Lenzerheide, Graubünden
Der Stammvater Abraham Markus [Johann Friedrich Moser] war zweimal verheiratet und zählte in erster Ehe neun, in zweiter Ehe zwei Kinder. Die erste Frau war eine Heimatlose, genoss aber den Ruf der Sparsamkeit und der Friedfertigkeit. Die zweite Frau war eine Einheimische, die sich aber auswärts zwei uneheliche Kinder erobert hatte und ihres betrüblichen Lebenswandels wegen heimgewiesen worden war. Sie heiratete den alten Markus, genoss den Ruf des Leichtsinns und gelangte durch ihr mählich sich färbendes Gesicht in den Verdacht des Potatoriums. Mann und Frau sollen in ihrem Äusseren schliesslich ganz ähnlich ausgesehen haben.
Von allen Nachkommen des Stammvaters hat der älteste Sohn Abraham [Johann Friedrich] weitaus das ausgiebigste in fruchtbarer Zeugung geleistet. Abraham II. war wie sein Vater Wasenmeister und Glockengiesser, überdies auch Pfannenverzinner, Kesselflicker und Potator. Er zog in langen, wallenden Haaren seinem vielseitigen Gewerbe nach im Lande herum und fand das romantische Ende des müden Wandersmannes. Im Walde einer fremden Gemeinde hatte er sich hingesetzt, war eingeschlafen und nicht mehr erwacht.
David [Franz], der zweite Sohn des Stammvaters, war Kessler, genoss den Ruf des soliden, ehrlichen und sparsamen Mannes und starb in der Heimat. Ehre seinem Andenken! Er beweist, dass auch im Stamme Markus noch gute Kerne vorhanden sind, die unter Umständen zur Erscheinung gelangen können. Seine Frau war dagegen keine gute Person, eine durchtriebene Hausiererin aus dem unvermeidlichen Geschlechte Wolzer [Waser]. Ihr erblicher und persönlicher Einfluss wird sich in den Kindern festgesetzt haben, so dass die wenigsten gut ausfielen.
Elias [Mathias] ist nur eine vorübergehende Erscheinung. Er war Wasenmeister, Spengler und Potator maximus. Er soll durch Verwechslung der Salzsäure mit Schnaps zugrunde gegangen sein. Er stand im Verdacht, eine Frau ermordet zu haben, wurde aber freigesprochen. Seine Frau aus Valle Fontana ist steril geblieben, so dass uns hierorts keine Nachkommenschaft beschwert.
Von seinen beiden Schwestern war die Tina [Marianna] in bäuerliche Kreise verheiratet und galt als unbescholtene Hausiererin.
Aus den Aufzeichnungen von Johann Josef Jörger