Isabel Palmer hatte keine Lust, ihren Mann auf diese Reise nach Schweden zu begleiten. Sollte er doch seine Filiale eröffnen und sich im Blitzlichtgewitter der unzähligen Journalisten sonnen. Aber schließlich hatte sie ihren Widerwillen doch aufgegeben und war in dieses verdammte Flugzeug eingestiegen. Jetzt saß sie neben ihrem Mann, der seine Hand auf ihr Knie legte und sich angeregt mit Nigel Ramsey unterhielt.
»Möchten Sie noch etwas trinken? Einen Saft oder einen Sekt?«, fragte die freundliche Stewardess, die den Getränkewagen an ihren Sitzplätzen vorbeirollte.
Sam Palmer verscheuchte sie mit einer Handbewegung wie eine lästige Fliege. Isabel sah die junge Frau in ihrer dunkelblauen Uniform mitleidig an. Ein Gespür für Takt und gutes Benehmen hatte ihr Mann noch nie besessen, und sie fragte sich zum wiederholten Mal, wie sie diesen Kerl vor beinahe zwanzig Jahren hatte heiraten können.
Dieser Frage hing sie auch noch nach, als sie später in der Suite des Hotels saß und darüber nachdachte, was für ein erbärmliches Leben sie trotz ihres ganzen Luxus führte. Sie, die Ehefrau von Sam Palmer. Dem Sam Palmer.
An diesem Abend fasste sie den Entschluss, sich nicht mehr länger von ihrem Mann in den goldenen Käfig sperren zu lassen. Wenn er für ein Wochenende mit seiner Sekretärin zu einem Kongress nach Nizza oder Rom flog, hatte sie dies bisher immer klaglos hingenommen. Jetzt war damit Schluss.
Sam Palmer kam aus dem Badezimmer und sah seine Frau lüstern an. Sie drehte sich von ihm weg, wusste aber, dass ihn das nicht abhalten würde, sich zu nehmen, was ihm seiner Meinung nach als eheliches Recht zustand.
Hol es dir, Sam. Hol es dir zum letzten Mal, dachte sie und stellte sich auf seinen ekligen, schwitzenden Körper ein.
Der Akt dauerte, wie gewöhnlich, nur wenige Minuten. Danach drehte sich Palmer grunzend auf seine Seite des Bettes.
»Ich hoffe, dir hat der letzte Sex mit mir Spaß gemacht«, sagte sie und zündete sich eine Zigarette an.
Blitzschnell drehte er seinen Kopf zu ihr und sah sie fragend an. Spinnst du, las sie in seinen Augen, aber er sagte kein Wort.
»Keine Sorge, Sam, ich werde dich nicht verlassen. Aber ich stehe dir für deinen Spaß nicht mehr zur Verfügung.« Sie zog genüsslich an ihrer Zigarette und blies ihm den Rauch ins Gesicht. »Du hast doch deine kleine Sekretärin, oder will die dich auch nicht mehr?«, fügte sie lächelnd hinzu und zog ihr Nachthemd zurecht.
Palmer sagte kein Wort. Er starrte seine Frau immer noch ungläubig an und schien nicht zu begreifen, was sie ihm soeben verkündet hatte.
»Mach dir keine Gedanken um mein Sexleben, ich werde schon klarkommen«, lächelte sie und drückte die Zigarette im Aschenbecher auf dem Nachttisch aus. Dann drehte sie sich um und löschte das Licht über ihrem Bett.