Zwölftes Kapitel
Tom traf sich mit Joschi in einer Kneipe im Studentenviertel. Der Raum war voll, die Musik dudelte im Hintergrund, ständig kamen neue Leute rein und begrüßten andere lautstark. Sie tranken Bier, unterhielten sich über die zurückliegenden Jahre und Tom verstand mehr und mehr, weshalb sich Joschi hier so wohlfühlte.
»Ich hab es in dem Kaff einfach nicht mehr ausgehalten«, meinte Joschi. »Dieses engstirnige Denken. Nichts kannst du machen, ohne dass gleich das ganze Dorf davon erfährt. Und wenn ich mir unsere ehemaligen Mitschüler angucke, die heute in ihren Neubauten hocken, die im Grunde genauso aussehen wie die Häuser ihrer Eltern, dann kriege ich das Gruseln.«
»Du fährst also nicht mehr oft nach Hause?«
»Mein Zuhause ist jetzt hier. Zweimal im Jahr besuche ich meine Eltern. Aber ich treffe mich kaum noch mit den Leuten von früher. Damit habe ich abgeschlossen. Die meisten verstehen mein Leben nicht und ich will auch nichts über Baufinanzierung und Babynamen wissen.«
Tom musterte Joschi, der heute viel entspannter wirkte als auf dem Gemeindefest in der Provinz. Während er ihm in der alten Heimat irgendwie gehemmt und in sich zurückgezogen vorgekommen war, lebte er an diesem Abend auf. Für einen kurzen Moment fragte sich Tom, ob Joschi sich während der Abizeit in ihn verliebt hatte und deshalb so schnell aus dem Dorf verschwunden war. Direkt fragen wollte er ihn aber lieber nicht.
»Suchst du nach einer Beziehung?«, fragte er, um sich dem Thema vorsichtig anzunähern.
Joschi zog die Augenbrauen hoch und sah ihm tief in die Augen.
»Du weißt doch, dass du meine einzige Liebe bist«, sagte er mit ernstem Gesichtsausdruck. Und als Tom ihn erschrocken
ansah, lachte er. »Das war ein Scherz. Aber wenn du es genau wissen willst: Ich hatte mich damals ein bisschen in dich verguckt. Aber ich bin darüber weg und wieder auf der Jagd.«
»Ist das so ein Ding der Stadt: auf der Jagd sein?«
Joschi zuckte mit den Schultern. »Manchmal ist es schwer, sich festzulegen, wenn es so viele Reize gibt.«
»Bislang habe ich davon noch nicht viel mitgekriegt.«
»Dann lass uns gehen.«
Joschi winkte nach der Kellnerin, bezahlte und erhob sich.
»Wohin gehen wir?«, erkundigte sich Tom.
»In eine der bekanntesten Bars der Szene. Ist nicht weit.«
Tatsächlich waren sie nur zehn Minuten zu Fuß unterwegs, bis sie in eine Straße einbogen, in der alle Kneipen mit Regenbogenflaggen geschmückt waren.
»Warst du schon mal in einem schwulen Klub?«, fragte Joschi, als sie vor einer überfüllten Bar an einer Straßenecke haltmachten.
»Ich wusste nicht, dass Klubs schwul sein können.«
Joschi knuffte ihn freundschaftlich in die Seite und ging dann auf die Bar zu. Tom war aufgeregt und fühlte sich unsicher. In dem Klub schienen ausschließlich Männer zu feiern und draußen kam ein Durcheinanderrauschen von Stimmen und Musik an. Tom spürte die Wirkung des Biers, die ihn etwas mutiger machte, als er sonst war, und er war gespannt, was auf ihn zukam. Doch mit dem, was ihn erwartete, hatte er nicht gerechnet.
Joschi drückte die Tür zum Klub auf und zog Tom hinter sich her. Die Lautstärke umgab sie sofort wie eine Blase. Die Luft war schwer und roch nach unterschiedlichen Deos und Parfüms, nach Schweiß und Bier. Die Stimmung war aufgeheizt und ein sexuelles Prickeln lag über allem.
»Bier?«, schrie Joschi ihm ins Ohr.
Tom nickte. Die Männer standen dicht gedrängt, sie bewegten sich leicht im Takt der Musik und Tom fielen die Blicke auf, mit denen sie ihn taxierten. Er wurde begutachtet. Und offenbar von einigen Männern für passabel befunden. Er erntete freundliches Nicken von einem hübschen Kerl in seinem Alter rechts, ein Augenzwinkern von einem etwas älteren links, und als er sich durch die Menge schob, spürte er kurz eine Hand an seinem Hintern.
»Wow!«, rutschte es ihm raus, als Joschi ihm das Glas in die Hand drückte.
»So ging es mir damals auch«, lachte der und sie stießen an.
Die wummernden Bässe vibrierten in seinem Bauch und er war froh, dass er keine Jacke angezogen hatte. Tom ließ den Blick über die Menge wandern. Die Männer hier waren alle zwischen Anfang zwanzig und Mitte dreißig. Die meisten sahen ziemlich gut aus, wenn auch in gewisser Hinsicht etwas ähnlich. Die Frisuren schienen aus einer Hand zu kommen und die T-Shirts und Hemden wirkten ausnahmslos teuer. Von den Hosen konnte Tom nicht viel sehen, weil die Leute dafür zu eng standen.
Hinten am Fenster entdeckte er eine einzige Frau, die sich angeregt mit einem Typen unterhielt, den Tom sofort ziemlich attraktiv fand. Joschi bemerkte seinen Blick und wandte sich um. Er lachte wieder.
»Tu dir keinen Zwang an. Geh einfach rüber!«
»Dafür brauche ich noch mehr Alkohol.«
Gerade wollte er sich zur Theke durchdrängen, da schwebte zwischen ihm und Joschi eine Hand mit zwei Biergläsern.
»Prost Mädels!«, rief ihnen der Kerl zu, der Tom beim Reinkommen zugezwinkert hatte. »Ich bin Malte.«
»Danke!«, brüllte Joschi und nahm eins der Gläser. »Joschi.«
Tom war irritiert. Sollte er das Glas nehmen? Erwartete Malte irgendwas dafür? Was war mit diesen K.-o.-Tropfen? Aber
Joschi schien keine Bedenken zu haben, nippte an seinem Glas und zwinkerte ihm zu.
»Du bist neu hier, hab ich recht?«, fragte Malte mit einem Lächeln im Gesicht.
»Er muss sich erst daran gewöhnen«, antwortete Joschi.
Tom nahm das Glas und prostete Malte zu, der sich danach wieder umdrehte und seinen Freunden zuwandte, die in einer kleinen Gruppe direkt neben Tom und Joschi standen.
»Warum gibt der uns ein Bier aus?«, erkundigte sich Tom.
»Das ist die Stadt«, entgegnete Joschi. »Das ist hier normal.«
Tom trank. Von allen Seiten drängten Körper auf ihn zu, sie schoben ihn mal in die eine, mal in die andere Richtung. Er spürte die Wärme, berührte nackte Arme. Hin und wieder drückte sich jemand auf dem Weg zur Bar an ihm vorbei, dankte mit einem Nicken, wenn Tom Platz machte, legte ihm eine Hand auf die Schulter oder an die Hüfte.
Allmählich entspannte er sich und genoss es einfach. Er fühlte sich wohl, denn zum ersten Mal in seinem Leben brauchte er sich nicht zu verstellen. Niemand kannte ihn und erwartete irgendwas von ihm. Das war grandios.
Malte kam noch einmal vorbei, reichte ihnen wieder zwei Getränke und unterhielt sich dann mit Joschi. Tom ließ sich in die Geräusche und Gerüche fallen. Er fühlte sich, als wäre er schon zigmal in diesem Klub gewesen. Die Musik rauschte durch seine Ohren und das Bier machte ihn ein bisschen taumelig. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Der Typ am Fenster sah direkt zu ihm hinüber. Tom nickte vorsichtig und der andere tat das Gleiche, gefolgt von einem Lächeln. Er sagte etwas zu seiner Freundin, die neugierig zu Tom herüberschaute und lachte. Dann drängte er sich durch die Menge auf Tom zu.
Tom lief die Hitze über den Rücken. Kam der jetzt etwa zu ihm? Was sollte er tun? Er sah hilfesuchend zu Joschi herüber, doch der war in das Gespräch mit Malte vertieft. Bevor er noch
einen weiteren Gedanken fassen konnte, legte sich eine Hand auf seine Schulter. Der Kerl vom Fenster sah aus der Nähe noch besser aus. Er war ein bisschen größer als Tom, hatte kurze dunkelblonde Haare und unter dem T-Shirt konnte Tom einen kräftigen Körper erahnen. Seine fein gezeichneten Lippen öffneten sich und Tom war vom Schwung seines Amorbogens hingerissen.
»Hi!«, sagte der Fremde. »Ich bin gerade auf dem Weg zur Theke. Willst du ein Bier?« Er lächelte Tom zu und der nickte.
»Ich bin Marcel«, sagte er, als er Tom das Glas in die Hand drückte. »Ich hab dich hier noch nie gesehen.«
»Ich bin auch zum ersten Mal hier.«
»Dann habe ich ja Glück, dass ich mit dir reden kann.«
»Was meinst du damit?«
»Na, du bist Frischfleisch.« Marcel schmunzelte und trank einen Schluck. »Jeder, der hier neu reinkommt, wird erst mal genau begutachtet. Und ich habe schon ein paar von den Kerlen über dich tuscheln hören.«
Tom war erstaunt. »Kennt ihr euch alle untereinander?«, fragte er.
»Die meisten habe ich schon mal gesehen. Ich bin regelmäßig hier, da kennt man die Leute eben. Zumindest vom Sehen.«
Sie unterhielten sich und Tom erzählte, woher er kam und was er in der Stadt machte. Marcel berichtete von seiner Arbeit als Tierpfleger im Zoo und erzählte einige amüsante Anekdoten über die Tiere und vor allem die Besucher, die sich offenbar ständig danebenbenahmen. Irgendwann verabschiedete sich Joschi von Tom und wurde von Malte nach draußen gezogen.
»Ein Freund von dir?«, erkundigte sich Marcel und sah Joschi nach.
Und Tom erzählte, woher er Joschi kannte. Dann ging er, die nächste Runde bestellen. Als Tom mit den neuen Getränken zurückkam, legte Marcel ihm eine Hand an die Hüfte. Tom
genoss die Nähe und legte ihm seinerseits die Hand auf den Arm. Immer wieder blieb sein Blick an dem Amorbogen an Marcels Oberlippe hängen und er hätte gerne mit dem Finger darübergestrichen. In diesem Moment näherte Marcel sich ihm langsam. Er legte seine Lippen auf Toms. Der öffnete seinen Mund. Er spürte die Wärme und die weiche Zunge, die sich seiner nun sanft entgegenschob. Marcels Hand wanderte an seiner Hüfte hinab bis zu seinem Hintern und blieb dort liegen.
Marcels Zunge vollführte Kunststücke, die für Tom völlig neue Erfahrungen waren. Die Zunge erforschte seine Lippen, schlang sich um seine eigene Zunge, forderte und stieß vor und zurück. Tom bekam eine Erektion, die von innen gegen seine Hose drückte. Und jetzt drängte sich Marcel auch noch sanft gegen ihn. In einer Hand hielt Tom weiterhin sein Glas fest und für einen kurzen Moment wurde ihm bewusst, dass sie sich mitten in einem Klub befanden und dicht von Menschen umgeben waren. Er verkrampfte sich.
»Was ist los?«, fragte Marcel ihn und berührte dabei mit seinen Lippen Toms Ohrmuschel, was bei ihm eine wohlige Gänsehaut verursachte.
»Ich ...«, stammelte Tom etwas durcheinander. »Ach, egal. Ich muss mich noch daran gewöhnen, zwischen vielen Leuten zu knutschen.«
»Wenn’s dir zu voll ist, können wir auch gehen.«
Marcel sah ihm tief in die Augen.
»Nee, passt schon«, antwortete Tom.
»Dann helfe ich dir mal, dich an die neue Situation zu gewöhnen.«
Marcels Lippen schwebten wieder auf Tom zu und die Zunge schob sich erneut in seinen Mund. Das durfte so weitergehen. Ihre Zungen spielten miteinander und zwischendurch machten sie hin und wieder eine kurze Pause, um einen Schluck Bier zu trinken und ein paar Worte zu wechseln. Immer drängender
bettelte Toms Schwanz um Aufmerksamkeit und jetzt drückte sich Tom auch selbst näher an Marcel heran. Dessen Hand wanderte nun vom Hintern nach vorne und rieb Toms Erektion durch die Jeans hindurch. Nach und nach spürte Tom die Erregung in jeder einzelnen Pore.
»Sollen wir ein bisschen an die frische Luft gehen?«, fragte Marcel und Tom nickte.
Sie kämpften sich durch die Menschenmenge, die seit Toms Ankunft noch dichter geworden war. Aus den Augenwinkeln sah er neben der Tür Finn im Gespräch mit einem anderen Mann. Tom blieb kurz stehen, wurde dann aber von Marcel weiter nach draußen gezogen. Hatte Finn sich in der Zwischenzeit bei ihm gemeldet? Tom hatte völlig vergessen, auf sein Handy zu schauen, aber auch jetzt blieb ihm keine Gelegenheit, es aus der Hosentasche zu ziehen.
Die kühle Luft tat ihm gut. Er spürte Marcels Hand zwischen seinen Fingern und wurde von ihm in einen Hauseingang gezogen. Marcel drückte Tom an die Hauswand. Hier hatten sie mehr Platz als in dem engen Klub und er zog Toms Gesicht ohne Umschweife zu seinem heran. Die Zungen fanden sich wieder und erforschten einander weiter. Und Marcels Hände schoben sich nun unter Toms Shirt und streichelten seinen Rücken, die Hüften, wanderten von unten bis zum Nacken hinauf. Seine Küsse und seine Bewegungen wurden immer fordernder.
Auch Toms Hände erkundeten Marcels Körper. Er fühlte sich fest an, allerdings weniger trainiert, als Tom gedacht hatte. Seine Hände ertasteten die warme Haut unter dem T-Shirt und erspürten den Bund der Unterhose, der ein wenig oberhalb der Jeans herausragte. Mutig fuhr er mit einer Hand nach vorne und fand Marcels Erektion, die unter der Berührung zuckte. Die Lust erfasste Tom wie eine unerwartete Böe. Vorsichtig drückte er noch einmal den Schwanz von Marcel, bevor er seine Hände
wieder an weniger gefährliche Orte schickte. Er musste sich ein bisschen zurückhalten. Sonst …
Aber Marcel presste seine Hüfte jetzt noch energischer gegen Toms Erektion. Seine Hände schienen überall gleichzeitig zu sein. Der Druck in Toms Schwanz verstärkte sich noch einmal, er wollte Marcel bitten, sich ein bisschen zurückzunehmen, da spürte er auch schon einen Schwall Wärme durch sein Rückgrat jagen, seine Hoden zogen sich zusammen und gleichzeitig schoss der Samen aus seinem steifen Glied.
Marcel hatte nichts davon mitbekommen und spielte erneut mit seiner Zunge in Toms Mund. Tom wollte sich nichts anmerken lassen und machte weiter mit. Und auch trotz des Orgasmus fühlte es sich toll an, Marcels Hände auf dem Körper zu spüren. Er hoffte bloß, dass sein Sperma nicht als feuchter Fleck auf seiner Jeans zu sehen war. Wie damals mit Joschi.
Aus den Augenwinkeln nahm Tom plötzlich wahr, wie er angestarrt wurde. Finn stand nur zwei Meter von ihm entfernt. Als Tom seine Lippen von Marcels Mund löste, um Finn anzusehen, zwinkerte der ihm zu und ging weiter. Plötzlich schämte sich Tom dafür, hier mit einem Unbekannten in einem Hauseingang zu stehen und für alle sichtbar rumzumachen. Er schob Marcel sanft ein paar Zentimeter von sich. Mit einem Mal spürte er den Alkohol unangenehm im Körper. Eine leichte Übelkeit kroch in ihm hoch und Tom war nicht allzu sicher auf den Beinen. Doch Marcel stand die Geilheit noch voll ins Gesicht geschrieben und seine Augen funkelten Tom an.
»Hör mal«, sagte er, »da drüben steht ein Taxi. Sollen wir das nicht nehmen und zu dir fahren?«
Tom war sofort klar, dass er Marcel nicht mit zu sich ins Zimmer nehmen wollte. Nicht wegen Peter und Jula. Auch nicht wegen Finn. Sondern wegen sich selbst. Ihm war nicht wohl dabei, schon wieder mit einem Kerl ins Bett zu gehen. Er hatte weder die Bettwäsche gewechselt noch war das Sperma in
seiner Hose schon getrocknet. Das reichte ihm für heute. Das ging alles viel zu schnell. Was tat er hier eigentlich? Aus den Augenwinkeln sah er Finn in die nächste Querstraße abbiegen.
»Ich weiß nicht«, gab Tom zögerlich zurück. Um Zeit zu gewinnen, fragte er: »Warum zu mir?«
»Meine Schwester ist bei mir zu Besuch. Du hast sie vorhin im Klub gesehen. Bei mir ist es also eher ungünstig.«
Was sollte er denn jetzt tun? Marcel war echt sexy und er war offensichtlich total scharf auf ihn. Aber in ihm sperrte sich etwas dagegen, mit Marcel in ein Taxi zu steigen, um Sex zu haben. Das zweite Mal in achtundvierzig Stunden.
»Was ist jetzt?«, grummelte Marcel unruhig. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und sah auf das Display. »Es ist schon nach zwei. Wenn ich noch einen anderen abschleppen will, habe ich nicht mehr viel Zeit.«
Schlagartig war Tom nüchtern. Hatte er richtig gehört? Marcel wollte also bloß ficken. Und wenn er Tom nicht haben konnte, würde er sich irgendeinen anderen Typen aus der Bar aussuchen und abschleppen? Tom fühlte sich, als hätte Marcel ihn wie ein Spielzeug aufgehoben und stellte jetzt den Anspruch, dass er auch so funktionierte, wie er es erwartete.
»Lass uns das ein andermal weiterführen«, sagte Tom und zog ebenfalls sein Handy aus der Jeans.
»O.k., letzte Chance.« Marcel lächelte ihm leicht gequält zu. »Wir nehmen das Taxi und fahren zu dir. Wir können die ganze Nacht ficken.«
Tom trat einen Schritt aus dem Hauseingang heraus und blickte in die Richtung, in die Finn verschwunden war.
»Nicht heute.«
»So ein Scheiß!«, fluchte Marcel leise. »Dann geh ich jetzt wieder rein und suche mir einen anderen.«
Er drehte sich wortlos um und ging auf den Klub zu. Tom starrte ihm irritiert nach, während Marcel durch die Tür
verschwand. Eine trostlose Leere machte sich in ihm breit. Das, was Marcel sich da vorstellte, war einfach nicht das, was Tom wollte. Aber was wollte er denn eigentlich? Unschlüssig überlegte er, ob er wieder in den Klub zurückkehren sollte. Doch dann entschied er sich anders. Er ordnete seine Klamotten, wandte sich um und rannte hinter Finn her. Er spürte im ganzen Körper, dass das die richtige Entscheidung war.
Er sah Finn natürlich nicht mehr, denn der war ja in die Querstraße eingebogen. Auf dem Handy entdeckte er, dass Finn seine Nachricht zwar mittlerweile bekommen, aber nicht darauf geantwortet hatte. Tom bog um die Straßenecke und vor ihm lag eine leere Gasse. Er hastete weiter, blickte in Innenhöfe und Hauseingänge, doch nach einer Weile musste er sich eingestehen, dass er Finn verpasst hatte.
Mist! Er hatte sich offenbar doch in ihn verknallt, obwohl Peter ihm davon abgeraten hatte. Und vermutlich hatte er es jetzt verbockt, weil er mit einem anderen herumgemacht hatte, statt auf seine Nachricht zu warten.