Wenn Kinder schlecht gedeihen, wenn sie wenig essen und appetitlos wirken, so führt dies in aller Regel dazu, dass sich Eltern sorgen. Denn sie fühlen sich verantwortlich für das Wachsen und Gedeihen ihrer Kinder. Eltern müssen aber nicht alles alleine schaffen. Die erste Anlaufstelle ist immer der Kinderarzt, die Kinderärztin.
Es gibt Kinder, die neue Nahrungsangebote gerne annehmen. Ebenso gibt es Kinder, die neue Nahrungsmittel grundsätzlich ablehnen. Die Reaktion der Erwachsenen ist entscheidend: Geraten diese darüber in Aufregung oder wird mit sehr viel Druck versucht, das Kind zum Essen zu überreden, so führt dies meist zu einer Verweigerung. Kinder müssen neue Nahrungsangebote oftmals immer wieder angeboten bekommen, und eine Ablehnung sollte idealerweise keine sichtbare Enttäuschung auslösen. Diese ruhige, gelassene Reaktion führt oftmals dazu, dass die Kinder sich sicher und angenommen fühlen, was wiederum ihre Bereitschaft, etwas Neues zu probieren, erhöht.
Kinder sind sehr unterschiedlich in ihrem Essverhalten. Manche Kinder lieben Brei, andere Kinder können damit überhaupt nichts anfangen. Manche Kinder können sich früh mit festerer Nahrung auseinandersetzen, bei anderen dauert es länger. Natürlich ist es wichtig, dass ein Kind gesund ernährt wird, an Gewicht und Länge zunimmt. Aber ebenso bedeutsam ist, dass Kinder Freude und Genuss am Essen entwickeln.
Wenn Kinder nur dann essen, wenn man sich sehr viel Mühe gibt oder wenn man sie ablenkt, so gilt es zu überdenken, inwieweit die Nahrungsaufnahme als selbstbestimmter Akt umgangen wird. Man kann Kinder nicht zum Schlafen, Essen und Trinken zwingen – es sei denn, es wird Gewalt angewendet. Ebenso wenig kann man sie dazu zwingen, nasse Windeln zu produzieren. All diese Bereiche unterliegen der kindlichen Autonomie. Je mehr Druck in diesen Situationen aufgebaut wird, desto mehr Widerstand kann sich dabei entwickeln.
Wenn sich Kinder sehr beobachtet beim Essen fühlen, so kann dies manchmal dazu führen, dass sie weniger essen oder sogar beginnen, das Essen zu verweigern. Sich selbst einmal in diese Perspektive hineinzuversetzen, kann hilfreich sein. Wie würde man sich selbst dabei fühlen, wenn jemand anderes genau kommentiert und beobachtet, wie viel man von einem Nahrungsmittel gegessen hat? Vielleicht würde man sich sehr unwohl fühlen und die Essenssituation rasch beenden.
Wenn Kinder ausreichend zunehmen, wenn sie Energie zum Spielen und Toben haben, wenn sie eine gewissen Varianz im Essverhalten aufweisen und wenn sie gerne essen, so sind dies sichtbare Zeichen dafür, dass das Kind sein Essverhalten bereits gut für sich gestalten kann.