egal, ob es Tomsen oder irgendein anderer bescheuerter Fleischfresser ist, der mir auflauert. Oh, sorry«, setzte er an Levis gewandt hinterher. »Du warst jetzt damit nicht gemeint. Aber es bringt halt nichts, mir in irgendeiner Form helfen zu wollen. Warum hast du das getan?«
»Weil ich es will«, erwiderte Levis trotzig. »Nur weil ich Teil dieses Systems bin, muss ich es nicht für gut oder richtig halten, wie es hier üblicherweise läuft.« Er seufzte ungehalten. »Beutetiere, Raubtiere. Ich weiß, wir sind damit aufgewachsen, uns entsprechend den von der Natur vorgegebenen Rollen zu verhalten – aber mir war nie wohl dabei, in solchen Kategorien zu denken.«
»Die es aber nun einmal gibt«, erinnerte Niro ihn trocken. »Und daran wirst du nichts ändern können.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wäre nicht jede Veränderung und Weiterentwicklung der Gesellschaft von vornherein ausgeschlossen, wenn es nicht irgendwann mal jemanden geben würde, der aus seiner Überzeugung heraus etwas anders macht als die anderen?«, hielt Levis dagegen.
Der große Keiler seufzte laut. »Ich bin der falsche Gesprächspartner für solche philosophischen Fragen«, wehrte er dann nachdrücklich ab.
»Bist du nicht. Stell dein Licht nicht ständig unter den Scheffel, du bist wesentlich klüger, als du es den anderen gegenüber immer zeigst«, entgegnete Levis, zögerte dann jedoch.
Es gab viele Dinge, die ihn beschäftigten, die er aber keinem seiner sogenannten Freunde oder gar seinem Vater anvertrauen konnte. Allein die Musik hatte ihm bislang geholfen, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken und sie damit halbwegs zu verarbeiten.
Doch es tat erstaunlich gut, sich mit Niro darüber zu unterhalten, der vielleicht in Bezug auf manche Dinge eine völlig andere Sichtweise hatte.
»Es wäre toll, wenn wir Freunde werden könnten«, erklärte er nach einer kleinen Denkpause. »Also, richtige Freunde. Solche, die Zeit miteinander verbringen, zusammen Spaß haben und die miteinander über alles reden können.«
Niro riss für einen winzigen Augenblick verwundert die Augen auf, dann aber wurden sie schmal, weil er die Stirn runzelte.
»Ich glaube nicht, dass das funktioniert«, erwiderte er.
Es klang seltsamerweise reichlich gepresst.
»Warum sollten wir keine Freunde sein können?«, widersprach Levis auf der Stelle heftig und atmete tief ein, um einen frustrierten Seufzer zu unterdrücken. »Es sei denn natürlich, du willst nicht. Weil du mich nicht magst.«
»Ich mag dich«, gab Niro leise zurück. »Das ist allerdings genau das Problem.«
»Warum? Weil du ein Wildschwein bist? Das ist mir doch egal! Ich mag dich, und dabei spielt es keine Rolle, was du bist – sondern wie du bist.«
Unglücklich rang Levis die Hände. »Also magst du mich nicht, weil ich ein Gepard bin? Aber mit Rami bist du doch auch gut
befreundet und die ist eine Hyäne«, wandte er ein.
Verdammt, das klang total jämmerlich, als würde er um Niros Freundschaft betteln!
Aber ihm wollte partout nicht einleuchten, warum sie keine Freunde sein konnten. Merkwürdigerweise wich Niro seinem Blick aus und sah betreten unter sich.
»Rami ist eine Frau«, murmelte er kaum hörbar.
»Ja, und? Was hat das denn damit …«, setzte Levis an, unterbrach sich dann jedoch selbst. »Oh«, entwischte es ihm traurig. »Du meinst, weil ich schwul bin. Deshalb willst du nicht mein Freund sein.«
Enttäuscht ließ Levis den Kopf hängen und trat einen Schritt zurück.
Das war doch so klar gewesen!
Es schmerzte, immer wieder an der sexuellen Orientierung festgemacht und danach beurteilt zu werden, anstatt anhand seines Charakters. Doch es war das erste Mal, dass aus diesem Grund selbst ein ernsthaft gemeintes Freundschaftsangebot abgelehnt wurde, von dem er wirklich geglaubt hatte, dass es …
Plötzlich schlossen sich große, kräftige und etwas raue Finger um seine. Verwundert hob er den Kopf.
Niro war an ihn herangetreten, hob Levis’ Hände in einer verzweifelt wirkenden Geste an seine breite Brust und presste sie fest an sich.
NIRO
»Es hat eher etwas damit zu tun, dass ich mehr für dich empfinde als ein Freund«, erklärte Niro leise. »Mehr, als ich in Worte fassen kann. Sicherlich mehr, als gut für uns beide ist.«
Er stockte, schloss für einen kurzen Moment die Augen und sah anschließend betreten zu Boden, bevor er den Kopf hob und Levis’ Blick erneut suchte.
»Du bist für mich wie das strahlende Funkeln am Horizont, mit dem die Sonne aufgeht. Ein Lichtschein in dieser Welt, der mein Dasein erhellt und es weniger grau erscheinen lässt. Du bist für mich der Grund, jeden einzelnen Tag hierherzukommen. Um wenigstens einen kurzen Blick auf dich werfen und dich aus der Ferne beobachten zu können. Nichts anderes brauche ich, nichts anderes wird mir jemals vergönnt sein oder liegt irgendwo im Bereich des Möglichen.«
Sichtlich perplex starrte Levis ihn an.
Niro schluckte schwer. Genau davor hatte er sich gefürchtet. Seine größte Angst war es, Ablehnung in Levis’ Augen sehen zu müssen, die ihm deutlich machte, dass er einfach nicht würdig war, ihn lieben zu dürfen. Weil er in der Hierarchie weit unter ihm stand und damit von vornherein sogar ausgeschlossen war, dass sie bloß gute Freunde werden konnten. Es blieb ihm jedoch keine andere Wahl, lieber beichtete er Levis jetzt die Wahrheit, anstatt sie weiterhin verleugnen zu müssen.
Die Mimik des Geparden spiegelte seltsamerweise keine Abscheu wider, keinen Ekel, nicht einmal Unverständnis war zu erkennen. Im Gegenteil, ein sanftes Lächeln erschien auf Levis’ Gesicht, breitete sich wie warmer Sonnenschein darauf aus und erhellte es.
»Niro, das ist …«, setzte er an, verstummte dann aber und entzog ihm eine Hand.
Niros Herz schmerzte, als drohte es zu zerspringen, doch Levis hob den Blick und sah ihn fest an.
»Das ist das Schönste, was ich je zu hören bekommen habe«, erklärte Levis leise und bedächtig, als würde er seine Worte sorgfältig überdenken.
Niro verharrte reglos. Nie zuvor waren sie sich derart nahe gewesen, niemals hatten sie unbeobachtet auch nur ein paar Sätze wechseln können.
Plötzlich straffte sich Levis sichtlich.
»Trotzdem kann ich dir in dem letzten Punkt nicht zustimmen. Darüber, was möglich ist oder nicht, entscheiden wir beide noch immer selbst, nicht die anderen. Wir brauchen nur Mut, um herauszufinden, was wir wollen. Wie hast du gesagt? Mut müssen wir genau dann beweisen, wenn wir Angst vor etwas haben. Niro, ich habe fürchterliche Angst, aber eher vor meinen eigenen Gefühlen als vor der Meinung irgendwelcher Leute.«
Niro hielt unwillkürlich die Luft an und wagte nicht, sich zu rühren.
Levis’ goldbraune Augen waren fest auf seine gerichtet, in ihnen stand eine unsichere Frage geschrieben, die sich Niro nicht einmal in seinen kühnsten Träumen zu stellen gewagt hatte. Vollkommen unerwartet reckte sich Levis zu ihm hoch, kam ihm entgegen und strich mit den Lippen hauchzart über seinen Mund.
Niro schnappte überrascht nach Luft. Levis war ihm so nahe, dass er ihn nur noch verschwommen sehen konnte, daher schloss er automatisch die Augen. Berauscht atmete er den unvergleichlichen Geruch des Geparden ein, ließ ihn tief in sich einströmen und genoss jede Sekunde, die der Kuss andauerte.
Nach und nach wurde er mutiger und verstärkte den Druck seiner Lippen, erwiderte Levis’ gefühlvolle Annäherung mit all der Liebe, die er schon so lange für ihn im Verborgenen hegte. Die unverhoffte Nähe fühlte sich unglaublich an, betörend schön, einzigartig, gleichermaßen befreiend wie erschreckend.
Das war es, wonach er sich gesehnt hatte.
Das war alles und sogar viel mehr, als er je zu träumen gewagt hatte.
Levis schmiegte sich nachgiebig an seine Brust, wie von selbst öffnete Niro die Arme, schloss sie um den schlanken Körper und presste ihn an sich.
Sie waren vollkommen ineinander versunken, Zeit und Raum verloren ihre Bedeutung, doch irgendwann löste sich Levis von
ihm und schaute zu ihm hoch. Seine warmen, goldenen Augen strahlten mit seinem Lächeln um die Wette.
»Du bist verdammt noch mal der geilste Keiler, dem ich je begegnet bin. Mit dir zusammen will ich mutiger sein, als es jeder verfickte Löwe sein könnte. Ich glaube fest daran, dass wir diesen Weg miteinander gehen sollten. Gemeinsam. Das ist alles, was zählt, nichts anderes. Lass uns herausfinden, wohin er führt.«
Niro schmunzelte. Das war der Levis, in den er sich verliebt hatte, der einzige Wandler, der seine Gedanken und Gefühle auszudrücken vermochte. Ob über seine Musik oder durch Worte, er zeigte immer offen und ehrlich, was ihn bewegte. Das ließ einen Hoffnungsfunken in ihm aufglimmen, dass sie beide in dieser Welt eine Chance hatten, sogar mehr als nur Freunde zu sein.
Ein Wildschwein und eine Raubkatze.
Eine vielleicht ungewöhnliche Freundschaft – aber eine, die aus Angst und Mut gleichermaßen geboren worden und es wert war, für sie durchs Feuer zu gehen.
Zumindest schien sie wie gemacht dafür zu sein, gemeinsam einem dummen Löwen eine aufs Maul zu geben.
ENDE