Anonym,
Porträt von Burne-Jones und Morris

Privatsammlung.

 

 

 

Sir Edward Burne-Jones
(Birmingham, 1833 – West Stratton, 1898)

 

 

Das Einzelkind Burne-Jones verlor seine Mutter wenige Tage nach seiner Geburt und wurde deshalb von seinem aus Wales stammenden Vater erzogen, der durch den Tod seiner Frau zutiefst mutlos war und mit der Anwesenheit seines Sohnes nur schwer zurecht kam. Folglich war der junge Edward oft sich selbst überlassen und suchte Zuflucht im Zeichnen. Ab 1844 besuchte er die King Edwards School in Birmingham. Obwohl er anfangs im Handel tätig werden wollte, erlangte er zunächst die Hochschulreife und war dadurch auch sein Leben lang der klassischen Bildung zugetan, wobei ihn die Mythologie besonders faszinierte.

Außerdem malte der kleine Burne-Jones gern und entwickelte einen sehr schönen Pinselstrich. In Birmingham hatte er Thomas Clark zum Zeichenlehrer, einen Landschaftsmaler, der an der Royal Academy ausstellte. Im Januar 1853 trat er ins Exeter College in Oxford ein, zur gleichen Zeit wie William Morris, der sich wie er von der Oxford-Bewegung angezogen fühlte und in ein Kloster eintreten wollte. Sie teilten ihre Leidenschaft für das Mittelalter und für die Schriften von Thomas Carlyle und John Ruskin und wurden bald enge Freunde. Bald nahm Burne-Jones das Zeichnen und die Malerei wieder auf und studierte in den Galerien der Universität die italienischen Gemälde und die Stiche von Dürer. Die größte Begeisterung entwickelte er jedoch für die Werke des zeitgenössischen englischen Malers Rossetti. Wie Morris entschloss sich auch Burne-Jones, das Klosterleben aufzugeben, um die Künstlerlaufbahn einzuschlagen.

Im Jahr 1856 traf er Rossetti, der zu seinem Mentor wurde, und verließ kurz danach die Universität, um sich in London niederzulassen. Auf dem Red Lion Square Nummer 17 bezog er zusammen mit Morris die ehemalige Wohnung von Rossetti, bei dem er Unterricht nahm. Rossetti bestärkte seine beiden Schüler in ihrem Wunsch, der Kunst die Reinheit in der Form, die Stilisierung und die hohen moralischen Werte der mittelalterlichen Werke wiederzugeben. Im selben Jahr begegnete Burne-Jones seiner späteren Frau Georgiana (Georgie) MacDonald, der Frau eines Schulkameraden und Tochter eines Methodistenpfarrers.

Rossetti hatte schnell das Talent seines Schülers erkannt und glaubte, dass er Burne-Jones nichts mehr beibringen könne. Im Herbst 1857 nahm Burne-Jones an Rossettis Projekt teil, die Wände der Oxford Union Library zu bemalen, da jedoch keiner der Maler die Technik des Freskos beherrschte, begannen die Bilder kurz nach ihrer Beendigung wieder abzublättern.

Burne-Jones reiste 1859 nach Italien und besuchte Florenz, Pisa, Siena und Venedig. Zu dieser Zeit waren die Arbeiten von Burne-Jones im Stil denen von Rossetti sehr nahe. Sein Ideal der Frau war ebenfalls von dem Rossettis inspiriert, typisch dafür waren die langen Haare, das betonte Kinn, der lange Hals und die androgynen Körper, die in langen, mittelalterlichen Kleidern steckten. Die beiden Porträts Sidonia von Bork und Clara von Bork malte er 1860. Im Juni dieses Jahres heiratete er Georgiana. Eine ihrer Schwestern war mit Sir Edward John Poynter, dem späteren Präsidenten der Royal Academy, eine andere mit John Lockwood Kipling verheiratet. Edward und Georgiana Burne-Jones ließen sich in Bloomsbury nieder.

Burne-Jones gründete 1861 mit Morris die Firma Morris, Marshall, Faulkner & Company, für die er als wichtigster Zeichner über fünfhundert Figuren entwarf. Seine ersten Arbeiten waren Kreidezeichnungen und Aquarelle. Er war von Rossetti beeinflusst und profitierte auch von der Begegnung mit anderen Künstlern, zum Beispiel mit George Frederic Watts. Burne-Jones und Georgiana begleiteten 1862 Ruskin auf dessen Italienreise nach Mailand und Venedig.

Aufgrund seiner großartigen Aquarelle, unter ihnen Der Barmherzige Ritter (1863), wurde er 1864 in die Royal Watercolour Society aufgenommen. Seine Tochter Margaret kam 1866 zur Welt. Im Lauf der Zeit wurde sie zu seiner Vertrauten und stand für viele seiner Bilder Modell. Aber 1870 trat Burne-Jones infolge eines Missverständnisses aus der Royal Watercolour Society wieder aus. Sein Verhältnis mit Mary Zambaco, einem seiner Modelle, führte zu einem Skandal, unter dem er sehr litt. Auf die daraus folgenden Schwierigkeiten hin zog er sich nach Fulham im Londoner Westen zurück.

Auf zwei Reisen nach Italien (1871 und 1873) erweiterte er seine Kenntnisse über die Hochrenaissance und feierte 1877 in der Grosvenor Gallery einen Triumph mit Die Verzauberung Merlins und Der Spiegel der Venus. Auf der jährlichen Ausstellung der Arts and Crafts Exhibition Society des Jahres 1886 zeigte er zahlreiche Arbeiten, die er für Morris’ Werkstatt entworfen hatte. Seine Werke begannen, die Sammler zu interessieren und erzielten bei den Verkäufen Höchstpreise.

Im Jahr 1889 wurde er bei der Weltausstellung in Paris aufgrund seiner Erfolge mit der Aufnahme in die Ehrenlegion ausgezeichnet, und 1894 empfing er vom Premierminister Gladstone den Titel eines Barons. Obwohl er sehr krank war, schuf er 1895 siebenundfünfzig Illustrationen für den Kelmscott Chaucer, eine von Morris herausgegebene Zeitschrift. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich aber immer mehr, so dass er 1898 an einem Herzinfarkt starb.