September 1994

Südschweden

Bengt Olufson konnte seine Vorgesetzten nicht überzeugen, dass es notwendig sei, mit den englischen Behörden zusammenzuarbeiten. Die Häufigkeit, mit der kleinere illegale Alkoholtransporte auffielen, ließ für ihn nur den Schluss zu, dass die eigentlichen Schmuggeleien – die richtig dicken Fische – zunahmen und die Polizei in die Irre geleitet werden sollte.

Er inspizierte die Karte mit den bunten Fähnchen und stellte fest, dass seit der Eröffnung von Palmer & Ramsey in Malmö auch in Mittelschweden immer mehr Schmuggelgut auftauchte. Für Olufson stand der Schmuggelweg damit fest, und er griff zum Telefonhörer.

Nach wenigen Augenblicken meldete sich Kriminalkommissarin Kristin Lundby in Stockholm.

»Hej, Kristin, hier ist Bengt Olufson. Ich glaube, ich habe Neuigkeiten zu unserem Alkoholproblem.«

»Da bin ich gespannt.« Kristin Lundby atmete lange aus, und Olufson wusste, dass sie dabei so viel Zigarettenqualm ausstieß, dass ihr Kollege auf der anderen Seite des Schreibtisches sie anschließend für drei Sekunden nicht mehr sehen konnte. »Wir kommen hier einfach nicht weiter. Wir glauben ja, dass es zwei oder noch mehr Absatzwege gibt. Aber das Reichsministerium stellt uns einfach nicht die Leute zur Verfügung, die wir brauchen. Wie viele beschäftigen sich bei euch damit?«

»Ich. Ach ja, und eine Schreibkraft.« Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wobei mir drei Kollegen zur Seite stehen, wenn sie nicht gerade anderweitig zu tun haben. Du kennst das ja.«

»Nur zu gut«, bestätigte sie und atmete wieder tief durch. »Also, was hast du für Neuigkeiten?«, fragte sie, und Olufson skizzierte ihr seinen Verdacht bezüglich der Warenlieferungen für Palmer & Ramsey.

Kristin Lundby hörte aufmerksam zu, und es kratzte in der Hörmuschel, als sie Notizen auf ein Blatt Papier kritzelte. Er wusste durch so manches gemeinsame Seminar, dass ihre Handschrift ägyptischen Hieroglyphen ähnelte und kaum von jemandem außer ihr zu entziffern waren. »Wir sollten die englische Polizei einschalten. Die sollen die Container am besten bereits vor dem Verlassen Großbritanniens kontrollieren«, schlug sie vor.

Olufson stimmte ihr zu. »Ich stoße hier allerdings auf taube Ohren. Mein Polizeidirektor will nichts von einem großen oder gar internationalen Schmugglerring wissen. Man könnte den Verdacht bekommen, er kauft seinen Alkohol inzwischen auch schwarz.«

Kristin Lundby lachte auf. »Überraschen würde mich das nicht. Aber im Ernst, das will ich nicht glauben. Ich habe hier zwei Kollegen, die den Fall mit mir untersuchen, und ich habe einen Polizeidirektor, der sich profilieren will. Mal sehen, was wir erreichen können. Vielleicht schaltet sich ja Scotland Yard, oder wie die heißen, in den Fall mit ein.«

»Ich würde das sehr begrüßen. Was machst du am Wochenende? Ich könnte vielleicht hochfahren, und wir unternehmen was zusammen«, schlug Olufson vor.

Sie lachte. »Das Wetter soll wieder schlechter werden. Wir können uns ja mit einer Flasche geschmuggeltem Wein im Bett verkriechen.«

»Du bist immer so vernünftig in solchen Dingen.« Er lachte ebenfalls, und sie verabschiedeten sich.