»Was alles so sein soll. Was alles hätte anders sein können, wenn du nur ehrlicher mit mir gewesen wärest, Oberon«, sagt das ältere Müxerl, streichelt die Wange des jüngeren, dann seinen Nacken. Das jüngere lehnt sein Gewicht gegen die Hand, schließt die Augen. »Rund um das Becken, in dem du und ich spielen, wird getanzt, gelacht, gestöhnt. Das bin ich von Walpurgis gewöhnt, nur etwas stiller ist es hier im Schloss, und ich drücke wieder einmal meine Krallen durch deine Haut. Ein Zittern geht durch dich, die Bakterien strömen zu der Wunde, ziehen sich dann wieder zurück.«
Das falsche Müxerl erschaudert.
»Ich lecke über dein Tentakel, weil das die dünne Haut aufraut, schließe meinen Mund um den Greifarm, höre dein Grummeln. Ein weiteres Mal presse ich Sekret hinaus und das Wasser um mich verdickt sich, wird zu noch mehr Gallerte. Es ist kaum noch ein Schwimmen, was wir beide machen, fast nur noch ein Sich-Aufbäumen gegen immer stärkeren Widerstand. Die Gallerte drückt gegen uns. Das Lichterspiel der Bakterien verliert Farben. Bald werden sie dunkelblau werden und du wirst wieder an den Ort gelangen, den du suchst. Die Blüten, die unsere Körper umfassen, sind inzwischen auch ganz entfaltet, lassen sich treiben und wiegen, wie wir uns treiben und wiegen lassen.
Ich trage dich, ich trage dich.
Ich beiße dich, und damit trage ich dich.
Ich drücke auf dich und damit trage ich dich.
Ich drücke deinen weichen Körper zusammen, färbe deine Bakterien blau, drücke deine Spannung aus dir heraus wie aus einer Frucht, und auf der anderen Seite, auf der anderen Seite…
Es wird dunkler um uns. Es wird dunkler um uns und ich weiß nicht, woher das kommt. Meine Zähne sind noch in deinen Tentakel geschlagen, aber so dunkel bist du, so dunkel, wie du noch nie gewesen bist, und auf einmal verstehe ich nicht mehr.
Die Bakterien strömen zu mir, sehe ich, dunkelblau strömen sie alle zu mir wie immer, ein Spiel von Kindern.
Ein Spiel von Kindern, wie sie in mich eindringen, als wäre das nichts.
Vielleicht, weil schon die Blüten ihre Widerhaken in mich geschlagen haben, bin ich zu offen, oder weil es so dunkel ist, weil rund um uns Schleim ist und gar kein Wasser mehr, weiß ich gar nicht mehr, wo ich bin und wo nicht, weiß ich gar nicht mehr, wo du bist und ich nicht, weil Schleim überall ist und das Licht auf mich zuströmt, in mich strömt und mich erfüllt, und es ist Lust darin wie ein Höhepunkt, und zugleich bin ich mir gewiss, gerade zu sterben.
Ich sterbe, denke ich, und die Blume zittert, weil auch sie etwas flutet, das sie nicht nehmen kann, Angst und eben diese scharfe Gewissheit.«
»Ich sterbe ja«, ruft das falsche Müxerl, erschrocken. »Nein, das will ich nicht, nein!«
»Es bäumt sich ein letztes Mal auf in mir«, sagt das echte, ältere, »aber es entgleitet mir im selben Moment, weil ich gefüllt werde und alles in mich fließt, und ich kann nicht atmen, und ich bin überall und ich werde nirgendwo mehr sein, und wo bist du, Oberon? Wo bist du?
Hilf mir!
Es wird dunkel.
Es wird dunkel.
Es wird.«