Dass es eine bevorzugte Bindungsperson gibt, zeigt sich im Verhalten von vielen Kleinkindern. Diese Präferenz kann sich im Rahmen der Eingewöhnung noch zusätzlich verstärken. Bis zum Kita-Start sind es nun noch einige Monate/Wochen. Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, wie sich die Beziehung zum anderen Elternteil bis dahin noch mehr stärken kann. Dies kann den Vorteil haben, dass beide Elternteile die Eingewöhnung übernehmen können.
Auch wenn ein Kind bereits daran gewöhnt ist, sich von seinen Eltern zu trennen, so ist eine gute Eingewöhnung dennoch wichtig. Die Betreuung durch die Großeltern ist in aller Regel eine Eins-zu-eins-Betreuung. Dies kann im Rahmen des Kita-Alltags nicht ermöglicht werden. In der Kita ist es lauter. Es gibt mehr Regeln. Sich in einer Gruppe mit anderen Kindern zurechtzufinden und sich eine Bezugsperson zu teilen, ist für viele Kinder eine neue Erfahrung. Damit dieser Übergang gut gelingt, investieren wir sehr bewusst in eine gute, bindungs- und beziehungsorientierte Eingewöhnung.
Auch kleine Kinder sind bereits eigenständige Persönlichkeiten. Was sind seine Stärken? Was sind aktuelle Entwicklungsthemen? Wie geht es dem Kind damit, wenn sich ein Elternteil von ihm verabschiedet und der andere Elternteil die Betreuung übernimmt? Wurde das Kind bereits durch andere betreut, z.B. Großeltern?
Mit welchem Elternteil fällt Erkundungsverhalten tendenziell leichter? Es kann sinnvoll sein, dass dieser Elternteil dann auch die Eingewöhnung übernimmt.
Wir als pädagogische Fachkräfte versuchen, zunächst durch das gemeinsame Spielen das Interesse sowie das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Bei einer positiven Entwicklung werden wir das Kind später trösten und beruhigen können.
Schon kleine Kinder können sehr gut differenzieren: „Diese Person passt auf mich in der Krippe auf.“ Mama und Papa bleiben also die Hauptbindungspersonen. Auch wenn Kinder ihre:n Bezugserzieher:in gernhaben, so ist uns Fachkräften von Anfang an bewusst, dass sich dieses geknüpfte Band irgendwann auch wieder lösen wird.
Wir übernehmen eine gute Betreuung auf Zeit. Wir unterstützen die Kinder auf ihrem Weg, in ihrer Entwicklung und in ihrem Wachsen. Und irgendwann endet unser Auftrag und wir werden uns wieder voneinander verabschieden.
Was die Kolleg:innen in der anderen Kita dazu bewogen hat, diese Eingewöhnung so zu gestalten, kann ich nicht beurteilen. Mir ist es aber ein großes Anliegen, dass wir diesen Prozess hier zusammen schaffen und das Kind sich hier sicher und wohl fühlt. Was würde dabei helfen, die Sorge vor einer weiteren gescheiterten Eingewöhnung etwas zu reduzieren?
Alle Menschen machen Fehler, fühlen sich zeitweise durch Ereignisse oder Anforderungen unsicher oder überfordert. Es ist also völlig normal, sich manchmal so zu fühlen. Und da Eltern eben auch nur Menschen sind, gilt das ebenso für Eltern.
Jede Eingewöhnung ist für alle Beteiligten ein offener Prozess. Niemand kann sagen, wie die nächsten Wochen hier sein werden. Es gibt Kinder, die von ihren Eltern als sehr selbstbewusst und robust beschrieben werden, die aber im Rahmen der Eingewöhnung urplötzlich ein sehr anklammerndes Verhalten zeigen. Es gibt Kinder, die von ihren Eltern als eher scheu und introvertiert beschrieben werden. Die dann aber zur Überraschung aller sehr gut und ohne größere Schwierigkeiten eingewöhnt werden können.
Ein Kind darf bei der Verabschiedung von seinen Eltern weinen. Das ist eine normale, angemessene Reaktion auf diese Trennungssituation.
Die Aufgabe einer pädagogischen Fachkraft ist es keinesfalls, gegen den Trennungsschmerz jeden Tag erneut anzukämpfen und ihn zu verhindern. Unsere Aufgabe ist es, dem Kind Verständnis entgegenzubringen: „Natürlich darfst du traurig sein, dass Papa oder Mama jetzt gegangen sind.“ Wir trösten die Kinder und nehmen sie in ihrem emotionalen Ausdruck ernst. Dieses verständnisvolle Begleiten stärkt die Beziehung zu uns.
Wir trösten die Kinder und schaffen es, dass Traurigkeit, Wut und Aufregung sich wieder legen. Das Kind beruhigt sich also im Kontakt mit uns.
Ein weinendes, sehr aufgebrachtes Kleinkind wird nicht übersehen. Es erhält Zuwendung, Trost und Beruhigung. Wenn Kinder still leiden und resigniert haben, so ist der Zugang zum Kind oft viel schwerer wieder herzustellen. Also sollten wir den Kindern doch ihre lauten, starken Gefühle lassen – um den Effekt der Resignation zu vermeiden.