Prolog

GREGOR & ICH

Als ich ihm zum ersten Mal begegnete, rettete ich ihn.

Ich weiß, es klingt dramatisch, aber es stimmt, Gregor hat es indirekt bestätigt. Damals, als ich achtzehn und naiv war, als ich mich frei wie in den Filmen fühlte, weil ich mein Abi gerade in der Tasche hatte, die Welt verändern wollte und Kompass ohne Norden auf der Autobahn aufdrehte, bis meine Ohren piepten. Als frische Abiturientin malte ich mir das Erwachsensein nämlich wie ein Entspannungsmandala aus, in dem ich die Farben und Motive selbst bestimmen konnte. Simpel erklärt war ich ein völlig durchschnittliches Mädchen, das sich täglich sagte: Bald wird es beginnen, das richtige Leben.

Das mit Gregor passierte in den Monaten dazwischen, in dieser nervigen Übergangsphase. Im Schwebezustand sozusagen, wo alles ganz tranceartig und verschwommen ist. Ein bisschen so, wie betrunken auf dem Lollapalooza zu tanzen, obwohl The Weekend die Bühne längst verlassen hat. Ich wünschte, dieser erste Morgen mit Gregor wäre in meinem Gedächtnis auch so körnig wie eine Festivalerinnerung, aber er ist gestochen scharf. Ich erinnere mich an alles. An jedes Detail, an jeden Riss, an jeden einzelnen Tropfen.

Und Gregor tropfte so verflucht viel.