Vorwort

Es ging schnell. Keine vier Jahre war er Bischof von Limburg, da wurde er im Frühjahr 2020 schon Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, nachdem der Münchener Kardinal Reinhard Marx nicht ein weiteres Mal für das Amt kandidieren wollte. Einer breiteren Öffentlichkeit war Georg Bätzing, im Westerwald aufgewachsen, damals nicht bekannt. Das hat sich mit der neuen Aufgabe rasch geändert. Bischof Bätzing versteht es zu vermitteln, hat sich als Moderator der polarisierten Bischofskonferenz hervorgetan und doch auch als Teil des liberalen Flügels keinen Zweifel daran gelassen, dass er Veränderungen will – bis hin zu Veränderungen des Katechismus. In seinem Bistum hat er manches angestoßen, das in anderen Diözesen bis heute nicht denkbar ist. Er wählt seine Worte bewusst und kann doch in der Eigenheit des Westerwälders sehr beharrlich werden. Das galt gerade als Präsident des Synodalen Wegs, in den Gesprächen mit Papst und Kurie, allerdings weniger als Delegierter beim ersten Treffen der Weltsynode im Oktober 2023.

Wer ist dieser Mann, der zwei Jahrzehnte in seinem Heimatbistum Trier in der Priesterausbildung tätig, immerhin für zwei Jahre auch verantwortlich für die Heilig-Rock-Wallfahrt und dann Generalvikar des Bistums war? Was hat Georg Bätzing, der sich selbst als »gut konservativ« bezeichnet, maßgeblich in Kindheit, Jugend und Theologiestudium geprägt? Was treibt ihn an? Und für welche Art von Kirche im Konzert des weltweiten Katholizismus setzt er sich ein?

Ich bin Bischof Bätzing sehr dankbar, dass er sich ausführlich Zeit genommen hat, um diese Fragen ausgehend von den Stationen seiner Biografie zu beantworten und dabei Klartext zu reden. Eindringlich spricht er davon, was für ihn das Katholische ausmacht, wo er sich selbst verändert hat und welche kirchlichen Reformen seiner Ansicht nach heute unabdingbar sind. Nicht zuletzt der Missbrauchsskandal und seine Aufarbeitung sind für ihn der Ausgangspunkt für dringend notwendige Korrekturen, wie sie vom Synodalen Weg angestrebt werden. Das Bistum Limburg mit seinen synodalen Traditionen kann da für ihn nicht nur Blaupause für mehr Partizipation in deutschen Diözesen, sondern vielleicht sogar Beispiel für die Weltkirche sein. Am Ende geht es deshalb auch um die Gespräche im Vatikan. Kann Rom nur Gegner sein, wie manche meinen? Und wie ist es um die Zukunft des Christentums in Europa bestellt, wenn die notwendigen Reformen in der katholischen Kirche die Säkularisierungstendenzen in der westlichen Welt nicht einfach umkehren können werden?

Ich danke auch allen, die notwendig sind, damit ein solches Buch in der Edition der Monatszeitschrift Herder Korrespondenz erscheinen kann.

März 2024

Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz