So enden Geschichten ja oft. Von wegen nie wieder loslassen und so. Kann man so schreiben. Ist aber Quatsch. Natürlich muss ich meine Mutter wieder loslassen. Und sie mich auch. Anders geht es nicht. Und ich muss sie zu Dad bringen. Die zwei gehören zusammen.
Später muss sie mir alles beantworten. Wie ist sie zu den Alten von Godland eins gekommen? Wie in aller Welt hat sie das Unwetter überlebt? Welche Lügen hat Godmother auf ihrer Serverinsel erzählt? Und tausend andere Fragen.
Tian brüllt durch den Korridor: »Hey Yolanda, wo bist du? Wir wollen endlich weg.«
Der ist ja ziemlich nervös geworden. Hat er Angst, Godmother wacht noch einmal auf? Für mich sieht sie ziemlich ausgelöscht aus.
Tian blickt durch die offene Schleuse zu uns in den Kontrollraum. »Du bist immer noch hier drinnen?«
Er entdeckt die Fremde an meiner Seite. Ich werde ihm später erklären, wer sie ist. Jetzt will ich mit meiner Mutter fort von diesem digitalen Friedhof!
Ich schaue zu ihr. Sie ist fertig mit den Nerven, lächelt mir aber zu. Ich blicke noch einmal auf die schwarzen Monitore und die toten Maschinen.
Das digitale Paradies war nichts als ein Fake, gebaut aus Godmothers Lügen.
Vielleicht hüpfe ich nach meinem Leben im echten Paradies herum (glaube ich aber nicht).
Oder ich werde wiedergeboren (glaube ich auch nicht).
Oder überhaupt nichts passiert (hoffe ich nicht).
Doch auf der Erde bin ich als Yolanda nur ein einziges Mal.
Nämlich jetzt.