Kapitel 9

»Er hat dich mit zu seinen Freunden genommen«, sagte Hazel am nächsten Morgen, als Zoey in der Umkleidekabine einer Boutique in Downtown Brooklyn in ein Sommerkleid aus weißer Spitze schlüpfte. Der kleine Laden gehörte einer jungen Designerin, die – wäre es nach Zoey gegangen – ihre Sachen auf dem Laufsteg zeigen sollte. Sie zog gerade den Reißverschluss zu, als Hazel hinzufügte: »Das ist ein Statement, Mädchen.«

»Ein Statement, das was besagt?«, fragte Zoey mit ernstem Gesicht. »Er weiß, dass ich wegziehen werde. Außerdem wissen wir beide, dass er mir nur helfen will, meine Blockaden zu überwinden. Ich habe ihm erzählt, dass ich nicht einmal einen Kerl daten kann, ohne eine Panikattacke zu kriegen.«

»Na ja, ich glaube allerdings wirklich nicht, dass Rhys der Typ Mann ist, der sich davon abhalten lässt, das zu bekommen, was er will.«

Da stimmte ihr Zoey von ganzem Herzen zu. Obwohl sie sich cool gab, schaute sie sich im Spiegel an und sah eine ganz neue Art der Freude auf ihrem Gesicht. Eine gefährliche Art der Freude, denn Rhys sollte nicht der Grund dafür sein, dass sie sich so empfand. Besser, ja. Gesünder, ja. Sexyer, ja. Emotional verbunden, nein, verflucht noch mal. Sie atmete tief aus und spürte eine angenehme Wärme in ihrer Brust. Gestern Abend hatte sie sich beschützt gefühlt, nicht nur von Rhys, sondern auch von seinen Freunden. Ehrlich und offen mit anderen Menschen außer Hazel und Elise umzugehen fühlte sich … gut an. Verdammt, nicht nur ihren Mitbewohnerinnen und Eltern zu trauen fühlte sich sogar unglaublich an. Sie griff nach dem Kabinenvorhang und blinzelte zu Hazel hinaus. »Sag mir, dass es ein großer Fehler ist, ihn weiter zu sehen. Dass ich beenden sollte, was auch immer da gerade passiert. Dass ich wirklich nicht ganz bei Sinnen bin und am Ende nur noch mehr am Boden liegen und gebrochen sein werde.«

Hazel grinste schief. »Nun, du bist nicht gebrochen. Du bist großartig. Und Rhys ist reich, umwerfend und hat offensichtlich eine Schwäche für dich. Warum in aller Welt sollte ich dir sagen, dass du dich von ihm fernhalten sollst?«

»Das würdest du nicht tun«, gab Zoey zu. Sie wäre tatsächlich verrückt , sich von ihm fernzuhalten.

»Du hast recht. Das würde ich nicht«, stimmte ihr Hazel zu und nickte entschlossen. »Und nun komm da raus und lass mich sehen, wie dir dieses Kleid steht.«

Zoey beeilte sich, zu gehorchen, während sie sich fragte, wohin genau das Leben sie als Nächstes führen würde. Sie hatte sich entschieden fortzugehen. Von vorn zu beginnen. Doch nun war da … Rhys . Alles fühlte sich anders an, seit sie durch die Tür des Phoenix getreten war. Davor wäre sie am liebsten davongerannt. Nun war sie sich nicht mehr sicher, warum sie rennen sollte. Sie liebte ihre Freundinnen, ihren Job, ihr Leben in Brooklyn, und das neue erotische Leben, das sie gefunden hatte, begann ihr zu gefallen. Sie fing sogar an, ihren Hass auf Manhattan loszulassen. Sicher, sie vermisste auch ihre Heimat, aber sie konnte oft dorthin zu Besuch fahren. Wieder stieg dieser Kloß in ihrer Kehle auf, doch sie zwang sich, ihn hinunterzuschlucken, als sie den Vorhang zur Seite zog.

»Oh, das musst du einfach kaufen«, sagte Hazel mit großen Augen von der anderen Seite des Ladens her.

»Ist es nicht umwerfend?« Zoey drehte sich hin und her und betrachtete das weiße Sommerkleid, das ihr passte, als wäre es für sie gemacht. »Aber es ist echt teuer.«

»Oh, bitte.« Hazel wandte den Blick von ihr ab, als sie suchend durch eine Reihe von Röcken auf einer Kleiderstange ging. »Muss ich dich daran erinnern, dass du es dir jetzt leisten kannst?«

»Vermutlich«, stimmte Zoey ihr zu und fuhr mit den Händen über den Spitzenstoff, während sie sich fragte, was Rhys von dem Kleid halten würde. Würde es ihm gefallen? Würde er es ihr auf der Stelle ausziehen wollen? Würde er an etwas absolut Erotisches in Zusammenhang mit dem Kleid denken? »Okay, du hast recht. So etwas tue ich sonst nie«, sagte sie schließlich. »Doch es ist einfach zu hübsch. Ich muss es haben!«

»Ja, verdammt, das musst du«, erwiderte Hazel und widmete sich wieder den Röcken.

Als sie letztendlich mit dem Shoppen fertig waren, hatte Zoey nur das Kleid gekauft. Hazel hatte sich für einen langen Maxirock und ein bauchfreies Top entschieden, das ihre Taille zeigte. Kurz darauf fuhren sie mit der U-Bahn zurück nach Hause.

Als sie ihr Loft fast erreicht hatten, flüsterte Hazel mit den Einkaufstüten in der Hand: »Nun, das ist wirklich mal ein netter Anblick bei der Heimkehr.«

»Da hast du recht«, erwiderte Zoey, deren Bauch sich mit Schmetterlingen zu füllen schien, als sie Rhys entdeckte, der gegen seinen schwarzen Sportwagen gelehnt vor ihrem Wohnhaus wartete und dabei durch sein Handy scrollte. Ihr Herz schlug einen Purzelbaum, und sie schmolz fast dahin. Langsam hob er den Kopf, ihre Blicke trafen sich, und leicht hob sich sein Mundwinkel. Hitze durchströmte sie vom Kopf bis in die Zehenspitzen und sammelte sich zu einem sehnsüchtigen Pochen zwischen ihren Schenkeln. Oh, die Macht, die dieser Mann über ihren Körper hatte, war fast schon unwirklich.

»Hallo«, grüßte ihre Mitbewohnerin ihn. »Ich bin Hazel.«

»Schön, dich kennenzulernen, Hazel«, gab Rhys zurück, allerdings ohne jene Hitze in der Stimme, die Zoey von ihm kannte. Er streckte den Arm aus. »Rhys Harrington.«

Hazel schüttelte ihm die Hand. »Hm-hm, auch schön, dich kennenzulernen.« Dann wandte sie sich grinsend zu Zoey. »Ich sehe dich dann drinnen.«

»Okay.« Zoey drehte sich zu Rhys, nachdem Hazel ins Gebäude geschlüpft war. »Hi.«

»Hey.« Da war diese Hitze wieder, die sie fast wie ein sinnlicher Schlag in die Magengrube traf und zurücktaumeln ließ. »Wie war dein Tag?«

»Gut«, antwortete sie. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, hörte aber sofort damit auf, als sie ihr feuchtes Höschen spürte. Um Geist und Körper von ihren sündigen Gedanken abzulenken, fragte sie: »Hat Archer schon etwas über diese Frau herausbekommen?«

»Er ist noch an der Sache dran.«

»Elise auch.«

Die Sonne fiel auf Rhys und brachte kastanienbraune Strähnen in seinem schwarzen Haar zum Vorschein, die ihr nie zuvor aufgefallen waren. Er nickte ihr mit einem warmen Lächeln zu. »Dann werden wir hoffentlich bald Antworten haben.« Sein Blick fiel auf die Einkaufstasche in ihrer Hand. »Sieht so aus, als wären wir heute beide shoppen gewesen.« Er drehte sich zu seinem Wagen, griff durch das offene Fenster und zog eine kleine Tüte hervor.

Zoeys Herz hatte sich noch nicht vom letzten Purzelbaum erholt, als es schon wieder einen kleinen Tanz aufführte. »Du hast mir ein Geschenk gekauft?«

»Für heute Abend, wenn du mir den Gefallen tun willst.«

»Das brauchst du nicht«, gab sie zurück und spürte die Hitze auf ihren Wangen.

»Das weiß ich, aber ich wollte es.« Er reichte ihr die Tüte. »Öffne es später.«

»Okay.« Sie fragte sich, warum er das sagte. Da Menschen die Straße hoch und runter gingen, vermutete sie, dass es sich um etwas Erotisches handeln musste. »Danke, dass du an mich gedacht hast.«

»Gerne geschehen.« Er beugte sich vor und zwinkerte. »Obwohl ich für den Kauf absolut selbstsüchtige Gründe hatte.«

»Jetzt bin ich neugierig.« Sie grinste.

»Das solltest du auch.« Er steckte die Hände in seine Hosentaschen und sah aus wie ein Männermodel aus einer Werbeanzeige. »Übrigens gebe ich heute Abend eine Party auf einem meiner Anwesen. Ich habe mich gefragt, ob du und deine Mitbewohnerinnen kommen wollen.«

Sofort kehrte ihr Kopf zu den sündigen Gedanken zurück, doch ebenso schnell tadelte sie sich dafür. Gestern Abend hatten sie etwas so völlig Normales getan wie in einem Restaurant mit ihm gegessen. »Ich glaube nicht, dass sie schon etwas vorhaben, also werde ich sie fragen.«

»Hervorragend.« Er zog die Hände aus den Taschen, um Zoey in die Arme zu nehmen. »Ich werde einen Wagen schicken.«

Es war gefährlich, mit welcher Leichtigkeit sie seinen Wünschen nachkam. »Soll ich irgendetwas zu der Party mitbringen? Essen? Oder etwas anderes.«

»Nur dich selbst.« Er neigte den Kopf und blickte sie für einen langen Moment mit seinen wundervollen rauchgrauen Augen an, bevor sich ihre Lippen fanden. Sein Kuss war ein einziges Versprechen auf eine Nacht voller Leidenschaft. Als er sie danach wieder ansah, wurde sein Grinsen anzüglich. »Und vergiss nicht, was in der Tasche ist.«

»Das werde ich nicht. Versprochen«, sagte sie und löste sich aus seinen Armen.

»Gut. Dann sehe ich dich später.«

Er öffnete die Fahrertür, und sie winkte ihm. »Bye.«

Sie zwang sich, stehen zu bleiben und zuzuschauen, wie er davonfuhr. Noch nie hatte sie jemanden wie Rhys kennengelernt. Er schien sich so gut in ihren emotionalen Zustand einfühlen zu können, dass er alles tat, um sie zu beruhigen und ihr Sicherheit zu schenken. Er half ihr, darüber hinwegzukommen, was passiert war. Tat nette Dinge für sie. Bei dem Gedanken daran wurde ihr bewusst, dass sie absolut nichts für ihn tat. Und als sein Wagen in der Ferne verschwand, beschloss sie deshalb, dass sie dies ändern musste.

Als sie ins Loft eilte, ließ Elise auf ihrem zweisitzigen Sofa gerade die Beine über eine Lehne baumeln und aß Popcorn. »Okay, ich muss wissen, was in dieser Tüte ist.«

Zoey lachte. »Hat Rhys schon mal geklingelt?«, fragte sie.

»Ja.« Elise nickte kurz. »Und er hatte diese Tüte in der Hand. Ich bat ihn, hereinzukommen und hier zu warten, doch er wollte mich nicht bei meiner Soap stören.«

Hazel kicherte. »Er wollte sich wahrscheinlich die Qual ersparen.«

»Wahrscheinlich.« Elise warf sich ein paar Popcornflocken in den Mund. »Oder warte noch mit dem Geschenk. Erst erzähle ich dir, was ich über Miss Überrascht-dich-auf-der-Arbeit herausgefunden habe.«

Zoey zog die Tür hinter sich zu und schloss ab, bevor sie sich wieder zu Elise drehte. »Raus damit.«

»Ihr Name ist Hilary Du Pont, und sie ist nicht mit dir zusammen zur Uni gegangen. Ihre Familie ist reich, also richtig reich. Was mich glauben lässt, dass sie Mitglied im Phoenix ist, doch zu meinem Unmut haben sie dort die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.«

Hazel rollte mit den Augen. »Ich frage mich, wieso.« Sie ging in die Küche.

Elise sah Hazel grinsend hinterher. »Nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssen. Ich muss nur mein Gehirn ein bisschen mehr anstrengen, das ist alles. Ich werde alles Wichtige herausfinden und es euch dann wissen lassen.«

»Bitte pass auf, dass du keinen Ärger bekommst«, gab Zoey ernst zurück. »Rhys hat seine Sicherheitsleute ebenfalls auf die Sache angesetzt.«

Elise lächelte, wobei sie ihre Zähne zeigte. »Oh, na dann, lasst das Rennen beginnen.« Sie war schon immer eine Kämpfernatur gewesen. Als Zoey laut seufzte, musste Elise lachen. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde dir und mir keine Probleme bereiten, mit Rhys’ Security komme ich schon zurecht. Doch genug von nervigen Sicherheitsleuten. Was hat dir Rhys mitgebracht?«

Bevor Zoey es herausfinden konnte, war Hazel mit drei Weingläsern zurückgekehrt und verteilte sie. »Was hat Rhys zu dir gesagt?«, fragte sie, weil sie Elises Frage nicht gehört hatte.

»Tatsächlich hat er uns alle zu einer Party eingeladen, die er heute Abend schmeißt«, verkündete Zoey und schlüpfte aus ihren Sandalen. »Wollt ihr mitkommen?«

Elise und Hazel tauschten einen Blick und sagten dann gleichzeitig: »Ja.«

Zoey unterdrückte ein Lachen und wackelte mit den Augenbrauen. »Hätte ich mir denken können, oder?«

»Stimmt.« Hazel setzte sich neben Elise auf die kleine Couch. »Was für eine Art Party ist es denn?«

»Ich vermute, sie ist jugendfrei«, antwortete Zoey.

»Wird trotzdem Spaß machen«, sagte Hazel. »Ich wette, es wird alles ganz schick und toll sein.«

»Ja, genau.« Elise trieb Zoey mit einer Handbewegung zum Weitersprechen an, dann schaufelte sie mehr Popcorn in ihren Mund. »Okay, können wir nun endlich sehen, was er dir gekauft hat?«

Zoey stellte beide Tüten auf dem Couchtisch ab, plus ihr Weinglas, dann griff sie in die kleinere. Ihre Finger ertasteten zarte Spitze, ehe sie einen atemberaubenden schwarzen BH herauszog. Einer von denen, die richtig Geld kosteten. Teure Spitze, wie sie ihr Körper noch nie zuvor berührt hatte. »Himmel, wow«, war alles, was sie herausbekam, bevor sie noch mehr Spitze in der Tüte entdeckte. Sie brachte ein passendes Höschen zum Vorschein und bemerkte sofort, wie schwer es war. »Was … zum Teufel …« Sie befühlte die Vorderseite und spürte noch mehr Material. »Da ist irgendetwas drin.«

Hazel nahm das Höschen, begutachtete es, und eine Sekunde später wurden ihre Wangen leuchtend rot. »Das Höschen, nun ja, es vibriert.«

»Was?«, fragte Zoey lachend.

Elise schnappte es sich als Nächste und untersuchte es von allen Seiten. »Ich habe mir mal aus Spaß ein ähnliches gekauft. Also nicht so edel wie das hier, und ich vermute, meins hat auch nicht so gut funktioniert, doch zu diesen vibrierenden Höschen gibt es eine Fernbedienung.«

Hazel beugte sich vor und spähte in die Tüte. »Ist die Fernbedienung in der Tüte?«

Zoey sah zwischen dem Papier nach. »Nein.« Sie drehte sich um und hoffte, dass sie nichts verloren hatte. »Ich habe keine Fernbedienung gesehen. Ist sie herausgefallen?«

»Ja, direkt in Rhys’ Hand.« Zoey wandte sich um und sah Elise vielsagend grinsen, bevor ihre Freundin hinzufügte: »Und du hast geglaubt, die Party ist jugendfrei.«

***

Das Harrington-Haus am See gehörte Rhys’ Familie seit drei Generationen und lag an Long Islands North Shore. Das Steinhaus im Kolonialstil mit seinen fünf Schlafzimmern thronte auf einem sanften Hügel und blickte aufs Wasser hinaus. Hinter dem Haus befanden sich gepflegte Gärten, die nur dazu geschaffen waren, um auf Partys Eindruck zu machen. Drei kleinere Cottages verteilten sich auf den mehr als sechs Morgen bewaldeten Landes. Das Anwesen war gekauft worden, um damit Geschäfte zu machen, trotzdem hatte Rhys hier oft gefeiert und während seiner Teenagerjahre viel Zeit verbracht. Inzwischen gab er vier Mal im Jahr eine Party im Haus am See, um den richtigen Leuten zu schmeicheln und Geschäftskontakte zu pflegen, doch er lud auch Mitglieder des Phoenix dazu ein. Heute Abend waren alle anwesend und genossen die Cocktails und die Livemusik unter dem Sternenhimmel und den strahlenden Lichterketten. Dennoch galt Rhys’ Aufmerksamkeit seit ihrem Eintreffen allein Zoey. Er stand auf der anderen Seite der Bar und konnte sein Lächeln nicht unterdrücken. Er hatte noch nicht mit ihr gesprochen, doch während der letzten zwanzig Minuten hatte er sie mit dem vibrierenden Höschen über die Fernbedienung in seiner Hosentasche gefoltert, was sie jedoch gut vor ihren Freundinnen verborgen hatte. Er konnte die Augen nicht von ihr lassen, wenn ihre Hüften sich fast unmerklich wiegten oder sie vor Lust fast erstarrte und ihr Blick ihn abmaß.

Als sie sich wieder suchend nach ihm umdrehte, entschloss er sich, sie beide von ihrem Leiden zu erlösen. Er schaltete den Vibrator aus, der auf die niedrigste Stufe gestellt war, und näherte sich ihr von hinten. »Ladys«, sagte er. Zoey drehte sich zuerst um, und die Blicke ihrer Freundinnen folgten. Er betrachtete sie aufmerksam, jeden spektakulären Zentimeter von ihr in dem perfekt sitzenden weißen Sommerkleid. Er fragte sich, ob das ihr Einkauf vom Tag war. Ihm gefiel, wie sie darin aussah. Ein wenig unschuldig, definitiv nicht aufgedonnert, und doch stach sie als schönste Frau des Abends heraus. Sie trug keine Diamanten an Hals oder Handgelenk, aber das brauchte sie nicht. Sie funkelte auch ohne diesen Schmuck. »Amüsiert ihr euch?«, erkundigte er sich.

Zoey schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Wie könnte es anders sein?«

Nun, da er so nah vor ihr stand, sah er das Glühen in ihren Augen und die hübsche Färbung ihrer Wangen. Er lachte unbeschwert, wie er es nicht häufig genug tat. Einen Moment später lag sie in seinen Armen, und er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen, wobei es ihm egal schien, wie dies auf die anderen wirken würde, die es sahen. »Ich bin froh, dass es dir heute Abend an all den richtigen Stellen gefällt.«

Sie lachte mit ihm, und als er sie losließ, streckte sich ihm eine Hand entgegen.

»Hi. Da wir noch nicht offiziell vorgestellt wurden, als wir angekommen sind: Ich bin Elise.«

Er schüttelte ihr die Hand. »Freut mich, dich kennenzulernen, Elise.« Alle drei Frauen waren auf ihre eigene Weise schön. Jede einzigartig und anders als die Frauen, die Rhys sonst kannte. Keine falschen Fingernägel oder künstlichen Wimpern. Sie trugen keine Designerkleider, und ihr Haar war nicht perfekt frisiert. Und das mochte er an ihnen. »Ich hoffe, euch gefällt die Party.«

»Es ist unglaublich hier«, entgegnete Hazel mit funkelnden Augen. »Ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen wie dieses … oh, schaut, Champagner. Ich hole uns welchen.« Sie schoss geradewegs auf die Bedienung zu, die sich gerade mit einem Tablett voll Champagnerflöten in der Hand von ihr wegbewegte.

Zoey lachte leise und zuckte dann unbekümmert mit den Schultern. »Hazel lässt sich leicht ablenken, tut mir leid.«

»Das braucht es nicht«, sagte er und meinte es ehrlich. Er fand sie alle drei erfrischend, doch am meisten Zoey, die Frau, die ihn seine Regeln brechen ließ. »Diese Partys können einen schon mal aus der Fassung bringen. Sie sind immer ziemlich protzig.« Er drehte sich zu Elise und lächelte. »Ich werde dich später den anderen vorstellen. Auf dieser Party sind jede Menge Anwälte und Politiker anwesend, die stets daran interessiert sind, die Nummer einer guten Privatdetektivin zu haben.«

»Das wäre toll«, antwortete Elise ehrlich dankbar.

In diesem Augenblick sah Rhys über Zoeys Schulter hinweg, wie sich Archer ihnen näherte, und er grinste. Er hatte seinen Freund schon früher angefressen gesehen, doch noch nie so sehr wie jetzt. Archers Blick war auf die Frau gerichtet, mit der sie inzwischen gut bekannt waren, und er schnappte sich zwei Champagnergläser, während er zu ihnen kam.

Elise sagte etwas zu Zoey, was Rhys nicht verstehen konnte, aber sie verstummte schlagartig, als sich Archer zu ihnen stellte. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, bevor sie ihr Kinn hob und die Schultern zurücknahm. Sie wusste also genau, wer Archer war, und so, wie er leicht den Mund verzog, wusste auch Archer, wer sie war.

Ohne den Blick von ihr zu lösen, bot Archer ihr den Champagner an. »Hallo, Elise.«

Höflich lächelte sie ihn an. »Hallo, Archer. Danke, aber ich nehme keine Drinks von Fremden an.«

Archer erwiderte das Lächeln. »Lass uns keine Spiele spielen, oder? Wir wissen beide, dass wir keine Fremden sind. Vermutlich weißt du mehr über mich als ich über mich selbst.«

Nun zeigte sie beim Lächeln Zähne. »Das Gleiche könnte ich von dir behaupten.«

Archer zwinkerte. »Ja, das könntest du vermutlich.«

Zoey blickte zwischen ihrer Freundin und Archer hin und her und musste leise lachen, während sie Archer das Champagnerglas aus der Hand nahm. »Danke. Ich hätte diesen Drink furchtbar gerne. Dieser Champagner sieht köstlich aus.« Sie stellte das Glas auf den Tisch neben sich.

Rhys schob die Hände in seine Hosentaschen und musste grinsen angesichts der Spannung, die zwischen Archer und Elise knisterte.

Etwas, was auch Hazel sofort auffiel, als sie zurückkehrte. Sie reichte Elise eine Champagnerflöte und fragte: »Was ist los mit dir?«

Elise trank einen großen Schluck, während sie weiter Archer ansah, dann lächelte sie Hazel zu. »Oh, da ist nur dieses lästige Insekt, das mich umschwirrt und das ich am liebsten zerquetschen würde.«

Rhys lachte laut auf und war nicht im Geringsten überrascht, als er zu Archer blickte und ihn ebenfalls grinsen sah. Elise war genau der Typ Frau, den Archer mochte. Stark, wunderschön und, was noch wichtiger war, eine Herausforderung.

»Ich hasse Insekten«, warf Hazel ein, der offensichtlich nicht bewusst war, wer hier das Insekt darstellte. Sie nippte an ihrem Champagner und seufzte gedehnt. »Eine wundervolle Nacht. Und eine fantastische Party. Mal ehrlich, kann dieser Abend noch besser werden?«

»Ja, das kann er«, sagte Rhys und reichte Zoey die Hand. »Komm, wir holen dir einen Drink.«

»Ich habe …«

»Lass ihn stehen«, unterbrach er sie und wusste, dass sie den Champagner nicht mehr trinken würde. »Tu mir den Gefallen.«

Zoey schaute zu ihren Freundinnen.

Elise wedelte mit der Hand, dass sie gehen sollte, während sie sich immer noch ein wildes Blickgefecht mit Archer lieferte. »Uns geht’s gut.«

Zoeys Gesichtsausdruck verriet, dass sie ihrer Freundin nicht glaubte. »Keine Insekten heute Abend zerquetschen, in Ordnung?«

»Kann ich nicht versprechen«, gab Elise zurück und lächelte Archer zu. Es war kein süßes Lächeln.

»Seit wann macht sich Zoey so viele Gedanken um Insekten?«, erkundigte sich Hazel bei Elise, als Rhys Zoeys Hand nahm und mit ihr davonging.

»Keine Sorge«, sagte Rhys zu Zoey und zog ihren Arm unter seinen. »Archer lässt sich nicht von ihr zerquetschen.«

»Er ist angefressen, was?«, fragte sie mit sanfter Stimme.

»Das ist noch harmlos ausgedrückt. Archer ist es nicht gewöhnt, dass es jemand mit ihm aufnimmt, aber ich würde darauf wetten, dass er eher fasziniert als verärgert darüber ist. Wahrscheinlich will er wissen, was in ihrem Kopf vor sich geht.«

»Doch um in ihren Kopf zu gelangen, wird er einen Schlüssel brauchen, den bis jetzt noch niemand gefunden hat.«

Wenn irgendwer einen starken Willen knacken konnte, war es Archer. Er besaß die Fähigkeiten dazu, Selbstvertrauen und die Geduld eines Heiligen. Der Mann hatte Vertrauen gewinnen können, wie es Rhys noch nie zuvor gesehen hatte, und auch bei ihm selbst war es nicht anders gewesen. Als er und Zoey die Bar erreicht hatten, wies er den dort wartenden Barkeeper an: »Eine ungeöffnete Flasche von unserem Besten.«

Ohne nachzufragen, stellte der Barkeeper eine neue Flasche Champagner vor Rhys, zusammen mit zwei Gläsern. Eine Minute später hatte Rhys den Korken knallen lassen, eingeschenkt und Zoey eines der Gläser angeboten. »Wann immer Ms. Parker heute Abend etwas trinken möchte, öffnen Sie bitte eine neue Flasche für sie, und schenken Sie ihr vor ihren Augen ein«, teilte er dem Mann hinter der Theke mit.

»Ja, Sir«, antwortete der Barkeeper, bevor er sich dem nächsten Gast zuwandte.

»Das musst du nicht tun«, sagte Zoey, und Röte stieg in ihre Wangen.

»Doch, das muss ich.« Rhys legte einen Ellbogen auf den Tresen. »Du verdienst ein paar gute Drinks genauso wie jeder andere hier.«

Sie verdrehte die Augen. »Ja, aber es ist mein Problem …«

Rhys legte die Arme um sie und zog sie an sich. »Ein Problem aufgrund eines Traumas. Du hast nicht gefragt, aber ich biete es dir an.« Er hob sein Glas, weil er ihr zeigen wollte, dass echte Männer ihr Vertrauen verdienten. »Auf einen Abend, der Spaß macht.«

Sie lächelte sanft, und auf einmal war da eine neue Wärme in ihrem Blick, bei der ihm die Brust weit wurde, als sie mit ihm anstieß. »Auf einen Abend, der Spaß macht.«

Als sie einen Schluck getrunken hatte, stellte er sein Glas zurück auf den Tresen und zog sie wieder näher an sich heran. »Ich würde gerne, dass du noch ein bisschen länger bleibst, nachdem deine Freundinnen heute Abend gegangen sind. Ich kann dich dann später nach Brooklyn fahren.«

»Oh«, sagte sie, und ihre Augen wurden groß. »Dann hast du also nicht nur vor, mich den ganzen Abend über zu necken?«

»Überhaupt nicht.« Er leckte sich über die Lippen, und sie tat das Gleiche bei ihren Lippen. Verdammt, dieser Mund führte ihn in Versuchung. Zoey verströmte eine Unschuld, die süß und willig schmeckte. »Bitte die beiden, um Mitternacht zu gehen, in Ordnung?«

»Okay«, sagte sie. »Kann ich mich also auf eine Nacht der Überraschungen freuen?«

Seine Hand wanderte von ihrem unteren Rücken zu ihrem Hintern, und er drückte sie an seine Erektion. »Überraschungen? Mit Sicherheit.« Er küsste sie sanft und lockend. »Um Mitternacht, Zoey, wird unser Spiel beginnen.«

Er löste seine Lippen von ihr und schenkte ihr ein dunkles Lächeln, als er die Erregung auf ihrem Gesicht sah. Um die Dinge für die vor ihnen liegende Nacht in die Wege zu leiten, drehte er sich von ihr weg und musste leise grinsen, wie sie laut nach Luft schnappte, als er den Vibrator auf volle Geschwindigkeit stellte.