– Kapitel 17 –
KAYDEN
Er schaffte es kaum, die Augen offen zu halten. Nephele schlief oben und Kayden hatte sich auf einen Hocker gesetzt und versucht, eine Runde zu dösen. Doch Mooleys Kräutermischung, die ihn dabei unterstützen sollte, wach zu bleiben, half nicht. Der Erdwirker hatte sie ihm gegeben, weil es unklug sein konnte, während eines Fluges im Drachensattel einzunicken. Jetzt schien es ihm, als habe jemand Gewichte an seine Lider gehängt. Sein gesamter Körper rief nach Ruhe, Schlaf und süßen Träumen.
Seine Gedanken schweiften ab, taumelten umher.
Konnte man sich in einen Sturm verlieben? Oder war es lediglich die Vorstellung davon? Im Grunde musste er zugeben, dass er Aira nicht wirklich kannte. Er begehrte sie, ja. Aber was genau rief diese Sehnsucht hervor?
Der Wind war ein verstärkendes Element für das Feuer. Und jetzt erlebte er ein Gegenteiliges – eines, welches das Feuer zum Schweigen bringen konnte. Und beide Vorstellungen waren gleichermaßen erschreckend. Er begriff, dass er zwischen all dem stand. Am Meer geboren, auf ihm gelebt und dennoch vom Feuer gezeichnet. Er fühlte sich verloren zwischen diesen Elementen und einen Moment lang wünschte er sich voller Inbrunst, dass sie verschwanden und niemals wiederkehrten.
Und dass Nirahel damit aufhörte, beides davon aufzuwühlen.
Eine Stunde kämpfte sich Kayden durch Schnee und Wald, rieb das kalte Weiß in sein Gesicht und riss die Augen auf, weil sein Blick trübe wurde.
Auf der Lichtung war es still wie in einem Grab. Wäre der Schnee nicht gewesen, auch ebenso finster. Kasais Silhouette hob sich als schattiger Umriss vor den Bäumen ab, die Schwingen angelegt.
»Heyja, alter Freund. Wartest du schon lange?«
Keine Antwort.
Mit unsicheren Schritten ging er weiter.
»Pennst du etwa im Stehen? Und ich musste mich hierher …« Der riesige Umriss sprang auf ihn zu. Kayden war zwar geübt in solchen Dingen, doch seine Beine bewegten sich einfach nicht. Ein heftiger Stoß warf ihn zu Boden, dass der Schnee aufwirbelte, und eine Pranke drückte ihn nieder.
Du stinkst, Nordmann! Du stinkst nach Dunkelheit.
»Ich … was?«, keuchte Kayden, der keine Luft mehr bekam.
Der Drachenkopf beugte sich zu ihm herunter und heißer Atem schlug Kayden entgegen, die Nüstern schnupperten an ihm.
Ich roch es schon länger, doch dachte ich, es wären Menschenkräuter. Jetzt aber bist du voll mit dem Zeug. Es wundert mich, dass du nicht auf den Knien liegst und ein Loblied auf die Schwärze singst.
In Kaydens Kopf purzelten die Gedanken umher. Aira tauchte am Rande seines Blickfelds auf und warf ihm einen tadelnden Blick zu, so wie damals, als er zum Informationen fischen ausgerückt war. Wo war das gewesen? In … in dieser einen Stadt, die … Verdammt.
Eine Kralle bohrte sich unsanft in seine Rippen. Mit fahrigen Bewegungen und tauben Fingern wühlte Kayden in der Manteltasche und zog Mooleys Kräuterbeutel heraus. Dieser dreckige …
Du bist dabei aufzugeben, Kayden! Niemand hat dir je gezeigt, was es bedeutet, ein Feuerwirker zu sein. Du hast nicht gefragt. Nicht danach gesucht. Du bist stur, nordisch und glaubst, dass du niemanden wirklich brauchst. Eine eigene Festung samt Mauer. Aber dein Element ist ein Bindeglied zwischen dir und der Welt, in der du wandelst. Es hat dich dein Leben lang geleitet, war bei dir. Nutze endlich deine Gabe! Feuer brennt nicht nur oder ist Hitze, es ist auch Licht !
»Licht?«, murmelte Kayden.
Es wird Zeit, dass jemand deine Seele entfacht. Die hübsche Prinzessin ist nicht da, Orcas ebenso wenig. Also werde ich es tun.
Der Drache öffnete einen Spalt das Maul und Kayden glaubte, in einen Schlund der Furcht zu blicken. Er wand sich, kämpfte, doch Kasai hielt ihn fest, drückte ihn noch tiefer in den Schnee.
Der Krieger sah, wie ein Funke über die schuppigen Lefzen schwebte. Er blinzelte heftig, presste wild entschlossen die Augen und Kiefer zusammen wie ein Wahnsinniger. Doch hinter den Lidern wurde es heller und heller und etwas in ihm rief nach diesem Licht. Ein Schrei kroch ihm die Kehle empor und schließlich konnte er nicht länger widerstehen. Er riss den Mund auf und spürte, wie der Funke in ihm verschwand. Kayden versuchte zu husten, glaubte, innerlich zu verbrennen. Was dann geschah, dafür hatte er keine Worte mehr. Als hätte jemand eine Fackel in eine dunkle Höhle voller Öl geworfen, breitete sich der Funke aus, schlug erste knisternde Flammen. Er packte Kaydens Seele und tauchte sie in Feuer.
***
Die Welt sank zurück in ihre alte Form. Und mit ihr ein Nordmann, der in den Himmel schnaufte. Nicht außer Atem oder weil Angst seinen Puls antrieb, sondern weil er sich angenommen fühlte, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben.
War es so schwer, deine Bestimmung zu erkennen?, fragte Kasai.
»Eine Bestimmung kann ebenso eine Fessel sein, alter Freund.«
Du liebst die Freiheit, Kayden. Doch was ist sie wert, wenn kein Licht mehr auf sie fällt?
»Das ist wohl wahr.« Er stemmte sich auf die Beine. In seinem Schädel waren sämtliche Stimmen verstummt. Eine ungewohnte Leichtigkeit und klare Ruhe ergriffen Besitz von ihm. Hätte er geahnt, dass sein Element eine derartige Wirkung haben würde, wäre er nicht annähernd so stur gewesen. Zumindest redete er sich das gerade ein.
Ich an deiner Stelle würde die Kräuter verbrennen.
Er zog den Beutel heraus, den Mooley ihm beinahe aufgedrängt hatte. Er versuchte, sich zu erinnern, wie oft er Tee damit …
»Dieser verdammte Bastard!«, knurrte Kayden. Vorsichtig zerrieb er einige der Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger. Wesentlich trockener hätten sie sein müssen, also hatte vor Kurzem noch jemand anderer Zugang zu dem Beutel gehabt, um … »Diese verdammte Wasserwirkerin!«
***
»Ich muss das beenden.« Kayden machte sich bereit. Er wollte zum Turm zurück.
Du hast ihr vertraut? Kayden, sie wurde ausgebildet, um den Spiegel aus dem Meer zu holen. Und das, indem Menschenleben von ihrer Fähigkeit abhingen.
Er hatte Kasai alles erzählt, jetzt da sein Kopf nicht länger im Nebel dieser Droge umherirren musste.
»Ich schiebe es einfach mal auf die Kräuter, ja? Mein Stolz ist schon genug angekratzt. Früher konnte ich die Menschen lesen, ich hatte ein Gespür dafür, wie es in ihnen aussah. Ahrr, wer weiß, wie lange ich das Zeug schon zu mir nehme. Und was ist es überhaupt? Ein Gift?«
Doch wieso hat der alte Erdwirker seine Finger in diesem Spinnennetz?
»In einer der Erinnerungen, die Meridiem mir eingeflüstert hat, hatten sie und Orcas schon früher Bedenken bezüglich seiner Loyalität. Die Dunkle wurde damals nicht besiegt, der Zyklus war unvollständig. Ich denke, Mooley hat sich gefragt, welche Möglichkeiten ihm blieben, sollte er tatsächlich zweihundert Jahre auf einer Insel festsitzen. Er wusste, Shizari würde zurückkehren, und hat nach einem Ausweg gesucht. Er hat sich im Spiel gehalten, indem er die Türme mit Schlüsseln versah. Vermutlich hat er ihr sogar von dem Schiff und dem Spiegel berichtet.« Kayden rieb sich die Nase. »Nicht Nephele, sondern der alte Erdwirker ist Maus
Mich überrascht gar nichts mehr, was diesen alten Kauz angeht. Doch wozu dann zweiundvierzig Türme und Schlüssel?, fragte Kasai. Er schickt sie häppchenweise her. Ist doch klar, dass der Richtige nicht dabei ist, oder? Wieso spielt Shizari das Spiel mit?
Kayden grübelte. »Er will etwas von der Dunklen. Er will runter von der Klosterinsel, sich wieder ins pralle Leben stürzen. Das ist wie beim Feilschen auf dem Bazar. Der eine macht ein Angebot, zeigt guten Willen, der andere versucht, den Preis zu drücken und sich derweil nach einer Möglichkeit umzusehen, sich die ganze Beute zu schnappen, ohne zu bezahlen.«
Wieso nahm ihm Shizari nicht einfach die Schlüssel ab? Bei dem Angriff auf Barshan Anur hatte sie die Möglichkeit dazu.
»Mooley mag versoffen und ein Drecksack sein, aber er ist bestimmt nicht dumm. Er wird die Schlüssel gut verwahrt haben. Womöglich hat er gar einen vertrauenswürdigen Mittelsmann. Woher wissen wir, ob die Botenvögel von der Klosterinsel kamen? Vielleicht wurden einige aus Kalandria losgeschickt!«
Dennoch muss der Dunklen doch klar sein, dass Mooley ihr so lange nicht den richtigen Schlüssel schickt, bis er bekommen hat, was auch immer er von ihr haben will. Das ergibt keinen Sinn, Kayden.
»Die wenigsten Dinge ergeben Sinn, mein Freund. Beide spielen auf Zeit. Shizari glaubt, sie kann das Schiff allein finden, mit ihrer Wasserwirkerin. Vielleicht arbeitet die Zauberin daran, wie sie die Türme ohne Schlüssel ausschalten kann. Und Mooley, nun, der hängt zwischen Baum und Borke. Er will von der Insel runter. Und bald gehen ihm die Argumente aus. Es sei denn, er droht damit, die Schlüssel zu vernichten.«
Was aber, wenn Nephele das Schiff als Erste fände? Wenn sie schon längst an jenen Stellen zu suchen begonnen hatte, von denen der alte Erdwirker glaubte, sie seien gut geschützt? Shizari hatte gewusst, dass Kayden auf dem Weg hierher war. Die Falle in Ars Deran, war sie eine Finte gewesen? Hatte sie eigentlich Kasai gegolten? Die Dunkle hatte jemanden hier vor Ort gebraucht, der das Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Jemanden, der die Türme schützen wollte. Jemanden, der Kontakt zu Meridiem gehabt hatte.
Beim stolpernden Wanderer !
Und Kayden hatte Nephele längst verraten, dass die Türme lediglich der Ablenkung dienten.
Er war es, der den Spiegel Shizari in die Hände legen würde.
»Kasai, wir haben nicht viel Zeit, befürchte ich«, zischte Kayden und erklärte, was der Drache für ihn besorgen sollte. Dann rannte er los und hoffte, dass er nicht zu spät kam.
***
Er kam zu spät.
Der erste Soldat kauerte hinter einem Stamm, etwa zwanzig Schritt vor dem Turm. Kayden fragte sich, wann die ersten von ihnen zwischen seine Fallen geraten würden, die er im Wald versteckt hatte. In Brandawik hatte er gelernt, wie man diese mit primitiven, aber effektiven Mitteln baute. Sie sollten vorrückende Feinde zermürben und waren bestens dafür geeignet, einen Rückzug zu decken. Es marschierte sich nicht gut, wenn man ständig den Feind im Nacken sitzen hatte.
Anschleichen war unmöglich, da der Schnee knarzte, egal wie geübt man den Fuß aufzusetzen vermochte. Kayden wartete, bis er sicher war, dass der Mann niemandem in der Nähe Zeichen gab. Das tat er nicht. Er hockte still da, eine gespannte Armbrust auf den Knien und spähte zwischen die Stämme.
Kayden konnte nicht riskieren, seine Flammenklinge zu benutzen. Sie ließ ihre Opfer zu Asche verglühen und das kurze Aufflackern konnte ihn womöglich verraten. Er warf also das letzte Messer, welches er noch bei sich trug. Die Klinge traf und der Mann sank mit einem überraschten Laut zur Seite. Kayden zog das Messer heraus und schob Schnee über den Toten, damit dieser nicht entdeckt wurde.
Um weitere Begegnungen zu vermeiden, näherte sich Kayden dem Turm von der anderen Seite. Sicher hatten sie seine Spuren gefunden, die in den Wald führten. Er wusste nicht, ob sie ihn suchten oder es vorzogen, in voller Stärke auf ihn am Turm zu warten. Was hatte Nephele geplant? Ihn mit Gift vollzupumpen und den Soldaten einen schlafenden oder zumindest wehrlosen Kayden zu übergeben? Nun, was das betraf, würden die Kerle eine böse Überraschung erleben.
Hinter dem Turm trat er aus dem Wald, lauschte. Nichts. Mit Hilfe seiner Drachenklinge, die sich mühelos in das Gestein bohren ließ, kletterte er die Felswand hinauf. Als Kind hatte er schon Klippen erklommen, daher kam er gut voran und seine Finger waren von seinem inneren Feuer gewärmt. Kaum etwas war schlimmer als eiskalter Fels, wenn man klettern wollte.
Oben auf dem Dach wartete er, bis sich sein Puls beruhigte. Er kroch zur Meerseite und erkannte einige frische Fußspuren, die offensichtlich vom nördlichen Strand gekommen waren und schnurstracks zum Turm führten. Sie hatten tatsächlich mit keinerlei Gegenwehr gerechnet, was bedeutete, dass Nephele ihnen eine Nachricht geschickt haben musste.
Langsam hob er die Luke an, linste durch den Spalt, spitzte die Ohren. Er hörte Gemurmel und gedämpftes Licht floss aus dem Treppenaufgang. Vorsichtig hob er die Luke weiter an, stieg auf die erste Sprosse der Leiter. So leise wie möglich setzte er die Füße auf, bis er auf dem Boden stand. Auch hier Spuren. Die Männer hatten Schnee unter ihren genieteten Stiefeln gehabt, der nun schmolz. Kayden wandte sich der Treppe zu, welche hinunter in die Schlafkammer führte. Zehn lautlose Atemzüge später stand er neben dem Schrank, die Flammenklinge in der Faust und hörte zwei Stimmen aus dem Hauptraum.
»Das wird Invidia nicht gefallen. Sie will ihn lebend. Jetzt läuft er dort draußen herum, bewaffnet und nicht bei Sinnen.« Ein Kribbeln huschte Kayden über den Rücken, zupfte an einer Erinnerung.
»Ich gab ihm sogar mehr als nötig«, verteidigte sich Nephele. Sie klang verstört und ängstlich. »Ich musste ihn in Sicherheit wiegen, deshalb ging ich zu Bett. Wie hätte ich ahnen können, dass der Mann noch aufrecht stehen, geschweige denn in den Wald gehen kann.«
»Er ist ein Feuerwirker. Das hättest du bedenken müssen.«
»Aber er wurde nie ausgebildet, sagte man mir. Er hat das Element, es aber nicht angenommen. Was hätte ich tun sollen? Mehr Nachtwolke hatte ich nicht. Es zeigte seit Tagen Wirkung! Ich musste es versuchen.«
Ein ungelenkes Scharren war zu hören und die Tür wurde geöffnet.
»Schickt die Takyn Vor ! Sie sollen den Wald absuchen.« Dann ein Schlag, ein unterdrückter Schrei und ein Stuhl polterte zu Boden. »Du sagtest, er wisse, vor welchem Turm das Schiff liege. Deshalb sind wir hier. Die Eine hat ihrem Informanten jedoch gewährt, wonach er verlangte. Der Schlüssel wird bald eintreffen. Dann werden wir sehen, wer hier die Wahrheit sagt, Sklavin.«
»Ich lebe, um zu dienen«, wimmerte die junge Frau.
»Vergiss das nicht! Wir werden oben in dem Fort unser Lager aufschlagen, dich im Auge behalten. Wenn Wolfshall auftaucht, dann gib es an uns weiter!«
»Ich werde gehorchen.«
Die Tür knallte, Schritte im Schnee, Befehle wurden erteilt. Da endlich erkannte Kayden die Stimme und sein Herz machte einen Sprung.
Es war Tulvar! Jener vor Boshaftigkeit triefende Soldat aus Brandawik, dem Kayden einst die Kniescheiben zertrümmert hatte. Das konnte nur bedeuten, dass der Wichser jetzt ein Wachsherz in der Brust hatte.
Er hörte, wie Nephele schniefend den Stuhl zurückstellte. Sie schlurfte zur Treppe, kam um die Biegung herum und erstarrte, die Augen ungläubig aufgerissen. Verloren die Kraft des Meeres und der Gischt darin. Jetzt wohnte dort die Furcht. Sie beäugte die Klinge in seiner Faust.
»Es … es tut mir leid.«
»Ich kam eigentlich zurück, um dich zu töten«, sagte Kayden tonlos. »Doch es ist klüger, es nicht zu tun, denke ich.«
»Ich wollte das nicht«, flüsterte sie.
»Die Welt ist leider verdammt voll von Dingen, die wir nicht tun wollten.« Kayden stieg die Treppe zur Schlafkammer hinauf, wartete, bis die Wirkerin ihm folgte. Sie stand mit hängendem Kopf da, die Schultern zuckten.
»Was wirst du jetzt tun?«, wollte sie wissen.
»Du wirst dich für eine Seite entscheiden müssen, Nephele. Du versuchst, Licht und Dunkelheit gleichzeitig auszutricksen«, antwortete er, als seine Schuppe ein zartes Summen von sich gab. Kasai war in der Nähe. Er warf ihr den Mantel zu. »Komm mit!«
Die Brandung war lauter geworden, der Wind stärker. Und in jeder Böe, die sein Gesicht traf, spürte er Airas Lippen. Ein lang vermisstes Gefühl, das von Nachtwolken umgeben gewesen war. Kasai hatte sich am Ufer zusammengerollt, von einem großen Felsen kaum zu unterscheiden. Die junge Wirkerin, die hinter dem Nordmann herging, schaute auf und blieb stehen, als wäre sie vor ein Hindernis geprallt.
»Ein Knochenschmelzer !«, krächzte sie. »Bei der ewigen Schlange.«
Es war eine seltsame Bezeichnung für einen Drachen, doch hatte Kayden anderes zu tun, als sich darüber Gedanken zu machen.
»Er wird uns den Arsch retten, also wäre ein wenig Respekt angebracht«, sagte Kayden.
Nephele senkte den Kopf, blieb wie angewurzelt stehen und schwieg.
»Wie viele hast du besorgen können?«, wollte Kayden wissen.
Der Drache öffnete das Maul. Ein mondheller Schimmer ruhte unter der Zunge, beschien die vorderen Zahnreihen und vermischte sich mit dem Glühen, das tief im Rachen seinen Ursprung hatte. Ein reichlich ungemütlicher Anblick.
Zehn , sagte Kasai, als er die dunkelfarbene Zunge anhob und Kayden die Steine zeigte. Ich musste sie mit meinem Drachenatem befreien .
»Sehr gut, dann strahlen noch genug Türme, um die Illusion aufrecht zu erhalten. Die Bastarde lagern im Fort, oben auf der Bergkuppe.«
Wenn ich will, fliege ich leiser als eine Fledermaus, gab der Drache brummend zurück, nachdem er die Steine ausgespuckt hatte . Ich könnte sie einäschern, Kayden.
Der Krieger wickelte die taubeneigroßen Mondlichtsteine in ein gerußtes Tuch und stopfte sie dann in seinen Mantel.
»Ja, und wie wäre es anschließend mit einem flotten Siegesbrüllen? So im Schein des brennenden Forts, auf dem höchsten Punkt der halben Küste? Das würde sicher niemandem auffallen.« Ein ungehaltenes Schnauben war die Antwort.
Es war nur ein Vorschlag. Was hast du dann vor, Nordmann?
Hinter ihm sank Nephele auf den Kies. »Nein, bitte nicht«, weinte sie.
Doch Kayden hatte sich entschieden und stapfte zurück zum Turm, um zu packen.
»Ich werde den Spiegel für immer zerstören, das habe ich vor.«