Zweiundzwanzig

Als Alva am nächsten Tag nach der Arbeit zu ihm kam, lag Jo lang ausgestreckt auf dem Kajütenboden neben Wilma, die sich mit dem Rücken an ihn drängte, und kraulte ihr das Fell. Irgendwas stimmte nicht, das merkte Alva in dem Augenblick, in dem sie in sein Gesicht sah. Sie streifte die Schuhe ab und beugte sich über ihn, um ihn zu küssen. Mit der freien Hand zog er sie zu sich. Sie verlor das Gleichgewicht, stützte sich auf ihm ab und schmiegte sich dann mit dem Kopf auf seinem Brustkorb an seine Seite.

Eine ganze Weile lagen sie nur einfach da, Jo streichelte Alvas Oberarm, und sie ließ die freie Hand unter sein T-Shirt gleiten und strich über seinen Bauch. Ab und zu stockte sein Atem leicht, und einmal war Alva sich sicher, sie hätte ein Schniefen gehört. Was im Namen aller Fjordtrolle war los?

»Euer Ortspolizist war vorhin hier.«

Sie hatte sich nicht verhört, seine Stimme klang belegt.

»Eine Familie aus Schweden vermisst ihren Hund.«

»Aber«, automatisch wehrte Alvas Verstand sich gegen die Bedeutung der Worte, »das heißt doch überhaupt nichts.«

»Er hat extra irgendwo so ein Gerät aufgetrieben, um den Chip auszulesen«, sagte Jo, jetzt sehr flach.

Alva bildete sich ein, sein Herz an ihrem Ohr stärker klopfen zu hören als sonst.

»Keine Ahnung, wie Wilma von Schweden hierhergekommen ist. Wird man wohl auch nie erfahren.«

Alva streckte die Hand aus und tätschelte Wilma ebenfalls. Sie drehte sich begeistert auf den Rücken und zog die Vorderpfoten an.

»Die Leute kommen am Wochenende, um sie zu holen. In Wirklichkeit heißt sie Margret.«

»Margret? Was ist das denn bitte für ein blöder Name?« Keinen Namen hätte sie in diesem Moment gut gefunden. Keinen außer Wilma.

Doch Wilma hatte aufgehorcht.

»Margret«, sagte Alva noch einmal probehalber, und jetzt drehte Wilma den Kopf und sah sie mit ihren großen, braunen Hundeaugen an, als wollte sie ihr etwas Wichtiges mitteilen.

Lange lagen sie einfach da, auf dem Flickenteppich, ganz nah beieinander, und sprachen nicht weiter. Es gab nichts zu sagen. Jo kraulte Wilma. Alva hörte Jos Herzschlag zu und seinem Atem und dem Schwappen des Wassers unter dem Bug.

Alva hatte gemerkt, dass er geheult hatte, und sie hatte nichts dazu gesagt. Warum auch? Idiotisch, dass er überhaupt darüber nachdenken musste. Dies war das einundzwanzigste Jahrhundert, und die Zeiten, in denen Jungs nicht weinen durften, waren vorbei. Theoretisch wusste er das. Praktisch hätte er es nicht dahin gebracht, wo er … nun, gewesen war, ohne die Zähne zusammenzubeißen und immer weiterzumachen. Er dachte an das, was Zayed über Tränen und Wut gesagt hatte.

»Ich hatte einen Hund, als ich klein war«, sagte er und versuchte, die Erinnerung runterzuschlucken. Noch konnte er einfach aufstehen und Alva fragen, ob sie nicht vielleicht mit ihm Nudeln kochen wollte. »Er hieß Hektor.«

»Echt? Wie schön. Ich hätte immer gern einen Hund gehabt. Aber mit meiner Mutter, die immer kränker wurde und so … Was für ein Hund war Hektor?«

Scheiße, er hätte nie damit anfangen dürfen. »Der beste«, quälte er hervor, und es klang fast normal. »Sorry, Wilma.«

Wenn er gedacht – oder vielleicht gehofft – hatte, Alva wäre unsensibel genug, nicht zu merken, dass er aus Versehen in zu tiefem Wasser gelandet war, hatte er sich geirrt. Sie ließ ihre Hand, die ruhig unter seinem T-Shirt gelegen hatte, jetzt gleichmäßige Kreise über seine verspannte Schulter ziehen.

Und dann redete er einfach. »Hektor war ein struppiger kleiner Mischling. Meine Schwester hat ihn angeschleppt, aber er hat sich irgendwie mich ausgesucht. Er hat bei mir im Bett geschlafen, und wenn ich aus der Schule kam, ist er mir entgegengelaufen. Er war mein bester Freund.« Noch einmal versuchte er das mit dem Runterschlucken, und noch einmal misslang es. Jahrelang hatte er die Bilder weggehalten, war ihnen davongerannt, hatte sie weggeschubst oder in linke, untere Ecken gedonnert. Jetzt waren sie wieder da, brannten hinter seinen Lidern und drückten in seiner Kehle. Die Fäuste seines Vaters, Hektors Bellen, der schwere Stiefel. Hektors verkrümmter kleiner Körper an der Wand, die Blutspur auf dem Boden, das verängstigte, schwächer werdende Fiepen. Sein Vater mit diesem entmenschlichten Blick.

»Einmal hatte ich … ich weiß nicht mal, was der Auslöser war. Vielleicht hatte ich eine schlechte Zensur oder so. Mein Vater … er … er … hatte irgendwas eingeworfen und war wohl auch sturzbetrunken und …«

Jo konnte nicht mal mehr atmen. Er presste die Lider zusammen, aber er war immer noch neun Jahre alt und schrie und stürzte auf Hektor zu. »Er ist auf mich losgegangen, wieder mal. Hektor wollte mich verteidigen und …« Er setzte sich auf und angelte nach der Küchenrolle. »Mein Vater hat nach ihm getreten, immer wieder, wie ein entfesselter Dämon.«

Alva heulte inzwischen fast noch mehr als er selbst. Er konnte sie nicht ansehen, sonst würde er diese elende Geschichte nie schaffen, zu Ende zu erzählen. »Hektor ist in meinem Arm gestorben. Ich seh das heute noch, wie seine Augen matt werden.« Alva riss zwei weitere Tücher von der Rolle und reichte ihm eins davon. Selbst nach dem Naseputzen war das Luftholen mühsam. »Er hat mir vertraut, weißt du? Und er wollte mich beschützen. Und ich war … ich konnte nicht auf ihn aufpassen.«

Alva umarmte ihn. Nein, sie nahm ihn in den Arm, winzig, wie sie war, und rieb ihm die Schultern und den Rücken, bis er sich wieder im Griff hatte. Wilma stupste ihn irritiert mit der Schnauze an, und er tastete mit der freien Hand nach ihr.

»Wie alt warst du?«

»Neun.«

Sie hielt ihn noch ein bisschen fester.

»Wenn diese Leute, die Wilma holen wollen, nicht okay sind, bekommen sie sie nicht.« Seine eigene Stimme klang hart in seinen Ohren, aber er meinte es genauso, wie er es gesagt hatte. »Ich meine, wie kann man bitte seinen Hund verlieren?«

 

Er fühlte sich wie ausgewrungen, schlimmer als nach einem Länderspiel. Nein, anders. Nicht hochgepeitscht und körperlich erledigt, sondern … hüllenlos. Wie dieses winzige, staksbeinige Lämmchen, das er neulich auf dem Weg zum Wasserfall gesehen hatte.

Schon das Kleinschneiden der Zwiebeln schien ihm zu viel, aber Alva hatte darauf bestanden, dass Lachspfanne besser als Tiefkühlpizza war, und wie sollte er darüber mit einer Ärztin diskutieren?

Als das Essen kurz darauf vor sich hin köchelte, schob Alva ihn in den Bug, wo er sich einigermaßen gern aufs Bett fallen ließ. Sie legte sich der Länge nach auf ihn und stützte sich auf seiner Brust ab, um ihm ins Gesicht zu sehen. Dabei drückte ihr Becken auf seine Lenden, und sofort meldete sein Körper, dass er wohl doch gar nicht so erschöpft war. Klar, Sex zur Ablenkung hatte immer schon gut funktioniert. Aber Alva war keine Ablenkung, und der Sex mit ihr sollte immer etwas so phänomenal Besonderes bleiben wie gestern. »Erzähl mir was Schönes.«

»Weil dich mein Tag interessiert oder weil du bloß von mir vollgeplaudert werden willst?« Sie drückte sich noch ein bisschen höher, und ihr Becken senkte sich dadurch noch ein bisschen mehr. Er konnte sich immer noch nicht entscheiden, ob er lieber ihren Mund oder ihre Augen betrachtete. In dem Fall die Lippen, die sich jetzt zu einem herausfordernden Lächeln formten.

»Darf ich beides nehmen?«

Nach einem viel zu kurzen Kuss setzte sie sich auf, rittlings auf seine Körpermitte, ausgerechnet. Die Arme stützte sie zu beiden Seiten seines Oberkörpers ab, weil sie ja jetzt wusste, dass die Koje zu niedrig war, um aufrecht zu sitzen. »Du darfst alles nehmen.«

»Gefährliche Äußerung.«

Sie grinste. »Ich weiß, was ich tue. Hast du das Schweben im Kopf eigentlich noch?«

»Selten. Es hat sich anscheinend an dich gewöhnt.«

»Das passt. Und ich finde es beruhigend. Ich würde ungern auf ewig dein Entspannungs-Soundtrack sein.«

Nach Entspannung war ihm gerade gar nicht, aber es kam ihm plump vor, das jetzt zu sagen.

»Mir ist wieder eingefallen, wie man das Phänomen nennt: Autonomous Sensory Meridian Response.«

»Ist das irgendwie … bedenklich?«

»Nein. Haben manche Leute einfach, so wie andere Menschen Klänge und Farben verknüpfen. Wenn man dem Auslöser längere Zeit ausgesetzt ist, gewöhnt man sich wohl dran, und das Nervensystem reagiert nicht mehr drauf.«

Nun, wenigstens hatte er keine Klatsche. Bei seinem Erbgut wäre das schließlich nicht weiter verwunderlich.

»Warum ist mir das vorher nie aufgefallen?«

Alva hob die Schultern, und die kleine Bewegung lief durch ihren ganzen Körper. Sie musste doch merken, welche Wirkung das hatte.

Er konnte nicht mehr. Ablenkung hin oder her, Alva war hier bei ihm, auf ihm, warm und einladend und erregend.

»Du musst aufstehen.«

»Sonst?« Sie machte das mit voller Absicht, das sah er an ihrem Lächeln.

»Sonst verkocht die Lachspfanne, weil …« Langsam ließ er seine Hände unter ihr Oberteil und an den Seiten nach oben gleiten. »Weil wir sonst was anderes tun müssen.«

Einen Moment lang, viel zu kurz, schloss sie die Augen und gab sich seinen Berührungen hin, dann küsste sie ihn und stand auf. »Wäre so schade um den Lachs.«

 

Am nächsten Tag wurde Jo mit voller Wucht klar, dass ihm nur ein Tag mit Wilma blieb. Ein einziger Tag. Aber wenigstens konnte er sich von ihr verabschieden. Auf einmal hatte er fast so etwas wie Heimweh.

An seinem inzwischen gewohnten Platz neben Wilma auf dem Flickenteppich rief er seine Mutter an. Wilma hatte den Kopf auf seinem Schoß abgelegt und ließ sich kraulen.

»Joakim! Dass du dich mal meldest!«

Er seufzte. »Es macht nicht viel Spaß, anzurufen, wenn ich mir das jedes Mal anhören muss, ist dir das klar?«

»Na ja, so schlimm ist es ja nun auch nicht. Ich freue mich, wirklich. Kjersti hat von deiner neuen Kampagne berichtet. Wann kann ich die Bilder denn sehen?«

»Weiß nicht. Kjersti hat den Zeitplan.«

»Dann wird sie mir das ja mit Sicherheit bald sagen. Ich möchte die Fotos nämlich Marthe zeigen.«

»Wer ist das?«, fragte Jo, obwohl er es hätte besser wissen müssen.

»Marthe? Das ist doch meine Nachbarin. Weißt du das nicht mehr?«

Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er kaum je ernsthaft zuhörte, wenn sie ihm etwas erzählte. »Ich werde dir jede Woche Bilder vom Segeln schicken, wenn du willst.«

»Das würde mich sehr freuen«, sagte sie, und für einen Moment war eine echte Verbindung zwischen ihnen da.

Er kraulte Wilma und ließ sich vom vertrauten Singsang des Osloer Dialekts umhüllen. Selbst wenn seine Mutter immer noch genauso hemmungslos ichbezogen war wie immer, tat es erstaunlich gut, ihre Stimme zu hören. Und immerhin schien sie einigermaßen gut drauf zu sein. Vielleicht konnte er sie fragen, ob sie ihm ein Bild von Hektor raussuchte, das Kjersti scannen und ihm schicken konnte.

Nachdem er auf dem neuesten Stand war, was sämtliche Wolkenschlösser seiner Mutter anging, versuchte er, ihr wenigstens ein paar Dinge aus seinem Leben zu erzählen. Aber es war wie immer. Sie musste dringend noch einkaufen gehen, und später würde sie Leonid treffen. »Aber wir sprechen wann anders.«

»Ja«, sagte er und legte das Telefon sanfter als sonst zur Seite.

Wilma stupste ihn auffordernd an und fiepte.

»Was ist los?«

Wieder fiepte sie. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Hektor auf diese Weise kommuniziert hatte. Aber vielleicht war er auch nur zu klein gewesen, um das noch zu wissen.

Er war erst vor drei Stunden zum Morgenlauf mit ihr am Strand gewesen, trotzdem stand er auf und zog sich die Schuhe an. Ein letztes Mal wollte er mit ihr zum Wasserfall.

Während er den Berg hochstapfte – möglichst schnell, um all das, was in seinem Inneren tobte, nicht zu genau spüren zu müssen – hinterließ er Kjersti eine Sprachnachricht, wie der weitere Zeitplan mit SkanJersey aussähe und ob seine Mutter die Sozialhilfeanträge im Griff hätte. Nicht weil eins von beidem dringend gewesen wäre, sondern weil er an irgendetwas anderes denken musste als daran, wie sehr er Abschiede verabscheute.

Er lief nicht nur bis zum Wasserfall, sondern noch mindestens einen Kilometer weiter. Je weiter er nach oben kam, desto tapferer klammerten sich die wenigen windzerzausten Kiefern an den nackten Felsen fest. Obwohl es kalt war, hatte die Sonne den Schnee hier inzwischen vollkommen abgetaut. Mit dem Rücken gegen einen Steinbrocken gelehnt, setzte Jo sich hin. Wilma legte sich neben seine Beine, den Kopf auf seinen Oberschenkeln, als hätten sie das ein Leben lang so gemacht und nicht erst wenige Wochen.

Eine Nacht noch mit Wilma. Eine einzige Nacht. Zwei Spaziergänge. Was, wenn ihm die Leute wirklich nicht gefielen? Er konnte schlecht mit Wilma über die nächste Grenze türmen, mal abgesehen davon, dass das vermutlich die zu Schweden wäre.

Die Leute hatten geschrieben, sie seien in einer Pension im Nachbarort untergekommen und würden um zehn am Hafen sein.

Den ganzen Morgen über schon schien Wilma zu spüren, dass etwas anders war als sonst. Am Strand schnappte sie überdreht nach den Wellen und überschlug sich vor Enthusiasmus, als sie hinter einem Stock herfetzte.

»Diese Schweden bekommen einen ziemlich nassen Hund wieder«, sagte Alva.

»So ein Pech.« Jo grinste wackelig, und sie nahm seine Hand. Es war kurz vor zehn.

»Ich werde weinen.«

»Das ist okay.«

Jo hatte sich erstaunlich gut im Griff. Hätte er nicht ab und zu tiefer geseufzt als sonst und die Spannung aus den Schultern geschüttelt, hätte sie ihm wohl nichts angemerkt.

Wie immer war Wilma schneller, als sie über die Felsbrocken zum Hafen hochkletterten. Doch auf dem obersten Stein blieb sie wie angewachsen stehen.

Alva machte die letzten Schritte umso zügiger, und Jo an ihrer Seite tat das Gleiche.

Wilma hatte die Ohren aufgestellt und den Schwanz aufgerichtet, als könne sie sich nicht sicher sein, was sie da sah.

Die Leute waren mit einem Kleinbus gekommen. Ein Mann, eine Frau und ein vielleicht zehnjähriges Mädchen. Zuerst hielt sich das Mädchen an der Hand seiner Mutter fest, doch dann ließ es los und lief auf den Steg zu. »Margret!« Sie hatte eine feine, hohe Stimme, die dennoch über den ganzen Platz hallte. So viele Gefühle schwangen darin mit, dass Alva das Atmen schwerfiel. »Margret! Komm her, Margret!«

Und dann rannte Wilma mit wild propellerndem Schwanz los, kläffte, fiepte, sprang an dem Mädchen hoch, wedelte, hüpfte.

»Du bist wieder da. Meine Margret.«

Alvas Tränen liefen einfach. Sie machte nicht mal den Versuch, sie aufzuhalten.

Wilma – Margret – fiepte und propellerte immer noch, aber dann hockte das Mädchen sich hin, und Wilma legte sich vor ihr auf den Boden und ließ sich kraulen, wobei sie sich immer wieder umsah, mit dem Schwanz wedelte und sichtlich mit zu viel Freude für einen einzigen jungen Hundekörper klarkommen musste.

Jo reichte Alva ein Taschentuch. Sie trocknete ihre Augen und putzte sich die Nase, bevor sie ihn ansah.

Mit grimmigem Nicken griff er nach ihrer Hand, und gemeinsam gingen sie den Leuten entgegen.

Ab liebsten hätte Jo die Sache möglichst schnell hinter sich gebracht, aber die Schweden bestanden darauf, Alva und ihn noch zum Essen einzuladen. Jamal’s Place war fast voll mit vier Erwachsenen, einem Kind und einem Hund.

Wie Wilma nach Lillehamn gekommen war, ließ sich nicht mit Sicherheit herausfinden. Anfang Dezember waren die Leute an der Nähe der Grenze zu Norwegen mit ihr im Wohnmobil unterwegs gewesen. Nach einer Rast hatten sie angenommen, sie würde hinten im Wagen schlafen, und abends hatten sie festgestellt, dass das nicht der Fall war. Niemand konnte mehr rekonstruieren, ob während des Haltens die Tür offen gewesen und Wilma aus einem Antrieb »spazieren gegangen« war oder ob jemand sie gestohlen hatte. Das Mädchen umarmte ihren Hund, als wollte sie ihn nie wieder loslassen, während ihre Mutter das erzählte.

Normalerweise mochte Jo es, sich mit Schweden oder Dänen zu unterhalten und darüber zu lachen, wo sich die Sprachen glichen und wo sie über vollkommen unverständliche Begriffe stolperten. Aber nachdem er seinerseits berichtet hatte, wie er Wilma zwischen den Mülltonnen gefunden und mit Fischbällchen angelockt hatte, gingen ihm die Worte aus.

Alva rettete ihn. Sie begann mit dem Mädchen ein Gespräch über Hunde, Pferde und Robben, als würden sie sich schon ewig kennen. Wahrscheinlich war sie eine wirklich gute Ärztin mit dieser Fähigkeit, andere zum Wohlfühlen zu bringen. Wenn Wilma nicht neben dem Mädchen stand und sich streicheln ließ, kuschelte sie sich abwechselnd an die Beine des Mannes oder der Frau, und zwischendurch kam sie auch mal zu ihm.

Er hockte sich zu ihr und kraulte sie hinter dem rechten Ohr, wie er es so oft getan hatte. »Du wirst es gut haben, Kleine. Deine Leute sind okay.« Es war ihm egal, ob sie ihn hörten.

Bevor sie losfuhren, holte er die Oslo-Elite-HK-Handtücher vom Boot, signierte Wilmas Halsband, und die Schweden versprachen, ab und zu Bilder von Wilma zu schicken. Alva stand warm und tröstlich vor ihm. Er hatte die Arme um sie gelegt, während sie zusahen, wie das Auto um die Ecke bog und verschwand.