Taylor war umgehend nach dem Telefonat mit Peter Hartman ins Büro gefahren, wo bereits Patricia Duncan und Geoffrey Holmes auf ihn warteten. Während Patricia ausgeruht wirkte und in ihrem dunkelgrünen Kostüm beinahe overdressed anmutete, erweckte Geoffrey in seiner knittrigen Uniform den Eindruck, er habe sich in seiner Dienstkleidung nur wenige Stunden schlafen gelegt.
»Peter Hartman hat sich gemeldet. Sein Team hat das Haus von Palmer wieder freigegeben und ist zum Herrenhaus von Whitfield gezogen. Das Apartment von Whitfields Frau werden sie sich am Nachmittag vornehmen«, wusste Geoffrey zu berichten, und Taylor nickte ihm zufrieden zu.
»Dann kann Isabel Palmer wieder zurück in ihr Haus?«, fragte Patricia, die den Telefonhörer in die Hand genommen hatte.
»Ich habe keine Einwände. Mit wem sprechen Sie, Sergeant?«
»Ich versuche, unseren Gerichtsmediziner zu erreichen. Außerdem hat der Chief Superintendent bereits angerufen und erwartet Ihre Rückmeldung, Sir.« Den letzten Satz hatte Patricia wie beiläufig erwähnt, aber Taylor wusste nur allzu gut, was es zu bedeuten hatte, wenn Forester so früh am Morgen nach ihm verlangte.
»Ich werde mich gleich in die Höhle des Löwen begeben. Erst will ich wissen, was Norris zu sagen hat. Vielleicht hat unser Pathologe ja schon Erkenntnisse aus Birmingham.«
Patricia tippte stumm eine Nummer ins Telefon und starrte mit finsterer Miene auf den Computermonitor. Dann sprach sie leise und hörte eine Weile zu. Schließlich verabschiedete sie sich und legte auf. Taylor hatte kein Wort von dem Telefonat verstanden.
»Also, Sergeant? Machen Sie es nicht so spannend.«
»Norris hat bislang noch nichts aus Birmingham gehört. Aber im Mordfall Cooper scheint es Unstimmigkeiten zu geben. Er wird Ihnen den Bericht noch vor dem zweiten Kaffee zumailen.«
Taylor fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Auch das noch, dachte er und stand langsam auf. »Apropos zweiter Kaffee. Ich werde mich mal um meinen ersten kümmern«, sagte er und verließ das Büro.
»Der Chief Superintendent wartet bereits auf Sie«, sagte Foresters Sekretärin Ann Portman zu Taylor, als der das Vorzimmer betrat.
»Seit der Tod des Pharmaunternehmers bekannt ist und durch die Medien verbreitet wird, steht sein Telefon nicht mehr still«, ergänzte sie und deutete auf die Tür des Chief Superintendent.
Taylor nickte und lächelte. Dann klopfte er an Foresters Tür. Unsicher, ob er Foresters Stimme gehört hatte, trat er ein. Der Chief Superintendent blickte aus dem Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
»Ich weiß, dass Sie Ergebnisse haben wollen, Sir. Die hätten wir auch gerne«, sagte Taylor ruhig und freundlich. Forester rührte sich nicht.
»Sir, Sie möchten sicherlich auf den aktuellen Stand der Ermittlungen gebracht werden«, versuchte Taylor erneut, die Aufmerksamkeit seines Vorgesetzten zu gewinnen.
Forester drehte sich langsam zu ihm um, und Taylor erschrak einen kurzen Augenblick. Die Wangen des Chief Superintendent waren eingefallen, und seine Augen blickten blass und ausdruckslos umher.
»Geht es Ihnen nicht gut, Sir?«, fragte Taylor ehrlich besorgt. Er ahnte, unter welchem Druck Forester stehen mochte, aber in einem solchen Zustand hatte er seinen Vorgesetzten noch nie erlebt.
»In zehn Minuten gibt es eine Pressekonferenz. Ich will umgehend alles über den Tod von Whitfield wissen. Außerdem ist das Grundstück von Ernest Whitfield von Reportern umstellt. Die Angestellten haben sich ins Gesindehaus zurückgezogen. Neben der Spurensicherung sind jetzt vier Streifenwagenbesatzungen vor Ort und verhindern, dass die Aasgeier das Grundstück stürmen.« Als Forester seine Einlassung beendet hatte, setzte er sich zu Taylor und blickte ihn aufmerksam und neugierig an.
Taylor bemühte sich um eine kurze, aber vollständige Zusammenfassung dessen, was sie bisher ermittelt hatten. Anschließend folgte er Forester ins Erdgeschoss, wo die Pressekonferenz stattfinden sollte und sich mehrere Dutzend Reporter und Kamerateams eingefunden hatten.
Taylor verabscheute Pressekonferenzen, und die heutige sollte ihn in seiner Abneigung bestätigen.
Am Ende der Veranstaltung verließ er den Presseraum wutentbrannt. Während er versucht hatte, die Ereignisse so umfassend wie möglich zu schildern, kippte die Stimmung. Schließlich ging es nur noch um die Ereignisse aus dem vergangenen Jahr. Taylor musste sich rechtfertigen, weil Sandra Whitfield und Carlos Bardon sich immer noch in Südamerika aufhielten und mit ihnen zehn Millionen Pfund.
»Wie wollen Sie das Geld des Steuerzahlers wieder zurückbekommen, Chief Inspector?«
Das war die Frage, die Taylor zur Weißglut gebracht hatte.
»Ich bin nicht sicher, welchen Beruf Sie in den vergangenen Monaten ausgeübt haben. Aber wenn Sie ihn richtig gemacht hätten, wüssten Sie, dass es sich um das Geld von Ernest Whitfield handelt«, schnaubte Taylor, und Forester hatte Mühe, ihn wieder zu beruhigen.
»Ich fahre jetzt nach Dornumworth«, raunte Taylor seinem Vorgesetzten zu und stand auf.