Einleitung

Über Bo

Ich bin ein echter Foodie und solange ich denken kann, habe ich immer mit großer Begeisterung gegessen. Mein erstes Wort war „leer“, schnell gefolgt von „mehr“. Beim Kochen kreativ zu sein bringt mir so viel Freude, Essen macht mich einfach glücklich. Ob es nun darum geht, ein neues Rezept auszuprobieren, eine neue Geschmacksrichtung zu entdecken oder eine hübsche Tarte zu verzieren – all das hilft mir, meine Kreativität zu entfalten. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Süßes, daher auch mein Spitzname „Bo“ (früher liebte ich eine bestimmte Marke von Brause-Geleebonbons). Sie werden immer noch aus Gelatine hergestellt, daher kann ich sie als Veganerin nicht essen, doch der Spitzname ist geblieben.

Ich wurde vegetarisch erzogen, aber als sich meine Eltern scheiden ließen, bereitete mein Vater zu Hause gelegentlich wieder Fleisch zu. Ab dem Zeitpunkt wurde meine Ernährung eintöniger – ironischerweise glauben die meisten Leute, dass veganes Essen weniger abwechslungsreich ist. In meinen Teenagerjahren vermisste ich die deftigen Gemüseeintöpfe und -suppen und die selbstgemachten süßen Leckereien, die meine Mutter immer zubereitet hatte. Mit 17 Jahren wurde ich wieder Vegetarierin. Ich hatte ein Buch über verborgene tierische Inhaltsstoffe in E-Nummern und Zusatzstoffen gelesen. Eines Tages beschloss ich, bei meinem wöchentlichen Einkauf auszuprobieren, ob ich ausschließlich vegane Lebensmittel kaufen könnte. Es schien mir eine lustige Herausforderung und ein notwendiger Schritt zu sein. Es passte mir einfach nicht, mich als Tierliebhaberin zu bezeichnen und mich gleichzeitig bereitwillig an deren Ausbeutung zu beteiligen. Ich wusste, wenn ich mir in irgendeiner Weise etwas aus Tieren machte, musste ich auch der Milchindustrie den Rücken kehren. Abgesehen von der Grausamkeit, die mit der Fleisch- und Milchindustrie verbunden ist, wusste ich, dass ich mich besser FÜHLEN würde, sowohl geistig als auch körperlich, wenn ich mehr Pflanzen und Vollwertiges essen würde.

image

Als leidenschaftliche Hobbyköchin war ich gespannt, welche neuen Rezepte ich ausprobieren würde. Damals gab es nicht viel Auswahl für jemanden, der sich vegan ernähren wollte. Wenn ich Glück hatte, gab es eine einzige Sorte vegane Milch im Angebot, und in den Bioläden, geschweige denn im Supermarkt, gab es kaum veganen Käse oder Joghurt. Dieser Mangel half mir dabei, eine gute Köchin zu werden, da ich das meiste von Grund auf selbst herstellen musste. Es motivierte mich, meine eigenen Milch- und Käsesorten zuzubereiten und mit veganen Rezepten zu experimentieren, was damals noch relativ neu war.

2007 zog ich für meinen Job als Einzelhandelsmanagerin nach London. Ich hatte dort viel mehr Möglichkeiten, auswärts zu essen und dazu kam eine große Auswahl an veganen Produkten in Supermärkten. Ich fing an, zu Hause vegane Kuchen und Kekse zu backen, und der Name Bo‘s Kitchen war geboren. Ich hatte vor, Cafés zu beliefern, merkte aber schnell, dass dies sehr arbeitsintensiv sein würde und sich nicht mit meinem Vollzeitjob im West End vereinbaren ließ. Ich liebte das Backen aber immer noch und wollte einen Weg finden, davon zu leben, wusste aber nicht, wie.

Meinen Traum, eine vegane Bäckerin und Köchin zu werden, legte ich für ein paar Jahre auf Eis, während ich in London arbeitete. Zu jener Zeit explodierte Instagram und ich fing an, einigen meiner Lieblings-Rezeptentwickler zu folgen. Ich war von leuchtenden, leicht verständlichen, farbenfrohen veganen Rezepten fasziniert. Ich gründete meinen eigenen Account – @bos.kitchen –, konnte aber nicht viele Inhalte posten, da meine Studiowohnung in London unglaublich klein war. Man musste erst eine Treppe ausklappen, um ins Schlafzimmer zu gelangen, und in der Küche war nur Platz für eine Person, dazu gab es überhaupt kein natürliches Licht.

Dann zog meine Mutter ins Ausland und ich verließ London, um wieder in Leicester in ihrem Haus zu wohnen, während sie weg war. Das Haus ist lichtdurchflutet und hat weiße Küchenflächen und Wände – perfekt für die Foodfotografie. Ich nahm mit meinem Handy Aufsichtsfotos von meinen Gerichten auf: ganz einfache Fotos, ohne ausgefallene Requisiten oder Beleuchtung. Zu der Zeit arbeitete ich immer noch Vollzeit von zu Hause aus und fotografierte nur in meinen Mittagspausen, rein zum Spaß, ohne die Erwartung, damit irgendwie Karriere zu machen. Doch bald hatte ich eine umfangreiche Sammlung von Fotos beieinander und gewann einige Follower.

Schließlich boten mir Unternehmen ihre Produkte als Gegenleistung für Rezeptkooperationen an und ich begann damit, Geld für die Zusammenarbeit mit mir zu verlangen. Ich konnte es nicht fassen! Ich brachte mir die Grundlagen der Foodfotografie selbst bei und sparte für meine erste Digitalkamera. Mit zunehmendem Knowhow wurde meine Fotografie besser und ich entwickelte meine eigene visuelle Ästhetik. Mit viel Übung und einer ganzen Reihe von Misserfolgen konnte ich meine Fangemeinde in den sozialen Medien innerhalb von ein paar Jahren auf über 100.000 Follower ausbauen. Obwohl sich mein Stil im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat, fühle ich mich nach wie vor zu leuchtendem, farbenfrohem Essen hingezogen, fotografiert in natürlichem Licht. Schöne Farben, Kunst und Musik sind immer eine Inspiration für mich, und ich finde es wunderschön, durch ein Bild ein Gefühl hervorzurufen. Am liebsten arbeite ich allein, oft mit meiner Lieblingsmusik im Hintergrund, und verliere mich für eine Weile im Schaffensprozess.

Ich liebe die visuelle Präsentation fast so sehr wie die Kreation des Rezepts selbst. Ich glaube wirklich, dass man zuerst mit den Augen isst. Wenn man etwas Gesundes wirklich ansprechend aussehen lassen kann, fällt es einem viel leichter, gesund zu essen.

image
image

Warum den Regenbogen essen?

Die Menschen legen heute mehr denn je Wert auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Ich glaube fest daran, dass Essen, besser als alles andere, die Kraft hat, den Körper zu heilen, zu verjüngen und mit Energie zu versorgen. Wie Hippokrates schon sagte: „Eure Nahrung sei eure Medizin und eure Medizin sei eure Nahrung“.

Der einfachste und offensichtlichste Weg, meine Vitamin- und Nährstoffzufuhr zu erhöhen, war für mich schon immer, viel Farbe in meine Mahlzeiten einzubauen und achtsam zu essen. Kennst du diese Tage, an denen du besonders viel Lust auf ein bestimmtes Gericht zum Abendessen hast? Oder wenn du unbedingt einen großen Salat brauchst? Dahinter muss ein Grund stecken: dein Körper signalisiert dir, was er benötigt. Ich erinnere mich, dass ich während des ersten Drittels meiner Schwangerschaft ständig müde war und an einer schrecklichen Morgenübelkeit litt. Ich konnte nur wenig Essen vertragen, aber ich hatte ein riesiges Verlangen nach Orangen, Orangen-Eis, Orangensaft, was auch immer! Auch wenn ich mir nicht sicher bin, warum ich so besessen von Orangen war: Orangen enthalten viel Vitamin C, es fördert das Wachstum der Knochen von Babys. Außerdem halfen frische Orangen mir dabei, meine Energie zu steigern, die Verdauung zu beruhigen und meiner Morgenübelkeit vorzubeugen! Ich glaube fest daran, dass hinter dieser Art von Gelüsten das steckt, wonach unser Körper sucht. Je mehr Abwechslung wir in unsere Ernährung bringen, desto bessere Chancen haben wir, uns mit allem zu ernähren, was wir brauchen. Die Natur bietet uns eine riesige Auswahl an vollwertiger Nahrung und eine Fülle von Farben, Geschmacksrichtungen und Konsistenzen, sodass sich immer etwas Neues zum Ausprobieren findet.

Farbe ist für mich sehr wichtig, sowohl bei den Rezepten, die ich kreiere, als auch bei den Fotos, die ich mache. Leuchtendes, farbenfrohes Essen war schon immer das Herzstück von Bo‘s Kitchen und beflügelt meine Kreativität. Abgesehen davon, dass es sehr viele Nährstoffe liefert, hebt ein in allen Regenbogenfarben leuchtendes Gericht meine Laune und kann den Ton für meinen Tag angeben. In diesem Buch zeige ich all die schönen, leuchtenden Farben von Essen, die du aus natürlichen Zutaten kreieren kannst.

Eine Regenbogen-Ernährung besteht übrigens nicht nur aus buntem Obst und Gemüse, sondern auch aus Gewürzen, Bohnen, Nüssen, Samen, Kräutern und Vollkornprodukten. Ich habe Taste the Rainbow geschrieben, um dir zu zeigen, wie köstlich, bunt und lustig veganes Essen sein kann. Dabei geht es nicht nur um Linsen und Salate, veganem Essen sind keine Grenzen gesetzt. Ich mag Essen, das sich leicht zubereiten lässt und sehr aromatisch ist, und hoffe, dass diese Rezepte dich dazu inspirieren, etwas Neues auszuprobieren, sei es ein Rezept oder eine Zutat, die du noch nie verwendet hast. Ich hoffe, die Zubereitung dieser Rezepte macht dir Spaß und lässt dich das Hier und Jetzt in vollen Zügen genießen.

Zeit zum gemeinsamen Essen

Essen achtsam zubereiten und sich Zeit zu nehmen, um etwas Schönes zu schaffen, hilft uns, eine Beziehung zu unserem Essen herzustellen und die Freude am gemeinsamen Essen zu genießen. In einer Zeit, in der wir scheinbar immer auf dem Sprung sind und mit digitalen Ablenkungen bombardiert werden, kann der Esstisch ein Ort sein, an dem Gemeinschaft und Zugehörigkeit stattfinden. Ich habe schöne Erinnerungen an das Zubereiten von Gerichten und Essen mit Familie und Freunden. Bei bestimmten Rezepten fühle ich mich sofort an einen bestimmten Ort und in eine bestimmte Zeit versetzt. Ein gemeinsames Essen bewirkt, dass wir entschleunigen und miteinander ins Gespräch kommen. Einige Studien legen nahe, dass gemeinsame Mahlzeiten ein Rezept für Glück und Bindung sind. Kinder, die regelmäßig gemeinsame Mahlzeiten erleben, essen insgesamt gesünder mit mehr Obst, Gemüse und wertvollen Nährstoffen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie übergewichtig werden. Auch wenn es aufgrund unseres Lebensstils nicht immer möglich ist, bei jeder Mahlzeit gemeinsam zu essen, kann es sich positiv auswirken, wenn man nur ein oder zwei Abende in der Woche gemeinsam am Tisch isst.

Seit ich Mutter geworden bin, habe ich die Vorteile des achtsamen Essens mit Kindern kennengelernt. Indem ich mich bei jeder Mahlzeit mit meinem Sohn Josiah an den Tisch setze und ihn ermuntere, alles zu probieren, was ich esse, hat das dazu geführt, dass er selbstbewusst mit Essen umgeht und bereit ist, alles zu probieren, was man ihm vorsetzt. Wenn er die Wahl hat, isst er lieber Paprika und Brokkoli als einen süßen Lutscher! Das Einzige, was er bisher nicht mag, sind Pilze, was für einen Zweieinhalbjährigen ziemlich gut ist.

Alle Altersgruppen willkommen

Die Rezepte in Taste the Rainbow sind für alle gedacht: Alle sind willkommen, egal wie alt sie sind. Auch wenn du nicht für kleine Kinder kochst, ist der Kinderteil eine gute Anlaufstelle für einfache, gesunde Rezepte.

Unsere Gesundheit und der Nutzen für die Umwelt

Kleine Veränderungen können einen großen Unterschied machen. Wenn sich jeder auch nur ein paar Tage pro Woche vegan ernähren würde, könnten wir einen massiven Einfluss auf unsere Gesundheit, den Planeten und die Tiere, mit denen wir ihn teilen, ausüben.

Eine vegane Ernährung kann dank der Vielfalt an Ballaststoffen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln die nützlichen Bakterien in unserem Darm vermehren. Je abwechslungsreicher die Ernährung ist, desto vielfältiger ist unser Mikrobiom, was es noch anpassungsfähiger im Kampf gegen Erkrankungen macht. Dazu verringert eine pflanzliche Ernährung das Risiko für die Entstehung von Alzheimer, Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen. Pflanzen enthalten jede Menge gesundheitsfördernde Nährstoffe und es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sie auch vor bestimmten Krebsarten schützen.

Vor allem glaube ich, dass Veganismus uns dabei helfen kann, im Einklang mit unserem Körper, der Natur und den Tieren zu leben, mit denen wir diesen schönen Planeten teilen.

Vorratsschrank

Mein Vorratsschrank ist das Rückgrat meiner Küche. Wenn ich die Vorräte meiner wichtigsten Grundnahrungsmittel aufgestockt habe, weiß ich, dass ich aus ein paar frischen saisonalen Gemüsesorten eine komplette Mahlzeit zubereiten kann. Ich kaufe lieber in großen Mengen ein und bewahre die meisten meiner Zutaten in Gläsern auf der Arbeitsplatte auf, damit ich sie griffbereit habe. Die meisten meiner losen Lebensmittel wie Tomaten und Kichererbsen in Dosen oder Nüsse, getrocknete Hülsenfrüchte und Trockenfrüchte, kaufe ich online. Obwohl ich vegane Butter, veganen Käse und Joghurt verwende, kaufe ich andere vegane Fertigprodukte nicht regelmäßig, weil sie mich irgendwie groggy und lethargisch machen. Selbstgemachtes ist meiner Meinung nach immer am besten!

Für Zutaten wie Tofu oder Kichererbsenmehl gehe ich in den Asia-Shop in meiner Nähe. Sie kosten oft nur einen Bruchteil des Preises im Supermarkt, und oft gibt es dort auch etwas Neues zum Ausprobieren. Außerdem ist es hilfreich und preisgünstig, wenn man vielseitig verwendbare Zutaten in großen Mengen vorrätig hat. Ein großer Beutel Haferflocken beispielsweise: Man kann die Haferflocken zu Hafermehl für Brot und Kuchen verarbeiten oder daraus Hafermilch, Streusel, Granola oder Overnight Oats machen. Aus Cashewkernen lassen sich vegane Sahne, Pastasauce, weicher Käse und köstlich cremiger Zuckerguss herstellen. Linsen können zu Burgern, Dips und Dals verarbeitet werden und geben Suppen, Eintöpfen und Currys zusätzliches Eiweiß.

In meiner Küche habe ich auch ein paar eher ungewöhnliche Zutaten. Sie sind nicht unbedingt notwendig, haben sich aber beim Ausprobieren veganer Rezepte als sehr nützlich erwiesen. Hefeflocken beispielsweise verleihen Saucen oder Pasta ein köstliches Käsearoma und ergeben den leckersten veganen Weichkäse. Das übrig gebliebene Wasser aus Kichererbsendosen (Aquafaba) ist der beste Eischnee-Ersatz und kann zu veganem Baiser verarbeitet werden.

Wie ich einkaufe

Ich decke mich wöchentlich mit frischem Obst und Gemüse ein, entweder von meinem Markt in Leicester (anscheinend einem der größten Undercover-Märkte Europas), von einem Biogemüse-Lieferdienst oder aus der Discount-Abteilung meines Supermarkts (ich halte sehr gerne gegen Ende des Tages Ausschau nach ein paar echten Schnäppchen). Es hängt wirklich davon ab, wie viel Geld ich habe und was in der Woche ansteht. Ich versuche immer, möglichst saisonal einzukaufen, denn Obst und Gemüse ist viel billiger, wenn es gerade Saison hat, und es schmeckt auch besser. Ich bin absolut dagegen, Essen zu verschwenden. Daher versuche ich immer, zuerst das zu verwenden, was in meinem Kühlschrank ist, und ich liebe es, Reste zu einer weiteren Mahlzeit zu verarbeiten. Oft mache ich aus einer Suppe eine Pastasauce oder aus Resten von Bohnen und Reis am nächsten Tag einen Burrito-Wrap. Überreifes Obst kann man waschen, in Stücke schneiden und einfrieren und später in Smoothies verarbeiten. Gemüsereste können prima zu einer Suppe oder einem Eintopf verarbeitet werden. Sparsamkeit kann richtig Spaß machen! Unsere Kinder müssen den Wert der Lebensmittel, die sie essen, zu schätzen wissen.

image