47

L ieutenant Floyd Anthony klopfte ein weiteres Mal fest an die Tür. »Connecticut State Police. Wir haben einen Anruf aus der Nachbarschaft erhalten, weil es anscheinend Probleme gab. Wir wollen uns nur versichern, dass alles in Ordnung ist. Wird nicht lange dauern.« Er hatte es bereits dreimal erfolglos versucht. »Ist jemand zu Hause?«

Keine Antwort, wie mittlerweile zu erwarten war. Der Hausbesitzer Jayden Kennedy hatte Officer Jackson gesagt, die vermeintliche Mieterin würde einen weißen Mietwagen fahren. Die Lichter im Erdgeschoss waren an, die Einfahrt war bei ihrer Ankunft allerdings leer gewesen.

Officer Jackson neben ihm auf der Veranda zuckte mit den Schultern. »Ist es okay, wenn wir mal einen Blick durch die Fenster werfen?«, fragte sie.

»Klar, wenn Sie einen Röntgenblick haben. Die Vorhänge sind überall zugezogen.«

»Aber wir könnten doch mal übers Gelände gehen, wenn wir schon nicht ins Haus kommen.«

Dagegen war nichts einzuwenden. Vor Gericht würde eine kurze Überprüfung des Grundstücks Bestand haben, sollte ihr Vorgehen später angefochten werden.

An der nach Süden zeigenden Rückseite des Hauses stießen sie auf ein Fenster ohne Vorhänge. Zu sehen war ein Fernseher an der gegenüberliegenden Wand, auf dem ein Zeichentrickfilm lief. Jackson drückte die Stirn gegen die Scheibe und beschattete ihr Gesicht, um mehr erkennen zu können. »Ich kann von hier aus in die Küche sehen. Auf der Anrichte steht ein Teller mit einem halben Hühnchen, dazu dreckiges Geschirr. Und eine Schnabeltasse und ein leuchtend pinker Plastikteller. Definitiv für ein Kind.«

Sie trat vom Fenster weg und sah ihn erwartungsvoll an.

»Kein Auto, aber die Lichter sind alle an, und der Fernseher läuft«, sagte der Lieutenant.

»Genau – als wäre jemand überstürzt aufgebrochen. Vielleicht haben sie uns auf der Hauptstraße kommen sehen und sich aus dem Staub gemacht«, sagte sie. »Oder Wind davon bekommen, dass ein Nachbar uns alarmiert hat.«

Er folgte ihrem Gedankengang zur naheliegenden Schlussfolgerung. »Gut möglich, dass sich das Kind noch im Haus befindet, wenn der Aufbruch so überstürzt war. Wir haben es also mit einer potenziellen Gefahrensituation zu tun.«

Er funkte die drei Streifenwagen an, die am Ende der Einfahrt warteten. Als kurz darauf die Kollegen eintrafen, schob er den Schlüssel ins Schloss der Eingangstür. »Los!«, rief er und stieß die Tür auf.

Sein Team streifte mit gezückten Waffen schnell und methodisch durchs Haus, überprüfte Schränke und sah hinter Türen nach. Suchte nach versteckten Stellen, sicherte und ging weiter. Eine Hausdurchsuchung wie aus dem Lehrbuch.

»Ich hab das Kinderzimmer gefunden!«, rief Jackson. Er folgte ihrer Stimme zum Zimmer am Ende des oberen Flurs. Jackson stand dort vor einem Seesack und einem Laufstall. »Wie viel wissen Sie über kleine Mädchen und deren Lieblingssachen?«, fragte sie ihn.

»So gut wie nichts, wenn Sie meine drei erwachsenen Töchter fragen. Ich mag Sie, Jackson, aber ich mag keine Rätsel. Was sehe ich hier nicht?«

»Das vermisste Mädchen Riley wurde zuletzt in einem Eiskönigin -Pyjama gesehen. Sehen Sie diese blauen Schneeflocken? Das sind Prinzessin-Elsa-Schneeflocken.« Sie zog einen Stift aus der Brusttasche ihrer Uniform und legte damit vorsichtig das Label in der Pyjamahose frei. Sie stammte von Disney. »Sie war hier, Lieutenant.«