Ach, du heilige Scheiße. Ich war gerade wie in einem Porno von einem anderen Mann in der Umkleidekabine abgewichst worden. Dazu nicht von irgendeinem, sondern von einem riesenhaften Navy SEAL-Mann mit Muskeln und Tätowierungen und … dem wohl hübschesten Babyface der Welt.
Ich warf einen Blick auf die Tätowierung, die sich um seinen Oberarm schlang. Es war ein Froschskelett, das einen Dreizack hielt. Der Gedanke an seinen Einsatz bei der Spezialeinheit begann neues Leben in meinen erschöpften Schwanz zu pumpen. Gott, Saints Körper war so verdammt heiß.
Ich sah erneut zu ihm hoch und erkannte Besorgnis auf seinem Gesicht. Worüber sollte er sich Sorgen machen? Dass ich es jemandem erzählte? Seinem Chef vielleicht?
Aus irgendeinem Grund brachte mich sein unsicherer Gesichtsausdruck dazu, ihm meine wahren Gefühle zeigen zu wollen, hemmungslos und ohne mich zurückzuhalten. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, dann sprang ich zu ihm auf, presste meine Lippen auf seine, schlang meine Arme um seinen Hals und umschloss seine Taille mit meinen Beinen.
Er gab einen Uff
-Laut von sich, ehe er seine Arme um mich legte und mich festhielt. Mein Mund ging zum Angriff auf den seinen über und begehrte Einlass. Er erwiderte Kuss für Kuss, und unsere Münder verschmolzen förmlich ineinander, bis wir uns keuchend wieder voneinander lösten. Wir verblieben so, mein Schritt an seinem Bauch, bis unsere Schwänze wieder hart waren und gegeneinander rieben, als er mich schließlich absetzte.
„Ich will mich ja nicht beschweren, aber das war eine ganz schöne Überraschung“, sagte Saint mit einem reizenden Lächeln. Da war er wieder, der komische Zahn. Ihn in seinem albernen Grinsen zu entdecken, löste etwas in mir.
„Weißt du eigentlich, welche Tortur es war, in der Twist-Umkleidekabine zu duschen, nackt, nur wenige Meter von dir und ohne dich anfassen zu können?“, fragte ich.
„Nun ja. Wenn es sich auch nur annähernd so anfühlt wie die Folter, die ich mit dir dort ertragen musste, dann weiß ich ziemlich genau, was du meinst.“
Ich betrachtete sein ruhiges Gesicht und fasste plötzlich Mut. „Komm mit mir nach Hause.“
Als wir zum Parkplatz gingen, dauerte es nicht lange, bis ich den Duschsex aus meinem Kopf verscheucht hatte und ihn durch den Gedanken daran ersetzte, Saint Wildes Mund erneut auf meinem zu spüren. Da ich schlecht mit ihm rummachen konnte, während er fuhr, musste ich mich mit Konversation begnügen.
„Warum hast du die Spezialeinheit verlassen?“, fragte ich, als wir losfuhren. Seine Vergangenheit interessierte mich, denn schließlich war er erst dreißig und hatte seine Militärkarriere bereits beendet.
Saint warf mir einen Blick zu, ehe er die Augen wieder auf die Straße richtete. Die schwachen Lichter des Armaturenbretts erhellten die blonden Bartstoppeln an seinem Kinn.
„Da gab’s viele Gründe. Otto hatte einen Unfall auf einem Schiff. Er wollte raus, hatte aber Hemmungen, ohne mich zu gehen. Dann bekam ich eine E-Mail von meiner Schwester Hallie, in der sie mir schrieb, wie verrückt MJ arbeitet und immer mehr abnimmt. Sie hat schon immer sehr hart gearbeitet, aber wenn man als Anwältin versucht, es zur Geschäftsleitung zu bringen, kann es gefährlich werden. Schlussendlich war es aber Lanny und dieses Jobangebot, das den Ausschlag gab. Im Sicherheitsbereich zu arbeiten und trotzdem in der Nähe der Familie zu bleiben, war ein echter Traum.“
„MJ lebt auch in Dallas, oder?“
„Ja. Drei meiner vier Schwestern leben hier in der Stadt. Sassy ist die Einzige, die noch in Hobie wohnt.“
Ich überlegte, welcher der Gründe wohl der schwerwiegendste war. „Du arbeitest wirklich gern für Landen, was?“
Er zuckte mit den Schultern. „Lanny war unser Anführer bei ein paar krassen Missionen. Einer der klügsten und mutigsten Männer, die ich kenne. Ich würde dem Arsch überallhin folgen. Dass ich ihn beim Gemma-Job im Stich gelassen habe, hat mich echt mitgenommen.“
Es erklärte so viel über sein widersprüchliches Verhalten mir gegenüber. Ja, nein, vielleicht, besser doch nicht. Ich musste zugeben, dass es mich etwas beruhigte. Es fiel mir leichter, damit umzugehen, dass Saint mir aus Gründen der Ehre, seinem Respekt Lanny gegenüber oder aufgrund seiner persönlichen Arbeitsmoral auswich, und nicht, weil er ganz einfach nicht wirklich auf mich stand.
„Was ist bei dem Gemma-Job eigentlich passiert? Sie ist eine berühmte Sängerin. Ich nehme an, du hast ihr Selbstverteidigung beigebracht?“
Ich wollte ihn absichtlich ärgern, aber mein platter Spaß schien erfolgreicher gewesen zu sein, als ich erwartet hatte.
Saint sah mich erneut mit großen Augen an. „Machst du ... machst du Witze?“
„Natürlich mache ich Witze“, sagte ich lachend. „Eine verwöhnte Diva wie die würde wohl keinen ihrer hübschen Finger krümmen, um sich selbst zu verteidigen, also hättest du ihr das auch nicht beibringen können. Hast du vielleicht ihre Leibwächter trainiert? Ihnen Kickboxen beigebracht, um sie in Form zu halten?“
Er schnaubte, gab es dann aber auf, den Empörten zu spielen und begann ebenfalls zu lachen. Der Mann hatte ein verfluchtes Grübchen, wenn er lachte, und ich sehnte mich danach, meine Lippen dagegen zu pressen. Beinahe konnte ich im Geiste die Stoppeln auf der zarten Haut meiner Lippen spüren.
„Arsch“, sagte er mit einem Grinsen. „Ich war der leitende Spezialist in ihrem Team für persönlichen Schutz.“
Ich rieb die Handflächen auf meinen Oberschenkeln. „Na gut, es könnte sein, dass ich dich gegoogelt und den Medienrummel gesehen habe, den dieser Vorfall ausgelöst hat. Klang, als hätte sich die Frau das selbst eingebrockt.“
„Vielleicht, vielleicht auch nicht, das ist auch nebensächlich. Aber beim Job hätte ich einen kühlen Kopf bewahren müssen.“
Saints Augen waren fest auf die Straße gerichtet, aber sein Lächeln war erloschen. Ich ergriff seine Hand. „Vielleicht. Trotzdem gut zu wissen, dass auch du nicht perfekt bist.“
Er hob unsere verschlungenen Hände an seine Lippen und setzte einen sanften Kuss auf meine Knöchel, ehe er sie wieder auf seinen muskulösen Oberschenkeln ablegte. Seine Körperwärme drang durch den dunklen Stoff seiner Jeans, und
am liebsten wäre ich über die Mittelkonsole in seinen Schoß gekrochen, um mich wie eine Katze dort zusammenzurollen.
„Und du?“, fragte er sanft. „Erzähl mir von der Ladeneröffnung.“
Wir verbrachten den Rest der Fahrt damit, darüber zu reden, wie wir dahin gekommen waren, wo wir heute waren. Unsere Geschichten waren beide von familiären Einflüssen geprägt. Erst nach dem Tod meiner Großtante und dank der Ermutigung meiner Schwester hatte ich es geschafft, meinen Job im Auktionshaus in der Stadt aufzugeben, um meinen eigenen Laden zu eröffnen. Ich erzählte Saint, dass ich bereits nach weniger als einem Jahr gewusst hatte, dass es genau das war, was ich tun wollte. Und Hobie war genau der Ort, an dem ich es tun wollte.
Er erzählte mir von seiner erschreckend großen Familie. Er war das viertälteste von zehn Kindern und stand vor allem Otto sehr nahe, der weniger als ein Jahr nach Saint und MJ geboren wurde. Er beschrieb eine Kindheit, die mehr oder weniger das pure Chaos gewesen war, und mir wurde bewusst, wie unterschiedlich wir aufgewachsen waren.
Saints Familie war laut und witzig, draufgängerisch und unordentlich. Meine war stilbewusst und verklemmt, wie ein zierliches kristallenes Champagnerglas im Vergleich zu Saints Tetrapack mit Kakao.
Dabei hatte ich mich schon immer nach Kakao gesehnt.
Irgendwann musste ich völlig in Gedanken versunken sein, denn die Hand, die ich gehalten hatte, strich mir plötzlich durchs Haar.
„Augie? Hörst du mir noch zu?“
Seine Stimme war so gedämpft und beruhigend wie das gleichmäßige Reifengeräusch des Trucks auf der Autobahn. Die Dunkelheit hatte mich eingelullt. Im Hintergrund lief leise Country-Musik.
„Hm? Ich glaube, ich war für eine Minute weggedöst“, gab ich zu. „Tut mir leid.“
Seine Finger in meinem Haar zu spüren, beruhigte mich. Hätte ich die Abfahrt zu meinem Wohnbezirk nicht gesehen, wäre ich versucht gewesen, mich gleich wieder von ihnen einlullen zu lassen.
Wir betraten das Farmhaus und ich beobachtete, wie Saint sich in dem frisch zurechtgemachten Raum umsah. Jetzt war ich umso dankbarer, dass Kat und Rory mir während ihres Aufenthalts geholfen hatten, das Haus wieder in Ordnung zu bringen.
„Möchtest du etwas zu trinken?“, fragte ich und versuchte verzweifelt, das nervöse Rumoren in meinem Magen zu ignorieren.
„Gerne. Ich nehme ein Bier, wenn du eines hast.“
„Klar.“ Einen kurzen Moment lang versuchte ich, meinen Atem zu beruhigen und ging dann in die Küche. Nachdem ich mir zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank geangelt hatte, ging ich in die Speisekammer, fand ein Glas gemischter Nüsse und brachte alles hinüber ins Wohnzimmer.
Saint nahm auf dem Sofa Platz, und ich stellte die Sachen auf dem Couchtisch ab. Ich erstarrte. Wo zur Hölle sollte ich mich hinsetzen? Wenn ich mich auf dem kleinen Sofa direkt neben ihn setzte, würde er mich vielleicht als verzweifelt auffassen. Setzte ich mich hingegen auf den Stuhl, würde er möglicherweise denken, ich hätte kein Interesse.
Bevor ich zu einer Entscheidung gelangen konnte, seufzte er. „Komm her“, murmelte er, ehe er mich in seinen Schoß zog und mein Gesicht umfasste, um mich zu küssen.
„Hör auf zu denken“, raunte er gegen meine Lippen. „Allein dir zusehen zu müssen, wie du mit dir selbst kämpfst, ist anstrengend.“
Innerlich ging ich in die Defensive. Ich wollte ihm sagen, dass es nicht leicht war, mit der Tatsache umzugehen, dass ich ihn bezüglich seines Jobs in eine missliche Lage brachte. Aber ich war zu sehr mit meiner Begierde beschäftigt, die in jedem Nervenende meines Körpers eine glühende Lust zu entfachen schien, und alles, was ich wollte, war mehr.
„Mm-hmm“, schaffte ich unter seinem Mund hervorzubringen. Was ich damit ausdrücken wollte, war: „Okay, weniger denken und mehr küssen. Sehr viel mehr küssen.“
Ich spürte sein Lächeln auf meinen Lippen, als er mein Gesicht mit seinen großen Händen umschloss. „Du schmeckst so verdammt süß“, flüsterte er vor sich hin.
Als er mich inniger küsste und seine Zunge in meinen Mund eindrang, drehte ich mich um und setzte mich rittlings auf seinen Schoß. Ich legte Knie und Beine auf beiden Seiten seiner Hüfte ab und richtete mich auf, um meine Arme um seinen Hals zu schlingen. Seine Hände wanderten über meine Hüfte und zu meinem Rücken. Sie waren stark und sicher – besitzergreifend, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte. Ich fühlte mich irgendwie sicher unter seiner Berührung, etwas, was ich bei zufälligen Bekanntschaften noch nie erlebt hatte. Mir wurde bewusst, dass ich es so verdammt liebte. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass diese Begegnung so ein Feuer in mir entfachen würde.
Saint ließ seinen Mund nach unten wandern, um mein Kinn und meinen Hals zu küssen, und bewegte sich gerade so viel, dass ich die riesige Beule unter seiner Jeans spüren konnte. Ich stöhnte unwillkürlich und stützte mich mit einer Hand auf seiner Brust ab, um mich über seinem Schwanz zu halten. Ich wollte ihn so gerne berühren, aber ich war immer noch nervös und verunsichert. Was, wenn das alles nur ein Witz war? Was, wenn ich seinen Schwanz berührte und er mich dafür zusammenschlug?
Bevor ich mir erneut einen Vortrag dazu, dass ich zu viel nachdachte, halten konnte, legte Saint seine Hände wieder an mein Gesicht und hörte auf, meinen Hals zu küssen. Als ich es bemerkte, sah ich zu ihm auf.
„Was ist?“, fragte ich.
„Wenn du nicht drauf stehst, dann sag es lieber jetzt“, sagte Saint leise. „Es ist okay, Augie. Ich kann einfach gehen. Du wirst meine Gefühle nicht verletzen.“
Etwas daran störte mich, aber ich nahm mir nicht die Zeit, um herauszufinden, was es war.
„Ich stehe drauf, Saint. Mein Gott, merkst du nicht, wie verrückt ich danach bin? Wie kommst du dazu, so etwas zu sagen?“
„Du warst plötzlich völlig in Gedanken versunken. Und ich verstehe schon. Das muss dir seltsam vorkommen, aber ich will nicht, dass du dich meinetwegen unwohl fühlst.“
Ich bewegte meine Hände über seinen Oberkörper und strich mit dem Finger über eine Seite seines Adamsapfels. Die Berührung verpasste mir Gänsehaut und ich sah ihm wieder in die Augen. Er schien geduldig zu warten, und allein dafür wollte ich ihn küssen.
„Ich fühle mich nicht unwohl, und es ist auch nicht seltsam“, sagte ich. „Du gibst mir das Gefühl …“ Ich schluckte und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, als mir die Wahrheit bewusst wurde. „Deinetwegen fühle ich mich normaler, als ich mich je in meinem Leben gefühlt habe … und das ist das Seltsame daran.“
Ich konnte ihn nicht ansehen. Nach diesem Eingeständnis wollte ein Teil von mir weglaufen und sich verstecken. Stattdessen lehnte ich mich nach vorne, legte meine Stirn auf seine Brust und wartete. Wartete darauf, dass er lachte, dass er sich über mich lustig machte. Darauf, dass er mich von sich wegschob und ging. Ich wusste, dass es die Vorurteile und das
Mobbing aus meiner Vergangenheit waren, die alles in meinem Kopf durcheinanderbrachten, aber es fühlte sich trotzdem schrecklich echt an. Er hatte mir nie einen Grund dafür gegeben, aber ich hatte immer noch Angst, zurückgewiesen zu werden. In Wirklichkeit wartete ich darauf, dass er zur Besinnung kam. Es gab unzählige Dinge, die Saint hätte tun können, aber nichts davon geschah.
Stattdessen schlang er seine Arme fest um mich und stand auf. Dann trug mich dieser heiße Scheißkerl in mein Schlafzimmer.