Das Auto rumpelte so stark, dass ich mir den Kopf anstieß. So unsanft war ich schon lange nicht mehr geweckt worden. Ich erhob mich und kletterte zwischen den beiden Sitzen nach vorn.
Maximilian warf mir einen schnellen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Eine zweispurige Autobahn mit vielen Bodenwellen und Schlaglöchern und insgesamt wenig Verkehr. Kein Wunder, die Trasse war Gift für jeden Stoßdämpfer.
»Na? Ausgeschlafen?«, fragte er mich.
»So lala«, gab ich zurück. »Wie lange war ich weg?«
»Knappe zwei Stunden.«
Ich griff mir den Sicherheitsgurt und schnallte mich an. Die Landschaft, durch die wir fuhren, sagte mir wenig. Viel Grün, sonst nichts.
»Wo sind wir?«
»Irgendwo hinter Stettin«, gab er zurück.
»Polen.« Ich gähnte. »Wie lange brauchen wir noch?«
»Rund vierhundertfünfzig Kilometer. Laut Navi sechs Stunden.«
»Da rechnen wir besser mit acht.«
»Hm«, machte er.
Ich bückte mich und zog eine Thermoskanne aus dem Beutel, den ich in den Fußraum gelegt hatte. Ich schraubte den Verschluss ab, goss mir Kaffee in den Deckel und trank einen Schluck.
»Magst du?«, fragte ich und hielt ihm den Becher hin.
»Vielleicht nachher«, meinte er.
»Tolles Auto«, sagte ich. »Ich will auch mal fahren. Hat schön viel Platz.«
Er lächelte. »Der Motor schluckt Unmengen von Benzin. Aber für eine einzelne Tour ist das okay.«
Wir schwiegen eine Weile.
»Wenn wir später an den Grenzübergang kommen, lässt du vorher mich ans Steuer«, sagte ich. »Ich rede mit den Beamten und zeige alle Papiere, die du mir mit einem deiner verbindlichen Anwaltlächeln rüberreichst.«
»Mach ich«, erwiderte er und fügte an. »Wie ist es da so?«
»In Kaliningrad?«
Er nickte.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ähnlich wie in Berlin. Sowjetbauten und Häuser von früher, als Kaliningrad noch Königsberg hieß.«
»Die Stadt gehörte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu Deutschland.«
»Die nordöstlichste Großstadt Preußens. Haben die Russen behalten. Aber … das ist dort nicht, wie man sich gemeinhin Russland vorstellt. Kaliningrad ist westlich geprägt. Du siehst eigentlich nur deutsche und japanische Autos. Die gleichen Schriftzüge und Logos internationaler Marken an den Einkaufszentren wie bei uns. Die üblichen Designer. Und jede Menge Wasser drumherum.«
»Was ist mit der Grenze?«
»Die kontrollieren schon. Gründlich. Das ist mit Europa nicht vergleichbar. Aber mit den Papieren, die uns Hans beschafft hat, müssten wir problemlos durchkommen.«
Er nickte. »Wo hast du deine Waffe verstaut?«
»Hinten«, sagte ich.
»Da schauen sie nicht nach?«
»Nein.« Ich lachte. »Glaub mir, das macht keiner.«