Zoey atmete entschlossen gegen das Stechen an, als ihr endlich die Unschuld genommen wurde, die sich wie eine dunkle Wolke über ihrem Leben angefühlt hatte. Oh, wie viel leichter würde es sein, sich in dem maskierten Mann zu verlieren, der tief in ihr war. Seine Gesichtszüge, die wie gemeißelt schienen, der markante Kiefer, das rabenschwarze Haar und die grauen Augen sahen seltsam vertraut aus, allerdings wusste sie nicht, warum das so war oder ob sie ihm tatsächlich schon einmal begegnet war. Vor allem aber fühlte sich seine Berührung so gut an, so ganz anders, als sie es heute Abend erwartet hatte. Es ergab keinen Sinn, doch sie hätte schwören können, dass sie ihn kannte und ihn bereits Hunderte Male zuvor geküsst hatte. Umwerfend wie er war, verströmte er eine Leidenschaft, die sie bisher noch nicht gekannt hatte. So als ob sie sich bei ihm – würde sie es sich erlauben – komplett fallen lassen könnte, und seine kundigen Hände und sein starker, muskulöser Körper würden sie dann an Orte bringen, an denen sie noch nie gewesen war und die sich doch sicher anfühlten. Aber diese Wonnen waren nicht für sie bestimmt. Nur eine Sache hatte Zoey an diesem Abend ins Phoenix geführt. Gerechtigkeit. Und trotz ihrer Masken auf dem Gesicht hatte sie quer durch den Raum die Männer erkannt, die ihr Leben in eine andere Bahn gelenkt hatten. Jake Grant und Scott Ross waren da und sahen zu, wie sie ihre Jungfräulichkeit verlor. Als ihr Liebhaber für die Nacht sich von ihr zurückgezogen, sie den Beweis für ihre Unschuld gesehen hatte und sie wusste, dass jeder andere im Raum es ebenfalls getan hatte, hatte sie ihre Maske scheinbar zufällig abgestreift. Süße Rache erfüllte sie, als sich Jake und Scott von ihren Sitzen erhoben. Sie hoffte, dass sich sämtliche Emotion, die sie wegen der beiden im letzten Jahr durchlitten hatte, auf ihrem Gesicht spiegelte. Fast hätte sie das hier nicht fertiggebracht. Vor der Show hatte sie sich übergeben, und zweimal wäre sie beinahe gegangen. Doch sie hatte es nicht getan, und heute Abend würde sie all ihren Schmerz, ihr Trauma, einfach alles genau hier in diesem Raum zurücklassen. Morgen war ein neuer Tag, ein Neubeginn, und endlich wäre sie nicht mehr in einer Endlosschleife der Vergangenheit gefangen. Sie könnte zu ihrem alten Ich zurückkehren. Ihrem schüchternen Ich. Zu dem Ich, das niemals etwas so Kühnes tun würde. Zu der Frau, die blind vertraute und Liebe finden wollte und die glaubte, dass die Menschen von Natur aus gut waren.
Sanft strich etwas über ihr Gesicht, und ihr wurde bewusst, dass der Mann über ihr sie berührte. Erst da begriff sie, dass er ihr die Tränen wegwischte. In seinen Augen stand etwas Beschützendes und Wahrhaftiges. Etwas, das dafür sorgte, dass sie sich sicher fühlte, wenngleich sie sich noch niemals ungeschützter gezeigt hatte, sowohl körperlich als auch emotional. Am meisten aber überraschte sie, dass ihre Schüchternheit verschwand, wenn sie unter seinem Schutz stand und man sie betrachtete. Sie hatte erwartet, seine Berührungen zu hassen, und nicht, sich nach mehr von ihm zu sehnen, während die Menge ihnen zuschaute. Und ganz bestimmt nicht hatte sie damit gerechnet, sich mit ihm sicher zu fühlen. Sie hatte einen Plan für den Abend gehabt, der jedoch nun unter seinem durchdringenden Blick verblasste. Die Wahrheit war so offensichtlich, dass es sie überraschte: Sie wollte mehr .
Der maskierte Mann blickte über seine Schulter, und seine Augen verengten sich. Zoey musste nicht hinschauen, um zu wissen, dass er Jake und Scott ansah und ihm vielleicht sogar ihre blassen Gesichter unter den Masken auffielen, bevor sie beide fluchtartig den Raum verließen.
Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete, stand eine Frage in seinen Augen, die jedoch unbeantwortet bleiben würde. Zoey hatte nicht vor, ihm davon zu erzählen, egal wie sehr sie ihn anflehen wollte, weiterzumachen. Sie schuldete diesem Mann – oder irgendeinem Mann – gar nichts. Offensichtlich war er anderer Meinung, denn er senkte den Mund an ihr Ohr und sagte: »Du wirst mir die Wahrheit sagen.«
Sie kam nicht dazu, ihm zu antworten, denn er gab ihr einen Kuss, der jeden einzelnen Gedanken aus ihrem Kopf vertrieb. All die Hitze, die verschwunden war, kehrte mit der Intensität seines Kusses zurück. Mit jeder kraftvollen Bewegung reiner Verführung begann sie zu vergessen. Zu vergessen, warum sie heute Abend hierhergekommen war. Warum sie das letzte Jahr damit verbracht hatte, Jakes und Scotts E-Mails und Textnachrichten nachzuverfolgen, um einen Weg zu finden, schließlich doch noch Gerechtigkeit zu erfahren. Um ihnen und sich selbst zu beweisen, dass sie nicht die Hure war, für die sie sie hielten. Dass sie, bis vor einen Moment, noch Jungfrau gewesen war. Und dass die beiden es nie geschafft hatten, sie zu brechen und zu zerstören. Dass sie so unerschrocken, so mutig sein konnte, egal was sie ihr angetan hatten.
Es spielte keine Rolle, was jeder auf dem Campus dachte, denn sie kannte die Wahrheit. Und nun taten die beiden es ebenfalls.
Der Mund des maskierten Mannes bewegte sich erfahren, und sein Finger strich über ihre Klit, bis ihre Augen nach hinten rollten vor heißer Lust. Seine Küsse und prickelnden Berührungen waren mehr als alles, was sie bis dahin erlebt hatte. Er hatte nicht die Absicht, zu nehmen, er wollte geben. Offensichtlich genoss er es, einer Frau Lust zu bereiten, und noch nie hatte sie sich so begehrt gefühlt, so schön … Dinge, die sie noch nie in ihrem Leben empfunden hatte. Unwillkürlich schnappte sie nach Luft, als er nun nach ihrem Knie griff und es leicht nach oben schob, während er seine Hüften bewegte. Sein Schwanz fühlte sich gewaltig an und dehnte sie, bis sich ein Wimmern über ihre Lippen stahl.
Der Laut ließ ihn seinen Kuss noch vertiefen. Dann glitt sein Mund zu ihrem Hals, ihrer Brust, ihrem Nippel, saugte und spielte mit ihm, bis ihr Körper in Flammen stand. Jede Berührung ließ sie bis tief in ihr Innerstes erbeben. Jedes Streicheln kribbelte an der richtigen Stelle. Ihr Körper fühlte sich an wie ein Leuchtfeuer, und sie hatte das Gefühl, von seiner Wärme verzehrt zu werden.
Sie spürte, wie die Menge zuschaute, und doch konnte sie keine Scham empfinden. Tatsächlich gefiel es ihr, die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen. Sie war der Grund, warum diese nun vermutlich scharf waren. Dass sie von ihr gefesselt waren. Der maskierte Mann unterbrach den Kuss mit einem tiefen Stöhnen, das sie bis in ihren Bauch spüren konnte, und umfasste ihr Gesicht. So hielt er sie fest, während er sich schneller bewegte, und ihre Lust … oh, die Lust war grenzenlos. Unwillkürlich krümmte sie die Zehen und streckte den Rücken durch. Doch es war nicht vorgesehen, dass sie dies hier genoss und es brauchte und sich ganz fallen ließ. Sie biss sich auf die Lippe, wehrte sich dagegen, dass er sie mitnahm, wollte ihm nicht alles geben.
Seine Finger hielten ihr Haar fest. Ein tiefes Brummen grollte an ihrem Ohr. »Kämpf nicht gegen mich an.«
Sie riss die Augen auf und sah seinen brennenden Blick unter der Maske. Gefangen von der Intensität dieses Blicks und den fortdauernden Stößen, die grenzenlosen Genuss in jedes Molekül ihres Körpers sandten, ging ihr Atem stoßweise. Der Mann trieb noch härter in sie und lächelte siegesgewiss, als sie erschauerte.
Er brachte seinen Mund nahe an ihren und knabberte an ihrer Lippe.
»So ist es gut, Liebes, gib mir, was ich will.«
Was als Nächstes passierte, geschah völlig unerwartet. Er stieß einmal zu, hart genug, dass sie erneut aufschrie, und alle Lust, die sie davor empfunden hatte, war nicht zu vergleichen mit der schieren erotischen Kraft, die nun über sie hinwegstürmte. Eine euphorische Welle der Lust nach der anderen schlug über ihr zusammen, bis da kein Mann, keine Menschenmenge und kein Phoenix mehr waren, nur eine sinnliche Intensität, die tief aus ihrer Seele hervorbrach.
Kurz darauf brandete Applaus auf und zwang Zoey, wieder die Augen zu öffnen. Sie wackelte mit den Zehen, doch ihre Beine fühlten sich schwer an. Viel zu schwer, um sie zu bewegen. Ihr wurde bewusst, dass sie in die umwerfenden Augen des maskierten Mannes starrte, während sein nun weicherer Schwanz noch immer tief in ihr war. Als Erstes überraschte sie, dass das Feuer in seinem Blick nicht nachgelassen hatte. Das Zweite war, dass das Gefühl, beschützt zu werden, das von ihm ausging, nun noch stärker schien.
Heute Abend hatte sie getan, was nicht geplant war, und plötzlich spürte sie, wie die Last des letzten Jahres mit Macht über sie hereinbrach. Ihre Kehle schnürte sich zusammen, und ihr Kinn zitterte. Der maskierte Mann über ihr hielt ihren Blick fest, als wüsste er, dass sie kurz davor war zu zerbrechen, und doch sah er nicht irritiert aus. Nein, er sah … bereit aus.
»Atme«, sagte er sanft zu ihr.
Sie stieß die Luft aus, die in ihrer engen Kehle festgesteckt hatte. Einen Moment später begann die Menge, den Raum zu verlassen. Die Menschen redeten und lachten, als wären sie nicht gerade Zeuge gewesen, wie sie zum ersten Mal Sex hatte. Vielleicht war es normal für sie, doch ganz sicher war es nicht normal für Zoey. Und nachdem Jake und Scott gegangen waren, fragte sich ihr Herz … was hast du da gerade getan?
Als sie hörte, wie sich die Tür schloss, tat der maskierte Mann, der noch immer tief in ihr war, etwas völlig Überraschendes. Er nahm sie in die Arme und zog sie hoch zu sich, bis sie auf ihm saß, und dann legte er ihr eine Hand auf den Hinterkopf, um sie nah an sich zu drücken.
Sie sagte absolut nichts, doch sein fester Griff und die Wärme, die er verströmte, ließen etwas in ihr zerspringen.
Die Tränen, gegen die sie angekämpft hatte, bahnten sich ihren Weg. Der Schmerz eines ganzen Jahres strömte aus ihr heraus. Ihr verlorener Traum, der niemals wahr werden würde, ergoss sich in den Armen dieses Fremden.
Erst als ihre Tränen trockneten, bewegte er sich wieder und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Er hielt ihren Blick fest, als würde er ihr etwas schulden. Und dann küsste er sie sanft, fast, wie um ihr zu danken für das, was sie ihm gegeben hatte. Beinahe verlor sie sich noch einmal in ihm, wie sie es zuvor getan hatte. Wurde zu einem Ort gebracht, wo ihr Herz beinahe wieder glauben konnte, dass nicht alle Männer schlecht waren.
Als er schließlich den Kuss beendete, hob er sie hoch, bis sie sicher auf ihren Füßen stand. Sie spürte die Hitze auf ihren geröteten Wangen und erinnerte sich daran, dass sie nackt war und nicht annähernd so mutig, wie es früher am Abend den Anschein gehabt hatte. Er griff nach dem Morgenmantel aus schwarzer Seide und zog ihn ihr über. »Ich werde dir einen Moment geben. Doch dann will ich wissen, wer du bist und was für ein Höllenspiel du heute Abend hier gespielt hast.«
Statt zu lügen, weil sie noch nie gut darin war, nickte sie einfach. Sie sah ihm nach, wie er den Raum verließ, nackt, mit dem gefüllten Kondom noch immer um seinen fantastischen Schwanz. Und ihre komplette Aufmerksamkeit war auf seinen festen, muskulösen Hintern und den geschmeidigen Rücken gerichtet. Wie leicht es sein könnte, wenn man glaubte, Männer würden gut sein. Dass sie ihnen vertrauen könnte. Doch Männer logen. Sie zerstörten Leben. Sie war keinem verdammten Mann irgendwie verpflichtet, und ganz sicher keinem Fremden, der dachte, sie würde ihm ihren Schmerz schulden.