Kinder unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, sich bereits in jungen Jahren von ihren Eltern zu trennen. So gibt es Kleinkinder, die gerne in die Krippe gehen, dort rasch eine gute Beziehung zu einer Fachkraft aufnehmen und sich aktiv am Gruppengeschehen beteiligen. Ebenso gibt es Kinder, für die der Übergang in die außerfamiliäre Betreuung sehr herausfordernd ist. Insbesondere diese Kinder profitieren von einem langsamen Eingewöhnungstempo.
Es gibt Kinder, die rasch Freunde finden, die sich gerne in einer Gruppe mit anderen Kindern aufhalten. Ebenso gibt es Kinder, die in einer Gruppe mit anderen Kindern rasch unter Stress geraten und sich ungern von ihren Eltern trennen. Das ist keine willentliche Entscheidung des Kindes, sondern abhängig von verschiedenen Faktoren: Wächst ein Kind mit Geschwistern auf und hat es bereits „Übung“ in der Kontakt- und Spielgestaltung mit anderen Kindern? Ist das Kind aufgrund seines Temperaments gegenüber neuen Erfahrungen aufgeschlossen? Lösen neue Situationen Ängste aus? Wie gut kann sich ein Kind bereits selbst beruhigen? Hat das Kind bereits positive Trennungserfahrungen gesammelt?
Manchmal fängt eine Eingewöhnung sehr vielversprechend an. Wie die Praxis zeigt, kann es auch bei einem positiven Start zu einem „Einbruch“ kommen. Die Kinder sind dann plötzlich sehr trennungsängstlich. Sie beginnen den eingewöhnenden Elternteil mehr oder weniger zu beschatten, bei meist gleichzeitiger Ablehnung des anderen Elternteils. Dies ist eine sensible Phase. Man sollte nun nicht überstürzt handeln. In aller Regel ist das kindliche Bindungssystem hochaktiviert und feuert beständig. Nun gilt es, dieses Feuerwerk nachhaltig zu beruhigen. Ein Elternteil sollte wieder mit im Gruppenraum sitzen. Diese Anwesenheit beruhigt viele Kinder, sodass nach einer gewissen Zeit wieder mit den Trennungsversuchen begonnen werden kann.
Niemand weiß, wie eine Eingewöhnung verlaufen wird. Jede Eingewöhnung ist sehr individuell und sollte so gestaltet werden.
Wenn sich eine Eingewöhnung als schwierig gestaltet, so sollten die involvierten Erwachsenen natürlich herausfinden, woran das liegt. Manchmal ist eine Reduktion des Tempos sehr wichtig. Manchmal hilft ein Wechsel, sodass eine andere Fachkraft die Eingewöhnung übernimmt. Auch ein Wechsel auf Seiten der Eltern kann sinnvoll sein.
Wenn ein Kind vollkommen „blockiert“ wirkt, sich auf keinerlei Kontaktversuche mit der pädagogischen Fachkraft einlässt, so kann sich zwischen diesen auch keine tragfähige Beziehung entwickeln. In diesem Fall ist es für alle Beteiligten wichtig, auf die eigenen Ressourcen zu achten. Manchmal sind eine Pause und ein neuer Start hilfreich. Ebenso muss besprochen werden, ob das Kind die innere Reife für den Kita-Alltag besitzt.