B ettlakenkostüme?
Meine Verwunderung wäre kaum größer gewesen, wenn sie gefragt hätte, ob alle ihre Eimer fürs Trockenangeln dabeihatten. Glücklicherweise half mir die Reaktion des mutmaßlichen Gefrierwagenfahrers weiter.
»Oje.« Frosti kniff die Augenbrauen zusammen, zog die Mundwinkel nach unten und signalisierte so komplett zerknirschte Selbstverachtung. »Unsere Verkleidung für die Nachtwanderung!« Er schlug sich gegen die Stirn. »Hab das Geisterkostüm im Auto liegen lassen.«
»Nachtwanderung?«, flüsterte ich in Wilmas Richtung. War das eine weitere »Team bildende« Schwachmatenidee von Marek gewesen? Dass wir Hui Buh rufend mit einer Bettlakenkapuze überm Kopp bei Stockfinsternis über die Insel huschen sollten?
»Wann geht es denn los?«, fragten die Witzlebens synchron.
»Die Nachtwanderung beginnt eine halbe Stunde nach Einbruch der Dunkelheit. Wir haben also noch etwas Zeit, bevor wir uns alle im Wald auf die Lauer legen.«
»Wie, gehen wir jetzt auch noch auf die Jagd?« Diesmal vergaß ich zu flüstern, weswegen Frau Kloppke meine Frage zum Anlass nahm, mir eine gepfefferte Standpauke zu halten.
»Herr Schmolke, bei Ihrem Plädoyer gerade keimte in mir die Hoffnung, dass in Ihnen doch noch so etwas wie ein emotionaler, empathischer Mensch steckt. Jetzt erwecken Sie wieder den Eindruck, als ob Sie entweder den Verstand verloren haben oder sich über uns lustig machen wollen.«
»Nichts liegt mir ferner …«, setzte ich hilflos an. Ich hatte keine Ahnung, was ich schon wieder Dummes gesagt haben sollte. Es war ja nicht davon auszugehen, dass die Wörter »Nachtwanderung«, »Geisterkostüm«, »auf die Lauer legen« und »Elternabend« regelmäßig von Lehrerinnen und Lehrern in einem Satz verwendet wurden. Meine Ahnungslosigkeit wurde von nackter Angst abgelöst, als Frau Kloppke sagte:
»Mein Vorschlag: Wir treffen uns«, sie sah auf eine Sportuhr, die Marek ihr an seinem Handgelenk zum Ablesen hinhielt, »sagen wir in dreißig Minuten, um etwas Dringendes nachzuholen, das uns in der Aufregung durchgeflutscht ist: die Abstimmung, wer heute das Protokoll führt! Und gleich danach machen wir uns auf den Weg zu unseren Kindern.«