Kapitel 28
Jordan betrachtete, wie das fahle Morgenlicht Costa Ricas die Finger durch die Ritzen im Rollo ihres Campervans streckte und ein Streifenmuster auf Storms Haut malte. Auf das Brandzeichen auf seiner Brust, wulstige Narben, die sich von der sonnengebräunten Haut abhoben. Obwohl Jordan die Erinnerung an das, was sie bedeuteten, nicht abschütteln konnte, zeigten sie ihm auch, dass dies Storm war, der neben ihm lag und schlief. Entspannt ausgestreckt. Vertrauensvoll.
Er hatte schon nicht mehr zu hoffen gewagt, dass er ihn finden würde. Und nun, da er neben ihm in ihrem Van auf der einfachen Pritsche saß, brauchte er wie jeden Morgen eine Weile, um es zu begreifen. Brauchte Zeit, um die Rastlosigkeit abzustreifen, die ihn während der vergangenen Jahre vorwärtsgetrieben hatte. Zunächst auf der Suche nach sich selbst und dann nach Storm.
Zumindest Storm hatte er gefunden.
So lange daran gewöhnt, immer auf dem Sprung zu sein, weiterzuziehen, fühlte es sich nun ungewohnt an, zur Ruhe zu kommen. Denn genau das war während der letzten Wochen passiert. Das erste Mal, seit dem Unfall, seit dem Flugzeugabsturz, hatte er komplett loslassen können. Nein, er glaubte immer noch nicht an den heilenden Schwanz. Er war sich nicht mal sicher, dass dieses Gefühl, endlich angekommen zu sein, nur mit Storm zusammenhing.
Storms Lider zuckten. Er gab ein Seufzen von sich und öffnete die Augen. Sobald sein schlafverschleierter Blick auf Storm fiel, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. »Hey.«
»Selber hey.«
Storm hob die Hand und berührte seine Wange. Sein Lächeln vertiefte sich. »Also war das wieder kein Traum.«
Jordan schüttelte den Kopf, unfähig, etwas zu sagen. Er konnte nur Storm ansehen und war einfach glücklich. In dieser
Sekunde, an diesem Morgen, wollte er nur genießen, dass sie zusammen waren.
Storms Lächeln wechselte von schläfrig zu reumütig. »Tut mir leid, dass ich so schnell eingeschlafen bin gestern.«
»Nicht schlimm«, flüsterte Jordan. Ihm wurde heiß bei der Erinnerung an das, was sie vorher getan hatten. An dem hungrigen Ausdruck in Storms Augen erkannte er, dass er auch daran dachte.
»Ich hätte mich gerne länger mit dir unterhalten«, sagte Storm.
»Das können war ja noch. Wir sind noch nicht fertig mit Mittelamerika. Und wenn wir noch Südamerika dranhängen ...«
»Wenn du das sagst. Du bist ja der Roadtrip-Experte.«
Ja, das war Jordan mittlerweile wirklich. »Vielleicht war ich nur auf der Flucht.«
»Oder auf der Suche?«
»Das auch.« Jordan schluckte. War es noch zu früh, es zu sagen? Er hatte sich angewöhnt, immer alles sofort zu tun. Nichts auf die lange Bank zu schieben. Den Augenblick zu nutzen. »Ich bin jetzt zu Hause«, sagte er daher. »Egal, wo ich hinfahre. Wenn du bei mir bist.«
Storm setzte sich ebenfalls auf, sah ihm in die Augen. »Trifft sich gut«, sagte er rau. »Weil du mich nämlich verdammt noch mal nicht so schnell wieder loswirst, Jordan James.«
Diesmal war ihr Kuss ein Versprechen.
Und das Leben schmeckte nach Salz und Sand.